O N E I der anfang
„Oh, I'll drain your life 'til there's nothing left but your blood shot eyes!" Lautstark sang ich den Text von „Dark Side", der aus meiner Box dröhnte, mit und hüpfte durch die Wohnung. Ich liebte es, alleine zu Hause zu sein. Niemand konnte sich über meinen grässlichen Gesang beschweren und ich konnte die Musik so richtig fühlen.
Grinsend lief ich an einem Spiegel im Flur vorbei, blieb kurz stehen und ging dann ein paar Schritte wieder zurück, sodass ich mich richtig betrachten konnte. Man, sah ich mal wieder heiß aus in meinem wunderschönen Gammel-Outfit! Diese schicken alten Leggins und die zu große Strickjacke standen mir ja mal total.
Über meine eigenen Gedanken lachend, hüpfte ich unbekümmert weiter und bekam fast einen Herzinfarkt, als es plötzlich an der Tür klingelte.
„Boah ey, einfach kurz vor Schock gestorben", murmelte ich leise vor mich hin, während ich mit immer noch heftig klopfendem Herz die Tür öffnete.
Erstaunt und ein wenig verwirrt musterte ich dann im nächsten Moment die zwei uniformierten Männer vor meiner Tür. Was wollte die Polizei hier?
„Uhm, Entschuldigung? Wie kann ich ihnen helfen?", fragte ich dann höflich, als ich mich gesammelt hatte.
„Hernandez?", brummte der eine der beiden Männer, er war wahrscheinlich nur ein paar Jahre älter als ich. „Ja, ich bin Shayna Hernandez."
„Können wir kurz hereinkommen?" Jetzt war der etwas ältere Mann dran und ich musterte die beiden misstrauisch. Meine Eltern hatten mir immer gesagt, ich solle nie fremde Leute, erst recht nicht irgendwelche Männer hereinlassen.
„Haben Sie vielleicht einen Dienstausweis oder so? Also ich möchte hier natürlich nicht ihre Autorität in Frage stellen, aber . . ." Beide lächelten mich freundlich, aber auch ein bisschen mitleidig an und zeigten mir dann ihre Ausweise. Vorsichtig zog ich die Tür ganz auf und als einer der beiden begann, umständlich seine Schuhe zu öffnen, winkte ich nur ab. „Ach, lassen sie die ruhig an, hier muss eh mal wieder geputzt werden."
Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon 16:37 Uhr war. Wo war eigentlich Mama? Sie wollte spätestens 16 Uhr wieder da sein, aber anscheinend verspätete sie sich mal wieder.
„Okay, um was geht es denn jetzt eigentlich?", wollte ich wissen und hatte ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache. Es konnte doch nichts Gutes bedeuten, wenn die Polizei vor deiner Tür stand.
„Nun, erstmal, es tut uns wirklich sehr leid und sie müssten uns noch kurz ein paar Fragen beantworten", erklärte der junge, sympathisch wirkende Polizist.
„Uhm, ja klar. Was gibt's?"
„Ihre Mutter, heißt sie Katherine Hernandez? Und ist sie heute wie immer zur Arbeit gegangen? Ach, und vielleicht noch als letztes, wann sollte sie denn hier wieder erscheinen?"
Ein wenig überfordert blickte ich die Polizisten an. „Äh, ja, so heißt sie. Und Mama ist heute Morgen wie jeden Tag ganz normal zur Arbeit gegangen. Eigentlich sollte sie auch schon wieder da sein, aber anscheinend verspätet sie sich ein wenig, dass kommt öfter mal vor", erklärte ich.
„Ich...ähm...also wir haben eine sehr schlechte Nachricht für dich. Es gab heute Nachmittag einen schweren Autounfall. Eine unbeteiligte Passantin wurde dabei von einem der Autos erfasst, mitgezerrt und tödlich verletzt. Sie verstarb noch am Unfallort. Und...die Frau wurde identifiziert. Es handelt sich um deine Mutter."
Deine Mutter. Deine Mutter. Deine Mutter.
Die letzten Worte des Polizisten hallten in meinem Kopf, kamen nicht wirklich bei mir an, während ich verzweifelt versuchte, dass zu verstehen, was der Polizist gerade gesagt hatte.
Dann schluchzte ich laut auf, krallte mich an dem uniformierten Mann neben mir fest und meine Beine begannen zu zittern.
Nein.
Nein, nein, nein.
Das konnte nicht wahr sein.
Tot. Mama. Nein, dass ging einfach nicht.
Sie war doch immer da. Hatte mir geholfen, in den 16 Jahren die ich bereits auf der Welt.
Sie war auf eine bestimmte Art und Weise unsterblich für mich gewesen, meine persönliche Heldin.
Und jetzt sollte das vorbei sein?
Meine zitternden Beine gaben jetzt unter mir nach, Tränen strömten über mein Gesicht und ich sank auf den Boden.
Mühsam schnappte ich nach Luft, mein Herz stach plötzlich so komisch in meiner Brust und alles tat weh.
Ich konnte das nicht.
Wie sollte ich ohne sie zurechtkommen?
Mein Körper erzitterte unter meinen Schluchzern, schwarze Punkte tanzten in meinem Blickfeld.
Warum? Warum ausgerechnet sie?
Und dann wurde alles schwarz und für einen Moment vergaß ich alles.
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