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Kapitel 49

River

Ich stellte meine Cornflakes-Schüssel in die Spüle und ließ kurz Wasser hineinlaufen. Anschließend schlenderte ich zurück in mein Zimmer. Für Freitag musste ich noch Einiges packen, dementsprechend hielt ich Ausschau nach all den nützlichen Dingen und der Kleidung.

Die Reisetasche war in meinem Schrank verstaut. Einen Moment später lag sie geöffnet auf meinem Bett. Überfordert guckte ich sie an. Die Frage lautete, wie ich sie nun füllen sollte. Ich hasste es. Das war das Einzige, was mich bei einem Urlaub nervte. Das Packen.

Mein Handydisplay blinkte auf, eine Sprachnachricht von Hunter. 'Stehe gleich vor deiner Haustür, mach auf.' Komisch, er hatte gar nicht erwähnt, dass er noch vorbeischauen wollte. Ich dachte, er wäre jetzt beim Sport. Vormittags besuchte mich eigentlich niemand.

Ich legte alles weg, lief anschließend zur Tür und blickte sogleich in das Gesicht meines besten Freundes, als ich sie öffnete. "Was gibt's?", erkundigte ich mich und gewährte ihm den Eintritt. "Ich brauche dein Auto über das Wochenende."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Er wusste eigentlich, dass ich auf diese Frage nie eine bejahende Antwort gab. "Wieso?" Hunter zog sich Schuhe und Jacke aus, ehe er ins Wohnzimmer ging und ich ihm folgte. "Mom möchte über Weihnachten zu unseren Verwandten fahren, bevor sie wieder in die Reha muss. Da dachte ich mir, ich tue ihr diesen Gefallen."

Ich konnte durchaus nachvollziehen, wieso er da einwilligte. Er würde sie wegen ihrer Behandlung wochenlang nicht mehr sehen, da gönnte ich ihm natürlich die Zeit mit seiner Mutter. Mein Baby gönnte ich ihm jedoch nicht. Niemanden.

"Ist ja schön und gut, aber was ist mit deinem Auto?", hakte ich dementsprechend nach, während ich die Arme vor der Brust verschränkte. "Ist in der Werkstatt", sagte er knapp. Danach nahm er sich einen Bonbon aus der Schale, die in der Mitte des Tisches stand.

"Aha. Tut mir leid, aber ich leihe dir die Schlüssel nicht aus." Zumal ich selbst mit Antoinette wegfuhr, da brauchte ich den Audi selber. Hunter rümpfte die Nase. "Ehrlich, ich bin auch nicht froh darüber, dich danach fragen zu müssen. Nur leider habe ich deine Ersatzschlüssel verloren."

Er grinste, weshalb mein Gehirn sofort seine Anspielung kapierte. "Du Wichser!", entfuhr es mir, sichtlich um Fassung bemüht. "Wie kannst du die klauen, dann aber auch noch verlieren? Hunter, mach mich nicht wütend."

"Ich finde es lustig, dass du nie mitbekommen hast, wie ich über Nacht mit deinem Audi unterwegs war. Dein Wagen zieht nun mal Mädchen förmlich an." Er hatte was? Das erklärte zumindest, wieso auf mysteriöser Weise mein Tank plötzlich leer war.

"Ich hoffe ja, dass du deine Weiber nicht auf meiner Rückbank flach gelegt hast", entgegnete ich sowohl angeekelt als auch leicht sauer. Er lachte laut auf. "Nein man, so viel Anstand habe ich noch. Jetzt rück' die Schlüssel raus! Ich muss gleich ins Fitness."

"Nein. Jetzt wo ich weiß, dass du mein armes Auto missbraucht hast, bekommst du erst recht nicht die Schlüssel", lehnte ich ab. Hunter formte seinen Mund zu einem O. "Ich hätte lieber die Klappe halten sollen. Mein Fehler."

Bestätigend nickte ich. "Außerdem verbringen Toni und ich das Wochenende woanders", erzählte ich ihm schließlich von unserem Vorhaben. "Wäre das nicht der Fall, hätte ich sie dir vielleicht sogar gegeben." Nein hätte ich nicht. Ich ließ ihn nur in diesem Glauben.

Hunter stöhnte genervt auf. "Ich erinnere dich, dass dein Vater haufenweise Mercedes-Benz besitzt. Leih dir doch einen aus! Als sein Sohn hast du Recht darauf." Sicherlich würde ich das nicht tun. Ich brauchte seinen Besitz nicht. Ich brauchte überhaupt nichts von ihm.

"Bruder, du weißt, wie ich momentan zu Dad stehe. Ich kann ihn jetzt nicht nach eins seiner Autos fragen. Das geht nicht!", stritt ich mit ernster Miene ab. "Dann mach es wie ich! Klau einfach die Schlüssel. Merkt der eh nicht." Ich presste die Lippen zu eine Linie und schüttelte den Kopf.

"Alter, hör auf so egoistisch und geizig zu sein, wenn es darum geht, dein Auto herzugeben!", rief er plötzlich anklagend, woraufhin ich sofort eingeschnappt scharf die Luft einzog. "Sei doch nicht so fies! Ich bin ganz bestimmt kein Egoist und auch nicht geizig", erwiderte ich beleidigt. "Heul nicht, River."

Ich wusste nicht, wie er das jetzt hinbekommen hatte, aber ich steuerte im nächsten Moment in mein Zimmer und suchte nach meinem Autoschlüssel. "Heul nicht, River", äffte ich ihn hässlich nach, als ich zu ihm zurückkehrte. "Hier! Da hast du die bekackten Schlüssel."

Seine Augen fingen förmlich an zu funkeln, als ich den Schlüsselbund vor seinem Gesicht hielt. Er wollte schon nach ihnen greifen, doch da zog ich sie blitzschnell nach hinten. "Ich warne dich, Hunter. Nur ein Kratzer und...", er unterbrach mich, "- du bringst mich um. Ich weiß schon!"

Zufrieden überreichte ich ihm den Autoschlüssel, nachdem ich ihn von dem Bund entfernt hatte. Ich könnte ihn dafür hassen, dass ich seinetwegen nun doch eins der Mercedes nehmen musste. Was man nicht alles für seinen besten Freund tat.

"Dann setz' mich wenigstens beim Autohaus ab. Für morgen soll nichts fehlen." Hunter bejahte, doch verlangte, dass ich mich dann auch beeilen solle. "Ja, ich ziehe mich nur schnell um und dann können wir los. Warte hier."

In Rekordzeit wechselte ich meine Kleidung und frisierte meine Haare. Dabei nahm ich mir vor, im Laufe der Woche den Friseur zu besuchen. In der Zwischenzeit machte es sich Hunter auf der Couch bequem und checkte scheinbar Instagram ab.

"Ich bin fertig", setzte ich ihn in Kenntnis. Einige Minuten danach saß ich auf dem Beifahrersitz, während er vor dem Steuer Platz nahm. "Wohin gehst du eigentlich mit Toni hin?", erkundigte sich Hunter wenig später neugierig.

"Ich nehme sie mit zu unserem Ferienhaus." Dad sperrte mein Bankkonto, demnach besaß ich nicht genügend Geld für irgendwelche Hotels. Da blieb mir bloß diese Möglichkeit übrig. Ich musste mit dem letzten bisschen Bargeld ausgekommen, welches ich für Notfälle gespart hatte.

Nämlich dachte ich nicht einmal daran, meinem Vater die Genugtuung zu geben, indem ich bei ihm angekrochen kam und um das Freigeben meines Kontos flehte. Ich war nicht von ihm abhängig, das war ich nie und werde ich auch nie sein. Sein Geld brauchte ich auch nicht unbedingt.

"Frische Luft tut euch beiden gut", meinte Hunter und ich stimmte ihm schmunzelnd zu. "Aber hast du nicht diesen Samstag einen Kampf? Du kannst das doch nicht einfach verpassen!" Augenblicklich zuckten meine Mundwinkel wieder nach unten.

Er traf vollkommen ins Schwarze. Eigentlich sollte ich hierbleiben, doch als Antoinette mich fragte, ob wir nicht verschwinden wollen, konnte ich nicht anders, außer zuzustimmen. Dazu dachte ich auch an meine Vorteile und Bedürfnisse.

Andererseits fühlte ich mich Lana gegenüber schlecht. Hierbei durfte man mich durchaus als einen Egoisten bezeichnen. "Eigentlich schon. Aber ich wollte letztens schon die Kämpfe hinschmeißen. Natürlich bin ich aber eingeknickt und habe trotzdem Dad's Befehlen Folge geleistet."

Mein bester Freund warf mir für eine kurze Sekunde einen verständnislosen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. "Du weißt, ich respektiere deine Freundin. Aber deine Schwester respektiere ich noch mehr. Du kannst Lana jetzt nicht einfach hängen lassen!"

Diesen Vorwurf konnte er sich sonst wohin stecken. Das stimmte nämlich nicht, ich ließ meine Schwester nicht im Stich. Niemals! Sie hatte oberste Priorität. Hunter hatte doch keine Ahnung. Er wusste nicht, dass all meine Pläne bloß zum Scheitern verurteilt waren und meine Versuche, um sie zurück nach Hause zu holen, nichts nützten. Nur irgendwann wurde es zu viel.

Ich brauchte Zeit, um klare Gedanken fassen zu können. Und dann kehrte ich mit neuer Kraft und Motivation zurück. Das schien er jedoch nicht zu begreifen. "Hunter, mir ist klar, du machst dir nur Sorgen. Aber Lana geht es gut. Bis auf, dass sie uns vermisst, wird sie dort gut behandelt. Sieh es so, als würde sie bloß eine Zeit lang bei ihrer Freundin wohnen."

Das war nicht gelogen. Dad's Geschäftspartner war einst sein engster Kollege gewesen, bevor das Ganze seinen Lauf nahm und er sich als sein Konkurrent herausstellte. Demnach war seine Tochter Lanas beste Freundin. Wir hatten viel mit der Familie Baizen zu tun.

Hunter machte einen misstrauischen Eindruck, weshalb ich leise aufseufzte. "Bitte, halte mir hier nichts vor. Ich muss wieder meine eigenen Entscheidungen treffen. Sonst drehe ich noch durch!" Seit Ewigkeiten hatte ich nicht mehr das getan, wonach mir war.

"Und wie genau stellst du dir das vor? Es passiert garantiert nichts Gutes, wenn du da nur nach Lust und Laune auftauchst." Ich musste zugeben, da hatte er nicht Unrecht. Bisher machte ich mir darüber jedoch keine weiteren Gedanken. Ich wusste nicht, welche Probleme das bereiten würde. Zuvor verpasste ich keinen einzigen dieser Samstage.

Neben mir hörte ich ihn ausatmen. "Ich weiß, wie wir es machen. Du genießt deine Tage mit Toni, während ich für dich einspringe. Mom und ich können auch am Sonntag losfahren."
"Auf gar keinen Fall! Das ist meine Angelegenheit", stellte ich sofort mit fester Stimme klar.

Trocken lachte er auf. "Sieht aber nicht danach aus, als würdest du dich weiter darum kümmern wollen." Unwillkürlich verfinsterte sich meine Miene, während ich die Hände zu Fäusten ballte. Er strapazierte gerade ziemlich meine Nerven. "Pass auf, wie du mit mir sprichst, Hunter", warnte ich ihn leise, aber bestimmt.

Es gefiel mir gar nicht, welche Wendung unser Gespräch nahm. Ich war kurz davor, meine ganze dies bezügliche Frust und Wut an ihm herauszulassen. Bekanntlich verlor ich nur selten meine Selbstkontrolle, doch wenn das der Fall sein sollte, endete es nie schön. Das wusste er zu gut.

"Entschuldigung, so meinte ich das nicht. Aber mich belastet es genauso, dass Lana nicht bei uns ist. Bitte, lass mich dir diesen Gefallen tun. Erinnere dich, wieso ich auf dich wütend war. Du musst nicht immer alles selbst regeln, akzeptiere das doch endlich!"

Grimmig musterte ich ihn. Es fiel mir schwer, auf seinen Vorschlag einzugehen. Allein, dass er von all dem Bescheid wusste, war riskant. Ich wollte ihn nicht noch tiefer in die Sache einmischen. "Ich halte das für keine gute Idee. Wahrscheinlich darfst du mich nicht einmal ersetzen", entgegnete ich ehrlich.

Seufzend schaltete er den Gang um und ließ die Hand auf dem Schalter ruhen. "Das können wir nur wissen, wenn du mich lässt. Vertrau mir einfach. Ich weiß schon, was ich tue." Zweifelnd betrachtete ich ihn von der Seite. Unter anderem wollte ich nicht, dass er meinetwegen verletzt wurde. Er sollte nicht die Schläge kassieren, die eigentlich für mich bestimmt waren.

"Traust du dir das wirklich zu? Die Typen dort sind wirklich erbarmungslos. Die sind breiter als Türsteher, ich sag's dir!" Auf Hunters Lippen bildete sich ein verschmitztes Grinsen. "River, all deine Technicken und Tricks hast du von mir. Was du kannst, kann ich besser. Ein Kinderspiel!"

Gut, der Punkt ging an ihn. Er besaß mehr Erfahrungen. Hunter war in Kampfsport ein echtes Naturtalent, ich machte mir umsonst große Sorgen. Trotz meinen Bedenken, würde ich demnach einwilligen. So entschlossen erlebte ich ihn seit Langem nicht mehr.

"Ich erlaube es dir", sagte ich schief lächelnd. Er erwiderte nichts, doch sein Gesichtsausdruck verdeutlichte mir, wie sehr ihn das freute. Außerdem offenbarte ich hiermit auch, dass ich Vertrauen in ihm hatte. Etwas, was ich ihm nur selten zeigte.

Anschließend sprach keiner von uns mehr. Die Fahrt über sah ich zu, wie die Häuser an mir vorbeizogen. "Denkst du, ich darf Lana sehen?", unterbrach er nach einer Weile die Stille. Irgendetwas an seinem Ton war plötzlich anders. Er klang sanft, ganz anders als normalerweise.

Automatisch lächelte ich verstohlen. Darum ging es ihm also- Er vermisste sie. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, wann er mir dies auch verdeutlichen würde. "Ich weiß es nicht", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Ich durfte sie immer für knappe fünfzehn Minuten sehen. Versuch einfach dein Glück. Lana freut sich bestimmt, wenn sie dich wieder sieht."

Ich ließ mir zwar nichts anmerken, aber mir war durchaus bewusst, wie sehr meine Schwester auch an ihm hing. Sie erkundigte sich jedes Mal nach seinem Wohlbefinden, sobald wir miteinander sprachen. Die Beiden waren eben viel zu auffällig.

Hunter nickte verstehend, dann setzte er ein Lächeln auf. "Also dann, wir sind da." Tatsächlich, das war mir entgangen. "Sei vorsichtig. Ich schreibe dir für Samstag die ganzen Einzelheiten später", informierte ich ihn, während ich mich abschnallte. "Mach das, wir sprechen uns."

Schwungvoll schubste ich die Autotür zu und wurde Zeuge davon, wie Hunter den AUX-Kabel in sein Handy steckte. Zum Abschied hob er noch in meine Richtung die Hand, ehe er davon fuhr. Oh man, ich vermisste mein Baby jetzt schon.

Als ich mich umdrehte, hatte ich das große Glasgebäude vor Augen. Keine Ahnung, wann ich zuletzt hier gewesen war. Alles schien unverändert. Ich steuerte mit langsamen Schritten zum Eingang.

Dad war glücklicherweise nicht hier, er hielt sich selten im Autohaus auf. Vermutlich arbeitete er in seinem Büro. Ehrlich gesagt, beruhigte mich dieser Gedanke. Die Wärme sprang mir sofort entgegen, nachdem ich die große Tür öffnete. Auch hier drinnen hatte sich wenig verändert.

"River! Welch eine Ehre, dich hier zu treffen", entdeckte mich Aiden keine Sekunde später. Er arbeitete seit über zwanzig Jahren für meinen Vater, indem er als seine rechte Hand diente. Dementsprechend hatte er selbst meine und Lanas Kindheit mitbekommen.

Aiden wurde mir wirklich zu einem guten Freund. Einer der weisesten und liebsten Menschen, die ich je kennengelernt hatte. "Hi, wie geht's dir?", erkundigte ich mich höflich. Wir führten bloß den typischen, langweiligen Smalltalk, da ich mit diesem Mann eigentlich recht wenig Gesprächsthemen hatte. Kurz danach erzählte ich ihm von meiner Bitte.

Komischerweise zögerte Aiden, als ich nach dem Schlüssel des Mercedes S-Klasse AMG fragte. Verwundert sah ich ihn an. Normalerweise musste er dem sofort nachgehen. "Es tut mir leid, aber Mister Adams hat mir ausdrücklich verboten, dir jegliche Schlüssel zu geben. Oder dir andere Gefallen zu tun."

Ich glaubte, ich hörte nicht recht. Wollte der mich gerade verarschen? Mir passte es überhaupt nicht, dass Dad mir Stück für Stück alles verweigerte. Bei meinem Bankkonto verstand ich es noch, aber das hier tat er nur, um zu zeigen, dass er mir nach wie vor überlegen war. Aber ich war sein Sohn, ich wusste ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.

"Hör mal, ich brauche dringend den Schlüssel. Also gib ihn mir einfach und ich verspreche dir, dass mein Vater nichts davon mitbekommt!", benutzte ich zuerst die Überredungskunst. Wenn die einfache Methode nicht funktionierte, hatte ich noch einen Plan B parat.

Aiden blieb wie nicht anders zu erwarten stur. Gott, war eigentlich das Wort meines Vaters für jeden Gesetz? Ich hasste es, wie er alle Menschen um sich herum dominierte. "Mhm, das ist echt schade", sprach ich fälschlich bedauernd weiter. "Zufälligerweise weiß ich, dass du, ohne seine Erlaubnis, einfach eins seiner Eigentümer für deine privaten Zwecke benutzt hast."

Dad verabscheute es, wenn hinter seinem Rücken Dinge abliefen und etwas, ohne sein Wissen geschah. Wie ironisch, dass ich ständig heimliche Taten ausführte. Doch bei mir war das halb so schlimm wie bei Aiden. Er könnte dadurch seinen Job verlieren, zumal sein gefürchteter Boss dies als Vertrauensbruch ansehen könnte. Dad war eine Sache für sich.

Sein Gesicht verlor an Farbe, ihm waren die bitteren Konsequenzen selbstverständlich bewusst. "Aber natürlich gebe ich dir die Schlüssel, River. Warte einen Moment!" Triumphierend sah ich ihm hinterher, während er die Schlüssel holen ging.

Der Ärmste, ich hätte ihn eigentlich niemals verraten. Natürlich war es dreist, dass ich das dennoch schamlos ausnutzte, bloß um meinen Willen zu bekommen, aber manchmal musste ich eben den reichen Arschloch-Sohn spielen. Auch, wenn ich nicht stolz darauf war, zeigte die Tatsache, dass man mich wie meinen Vater fürchten konnte, seinen Vorteil.

Keine fünfzehn Minuten später saß ich auf dem edlen Ledersitz des Mercedes. Dass ich gerade, trotz des Verbotes, das Lenkrad anfasste, machte diesen Moment noch reizvoller. Ich liebte meinen Audi, keine Frage, aber in solch einem Wagen zu sitzen, war eine völlig andere Erfahrung. Eine andere Liga. Das hatte Klasse.

Jetzt würde ich zur Firma fahren und meinen Vater zur Rede stellen. Denn ja, es war verdammt demütigend gewesen, zu erfahren, dass Aiden nicht länger meinen Bitten nachgehen durfte. Wahrscheinlich wollte dieser Mistkerl genau das erreichen- dass ich mich schlecht fühlte.

Ich startete den Motor, welcher sich wahrlich geil anhörte, parkte aus und machte mich auf den Weg zur Firma. Einfach aus Prinzip musste ich ihm nun die Schlüssel unter die Nase reiben, damit er einsah, dass er mich nicht immer hindern konnte.

Zweifellos herrschte zwischen uns Krieg und ich dachte nicht einmal daran, diesen zu verlieren. Entweder gingen wir gemeinsam unter oder ich kämpfte weiterhin um meinen Stolz. Von ihm ließ ich mich garantiert nicht kleinkriegen. Diesen Gedanken behielt ich bei, als ich in der Etage seines Büros ankam.

Am Empfang saß seine Sekretärin, welche mich herzlichst begrüßte. "Ist mein Vater drinnen?" Sie nickte, während sie ihre Brille zurecht rückte. "Aber Mister Adams möchte zurzeit nicht gestört werden." Bestimmt wollte er bloß in Ruhe seine Pfeife rauchen. Ich verkniff mir ein Augenverdrehen.

"Ist er alleine?", hakte ich achtlos nach. Wieder nickte sie. "Gut." Damit passierte ich an ihr vorbei, geradewegs in die Richtung seiner Zimmertür. Das Klacken ihrer High Heels verdeutlichte mir, dass sie aufgestanden war, um meinen Weg zu kreuzen, doch ohne Erfolg.

Grob riss ich die Glastür auf und trat ein. Dad blickte sofort zu mir auf, sein Gesichtsausdruck wirkte etwas überrascht. Wie nicht anders zu erwarten hielt er in der rechte Hand seine geliebte Pfeife, während er scheinbar dabei war, seine Dokumente durchzulesen.

"Entschuldigen Sie, ich habe ihm zwar gesagt, dass Sie derzeit keinen Besuch genehmigen, aber er wollte nicht hören!", vernahm ich die zierliche Frau hinter mir sagen. Ihre Stimme hörte sich in meinen Ohren unerträglich an, da sie piepsend klang und jammerte.

"Schon gut, Catrina. Sie können gehen", sprach Dad im ruhigen Ton, dabei mich keine Sekunde aus den Augen lassend. Ich erkannte sie nicken, ehe die Tür ins Schloss fiel. "River, mit was willst du mir dieses Mal die Ohren voll heulen?", wollte er anschließend seufzend von mir wissen. "Du störst mich bei meiner Arbeit", schob er gelangweilt nach.

Einige Schritte trat ich näher. Ich beugte mich vor, stützte meine linke Hand an seinem Schreibtisch ab und mit der Freien ließ ich den Autoschlüssel provokant vor meiner Nase baumeln. "Rate mal, wem der Schlüssel gehört", entfuhr es mir falsch lächelnd.

In Nullkommanichts sprang er von seinem Stuhl auf und ging an sein Fenster. Sein Anblick erfreute mich, als er unten am Straßenrand den glänzenden, grauen Mercedes bemerkte. "Wie zur Hölle ist der dir unter die Finger gekommen, hm?", fragte er sichtlich verärgert.

Innerlich grinste ich. "Ach Vater, du stellst mir immer die falschen Fragen. Das spielt doch gar keine Rolle! Du weißt doch, wenn ich etwas haben möchte, hole ich es mir auch." Er war Schuld, er gab mir diesen Ehrgeiz. Dad motivierte mich immer dazu, für meinen Willen zu kämpfen.

Sein Kiefer spannte sich an. Ich erkannte deutlich, dass er gleich vor Wut kochte. Nun würden wir ja sehen, wer wem unterlegen war. Denn dieses Machtspiel bereitete mir gerade ziemlich viel Spaß. Ich liebte es, den frechen Sohn zu spielen.

"Was ist mit deinem Auto passiert?", hakte er zornig nach. "Gar nichts. Ich hatte nur Lust auf eine Veränderung", erklärte ich schulterzuckend. "Muss doch jetzt echt hart sein, dass dein Plan, mir dein Eigen, auf das ich eigentlich Zugriff habe, zu verweigern, nicht aufgegangen ist."

Dad spielte unruhig an seiner Krawatte. Er zog sie locker- Eine Geste, die er immer tat, sobald er nicht wusste, was er zu sagen hatte. "Ich glaub's nicht!", rief ich erstaunt aus. "Das hat dir ja glatt die Sprache verschlagen. Wie ist es so einen Kontrollverlust zu erleiden? Macht es dich krank, dass ich mich gegen deine Regeln widersetze?"

Seine Miene verdüsterte sich noch mehr. Er drehte sich nun mit dem ganzen Körper zu mir um und richtete warnend den Zeigefinger auf mich. "Ich warne dich, River! Treib's nicht zu weit. Du bist kurz davor, die Grenze zu überschreiten!"

Gespielt ängstlich verzog ich das Gesicht. "Oh nein, jetzt habe ich aber Angst! Was passiert denn, wenn ich die Grenze überschreite?" Er hasste es, wenn ich Spott anwendete. Das nutzte ich gekonnt aus, um ihn noch mehr provozieren zu können. "River!", knurrte er schon bedrohlich.

"Ja, so heiße ich. Danke, dass du mich nochmal an meinen Namen erinnert hast", entgegnete ich grinsend. "Na ja, jedenfalls muss ich jetzt gehen. Ich muss noch meine Taschen packen." Sofort wurde er hellhörig und blickte mich verdutzt an. "Wohin gehst du?"

Absichtlich lenkte ich das Gespräch in die Richtung. Ich wollte, dass er von dem Kurztrip Bescheid wusste. Ihm soll bewusst werden, dass ich vorerst keinen einzigen Kampf mehr ausführen würde. Es reichte nun endgültig. Er war nämlich derjenige, der die Grenze überschritten hatte.

"Ach, vor mir liegt ein großes, chilliges Wochenende", antwortete ich locker. "Und weißt du, was das Beste daran ist? Ich bin ganz weit weg von dir. Herrlich." Mein Vater begriff erst Sekunden später, was ich ihm zu mitteilen versuchte. Als er es dann raffte, sah er mich fassungslos an.

"Du wirst nirgendwohin gehen!", befahl er mir, doch ich lachte gehässig auf. "Doch, das hast nicht du zu entscheiden! Ab sofort spielen wir hier nach meinen Regeln. Und die erste und goldene Regel lautet, dass du mich verdammt nochmal in Ruhe lässt! Ich bin nicht dein verfickter Diener!"

Hiermit sprach ich das letzte Wort, machte sogleich auf dem Absatz kehrt und wollte sein Büro wieder verlassen. Auf eine Antwort seinerseits musste ich nicht warten. Mir waren seine Drohungen egal. "Ganz schön mutig, so etwas zu bestimmen, wobei du doch die Hälfte der Schuld an dem Ganzen trägst! Nein River, nach deinen Regeln wird noch lange nicht gespielt."

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