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Kapitel 3

Seit der Party vergingen mittlerweile drei Tage und die Schule hatte wieder begonnen. Allerdings dauerte es ein wenig, bis ich mich erneut an das Schulleben gewöhnte. Spätestens zwei Wochentage später, hatte ich mich aber an den gewohnten Alltag angepasst.

Natürlich hatte ich nun keine Gelegenheit mehr meine freie Zeit vollständig dem Fotografieren zu widmen, da Schule eben vor ging, jedoch merkte ich durch meine Arbeit an der Schülerzeitung kaum einen Unterschied. Ob ich jetzt aus Spaß oder aus Pflicht fotografierte, spielte für mich keine Rolle. Auf beiden Weisen ging ich immerhin meiner Leidenschaft nach und für mich zählte bloß das.

Es war zwar erst der dritte Schultag nach den Ferien, aber trotzdem war der Tag wirklich anstrengend gewesen. Ich hatte alle Hände voll zu tun. Der Tag verlief nämlich so ab, dass ich außerhalb des Unterrichts den neuen Schülern die Schule zeigen musste und in meiner freien Zeit mit Joshua das extra Zimmer säuberte, da sich dort in den letzten sechs Wochen ganz schön viel Staub angesammelt hatte.

Das Zimmer war der Ort, an dem wir an der Schülerzeitung arbeiteten. Wir trugen laut dem Direktor selbst die Verantwortung für die Zeitung, als auch für den Raum. Normalerweise hätten Josh und ich uns damit nicht zufrieden gegeben, gäbe es da nicht die Tatsache, dass es uns verdammt viel Zeit gekostet hatte, den Direktor überhaupt dazu zu überreden, uns die Zeitung zu geben.

Als nämlich unsere Vorgänger, die ich nebenbei bemerkt nicht kannte, das Vertrauen der Schulleitung missbrauchten, indem sie mit der Schülerzeitung große Desaster beschwort hatten, traute der Direktor keinem mehr die Zeitung an. Welche Katastrophen sie verursachten wusste ich jedoch nicht. Aufgrund dessen mussten Joshua und ich vor knappen zwei Jahren zuallererst der Schulleitung, als auch den Lehrern beweisen, dass wir die Arbeit auch wirklich ernst meinten und sie auch respektierten.

Nachdem dies auch erfolgreich geklappt hatte, kam eins nach dem anderen- Wir bekamen den speziellen Raum dafür und durften über jegliche wichtige Anlässe, Personen und Dinge der Highschool berichten. Während Josh sich um die Formulierung der Artikel kümmerte, holte ich die dazugehörigen Fotos. Deswegen sagten auch alle, dass man uns nur im Doppelpack kannte.

Erschöpft betrat ich mein Zuhause und zog mir mit Schnelligkeit die Jacke aus, hing sie an den Kleiderhaken und stellte daneben meine Schultasche ab. Meinen Hausschlüssel ließ ich in die Schlüsselablage fallen und bewegte mich in die Richtung des Wohnzimmers.

Dort angekommen ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Der Fernseher war an und auf der Couch lag meine jüngere Schwester Kaylee. Sie schaute sich eine Kindersendung an und war völlig fixiert darauf. Alles andere um sich herum schien sie nicht wahrzunehmen. Dieser Anblick ließ mich schmunzeln.

Auch wenn sie mich manchmal ganz schön nerven konnte, war sie trotz allem mein Herzstück. Jüngere Geschwister eben. Ich wollte zu ihr laufen, da drehte sie plötzlich ihren Kopf nach hinten und fing an förmlich zu strahlen. "Toni!", rief sie glücklich.

Sofort ließ sie von der Sendung ab, sprang vorsichtig von der Couch runter und rannte mit ausgestreckten Armen mit ihren kleinen Beinchen auf mich zu. Lachend nahm ich sie in meine Arme und strich mit einer Hand ihre schwarzen Strähnchen hinters Ohr, während ich mit der anderen Hand sie fest hielt. "Dir auch hallo, mein Schatz!", drückte ich Kaylee mit diesen Worten einen kleinen Kuss auf die Wange. Die Fünfjährige schmiegte sich an meine Halsbeuge. "Mir war so langweilig.", kam es dann nuschelnd zurück. Erneut musste ich lachen. "Na komm, lass uns nachsehen was Mama so treibt!"

Meine Schwester erklärte mir, dass Mom im Kinderzimmer war und dort ein bisschen aufräumte. Mit ihr auf meinen Armen stieg ich also die Treppe hoch, ließ Kaylee aber im zweiten Stockwerk runter. Wie klein sie auch war, nach einer Weile wurde sie ziemlich schwer.

"Toni ist zurück aus der Schule!", eilte sie mir voraus und benachrichtigte Mom freudig. Durch Kaylee schaute Mom bereits in die Richtung der Tür, als ich schließlich im Türrahmen stand. Sie hatte einen Arm um ihre jüngere Tochter gelegt. "Wie war die Schule?", wurde mir dann die allzu bekannte Frage gestellt. "Gut.", gab ich grinsend zurück.

Mom wusste, dass ich diese Frage nie ernst beantworten würde. Aus diesem Grund hakte sie auch nicht weiter nach, sondern widmete sie sich der sauberen Wäsche. Kaylee setzte sich währenddessen auf ihren kleinen gelben Stuhl.

In diesem Moment fiel mir Joshuas Vorschlag ein, bei ihm zu Abend zu essen. Außerdem gab es immer noch die unvollendete Arbeit am Fotoalbum.

"Mom, ist es in Ordnung, wenn ich heute bei Josh bin? Zum Einen hat mich seine Familie eingeladen und zum anderen müssen wir noch an Alisha Bones Fotoalbum weiter arbeiten. Uns fehlt nur noch ein kleiner Schliff." Wie erwartet bekam ich ihre Erlaubnis.

"Du hast mich schon seit Jahren nicht mehr gefragt, ob du zu Joshua gehen kannst.", bemerkte sie lachend. Während Mom sprach, platzierte sie einen ordentlich gefalteten Kleidungsstück in Kaylees Schrank. Unwillkürlich musste ich über ihre Bemerkung lächeln, da es stimmte.

Ich brauchte eigentlich auch nicht zu fragen. Meine Mutter liebte sowohl meinen besten Freund, als auch seine Familie. Deshalb würde sie mir alles erlauben, solange Josh bei meinem Vorhaben auch beteiligt war.

Manchmal glaubte ich sogar, sie würde sich uns nicht nur als zwei beste Freunde wünschen. Immer wieder schwärmte sie darüber, dass er ein guter Junge sei und man genau so einen Menschen im Leben brauchte.

Doch die Wahrscheinlichkeit mit Joshua Davies zusammenzukommen war genauso gering, wie das freiwillige Aufgeben meiner Fotografie. Beides waren völlig unmögliche Dinge.

"Darf ich mitkommen?", warf Kaylee auf einmal hoffnungsvoll ein. Wie es deutlich zu sehen war, liebte sie Josh ebenfalls. Schmunzelnd lief ich auf meine Schwester zu und kniete mich hin, um mit ihr auf Augenhöhe sein zu können. Das Blau in ihren Augen glich der Farbe des Meeres. Sie war äußerlich das komplette Gegenteil von mir, daher ähnelte sie auch stark unserer Mutter.

Mom und Kaylee hatten beide pechschwarzes Haar, blaue Augen und die gleiche Nase. Noch dazu besaßen beide Locken. Wiederum ähnelte ich mehr meinem Vater mit glatten hellbraunen Haaren und dunkelbraunen Augen. Die Ähnlichkeit war schon immer verblüffend gewesen.

"Dieses Mal leider nicht, aber ich verspreche es dir! Das nächste Mal nehme ich dich mit." Sofort schmollte sie und verschränkte ihre kurzen Arme vor der Brust. "Das sagst du immer!" Leise seufzte ich auf.

So langsam fielen mir keine Ausreden mehr ein und je länger ich sie ansah, desto weniger konnte ich dem Drang widerstehen, ihre wilden Locken zu wuscheln. Kaylee zog sofort eine gequälte Miene, derweil sie auch verzweifelt versuchte das Haar wieder in Ordnung zu bringen. Leise kicherte ich und half ihr dabei, indem ich die Strähnen gleichmäßig an die richtigen Stellen verteilte, sodass ihr Scheitel wieder gerade aussah. In gleicher Sekunde kam mir eine Idee, wie ich sie zufrieden stellen konnte.

"Okay, ich bestimme jetzt nicht den Zeitpunkt, aber Josh und ich werden mit dir, sobald wir die Zeit dazu finden, einen kleinen Ausflug machen. Egal wohin du willst, wir gehen dahin. Einverstanden?", schlug ich also grinsend vor. Wie erhofft freute sie sich, nickte eifrig und fiel mir um den Hals. Mein Blick wanderte zu Mom. Sie hatte uns die ganze Zeit über amüsiert beobachtet.

"Ich gehe runter in mein Arbeitszimmer. Sagt Bescheid, wenn ihr etwas benötigt!", setzte sie uns anschließend in Kenntnis. Nachdem Mom mit dem Wäschekorb in ihren Händen das Zimmer verließ, schaute ich wieder zu Kaylee.

Mittlerweile hatte sie mich losgelassen und schenkte ihre Aufmerksamkeit ihrem Puppengeschirr. Im nächsten Augenblick stand ich auf und schaute auf sie herab. "Ich gehe jetzt auch in mein Zimmer!" Meine Schwester machte nur eine schnelle Handbewegung und würdigte mir keines Blickes. Dies machte sie immer, um mir klarzumachen, dass ich auch endlich verschwinden sollte. Und so schnell konnte ihr das Spielzeug wichtiger sein.

Lächelnd ging ich raus auf den Flur, schloss aber nicht ihre Zimmertür hinter mir zu. Aus Angst Kaylee nicht hören zu können, wenn sie entweder nach uns rief oder aber ein Problem hatte, schlossen wir die Tür nie. Ein weiterer Grund war auch die Fünfjährige selbst. Sie wusste nämlich immer einen Weg in Schwierigkeiten zu geraten. Was passieren würde, wenn sie älter wird, wollte ich mir gar nicht vorstellen.

Zwei Zimmer weiter kam ich in mein eigenes, schloss dieses Mal aber die Tür hinter mir zu und lehnte mich gegen sie an. Kurz ließ ich meine Augen durch das Zimmer schweifen. Ein wenig Ordnung würde auf jeden Fall nicht schaden. Überall hingen zahlreiche Fotos an einer Wäscheleine. Das waren die Fotos, die persönlich, gleichzeitig aber auch für mich am Schönsten waren. Darunter waren Bilder von meiner Familie, meinen Freunden und von unvergesslichen Momenten. Ich war schon immer der Ansicht gewesen, dass jedes Foto eine Geschichte erzählte. Jedes trug mindestens eine Erinnerung mit sich, was in meinen Augen die Fotografie umso schöner machte.

Schließlich ging ich an meinen Kleiderschrank. Da es nicht nur Josh war, den ich heute Abend sehen würde, sondern auch seine Eltern und seine zwei Brüder, wollte ich mich auch angemessen kleiden. Lange brauchte ich nicht zu überlegen und entschied mich für eine schwarze Jeans.

Die extra zerrissene Jeans kombinierte ich mit einem roten Hoodie. Als nächstes setzte ich mich an meinen Schminktisch.

Viele sagten mir, dass ich kein Make-up benötigte. Laut ihnen war meine Haut perfekt. Meiner Meinung nach könnte ich aber ein wenig Farbe vertragen. Seit meinen Kinderjahren hatte ich nämlich eine blasse Haut. Mir gefiel sie nicht, weshalb ich sie oft überschminken wollte. Ich kaufte mir immer dunkle Farben, trug sie bis ich fünfzehn wurde auch regelmäßig auf und fühlte mich somit wohler.

Irgendwann bemerkte ich jedoch, dass ich lernen musste, mich selbst zu akzeptieren und zu respektieren. Mit dem Make-up vertuschte ich immerhin die eigentliche Wahrheit. Also fing ich an nichts mehr außer Feuchtigkeitscreme zu tragen. Nach einer bestimmten Zeit konnte ich stolz auf meine Haut sein und lernte mit ihr umzugehen, so wie mit vielen Dingen. Wie sagte man so schön? 'Mit dem Alter kommt die Reife.'

Nun benutzte ich all dieses Zeug nur für gewisse Anlässe, oder aber auch aus Langweile.

Nachdem ich meine Wimpern getuscht und mich eben dezent geschminkt hatte, stand ich auf und nahm meinen kleinen Rucksack. Darin verstaute ich meine Kopfhörer, mein Handy und bald auch meine Schlüssel.

Zufrieden betrachtete ich mich ein letztes Mal im Spiegel, verließ anschließend das Zimmer und stieg die Treppen hinunter. Sie führte direkt ins Wohnzimmer. Da sah ich Kaylee Mandelas anmalen, während meine Mutter auf der Couch ein Buch las.

Bevor ich beiden Bescheid gab, dass ich nun zu Joshua aufbrechen würde, nahm ich die Schlüssel und zog mir meine Vans an. Dann schulterte ich meinen Rucksack und ging erneut zu ihnen. "Ich muss los!", rief ich daraufhin in die Runde. "Verspäte dich nicht, Toni!", meinte Mom bloß, ohne von ihrem Buch aufzusehen. Kaylee jedoch winkte mir zum Abschied zu, was ich mit einem Luftkuss erwiderte. Sodann ging ich die Haustür hinaus und stieg die vier Stufen der Eingangstreppe runter auf die Straße.

Ein Lächeln umspielte meine Lippen als ich Josh eine Nachricht schrieb. Darin stand, dass ich in weniger als zehn Minuten bei ihm sein würde.

Die leichte Brise des Herbstwindes genießend, lief ich die langen Straßen entlang. Es war bereits Abends, weshalb nur noch die einzelnen Straßenlaternen die Gegend erhellten.
Bald kam ich auch an und klingelte an der Haustür der Davies Familie. Mit aufrechter Haltung wartete ich, bis mir ein gutgelaunter Joshua die Tür öffnete. "Da bist du ja endlich!"

Als ich die Türschwelle betrat, spürte ich sofort eine angenehme Wärme. Erst in diesem Moment bemerkte ich, dass ich den ganzen Weg über gefroren hatte. Als Josh und ich uns mit einer kurzen Umarmung begrüßten, wollte ich hinterher weitergehen, doch er hielt mich davon ab.

"Ist was?", erkundigte ich mich neugierig. Ein verräterisches Grinsen verzog sein Gesicht.

Ich wusste, was dieser Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Sobald er nämlich anfing zu grinsen, während seine Hände aber hinter seinem Rücken verschränkt waren, war das ein klares Anzeichen dafür, dass er von mir dringend etwas brauchte. Komischerweise kam es mir aber dieses Mal besonders merkwürdig vor. "Komm, spucks aus! Was benötigst du?"

"Könntest du bitte schnell in den Supermarkt gehen und frisches Brot und Soße holen?" Natürlich würde ich nun ohne Widerrede seiner Bitte nachgehen, doch mich störte es bloß, dass er mir nicht früher Bescheid gegeben hatte. Dies ließ ich ihn auch wissen.

"Hab ich vergessen.", erwiderte er schulterzuckend und drückte mir in der nächsten Sekunde das nötige Geld in die Hand. Genervt atmete ich aus und öffnete die Haustür. Seinetwegen musste ich wieder in die Kälte raus gehen. "Du bist unmöglich!", jammerte ich. "Ich liebe dich auch, Toni!"

Ich konnte nicht mehr von einer Hand abzählen, wie oft ich mir nun diese Aussage anhören musste. "Sei still!", entfuhr es mir murrend.
"Vergiss nicht! Brot und Soße!", rief Joshua mir provokant hinterher, ehe die Tür ins Schloss fiel. Gekonnt hatte ich aber seine Worte ignoriert und war rechts abgebogen.

Auf dem Weg zum Supermarkt kamen mir die Erinnerungen hoch, als Josh und ich bloß zwei Freunde waren. Wir verhielten uns wirklich zurückhaltend gegenüber dem anderen, worüber wir heute nur lachen konnten. Am Anfang unserer Freundschaft war selbst die Bitte nach ein Glas Wasser unangenehm gewesen.

Heute besorgten wir die Dinge für den jeweils anderen ohne mit der Wimper zu zucken. Aufgrund dessen war es auch nicht das erste Mal, dass einer von uns zum Supermarkt für Brot oder ähnliches schlendern musste. Man könnte meinen, es sei zu einer Normalität geworden. Er war eben ein Teil meiner Familie, sowie ich Teil seiner Familie war. Daran würde sich sicherlich nichts ändern.

Keine zwanzig Minuten hatte es gedauert, da erblickte ich schon den Laden. Drinnen schaute ich mich kurz um und versuchte mich zu orientieren. Die Brotabteilung musste weiter hinten sein, weshalb ich durch die ganzen anderen Essensabteilungen lief, bis ich schließlich bei meinem Ziel ankam.

Ich atmete leise aus, als ich die große Auswahl an Brote vor mir sah. Josh hatte mir dummerweise nicht gesagt, welche Sorte er haben wollte, daher improvisierte ich, indem ich das Brot nahm, welches sie meist immer zu Hause hatten. Zufrieden nahm ich ein ganzes Brot in meine Hände und tat sie in die dazugehörige Plastikfolie. Fehlte also nur noch die Soße.

Ich hasste es zu der Soßenabteilung zu gehen. Die leckeren Sorten waren meist ziemlich weit oben in einer Reihe aufgestellt, somit ich Schwierigkeiten hatte danach zu greifen. Die gewünschte Soße war dieses Mal auch weiter oben, also näherte ich mich dem Regal an, ging auf Zehenspitzen und versuchte nach der festen Flüssigkeit zu greifen. Jedoch erfolglos.

Ich war mir ziemlich sicher- Joshua wusste, dass das passieren würde. Jetzt konnte ich mir zumindest erklären, warum der Idiot dieses Mal breiter gegrinst hatte. Ohne mich darauf vorzubereiten hatte er mich kaltblütig auf das Schlachtfeld geschickt. Dafür gehörte er geschlagen. Aber sanft, am Besten auch noch mit Kissen.

Ich stieß einen frustrierten Seufzer aus. Kurz darauf versuchte ich erneut die Soße zu nehmen, doch selbst beim fünften Mal brachten mir meine erbärmlichen Versuche nichts. Ich befand mich wieder in einer Situation, in der ich meine kleine Größe verfluchte. Wo war ich bitteschön gewesen, als Gott für die Menschen eine angemessene Körpergröße bestimmte?

Alleine brachte ich es nicht weit, deswegen sollte ich mich für die andere Option umschauen. Gerade als ich jemanden um Hilfe bitten wollte, spürte ich plötzlich jemanden hinter mir. Ein bekannter Geruch drang mir in die Nase. Das Parfüm würde ich immer und überall erkennen. Sofort erstarrte ich und umklammerte das staubige Brot in der Plastiktüte noch fester. Im Augenwinkel erkannte ich zu meiner Rechten einen Arm.

Höchstwahrscheinlich nahm die Person meine gewünschte Soßentube. Zu meiner Linken aber ruhte eine Hand am Regal. Ich stand eingerahmt zwischen zwei starken Armen und wagte mich nicht zu bewegen.

Im nächsten Augenblick kratzte ich all meinen Mut zusammen, drehte mich mit langsamer Bewegung um und blickte direkt in zwei braun grüne Augen. Hätte sein Parfüm ihn nicht verraten, wäre ich vermutlich niemals darauf gekommen, dass River Adams mir vorhin seine Hilfe angeboten hatte.

Seine Lippen umspielte ein schwaches Lächeln. Als er mir schließlich die Tube in meine Hand drückte, fand ich gleichzeitig auch die Sprache wieder. Ich wusste nicht, ob ich ebenfalls Lächeln sollte. Nur ein simples danke brachte ich heraus. Dabei klang meine Stimme bedauerlicherweise kratzig.

River ging einen Schritt zurück und nickte. Im gleichen Moment fühlte ich mich so, als hätte ich die Luft zum Atmen wieder. Mir war nicht aufgefallen, dass ich in den letzten paar Sekunden den Atem angehalten hatte. Glücklicherweise bemerkte River weder meine innere Unruhe, noch meinen nun viel zu schnell gehenden Atem.

"Nichts zu danken. Nach deinem dritten Misserfolg wurde es nur noch traurig. Deswegen wollte ich mir das nicht länger ansehen, sondern musste dir einfach helfen!", spottete er und deutete auf die Soße. Falsch lächelte ich ihm entgegen. "Sehr witzig, River!"

Nicht jeder hatte nun mal das Glück, zu solch einer riesigen Körpergröße zu fügen. Außerdem war ich nicht zu klein, sondern war er einfach zu riesig!

River steckte nun seine Hände in die Hosentasche und musterte mich. Sein Blick wanderte von den Lebensmitteln in meinen Händen hoch zu meinen Augen. Wieder huschte ein kleines Lächeln über sein Gesicht. "Ohne deine Kamera habe ich dich beinahe nicht erkannt.", sprach er unbeirrt weiter. "Wo hast du denn deinen treuen Freund gelassen?"

Offensichtlich meinte er immer noch den Fotoapparat, denn er formte mit beiden Daumen und Zeigefinger die Form eines Rechtecks und tat so, als wolle er mich mit einer imaginären Kamera fotografieren. Da das lächerlich aussah, musste ich mir ein Lachen verkneifen. "Leider ist sie nicht bei mir, sonst würde ich weitere Schnappschüsse von dir machen!", erwiderte ich grinsend. Rau lachte River auf und schüttelte seinen Kopf. Dabei fielen ihm dunkle Strähnchen in die Stirn. "Ich bin mir sicher, dass du das tun würdest. Anders kennt man dich nicht, Mandoza!"

Keiner von uns machte Anstalten gehen zu wollen. Wir sahen uns bloß schweigend an, während wir vor uns hin lächelten. Normalerweise würde ich solche Momente ziemlich unangenehm finden, aber mit River war es alles andere als das.

Plötzlich schien er mir jedoch etwas sagen zu wollen, denn er öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder. Allen Anschein nach suchte er nach den richtigen Worten. Ich glaubte, Nervosität zu erkennen. Vermutlich war das aber nun zu weit hergeholt.

"Was möchtest du mir sagen?", fragte ich vorsichtig. River atmete leise aus. Dadurch, dass ich nachgefragt hatte, fiel ihm wohl das Reden einfacher. "Jetzt wo wir die Schnappschüsse erwähnen...", er hielt kurz inne und räusperte sich. "Auf der Party war ich nicht sonderlich nett zu dir. Dafür wollte ich mich entschuldigen!", sprach er schließlich mit fester Stimme zu Ende.

Überrascht weiteten sich meine Augen und mein Mund öffnete sich leicht. Ich hatte mit einer Entschuldigung nicht gerechnet, geschweige davon eine erwartet.

Eigentlich wäre es sogar angemessener, wenn ich mich bei ihm entschuldigen würde. Immerhin hatte nicht er sich in private Angelegenheiten eingemischt, sondern ich. Und trotzdem konnte ich komischerweise keine Entschuldigung hervorbringen.

Vielleicht lag es daran, dass ich im Nachhinein es nicht bereut hatte, ihn auf den Streit mit seinem Vater angesprochen zu haben.

Nach einer Weile bemerkte ich, dass ich ja noch darauf antworten musste. Anscheinend war ich viel zu lange in Gedanken, denn je länger ich nichts sagte, desto skeptischer wurde River. Schnell winkte ich daher ab, wodurch er sich auch zu beruhigen schien.

"Ach was, nein! Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir alle haben mal schlechte Tage."

"Hoffen wir einfach, dass die schlechten Tage bald vorüber sind.", murmelte er und blickte zu Boden.

In gleicher Sekunde schaute ich ihn nun skeptisch an. Es war nämlich nicht zu überhören, dass hinter seinen Worten deutlich mehr steckte. Noch dazu war es nicht zu übersehen, dass er dabei traurig wirkte.

Ich wollte zu gerne fragen, was ihm zu schaffen machte, doch gleichzeitig wollte ich ihm nicht erneut zu Nahe treten. Zumindest noch nicht. Hätten wir ein engeres Verhältnis zueinander, würde ich sicherlich keine Hemmungen haben. "Nach jedem Regen taucht auch schon bald wieder die Sonne auf!", meinte ich also stattdessen. River blickte auf und ich sah ihn über meine Worte schmunzeln. "Man sieht sich, Mandoza!"

Als nächstes verfolgte ich ihn mit meinen Augen, bis er zwischen den Gemüseabteilungen ganz verschwunden war. Zufrieden atmete ich aus und ging an die Kasse.

Nachdem ich bezahlt und den Supermarkt verlassen hatte, machte ich mich erneut auf den Weg zu Josh. Wie das letzte Mal, ging mir auch diesmal die Begegnung mit River nicht aus dem Kopf. Auch nicht dann, als ich wenig später am Esstisch mit der Davies Familie saß.

Während die Familie sich über Gott und die Welt unterhielten, waren meine Gedanken ganz woanders. Bei meinem Gespräch mit River hatte ein gewisser Satz meine Aufmerksamkeit besonders erregt. Hoffen wir einfach, dass die schlechten Tage bald vorüber sind.

So lauteten seine Worte und ich wurde einfach nicht schlau daraus. Egal was die Ursache für seine Traurigkeit war, es musste auf jeden Fall diesen Sommer passiert sein. Ich war mir da ziemlich sicher wie bei meinem eigenen Namen.

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