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Kapitel 19

Wie von alleine lehnten sich unsere Köpfe aneinander, sodass sich unsere Stirne berührten. Wir atmeten beide schwer. Vermutlich lächelte er genauso wie ich und verspürte dieselbe Aufregung.

Wäre dieser einzige Kuss eine Droge, wäre ich längst high gewesen und würde mich wie auf den Bahamas fühlen. Frei, sorgenlos und vor allen Dingen glücklich.

Ein harmloser Kuss konnte soviel anstellen, wovon ich bis eben nicht einmal die leiseste Ahnung hatte. Sie machten süchtig, sobald die Chemie stimmte.

Sie verstärkte die Liebe, welche ich für ihn verspürte und das Vertrauen. Und nach wie vor schien das alles surreal. Als wäre ich in einem wundervollen Traum gefangen.

"Um dich zu küssen, musste ich mich einfach nur verprügeln lassen. Warum sagst du das nicht gleich, Mandoza?" Ich lehnte mich etwas zurück, um ihn anzusehen.

"Du machst auch noch Witze darüber?", entgegnete ich verständnislos, konnte mir das Lächeln aber nicht verkneifen. River lachte leise. "Ich habe doch selbst keine Ahnung, wovon ich rede."

"Wenn wir aber schon dieses Thema öffnen- Geht es dir auch wirklich gut? Nicht, dass du irgendwo ernsthafte Schmerzen hast und sie mir nur nicht sagst." Vorsichtig strich ich sein Haar nach hinten, da einzelne Strähnen ihm in der Stirn hingen und betrachtete ihn fürsorglich.

Genießerisch schloss River für einen kurzen Augenblick die Augen und nickte. "Mir geht es wirklich gut, sind doch nur ein paar Kratzer. Nicht der Rede wert." Sicherlich waren das nicht nur ein paar Kratzer. Seine Antwort beruhigte mich nicht im Geringsten, ganz im Gegenteil.

"Wie sehr ich dich für deinen Optimismus auch bewundere, solltest du dich trotzdem bei einem Arzt untersuchen lassen." Mir fiel sein Fieber wieder ein, weshalb ich meine Hand an seine Stirn führte.

"Außerdem hast du immer noch leichtes Fieber.", bemerkte ich. River verdrehte bloß die Augen und schaute mich etwas genervt an. "Eben, leichtes Fieber! Morgen bin ich wieder topfit."

Ich legte den Kopf schief. "Oder du wachst morgen mit einer fetten Erkältung im Bett auf. Bei dieser Jahreszeit ist das nicht ausgeschlossen, Schönling", erwiderte ich ein wenig amüsiert, aufgrund seiner Worte. "Sag das nicht, weil sonst passiert das wirklich und ich kann mir echt keine Fehltage in der Schule wegen krankheitsbedingten Gründen leisten."

"Wieso? Ich persönlich könnte gut Unterrichtsfreie Tage gebrauchen." Kaum hatte ich dies ausgesprochen, erinnerte ich mich an das anstehende Basketballspiel der Jungs. Natürlich durfte River nicht fehlen.

Schließlich war das sein erstes Spiel, seit seinem Ausschluss. Es würde keinen guten Eindruck machen, wenn der Captain erneut fehlen würde. "Das Spiel.", ergänzte ich demnach schnell, bevor er darauf antworten konnte.

Er nickte seufzend. "Dazu weiß jeder, dass ich niemals freiwillig ein Spiel auslassen würde. Ich erinnere mich noch ziemlich gut an die Blicke der Leute, als ich das letzte Mal nur auf der Tribüne als Zuschauer saß. Noch einmal möchte ich das sicherlich nicht durchmachen."

Für ihn mochte das zwar eine schreckliche Erinnerung sein, aber ich dagegen erinnerte mich gern daran zurück.

"Ach ja, als du mein Assistent warst.", grinste ich und schaute kurz verträumt nach oben. "Ja, als ich die Krise wegen deinem Aufschrieb bekommen habe. Gott, wie kann man nur so wenig Ahnung von Sport haben?"

Unschuldig lächelnd zuckte ich mit den Schultern. "Ich interessiere mich eben nicht für Basketball. Auch wenn du und Josh dafür töten würdet. Alle Ballsportarten sind doch gleich!"

River schaute mich mit einer Mischung aus Empörung und Enttäuschung an. So genau konnte ich seinen Blick nicht definieren. Jedenfalls schien er nicht gerade begeistert über meine Worte zu sein. "Wow, mit nur einem Satz hast du mich getroffen. Respekt, Antoinette."

Ich seufzte leise, bevor ich schmunzelnd mit dem Kopf schüttelte. "Ich frage mich, was du außer deinem geliebten Basketball sonst noch liebst, River." Der enttäuschte Gesichtsausdruck wechselte sich blitzschnell, indem nun ein freches Grinsen seine Lippen verzog. "Oh, es gibt viele Dinge, die ich liebe, Schönheit."

Ich zog eine Augenbraue nach oben. "Ach ja? Was denn zum Beispiel?" River strich die Strähnen, die sich aus meinem Dutt gelöst hatten hinter das Ohr und hielt nun mit beiden Händen mein Gesicht. "Finde es doch heraus.", raunte er. "Du musst nur viel Zeit mit mir verbringen, dann bekommst du auch all die Antworten auf deine Fragen."

Unwillkürlich lächelte ich und legte meine Hände auf seine Schultern. "Ich denke, das lässt sich einrichten!", entgegnete ich leise und sah ihm tief in die Augen. Ich liebte die Farbe, die ich in ihnen sah und könnte sie stundenlang betrachten.

River zog mich plötzlich an sich heran, inhalierte meinen Duft und küsste die Stelle an meinem Hals. Hinterher vergrub er das Gesicht in meiner Halsbeuge und umarmte mich schweigend.

Mich überraschte es, wie zärtlich er mit mir auf einmal umging und emotional reagierte. Sonst verhielt er sich auch zurückhaltend und öffnete sich nur dann, wenn es auch nötig gewesen war.

Abgesehen davon, dass mir diese Sentimentalität mehr als nur gefiel, konnte ich es auch irgendwo nachvollziehen. Nach so einer Nacht würde ich am Liebsten ebenso nur die Nähe der Person suchen, die mir das Gefühl von Geborgenheit gab.

"Wieso sind wir uns nicht eher näher gekommen. Wir hätten den Kontakt nicht verlieren dürfen.", kam es von River nach einer Weile nuschelnd, bevor er sich wieder nach hinten lehnte und nun mir in die Augen sah.

"Dann wären mir auch viel früher deine süßen Sommersprossen, die so langsam aber sicher verschwinden, aufgefallen. Das kleine Muttermal, welches man kaum sieht, oberhalb deiner Lippe. Einfach all diese Einzelheiten, die dich ausmachen."

Diese Offenbarung kam gerade ziemlich unvorhersehbar, was das Ganze einen Tick schöner gestaltete. Völlig überwältigt darüber, starrte ich ihn einige Sekunden nur an. Ich glaube, er gewann damit ein weiteres Stück meines Herzens.

"Wie kommt es, dass du gerade so aufmerksam bist?", wollte ich wissen und biss mir auf die Unterlippe. "Das bin ich immer. Ich zeige dir das nur nicht." 

Vorsichtig rutschte ich von seinem Schoß herunter, ging zu seiner Linken und umschlang ihn mit beiden Armen, hinterher legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Er reagierte, indem er immer wieder mit der Hand über meinen Rücken fuhr und mir somit das Gefühl von Sicherheit gab.

Ich malte gedankenverloren Kreise auf seinem Bauch, als ich ihn wenige Minuten später meinen Namen sagen hörte. Ich signalisierte ihm mit einem 'Hm' Laut, dass er weitersprechen sollte.

"Erinnerst du dich noch an die Party der Bones-Zwillingen?" Weil das sehr überraschend kam und ich gleichzeitig nicht verstand, warum er sich plötzlich danach erkundigte, schaute ich zu ihm hinauf. "Natürlich!"

"Warum hat dich auf einmal mein Zustand interessiert? Wir haben schließlich Monate hinweg nicht mehr miteinander gesprochen." Ein wenig verwirrt blinzelte ich mit den Augen.

Ich hatte mit jeder Frage gerechnet, nur nicht mit dieser. Der Moment lag doch nun weit zurück in der Vergangenheit. Warum wollte er das ausgerechnet jetzt wissen? 

Dennoch überlegte ich mir die richtigen Worte und wollte ehrlich zu ihm sein. Solange ich ihm nicht vermittelte, dass ich da bereits Gefühle für ihn hegte und ihm somit eine halbe Liebeserklärung machte, wären alle Antworten akzeptabel.

"Ich weiß nicht wieso, aber es war dein Gesichtsausdruck bei deinem Vater. Ich musste immer wieder daran denken, wie verletzlich du bei ihm ausgesehen hast. Demnach wollte ich zu dir."

Ich erwartete eine Antwort seinerseits, doch alles was ich bekam, war ein stummes Nicken. Bevor eine Stille zwischen uns herrschen konnte, ergriff ich schnell wieder das Wort. Denn jetzt fiel mir auch ein, was er damals zu mir gesagt hatte. Bis heute verstand ich nicht, wie das gemeint war. "Und wieso hast du behauptet, dass Menschen deine Hilfe bloß verschwenden?" 

River war nun derjenige, der mich überrascht anschaute. Offensichtlich rechnete er ebenso wenig mit meiner Frage. Kein Wunder auch, wir sprachen immerhin über unsere Anfangszeit.

"Weil es so ist.", brachte er dann emotionslos hervor. Seine Stimme klang plötzlich kühl, dabei mied er den Blickkontakt zu mir. "Warum?", hakte ich ohne zu überlegen nach. Es könnte gut möglich sein, dass ich wieder an seine Grenzen ging und er gleich wütend werden würde.

Als aber seine Augen meine trafen, konnte ich nicht genau entziffern, welche Wirkung meine Neugier auf ihn hatte. Ich versuchte in ihnen seine Gefühle zu lesen, scheiterte daran aber kläglich. River hatte seine undurchschaubar Maske aufgesetzt.

"Antoinette, ich habe jahrelang gedacht, dass ich das Richtige tue, indem ich den Menschen, die mir unglaublich viel bedeuten, helfe und sie unterstütze. Im Endeffekt stellte ich aber fest, dass es eigentlich nur darum ging, ihre Drecksarbeit zu machen."

Wenn es etwas gab, was ich zutiefst verabscheute, waren das genau solche Menschen. Undankbare, egozentrische Leute, die dich bloß ausnutzen. So jemanden hatte ich auch in meinem Leben. Daher wusste ich sehr gut, wovon River sprach.

Fallon, meine ehemalige beste Freundin, für die ich meine Hand ins Feuer gelegt hätte. Sie gehörte ganz in diese Kategorie hinein. Ich konnte nur von Glück sprechen, dass sie vor einigen Jahren umgezogen war.

"Ich verstehe dich. Da bekommt Enttäuschung eine ganz neue Bedeutung." River stimmte mir zu und legte den Kopf in den Nacken. Dann atmete er hörbar aus. "Sowas ist zum Kotzen."

"Das stimmt. Ich habe derartiges mit einer alten Freundin durchgemacht. Wie standen uns sogar ziemlich nahe. Wer war denn bei dir, die Person, die dich nicht geschätzt hat?"

In diesem Moment klingelte leider ein Handy, womit auch unser Gespräch unterbrochen wurde. Meins konnte es jedenfalls nicht sein, der Saft war immer noch alle. Ich fragte mich, wann River seins auf den Nachttisch gelegt hatte. "Reich mir bitte mal mein Handy."

Ich streckte sofort meinen Arm danach aus und las automatisch den Namen des Anrufers. "Dein Vater ruft dich an.", setzte ich ihn in Kenntnis, worauf er augenblicklich genervt aufstöhnte. Von irgendwoher kam mir diese Reaktion bekannt vor.

"Ja?", nahm er dann ab. Ich beobachtete ihn währenddessen. Schwach hörte ich die Stimme seines Vaters, verstand jedoch nicht, worum es ging. River ließ er nicht einmal zu Wort kommen, weshalb dieser nur still zuhörte und auf die Bettdecke starrte.

"Mach-", fing der Grünäugige an, runzelte dann die Stirn und blickte kurz daraufhin auf das Display. Der Anruf wurde beendet. "ich." Kopfschüttelnd legte er das IPhone aus den Händen.

"Hat dein Vater dich gerade um etwas gebeten und sofort aufgelegt?", fragte ich verwundert nach. "Mehr hat er um etwas verlangt. Er wird in Kürze wieder zu Hause sein. Also..." Schon klar, River wollte nicht, dass sein Vater mich sah.

"Hab schon verstanden, Captain. Ich sollte sowieso wieder zurück. Meine Mutter dreht bestimmt schon durch.", entgegnete ich lachend und erhob mich langsam. Er schaute mich amüsiert an. "Du hast nicht Bescheid gegeben, dass du hier bist? Sag nicht, du hast dich einfach so hinausgeschlichen."

"Ups?", machte ich nur und stand auf. River zog eine Augenbraue nach oben. "Zu meiner Verteidigung wollte ich sie anrufen. Wenigstens eine Nachricht schreiben. Mein Akku ist aber leer!", ergänzte ich schnell.

"Du bist einfach unglaublich.", schmunzelte River. "Ich weiß", gab ich frech grinsend zurück. Als nächstes stand er ebenfalls von dem Bett auf und ging auf mich zu. Ich war bereits dabei meine Sachen zu suchen. "Ich glaube, alles liegt noch im Wohnzimmer."

Mit schnellen Schritten verließ ich das Schlafzimmer und schaute mich im besagten Raum nach meiner Jacke um. Der Rucksack lag nach wie vor auf dem Boden. Auf der Sofalehne befand sich meine Winterjacke. Ich griff nach ihr, zog sie an und bückte mich, um meine Tasche aufzuheben.

Gerade, als ich nachschaute, ob nichts fehlte, spürte ich River hinter mir. "Vergiss dein Handy nicht!", hauchte er, ließ es in den Rucksack fallen und legte seine Hände um meine Taille. Hinterher küsste er mich auf den Haaransatz. Lächelnd drehte ich mich um und hielt ihn an den Hüften, nachdem ich den Rucksack schulterte.

Das Geschenkpäckchen musste ich ihm wohl oder übel ein anderes Mal überreichen. Vielleicht, wenn der passende Zeitpunkt kam. Außerdem glaubte ich nicht, dass er daran noch dachte.

"Ruh dich aus, ja? Ich will nicht, dass du krank wirst.", wiederholte ich mich noch einmal und schaute ihn eindringlich an. "Mach dir da mal keine Sorgen, Schönheit." Ich ging auf die Zehenspitzen, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und umarmte ihn feste. "Das kann ich nicht kontrollieren."

Widerwillig entfernte ich mich kurz darauf von ihm und schlenderte, dicht gefolgt von River, zur Haustür. Nachdem ich auch meine Schuhe anhatte, umfasste ich mit einem letzten Blick zu ihm, die Türklinke. "Dann gehe ich jetzt mal."

Er nickte. "Ruf mich an! Ich will mich versichern, dass dich deine Mom auch lebend in dein Zimmer geschickt hat." Das brachte mich zum Lachen. "Ach, so gewalttätig wird sie schon nicht sein."

Ich wollte die Tür öffnen, kam aber nicht dazu, da ich laut River noch einen Moment warten solle. Fragend schaute ich ihn an. "Du hast da was im Gesicht!", er zeigte auf meine Mundwinkel.

Sofort tastete ich danach, worauf River sanft meine Hand nach unten drückte, mit seinem Daumen über meine Unterlippe strich und mir dann einen federleichten Kuss auf die Lippen hauchte. Ich musste in den Kuss hinein grinsen. Äußerst clever, Adams. 

"Und ich dachte, du lässt mich einfach so gehen.", flüsterte ich dicht an seinem Gesicht. "Du denkst zu viel.", entgegnete dieser und öffnete mir daraufhin die Tür. Schließlich ging ich hinaus und lief, ohne mich noch einmal umzudrehen, los. 

Den ganzen Weg über bekam ich das dämliche Grinsen nicht aus dem Gesicht. Ich spürte das Kribbeln, das von seinen Berührungen verursacht worden war, immer noch. Wie schrecklich die Nacht auch gewesen war, wurde der Morgen dafür umso schöner. So könnte meinetwegen jeder Tag starten. 

Ich nahm meine Hausschlüssel und schloss die Tür auf. Leise betrat ich das Haus, ich wollte keinesfalls Moms Aufmerksamkeit sofort wecken. Wenn ich frisch bekleidet und sauber vor ihren Augen stand, würde ich vielleicht mit der Lüge, dass ich erst heute Morgen mein Zimmer verlassen hatte, davonkommen. 

Darauf bedacht nicht aufzufallen, ging ich zu den Treppen. "Toni!", wurde ich jedoch zu meinem Badauern von der Stimme meiner Schwester aufgehalten. Wieso zur Hölle war sie hier? Ich dachte, Mom müsse sie erst morgen abholen.

"Kaylee?", gab ich fragend zurück und schaute das kleine Mädchen gequält an. Da wo sie war, war Mutter nicht weit. Das war's dann mit der Chance. 

"Nana hat heute noch einen Termin, deswegen wurde ich früher abgeholt!", erklärte sie mir, während sie mich fest umarmte. Ich schlang meine Arme um sie und hielt Ausschau nach Mom.

Vielleicht könnte ich noch rechtzeitig in mein Zimmer schaffen und mich umziehen. Bekanntlich starb die Hoffnung zuletzt. "Alles klar. Ich muss jetzt aber dringend hochgehen. Sag Mama nicht, dass ich schon da bin. In Ordnung, Schatz?" 

Verstehend nickte meine Schwester und ließ mich los. Ohne weiteres stieg ich die Treppen aufwärts. "Nicht so schnell, junges Fräulein!" Ach verdammt, wieso hatte ich immer das Pech erwischt zu werden? Zuerst mein Vater und jetzt auch noch sie. 

Kurz bevor ich an meiner Tür angelangt war, stand Mom auf der Treppe, die nach oben in den dritten Stock führte und entdeckte mich. Sie stieg die letzten Stufen nach unten und kam geradewegs auf mich zu. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war sie wütend auf mich. 

Dennoch wartete ich nicht auf sie und betrat mein Zimmer, wo ich schnell meine Tasche auf mein Bett schmiss und die Jacke an den Kleiderhaken hing. "Wo warst du?", lautete wie erwartet ihre erste Frage.

Der ernste Unterton bestätigte mir bloß noch einmal, dass sie verärgert war. "Draußen.", antwortete ich. Nun schaute ich sie auch an. "Ich muss dich ja wohl nicht mehr um Erlaubnis fragen." 

"Das stimmt. Du hast dich aber davon geschlichen, TonI! Und das auch noch mitten in der Nacht. Wohin bist du gegangen?", sie verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Vermutlich mit der Versuchung, ihre Enttäuschung zu verdeutlichen. 

Dazu musste sie nachts aufgestanden sein, um ein Glas Wasser zu trinken. Anders hätte sie meine Abwesenheit um dieser späten Uhrzeit nicht bemerkt. Wobei auch Dad sie geweckt haben könnte. 

"Ich war bei Josh!", log ich unbekümmert und ließ mich auf das Bett fallen. "Jetzt lügst du mir auch noch frech ins Gesicht. Denkst du wirklich, ich hätte ihn nicht angerufen? Joshua wusste genauso wenig wie ich. Ich frage dich nur noch ein letztes Mal, Antoinette. Wo warst du?" 

Genervt starrte ich sie an. Eigentlich besaß sie nicht das Recht dazu, mit mir zu schimpfen. Schließlich bemerkte Mom all die Jahre über nicht, dass ich mich aus dem Haus geschlichen hatte, wenn sie wieder einmal angeregt mit Dad diskutierte.

Und jetzt fiel ihr meine Abwesenheit einmal auf und schon musste sie in die wütende Mutterrolle hineinschlüpfen. Das machte ich sicherlich nicht mit. 

"Meinst du nicht, dass es für solche Gespräche zu spät ist?", wollte ich von ihr vorwurfsvoll, dennoch in einem ruhigen Ton, wissen. Ich bemerkte, dass meine Äußerung für Verwirrung sorgte, denn sie ließ langsam die Arme fallen und schaute mich verständnislos an.

"Jedes Jahr war ich auf mich alleine gestellt, Mom. Du hast von den unzähligen Nächten, in denen ich zu Josh geflüchtet war, absolut keine Ahnung. Um nichts hast du dich geschert. Alles was von Bedeutung war, waren deine Probleme und wie du am Besten deinen Kummer in Alkohol ertränken kannst. Vielleicht hast du sogar auch ab und zu meine Existenz vergessen." 

Ich wusste, dass ich gerade mit dem Feuer spielte, aber das war mir herzlich egal. Es musste endlich gesagt werden. Ich wollte nicht länger schweigen und über alles hinwegsehen. Sie sollte wissen, dass sie, unverschämt ausgedrückt, eine scheiß Mutter gewesen war.

Da spielte mein Vater sogar seine Rolle besser. Und das musste etwas heißen, schließlich sah ich den Mann in meinen jungen Kinderjahren kaum. Ich war immer und zur jeder Zeit mit Mom konfrontiert. 

"Was weiß du schon?", entfuhr es ihr immer noch verärgert, doch ich glaubte, Panik in ihren Augen zu erkennen. "Du redest doch nur Unsinn, Toni! Das stimmt alles nicht."

Augenblicklich lachte ich bitter auf. Es war erbärmlich, wie sie versuchte, die Wahrheit abzustreiten. Ihre Taten waren das Eine, aber dann auch noch so zu tun, als wäre nichts gewesen, war wirklich das Letzte.

Vielleicht störte mich gerade genau das. Dass sie erst nach fast achtzehn Jahren versuchte, für mich eine gute Mutter zu sein und die Vergangenheit dabei völlig ausblendete.

"Ach ja? Beweis es mir. Zeig mir, dass ich mich irre, Mutter.", forderte ich. Eigentlich rechnete ich mit einer geschickten Antwort, womit sie den Spieß umdrehen könnte, so wie sie es immer tat, jedoch kam nichts.

Sie schwieg bloß und senkte den Blick. Erneut lachte ich schmerzerfüllt auf. "Dachte ich's mir doch." Ich wollte nicht, dass das Thema jetzt schon beendet war, weshalb ich noch einen drauf legte. 

"Das Problem ist nunmal, dass du mich immer noch als die junge, naive Toni siehst, zumal du nicht dabei warst, als ich älter geworden bin. Du denkst, dass du die Zeit nachholen kannst.", erklärte ich. Sie hörte meine Enttäuschung sicherlich heraus, demnach wagte sie auch nicht, nur irgendein ein Wort hervorzubringen. Weil sie wusste, dass ich im Recht lag.

"Es klingt zwar verrückt, aber ich habe mir damals nichts sehnlicher gewünscht, als dass du mich für mein unerlaubtes Verschwinden bestrafst. Mir Hausarrest oder Fernsehverbot gibst. Das hätte nämlich gezeigt, dass ich dir nicht völlig egal bin. Oder dass wir diese typischen Mutter- Tochter Gespräche führen. Dass du mich leitest, wenn ich wieder einmal nicht weiß, was zu tun ist. Verdammt, selbst fünf Minuten deiner Zeit hätte ich zu schätzen gewusst."

Ich lächelte traurig, als mir der Satz in den Sinn kam, welchen ich gleich aussprechen würde. Zuvor wurde das noch nie laut gesagt. Dabei war es schon längst fällig gewesen. 

"Stattdessen hat mein Wohlbefinden dich nicht im Geringsten interessiert. Dir ist nicht aufgefallen, wie sehr ich wegen dir und Dad gelitten habe. Ich habe mich immer mehr von euch abgewendet und gelernt, alleine für mich zu sorgen. Demnach bin ich praktisch ohne Eltern aufgewachsen. Ihr wart doch immer nur mit euch selbst beschäftigt gewesen. Da gab mir sogar Joshs Familie mehr Liebe und Geborgenheit. Und jetzt stehst du vor mir, nach all dieser Zeit, und glaubst, mir etwas vorenthalten zu können. Dafür ist es aber leider zu spät. Ich lasse mir absolut gar nichts mehr von dir sagen." 

Einen Moment lang blieb es still. Mein Herz klopfte wie wild, da ich mich tatsächlich zu solch einer Offenbarung getraut hatte. Dagegen sah meine Mutter vermutlich die Vergangenheit vor Augen, denn Tränen liefen ihr die Wange hinunter.

"Toni, ich-", sie machte Anstalten sich entschuldigen und mich umarmen zu wollen, doch ich blockte schnell mit einer einzigen Handbewegung ab. "Nicht! Ich will keine Entschuldigung."
In ihrer Bewegung hielt sie auf der Stelle inne und schaute mich schuldbewusst an.

Höchstwahrscheinlich machte ich ihr mit diesem Gespräch nur noch einmal bewusst, dass sie gefühlt an gar nichts in meinem Leben beteiligt gewesen war. Bis auf die Kindergartenzeit, verpasste sie alles.

Solche Dinge wie die erste Eins in der Schule, meine erste Theateraufführung oder als ich meine Leidenschaft entdeckte. Passend dazu, wie ich meine erste Kamera selbstständig bezahlt hatte. Mit meinem ersparten Taschengeld. Einfach alles, was eine wichtige Rolle des Erwachsenwerdens spielte. 

Mom nickte mir zu, machte auf dem Absatz kehrt und wollte aus dem Zimmer gehen. Da gab es jedoch eine weitere Sache, die mir noch auf der Seele brannte. Erst wenn ich das auch ausgesprochen hatte, würde ich mich befreit fühlen. 

"Bevor du mein Zimmer verlässt, möchte ich dir eins noch mitgeben. Wenn ich sehe, dass du in die alte Schiene zurückällst und deinetwegen Kaylee durch dieselbe Hölle gehen muss, ist es mir egal, ob du meine Mutter bist. Bei mir bist du gescheitert. Konzentriere dich bitte jetzt auf deine zweite Tochter. Bei ihr hast du wenigstens noch die Chance, alles besser zu machen." 

Nun bekam ich auch meine Erlösung. Ich fühlte mich erleichtert, so als wäre ein große Last von meinen Schultern gefallen. Es tat gut das Wesentliche loszuwerden. All diese Dinge, die ich in mich gefressen und geleugnet hatte.

Mir war natürlich durchaus bewusst, dass dieses Thema nicht ein für alle Mal beendet war, dass das noch ein Nachspiel haben würde. Doch für das Erste reichte mir die Tatsache, dass meiner Mutter endlich klar wurde, dass sie das Vergangene nicht einfach überspielen konnte. Denn das funktionierte nicht. Niemals würde ich vergessen, was in meinem Elternhaus geschehen war. 

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