Kapitel 48
Diese drei Worte zu hören- Davon träumte sicherlich jedes Mädchen. Man las es in Büchern und sah es in Filmen, wie der Junge seiner Liebsten seine Liebe gestand, worauf es meist so endete, dass das Mädchen seine Gefühle erwiderte und sie sich küssend um den Hals fielen.
Ich wollte auch solch einen berauschenden Moment erleben. Mit meinem Prinzen, in meiner eigenen Märchenwelt. Diese Szene spielte sich ständig in meinem Gehirn ab. Es gab tausende von Antwortmöglichkeiten auf ein 'Ich liebe dich'. Davon zog ich mindestens 999 bereits in Erwägung und plante mir genauestens meine Worte durch.
Als dann tatsächlich die drei Worte fielen, welche auch an mich gerichtet waren, entschied ich mich für die erbärmlichste Antwort, die ich River je hätte geben können. Nämlich gar keine. Mit großen Augen hatte ich ihn bloß angestarrt, bis gleich danach jemand kam, und unseren Moment unterbrach.
Ich war in diesem Augenblick emotional komplett am Ende gewesen. Bevor ich überhaupt vollkommen realisierte, was er da zu mir sagte, waren die Sekunden schon vorüber. Im Normalfall wäre ich ihm wohl auch küssend um den Hals gefallen, gleich nachdem ich meine Liebe für ihn herausgeschrien hatte.
Nun lag ich aber in meinem Bett, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen und blickte den Bildschirm meines Laptops an. Ich sah mir gerade meine Fotos an, die ich vergangenen Frühling geschossen hatte. So auch für die Zeitung.
Mein Schönling kannte ziemlich alle Schnappschüsse, die ich von ihm knipste, doch da gab es eine Aufnahme, von der er nicht Bescheid wusste. Selbst ich hatte die Existenz dieses Fotos vergessen. Anscheinend entstand das Bild am 08.03.2017
Ich verewigte eins seiner schönsten Momente. Herzlich lachte er auf dem Foto. Er wirkte zufrieden, bedingungslos glücklich- sorgenlos. Der Schnappschuss zeigte ihn, den Menschen, der er vor dem Sommer war. Bevor sein Leben eine graue Wendung nahm.
Je länger ich das Foto anschaute, umso mehr bereute ich mein Schweigen. Wenn ich könnte, würde ich jetzt die Zeit zurückdrehen, nur um alles richtig zu machen und den Moment zwischen zwei vertrauten Menschen noch einmal erleben. River sagen, dass ich ihn liebe.
Aber das ging nicht. Ich war weder Cinderella, die Hilfe von der guten Fee bekam noch fand ich wie Aladdin eine Wunderlampe, wobei Genie hervorkam und mir drei Wünsche zur Verfügung stellte. Schade, ich hätte gern einen Genie kennengelernt, der für meine Gunsten bereitstand.
Ein Klopfen ertönte. In der Sekunde, als ich Mom im Türrahmen erblickte, klappte ich sofort meinen Laptop zu und warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu. "Darf ich mich zu dir gesellen?", wollte sie zaghaft mit einem Lächeln wissen.
Ich nickte, legte meinen Laptop vorsichtig auf den Nachttisch und rutschte zur Seite, um ihr Platz zu machen. Sie kam auf das Bett, kroch sich unter die Decke und nahm mich keine Sekunde später in ihre Arme.
Genießerisch schloss ich die Augen, als sie mir sanft durch mein Haar strich. "Entschuldige, ich konnte nicht früher die Kanzlei verlassen. Meine Mandantin war heute besonders gesprächig." Ich winkte ab. "Das macht nichts. Die meiste Zeit war ich sowieso am Schlafen." Ihre Abwesenheit störte mich nicht sonderlich.
Meine Mutter gab einen Laut von sich, der mir zeigen sollte, dass sie verstanden hatte. "Ich habe mitbekommen, was heute passiert ist. Dein Vater hat es mir erzählt", fuhr sie vorsichtig fort. Das überraschte mich nicht. "Es lief wohl doch nicht so gut, wie du dir eigentlich erhofft hattest."
Ja, denn ich war der Überzeugung gewesen, dass ich es schaffen würde, einen normalen Tag zu überstehen, ohne dass bittere Erinnerungen auftauchten. Da täuschte ich mich aber gewaltig, ich war noch lange nicht im Stande, die Tatsachen vollkommen zu verdrängen.
"Schätze, ich bin noch nicht bereit", gab ich kleinlaut zu. Mom behielt Recht, als sie sagte, ich solle noch ein wenig warten. Aber natürlich wollte ich nicht hören- Das hatte ich nun davon. Mütter wussten meist immer, wovon sie sprachen. Daran zweifelte ich spätestens jetzt nicht mehr.
Ich merkte, wie sie mich fester drückte. "Schatz, das ist nicht schlimm. Meinetwegen entschuldige ich dich noch eine weitere Woche und du holst deinen Lernstoff zu Hause nach. Daran soll es nicht liegen. Ich will nur, dass es dir gut geht. Du musst dich wohl fühlen."
Augenblicklich spielte ein schwaches Lächeln meine Lippen, während ich zu ihr herauf sah. Das Gefühl verstanden zu werden, war sowohl beruhigend als auch erleichternd. Ich befürchtete nämlich schon, dass sie mit mir schimpfen würde, weil ich meinem eigenen Kopf nachgegangen war, anstatt ihren Rat zu befolgen.
"Gibt es etwas, das ich noch wissen müsste?", fragte sie plötzlich. In ihrer Stimme schwang der Klang von Erwartung mit, worauf ich mich aufsetzte und Mom verwirrt anblickte. "Was soll schon sein?", gab ich zurück. Sanft strich sie mir eine Haarsträhne hinters Ohr.
"Dich beschäftigt auch etwas anderes", stellte sie fest und ich verstand wirklich nicht, wie sie mich jedes Mal durchschauen konnte. Trotzdem tat ich auf unwissend. Ich war mir nämlich nicht ganz sicher, ob ich mit ihr über meine Liebesangelegenheiten sprechen wollte.
"Mir musst du nichts vormachen, Toni. Aber wenn du darüber nicht reden möchtest, respektiere ich das natürlich." Sie lächelte. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck nur zu gut. Den setzte sie immer auf, sobald sie dennoch alles erfahren wollte und innerlich vor Neugier platzte.
Und scheiße, er funktionierte auch. Ich knickte jedes Mal ein und rückte sofort mit den Geschehnissen heraus. So wie auch jetzt. "River hat mir gesagt, dass er mich liebt." Unsicher fasste ich mir an mein Armband. Mom wirkte sichtlich überrascht darüber.
"Aber das ist doch schön!", rief sie anschließend begeistert aus. Wow, ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Sympathie sie für diesen Kerl pflegte. "Oder nicht? Du scheinst nicht sonderlich froh darüber zu sein", schob sie hinterher verunsichert nach, da ich keine Miene verzog.
Ablehnend schüttelte ich den Kopf. "Nein, nein- Das ist es nicht! Natürlich bin ich glücklich darüber. Nur war meine Reaktion nicht sonderlich angemessen gewesen. Vermutlich habe ich ihn auf's Übelste enttäuscht. Das ist es, was mir Sorgen bereitet", erklärte ich wahrheitsgemäß.
Mom's Mundwinkel zuckten nach unten und sie nickte verstehend. "Was hast du gesagt?" Die Frage lautete doch wohl eher, was ich hätte sagen sollen. "Nichts", sagte ich zögerlich. Daraufhin atmete ich frustriert aus und vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich war so dämlich.
Diese Situation erinnerte mich stark an den Zwischenfall mit dem Smiley. Da gab ich auch keine akzeptable Antwort. Ehrlich, man müsste von meinen fatalsten Erwiderungen eine Top-10 Liste erstellen, wobei das hier den 1. Platz belegen sollte. Gott, das war ja schon der next level shit.
Mom lachte leise in sich hinein, weswegen ich sie irritiert anblickte. Sie sollte sich wenigstens nicht in solch einem Moment über mich lustig machen. Das war eine ernste Lage. Schließlich hatte ich wahrscheinlich alles gefährdet, was mir mit River heilig geblieben war.
Okay, ich übertrieb- hatte ich nicht. Aber das war trotzdem ziemlich doof für ihn. Was er sich da wohl dachte? Nicht, dass er am Ende noch glaubte, ich würde seine Gefühle nicht erwidern. Oh nein, bitte nicht! Meine Stille machte gewiss solchen Eindruck. Ich könnte heulen.
"Hör bitte auf zu lachen! Sag mir lieber, was ich tun soll", forderte ich grimmig und lehnte mich gegen das Bettgestell. "Versteh mich nicht falsch, ich lache nicht deinetwegen. Ich habe mich nur daran erinnert, wie ich reagiert habe, als Miles mir zum ersten Mal seine Liebe gestand."
Das interessierte mich nun auch. Daher schaute ich sie neugierig an und hakte nach. "Ich bekam Panik und machte einen peinlichen Abgang. Das ist weitaus schlimmer, als überhaupt nichts zu sagen." Tatsächlich fühlte ich mich gleich besser, nachdem ich dies hörte.
Belustigt schüttelte ich den Kopf. "Was hat Dad dann gemacht?" Ihrem Lächeln nach zu urteilen spielte sich diese Szene gerade in ihrem Kopf ab. "Er hat auf mich gewartet. Er wusste, dass ich es beängstigend fand, starke Gefühle für jemanden zu haben", erzählte sie, den Blickkontakt meidend. Es fiel ihr schwer, über die alten Zeiten zu sprechen- das merkte ich ihr deutlich an.
Im nächsten Moment griff Mom nach meinen Händen. "Glaub mir, wenn ich dir sage, dass River auch auf dich warten wird. Du musst da keine Angst haben. Er hat das bestimmt nicht falsch verstanden", sprach sie sanftmütig und strich mit dem Daumen über mein Handrücken.
"Außerdem denke ich nicht, dass du ihn lange warten lassen wirst. Du bist dir durchaus deinen Gefühlen bewusst", ergänzte sie lächelnd. Meine Mundwinkel zuckten nach oben, da sie die Wahrheit aussprach. Plötzlich bekam ich auch den Drang, zu ihm zu gehen. Trotz der späten Uhrzeit musste ich River sehen.
"Ich bin sogar jetzt bereit!", rief ich motiviert aus. In Sekundenschnelle stand ich auf dem festen Boden und lief rüber zu meinem Kleiderschrank. "Was?", entfuhr es Mom perplex. Ich holte mir eine weiße Hose und einen roten Adidas Sweatshirt heraus. "Du willst jetzt zu ihm?"
Entschlossen bejahte ich, als ich mir den Sweatshirt überstreifte. "Toni, es ist kurz vor halb zwölf! Draußen ist es stockdunkel. Möchtest du nicht lieber bis Morgen warten?", versuchte sie es mir auszureden, doch ohne Erfolg.
Ich schlüpfte in meine weiße Skinny-Jeans, zog sie mir hüpfend über die Hüften und knöpfte zuletzt die Knöpfe zu. "Er wohnt ganz in der Nähe. Dazu sind die Straßen belichtetet!", erklärte ich ruhig und griff anschließend nach meinem Labello und der Wimpernzange.
"Und was, wenn er schon schläft?" Ich musste grinsen, als ich den Kopf schüttelte. River und schlafen? Wohl kaum. Der Typ ist genauso nachtaktiv wie ich. Wie sonst hätten wir früher unsere späten Telefongespräche ausgehalten. "Mom, es wäre nicht der erste nächtliche Besuch. Beruhige dich bitte", erzählte ich locker.
Zeitgleich erinnerte ich mich wieder an die Nacht, an der er mit einer Schokoladentafel vor meiner Haustür stand. Er sagte mir, er könne durch mich den Weg zur Normalität wiederfinden. Meine Vorfreude stieg. Ich konnte es kaum mehr aushalten. In Kürze würde ich River gegenüberstehen.
"Inwiefern nächtliche Besuche, junge Dame?", fragte Mom mit strengem Unterton. Ouh, meinen vorherigen Satz konnte man durchaus falsch verstehen. "Harmlose Nächte!", versicherte ich ihr demnach schnell. "Keine Sorge, wir haben nicht miteinander geschlafen." Zumindest noch nicht. Und selbst wenn, hatte das sie ja eigentlich nichts zu interessieren.
Sie schien sichtlich erleichtert darüber zu sein, weshalb ich leise seufzte. "Aber muss ich dich noch warnen, falls ihr intim-" Peinlich berührt fiel ich ihr sofort ins Wort. Sie sollte erst gar nicht ausreden. "Ich bin bestens informiert, danke!" Ich spürte, wie die Hitze in meine Wangen stieg.
Glücklicherweise sagte sie dazu nichts mehr, wodurch die Situation nicht noch unangenehmer wurde. Erneut stellte ich mich vor den Spiegel. Zuerst wölbte ich meine Wimpern mit der Zange nach oben, bevor ich den Lippenbalsam auftrug. Die Brille ließ ich heute aus.
Schnell kämmte ich noch mein Haar durch, schüttelte diese, damit sie etwas voluminöser aussahen und war schließlich mit dem Endergebnis zufrieden. Ich drehte mich anschließend zu meiner Mutter, die mich bedauerlicherweise immer noch zweifelnd musterte.
Ich näherte mich ihr an und nahm ihre Hände in meine. "Bitte, halte mich nicht auf. Wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich mir weiterhin Vorwürfe machen. Ich muss ihn unbedingt sprechen!", sagte ich flehend. "Diesmal schleiche ich mich auch nicht aus dem Haus, das ist ein Fortschritt!"
Nach Sekunden der Stille nickte sie schließlich. "Na gut, ich lasse dich gehen. Du wirst sowieso das tun, wonach dir ist. Pass nur auf dich auf, ja?" Ich nickte eifrig, dann fiel ich ihr freudig um den Hals. "Danke!"
"Ach und bevor ich es vergesse!", entfuhr es ihr, als ich kurz daraufhin schon mein Zimmer verlassen wollte. Fragend blickte ich sie an. "Bezüglich dem, dass du nicht in dieser Gegend bleiben möchtest. Wäre da vielleicht ein kurzer Ortswechsel die Lösung?"
"Worauf willst du hinaus?", verlangte ich augenblicklich interessiert zu wissen. Sie schmunzelte mich an. "Ich meine, dass mich dein Freund gefragt hat, ob er nicht mit dir über ein Wochenende wegfahren darf." Überrascht weiteten sich meine Augen. Das hatte er getan?
Ich erinnerte mich auch an ihr Gespräch. "War das etwa der Vorschlag, den du abgelehnt hast?" Ein kurzes Nicken ihrerseits diente als Antwort. "Ja, aber jetzt denke ich, dass es dir gut tun würde. Frag ihn doch mal, ob sein Angebot noch steht."
Sprach mit mir wirklich Valeria Mandoza? Diese Worte von ihr zu hören, wirkte so surreal. Erst vor kurzem wusste sie nicht einmal seinen Namen und nun schien sie ihm sogar zu vertrauen. Allen Anschein nach hatte sich River hier ziemlich beliebt gemacht. Kein Wunder aber auch.
"Ich werde es mir überlegen. Danke, dass du es mir erzählt hast. Allgemein für das Gespräch. Hat mir wirklich geholfen!", sagte ich wahrheitsgemäß und schenkte ihr ein Lächeln, welches sie erwiderte. Einen Herzschlag später stieg ich, dicht gefolgt von Mom, die Treppen herunter.
In der Küche angekommen, suchte ich die Schubladen nach Schokolade ab. Wenig später hielt ich glücklich die gewünschte Schokoladentafel in den Händen. "Wozu brauchst du die denn?", erkundigte sich meine Mutter sichtlich belustigt.
Unwillkürlich grinste ich, als ich ihre Frage vernahm. "Lange Geschichte." Sie lachte kurz auf, währenddessen ich meine Sneaker anzog. Nachdem ich auch meinen ebenso roten Mantel trug, schnappte ich mir noch die Schlüssel. "Dann mal viel Erfolg! Soll ich auf dich warten?"
Ich öffnete die Haustür, ehe ich mit den Schultern zuckte. "Das wirst du schon merken." Ich verabschiedete mich, trat dann nach draußen und hörte hinter mir die Tür ins Schloss fallen. Es war wärmer, als ich erwartet hätte. Scheinbar waren die wirklich kalten Wintertage vorüber.
Den ganzen Weg über dachte ich gründlich darüber nach, was ich River gleich sagen würde. Ich hoffte nur, dass ich vor ihm keine weichen Knie bekam und somit all meine Worte vergaß. Unglaublich, wie ich selbst nach fast vier Monate Beziehung dermaßen nervös wurde.
Ich fühlte mich wie damals, als er nur mein Schwarm war und ich mich nicht einmal traute, ihn auf den Schulfluren zu begrüßen, aus Angst, ich würde mich peinlich aufführen. Jedes Mal, wenn ich ihm begegnet war, konnte ich nicht mehr klar denken. Mein Verstand setzte aus. Da war nur dieses Herzflattern gewesen.
Doch hier ging es nicht um eine einfache Begrüßung, sondern um so viel größeres. Um die Liebeserklärung, von welcher ich niemals geglaubt hätte, dass ich sie River Adams machen würde. Mir wurde im positiven Sinne schlecht.
In der Einfahrt erkannte ich sein Auto, also war er zu Hause. Das war schon mal gut. Abrupt kam mir hierfür jedoch ein anderer Gedanke. Was, wenn Mister Adams ebenso anwesend war? Oder noch schlimmer- er mir die Tür öffnete? Egal, was River auch behauptete, dieser Mann hasste mich ganz gewiss.
Aber ich konnte doch jetzt nicht einfach Kehrt machen, nur weil ich Schiss vor seinem Vater hatte. Wie erbärmlich käme das denn bitte? Nein, ich musste das durchziehen. Nichts und niemand sollte mich daran hindern.
Ich bewegte meine Finger Richtung Haustürklingel, doch hielt wiederholt in meiner Bewegung inne. Reiß dich zusammen, Antoinette! Du schaffst das. Tief atmete ich ein und wieder aus. Anschließend betätigte ich mutig die Klingel. Ich sollte auf das Beste hoffen.
Je mehr Sekunden vergingen, desto größer wurde meine Nervosität. Mein ganzer Körper kribbelte. Als würden tausende von Schmetterlingen in meinem Bauch Krieg führen. Die sollten gefälligst verschwinden. Ich kollabierte hier gleich.
"Antoinette?" Seine raue Stimme bescherte mir Gänsehaut. In seinem Blick lag ein Hauch von Verwunderung. Selbstverständlich erwartete er keinen Besuch. Allein sein äußeres Erscheinungsbild machte dies deutlich. Zur Begrüßung lächelte ich ihn warm an. "Hi."
Im nächsten Moment erkannte ich ein Schmunzeln auf seinen Lippen. Diese perfekten Lippen, die förmlich zum küssen einluden. "Was machst du hier? Es ist kurz vor Mitternacht." Ich nickte allwissend. "Die Uhrzeit hat doch bei uns nie eine Rolle gespielt", hauchte ich.
River lachte verführerisch sexy auf, worauf ich mir augenblicklich auf die Unterlippe biss. "Touché!" Anschließend lagen wieder seine Augen auf mir. Unter seinem Blick fühlte ich mich plötzlich sowohl schutzlos als auch unverwundbar.
"Ich bin hergekommen, weil ich dir etwas sagen muss. Etwas, was ich dir hätte viel früher sagen sollen", begann ich schließlich. In meiner Stimme schwang leicht ein Zittern mit. Weil ich ein Übermaß von Aufregung empfand. River sagte nichts. Er wartete, bis ich weitersprach. Was auch besser so war, er sollte mir nämlich nur zuhören.
"Es gibt eigentlich vieles, was ich dir noch nicht gebeichtet habe. Du bist mein Held, River. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn du bei mir bist, fühle ich mich komplett. Ich kann mir nicht vorstellen, an der Seite jemandes anderen zu stehen. Ich möchte nur dich. Bei dir sein. Eigentlich will ich nur, dass du glücklich bist. Dein Lächeln ist nämlich das, was wiederum mich mit Zufriedenheit erfüllt."
Er schwieg weiterhin. Sein aufrichtiges Lächeln bestätigte mir, dass ich mich hier gerade nicht lächerlich machte. Zuvor wählte ich diese Woche noch nie, um sie auch laut auszusprechen. Je weiter ich redete, umso sicherer wurde ich mir.
"Seit wir uns daten, sind sowohl gute als auch schlechte Dinge passiert. Aber letzten Endes blieben wir zusammen. In dieser Zeit bin ich mir meinen Gefühlen dir gegenüber noch bewusster geworden."
Es tat unfassbar gut, die Wahrheit auszusprechen. Viel zu lange hatte ich ihm diese nun vorenthalten. Ich wusste zwar nicht, was nun in ihm drinnen vor sich ging, jedoch musste es ihm gleich ergehen. River verspürte dieselbe Aufregung wie ich.
"Du hast mir nie einen Grund gegeben, um dich aufzugeben. Im Gegenteil. Du hast mich bei allem unterstützt. Durch dich änderte sich meine Perspektive auf das Leben. Du bist meine Farbe, wenn ich alles farblos sehe. Du bist so viel für mich, River. Ich kann vielleicht auf vieles verzichten, aber niemals auf dich."
Als nächstes deutete ich auf die Schokoladentafel in meiner rechten Hand, woraufhin sein Blick sofort daran haftete. "Erinnerst du dich? Du hast mir auch Schokolade geschenkt, gleich nachdem du mir verdeutlicht hast, dass ich dir wichtig bin."
Mein Lächeln wollte gar nicht mehr verschwinden, als River mir die Tafel abnahm und mich liebevoll anschaute. "Du hast es dir wirklich gemerkt", brachte er leise hervor. Ich nickte eifrig. "Ich habe mir so ziemlich alles gemerkt. Alles, was mit dir zu tun hat."
"Du bist wundervoll, weißt du das eigentlich?", wiederholte er meine Äußerung, die ich ihm am jenen Tag gesagt hatte. Wieder machte sich das Kribbeln in meinem Bauch bemerkbar. Gewisse drei Worte lagen mir auf der Zunge. Sie waren bereit, ausgesprochen zu werden.
Ich blickte ihn innig an. Wahrscheinlich ahnte er schon, was nun folgen würde. Viel zu lange hatte ich damit gewartet. Der Moment könnte nicht perfekter sein. Die gesamte Situation war besonders- Er machte sie besonders. "Ich liebe dich, River."
Einen Augenblick zögerten wir. Einen Bruchteil einer Sekunde lang, in der die Welt in den Hintergrund rückte. Als er meine Hand berührte, machte mein Herz einen kleinen Hüpfer. Ich blickte in seine Augen- sie funkelten und ich wusste, dass er mich liebte.
Jeder Herzschlag führte mich noch näher zu ihm, bis sich endlich unsere Lippen in der Mitte trafen. Der Kuss, nach dem wir beide uns unbewusst gesehnt hatten, entfachte in mir ein Feuerwerk der Gefühle. Ich wollte, dass es niemals aufhörte. Dieser Moment ewig so blieb.
Mein Körper reagierte unwillkürlich, ich genoss es, wie er mit seinem Oberkörper an mich schmiegte. Rivers Hand lag unter meinem Kinn, als wir uns immer leidenschaftlicher küssten und seine Zunge zwischen meine Lippen glitt. Unsere Zungen begegneten sich.
Seine Berührungen sandten Begehren durch meine Adern. Alles andere schien in diesem Augenblick bedeutungslos zu sein, nur er und ich zählten. Meine Hände fanden ihren Weg in seinen Nacken, ich wollte ihn nah wie möglich haben.
Vorsichtig entfernte er sich von mir, unsere Stirne lehnte sich gegeneinander an. Wir atmeten beide schwer. Er raubte mir den Verstand, ich konnte nicht klar denken. Nach wie vor hielt ich die Augen geschlossen, konzentrierte mich nur auf ihn. Sein wundervoller Duft umhüllte mich.
"In dir steckt ja wohl doch eine kleine Romantikerin, Mandoza", wisperte er nach einer kurzen Zeit der Stille, was mich sofort zum Schmunzeln brachte. "Ich habe nie behauptet, dass keine in mir steckt", gab ich genauso leise zurück.
River lachte, lehnte sich zurück und blickte mich lächelnd an. Sanft strich er mir mein Haar aus dem Gesicht. "Habe ich dir schon mal gesagt, wie schön du im Mondlicht aussiehst?", hauchte er hingebungsvoll. Ich sagte dazu nichts. Stattdessen griff ich nach seinen beiden Händen.
"Lass uns wegfahren, River. Nur wir beide. Irgendwohin, wo all unsere Sorgen weit zurück liegen. Wo wir unsere Zweisamkeit genießen können. Bist du dabei?" Das war das Einzige, was mir gerade im Sinn schwebte. Er wirkte überrascht.
River zögerte nicht, er war sich aber auch nicht sicher. "Das möchtest du?", fragte er mit schwacher Stimme. "Ich möchte mit dir sein." Der Druck an meinen Händen wurde fester, als er nickte. "Ich bin dabei. Lass uns wegfahren." Mein Lächeln wurde noch breiter, als ich seine Zustimmung zu Ohren bekam.
Wieder drückte er seine Lippen auf meine. Der Kuss hallte nach, die Berührung erfüllte meine Seele und breitete sich über meinen Hals und meine Arme aus, bis sie sich in meinem Bauch niederließ. Das war eindeutig Liebe.
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