Kapitel 13
Hysterisch kam ich in das Arbeitszimmer meiner Mutter angerannt und konnte mich nur schwer bremsen. Da ich gefühlt durch das ganze Haus gerannt war, stand ich nun leicht außer Atem vor ihr.
"Himmel, Toni! Du bist ja ganz aufgeregt.", bemerkte Mom amüsiert, als sie zu mir aufblickte. "Du gehst nicht zum ersten Mal auf eine Party.", ergänzte sie und klappte ihren Laptop zu.
Das zwar nicht, aber es war das erste Mal, dass ich mit River gemeinsam auf eine Party ging.
"Ich finde meine High Heels nicht! Dabei muss ich in weniger als zehn Minuten fertig sein." Ungeduldig auf ihre Antwort wartend zappelte ich und konnte mich kaum mehr still halten. "Ich habe dir doch gesagt, dass deine Schuhe im Ankleidezimmer sind.", erinnerte sie mich.
Sofort schlug ich mir mit der flachen Hand auf die Stirn und seufzte. "Stimmt, entschuldige!" Mom lachte leise und schüttelte ihren Kopf. Wahrscheinlich machte sie sich gerade über mich lustig. Wie Belastend.
In der Hektik vergaß ich völlig, was in den letzten zwanzig Minuten geschehen war. Also auch, dass Mom vorhin in mein Zimmer kam, während ich noch ganz gemütlich in einem Magazin blätterte und die Party keinesfalls im Kopf hatte. Dann passierte alles ziemlich schnell- Ich stand panisch auf, fing an mich zu schminken, suchte mir etwas passendes zum Anziehen heraus und kämpfte mich da irgendwie durch.
"So wie du dich benimmst, muss dir dieser Junge ziemlich wichtig sein.", meinte sie plötzlich. Unwillkürlich hüstelte ich verlegen und sah sie nicht an, weshalb mit einem Male der Boden, die Wand, das Fenster und das ganze Zimmer interessanter wurde. "Mhm... Ich muss mich jetzt weiter fertigmachen, weil dieser Junge gleich an meiner Haustür stehen wird.", wich ich geschickt aus und drehte mich zu der Tür. Ich dachte nicht einmal daran genauer darauf einzugehen.
Seit einigen Tagen schien alles wieder in Ordnung zu sein, zumal Dad als Pilot tätig war. Er war daher auch nicht zu Hause, was bedeutete, dass hier glücklicherweise wieder eine angenehme Ruhe herrschte. Seit ich das Gespräch meiner Eltern belauscht hatte, sprach ich mit beiden nur das Nötigste. Dementsprechend wollte ich mit Mom weder über River reden noch über andere Dinge.
Zugegeben war ich immer noch wütend auf sie und meinen Vater. Nicht wegen der Scheidung, sondern weil Kaylee am meisten unter ihren Streitereien gelitten hatte und meine Eltern dies nicht einmal bemerkten. Zumindest war das nicht sonderlich relevant für sie. Für Mom und Dad war es eben selbstverständlich, dass ich meine Schwester tröstete und sie von diesem ganzen Drama ablenkte.
Außerdem begriff ich wirklich die Logik hinter ihrer Entscheidung nicht.
Sie wollten sich einerseits scheiden lassen, sobald Kaylee älter wurde, aber andererseits kümmerten sie sich kaum mehr um ihre Tochter, geschweige denn nahmen sie Rücksicht auf ihre Gefühle. Wie ironisch das Ganze doch war.
Oben im Ankleidezimmer hielt ich Ausschau nach den Schuhen. Als ich die Fußkiller erblickte, seufzte ich tief auf. "Und euch soll ich jetzt anziehen?", murmelte ich mir selbst zu, bevor ich sie mir schnappte und mit ihnen in mein Zimmer zurück ging.
Wenn es nach mir ginge, hätte ich meine Sneaker angezogen und wäre so auf die Party gegangen. Leider hätte mich Mom niemals mit solchen Schuhen unter einem Jumpsuit aus dem Haus gelassen. Noch dazu möchte River, dass ich mich mehr oder weniger elegant kleidete, den Grund veriet er mir aber nicht. Er plante jedenfalls eine Überraschung, so viel war sicher.
Zuerst schlüpfte ich mit dem rechten Fuß, dann mit dem linken Fuß in jeweils einen High Heel hinein.
Nachdem ich auch meine Tasche an mich nahm und kontrolliert hatte, ob ich auch wirklich alles nötige eingepackt hatte, stieg ich mit extra langsamen Schritten zufrieden die Treppen hinunter.
So wie ich mich kannte, wäre ich in diesen hohen Schuhen bloß hingefallen und hätte möglicherweise meinen Abend im Krankenhaus verbracht.
"Meinst du nicht, dass du ein bisschen mehr Farbe vertragen könntest? Ich finde, dass du mehr Blush auftragen solltest und dieser Lippenstift ist viel zu dunkel. Zu diesen Ohrringen musst du ein Kette tragen oder wenigstens einen Schal, denn dein Hals sieht mir zu offen aus. Nicht dass du krank wirst und..."
Ich blendete für einen Moment Moms Stimme gekonnt aus. Sie liebte es mich hierbei zu kritisieren.
Ich sollte, könnte oder musste. Anders kannte ich es von ihr nicht.
"Nein- Ich brauche keinen Blush, die Farbe meines Lippenstiftes passt perfekt, eine Kette werde ich nicht tragen und einen Schal brauche ich auch nicht.", zählte ich in einem ruhigen Ton auf, als sie aufgehört hatte zu reden und holte währenddessen meine Jacke. "Ich gehe nicht zum ersten Mal auf eine Party!", wiederholte ich ihre Worte von vorhin.
Hinter mir stieß Mom einen Seufzer aus. "Du wirst einfach viel zu schnell erwachsen. Pass bitte auf dich auf!" Schmunzelnd drehte ich mich in ihre Richtung und zog sie daraufhin in eine lange Umarmung. Irgendwo konnte ich sie auch verstehen.
Im nächsten Augenblick klingelte es an der Haustür. Mein Blick wanderte zu der Uhr an der weißen Wand. Als River meinte, dass er mich pünktlich um zwanzig Uhr abholen würde, log er anscheinend wirklich nicht.
"Ist das er?", erkundigte sich Mom fröhlich und möchte die Tür öffnen, doch hielt ich sie zurück und schaute sie flehend an. "Ja, aber sei bitte nicht aufdringlich!" Ich wollte mir wirklich die Peinlichkeiten ersparen und war aus diesem Grund auch froh darüber, dass mein Vater nicht anwesend war.
Er hätte River förmlich ins Kreuzverhör genommen. Ein falsches Wort und Dad hätte ihn mit dem Flieger in Neuseeland ausgesetzt.
Mom winkte bloß ab und öffnete einen Herzschlag später die Tür. Die Nervosität hatte ich bereits vergessen, doch als ich ihn sah, wurden meine Beine augenblicklich wie Wackelpudding. Jetzt wurde es ernst. Schüchtern trat ich hinter meine Mutter. Hoffentlich würde sie meiner Bitte nachgehen.
River hingegen stand mit aufrechter Haltung, ziemlich entspannt und höflich lächelnd vor uns. "Guten Abend, Mrs Mandoza!", begrüßte er meine Mutter, bevor sein Blick für einen kurzen Moment auf mir ruhte. Ich erkannte deutlich, wie er nur schwer seine Augen wieder von mir nehmen konnte, weshalb ich mir ein Grinsen verkneifen musste. Er hatte mich gerade so was von abgecheckt.
"Ich wollte Antoinette abholen.", sprach er weiter. Obwohl er immer noch ruhig wirkte, klang seine Stimme dagegen ein wenig aufgeregt. Bevor er mich sah, schien er noch alles unter Kontrolle zu haben. Allerdings war ich mir da nun nicht mehr ganz so sicher.
"Was sind denn heute deine Absichten mit meiner Tochter?", ergriff Mom das Wort und schaute den attraktiven Typen vor mir mit prüfender Miene an. Von der vorherigen Begeisterung war keine Spur mehr zu sehen.
Ach komm schon, bei seinem Anblick sollte man vor Freude strahlen und sich gesegnet fühlen. Diesen ernsten Blick hatte er doch gar nicht verdient.
Abrupt wurde es ganz still.
Gott, bitte lass mich das nicht laut gedacht haben!
"Nur gute, Mrs Mandoza!" Zu meiner großen Erleichterung hatte ich es doch nicht laut gesagt. Wäre nämlich das der Fall gewesen, hätte ich das nie wieder losbekommen. River hätte mich wahrhaftig ein ganzes Leben lang damit aufgezogen. Und leider hatte er meinen Ausrutscher in der Cafeteria am Donnerstag immer noch nicht vergessen.
Mom war allen Anschein nach nicht zufrieden mit seiner Erwiderung. Sie betrachtete ihn nach wie vor argwöhnisch und erwartete ganz klar eine weitere Antwort. River bemerkte dies glücklicherweise. Bevor er aber anfing zu reden, wanderten seine Augen erneut zu mir. Dabei umspielte ein ehrliches Lächeln seine perfekten Lippen.
"Natürlich werde ich den ganzen Abend lang auf sie Acht geben und sie schließlich wieder heil nach Hause bringen. Da ich das ohnehin schon tue, wird das auch kein Problem sein." Unwillkürlich brachten mich seine Worte zum Lächeln.
"Gut, du hast mich überzeugt. Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß!" Nach diesen Worten lächelte Mom ihm zu und schob mich augenblicklich die Tür hinaus, sodass ich nun neben ihm stand. Das ging aber ziemlich schnell, denn eigentlich ging ich davon aus, dass sie ihm noch weitere Fragen stellen würde, zumal Joshua der Einzige war, dem sie blind vertraute.
Schließlich fiel die Tür ins Schloss. "Wollen wir?", erkundigte sich River und hielt mir den Arm hin, damit ich mich bei ihm einhaken könnte. Das tat ich auch und lächelte ihn dankbar an. "Ich sollte mich für meine Mutter entschuldigen. Sie ist nicht daran gewöhnt, dass ich Samstagabende aus dem Haus gehe." Zumindest bemerkte sie es nicht, wenn ich mich aus dem Staub machte. "Das hat dir nichts ausgemacht, oder?"
Neben mir ertönte ein tiefes Lachen, als wir auch an seinem schwarzen Audi angekommen waren. "Nein, ich habe schon damit gerechnet und mich bestens auf deine Eltern vorbereitet.", erwiderte River und öffnete mir dabei gentlemanlike die Autotür. "Wobei ich zugegeben vor deinem Vater Angst hatte." Dieses Mal war ich diejenige, die kurz auflachte. Die sollte er auch haben. Stichwort Neuseeland.
"Die Ehre mit ihm hast du dann eben ein anderes Mal.", scherzte ich und stieg ein. "Sehr witzig, Antoinette.", entgegnete River ironisch und schlug kurz darauf die Tür zu. Im nächsten Moment ließ er sich neben mich auf den Fahrersitz nieder und stellte diesen ein. Anschließend zog er sich seine Jacke aus und warf sie schnell auf die Rückbank, weshalb ich ihn sofort fragte, ob ihm nicht kalt sei.
"Nein, ohne Jacke ist es gemütlicher. Immerhin fahren wir eine knappe Dreiviertelstunde, weil Kesh meint am anderen Ende der Stadt leben zu müssen." River seufzte kurz, während ich bloß verstehend nickte. Schließlich startete er den Motor und umgriff mit beiden Händen das Lenkrad.
Einige Minuten später stellte ich fest, dass er selbst beim Autofahren unnormal attraktiv aussah. Nun hatte ich auch die Gelegenheit ihn genauer zu mustern. Er hatte eine schwarze Jeans mit einem weißen Shirt kombiniert. Durch die Farbwahl unserer Kleidung konnte man meinen, dass wir im Partnerlook gingen. Unbewusst biss ich mir auf die Unterlippe, ehe ich aus dem Fenster hinaus guckte. Irgendetwas sagte mir, dass diese Autofahrt noch ziemlich interessant werden würde.
"Also, hier ist der Plan!", fing River nach einer Weile ruhig an. In nur wenigen Sekunden hatte er meine volle Aufmerksamkeit mit nur einem Satz geweckt. Ich wollte sein Vorhaben endlich erfahren, zumal er mich seit gestern warten ließ und kein einziges Wort darüber verloren hatte. Da hatten selbst meine Versuche ihn zum Reden zu bringen nichts genützt. "Wir gehen auf die Party und lassen uns dort kurz blicken. Anschließend gehen wir woanders hin."
Abrupt fühlte ich mich ganz komisch und senkte den Blick. Starr schaute ich meine, mit Glitzersteinen verzierte, Clutch an. Ich glaubte, dass River weitersprach, doch hörte ihm nicht mehr zu. Seine Stimme nahm ich nur noch gedämpft wahr. Ich fokussierte mich gerade viel zu sehr auf seine Wortwahl. Wir und uns.
Zwei Worte, an denen ich plötzlich zweifelte. Ich konnte mir den genauen Grund, weshalb mich das überhaupt störte, nicht erklären. Immerhin hatte ich nie seine Worte, geschweige denn uns hinterfragt. Was war dieses Mal also anders?
"Antoinette?", seine Stimme holte mich wieder zurück in die Realität. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm. "Was meinst du mit wir?", rutschte es mir grob heraus. River runzelte die Stirn, schaute aber dennoch weiter auf die Straße. "Du bist doch meine Begleitung.", erwiderte er. "Hast du etwa gedacht, dass wir gemeinsam dorthin fahren und sich dann unsere Wege trennen?" Keine Ahnung, was ich die ganze Zeit über gedacht hatte. Ich nahm einfach alles so hin, ohne Hintergedanken zu pflegen. "Ich glaube schon."
Wir hielten an einer roten Ampel an. "So läuft das aber nicht.", gab River zurück, währenddessen er mich eindringlich ansah. "Dir ist aber klar, dass uns gleich jeder zusammen sehen wird?" Erst als diese Worte meinen Mund verlassen hatten, verstand ich auch meine plötzlichen Zweifel. Ich hatte nämlich das ausgesprochen, wovor ich mich insgeheim fürchtete. "Ja und sie können sich gern daran gewöhnen.", entgegnete er und hauchte einen kleinen Kuss auf meinen Handrücken, bevor er unsere Finger miteinander verschränkte.
Himmel, er meinte das wirklich ernst.
Die Ampel schaltete sich wieder auf grün. River drückte auf das Gaspedal und konzentrierte sich weiter auf das Fahren. Für ihn war das Thema beendet, während ich mir wiederum ziemlich lächerlich vorkam. Ich vergaß für einen kurzen Moment, wen ich gerade an meiner Seite hatte. Meine Sorge, dass er mich in Gegenwart von anderen links liegen lassen würde, war nicht berechtigt gewesen. River machte nämlich keine halben Sachen. Normalerweise wusste er, was er wollte und wie er zu handeln hatte.
Vor allen Dingen war er ehrlich zu mir. Bis auf den Vorfall in diesem Sommer gab es nichts, was er mir wirklich verschwiegen hatte. Verdammt, er war der Junge, der nachts vor meiner Haustür mit einer Tafelschokolade auf mich gewartet hatte.
"Jetzt zerbrich nicht weiter deinen süßen Kopf darüber, sondern freue dich gefälligst auf nachher!", riss mich River zum zweiten Mal aus meinen Gedanken heraus und schaute flüchtig zu mir, bevor er seinen Blick wieder nach vorne richtete. Mir fiel seine Überraschung wieder ein, weshalb ich ein schwaches Lächeln zustande brachte. "Was machen wir nachher?", fragte ich neugierig und hoffte, dass er mir dieses Mal mehr verraten würde. In der gleichen Sekunde zog er seine Hand aus meiner, um den Blinker zu betätigen und bog kurz darauf rechts ab. Sofort spürte ich eine Leere, die ich jedoch zu ignorieren versuchte.
"Das ist eine Überraschung.", lautete schließlich seine Antwort, die ich nun zum siebten Mal hören durfte. "Aber das weiß ich doch schon!" River nickte. "Mehr brauchst du auch nicht zu wissen." Ich stieß eine frustrierten Seufzer aus. Er wollte mir nicht einmal einen kleinen Tipp geben. "Du bist gemein, weißt du das eigentlich?" Nun schmollte ich, doch dies schien ihn nicht zu interessieren. Stattdessen schüttelte er bloß lachend den Kopf. "Nein, ich bin wundervoll. Das hast du selbst gesagt." Und wie Recht ich hierbei auch hatte.
"Ach ja, bevor ich es vergesse- Trink bitte nicht so viel, ich brauche dich für später mehr oder weniger nüchtern." Ich musste lachen und nickte. "Keine Sorge, ich trinke keinen Alkohol.", gab ich schulterzuckend zurück. Sein Blick ruhte auf mir. "Auch gut, aber warum?", wollte er verwundert wissen.
Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich mit Alkohol nur schlechte Erinnerungen verband. Diese Nächte, an denen Dad betrunken nach Hause kam und wie ein Verrückter herumgeschrien hatte. Oder Mom, wie sie versuchte nach einem Streit ihren Kummer in Alkohol zu ertränken und nur bitterlich weinte. Sie wussten bis heute nicht, dass ich all das mitbekommen hatte und deshalb sofort zu Josh nach Hause gerannt war. Damals war es aber viel schlimmer als heute. Seitdem nämlich Kaylee bei uns war, kamen diese Nächte nicht noch einmal vor.
Da fiel mir ein, dass River noch eine Antwort erwartete. "Es schmeckt mir einfach nicht.", log ich und mied den Blickkontakt. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er mich kurz misstrauisch musterte, doch glücklicherweise sagte er nichts mehr dazu.
Auf einmal stach mir das dünne schwarze Band an seinem Handgelenk ins Auge. "Sag mal, trägst du da einen Haargummi?", fragte ich verwundert nach. Unwillkürlich erinnerte ich mich daran zurück, als er meinen aus den Haaren gezogen hatte, mit der Begründung, dass offenes Haar an mir schöner aussah. "Moment, ist das etwa mein Haargummi?" River ließ augenblicklich die Hand sinken, um sein Handgelenk zu verstecken und lenkte nun nur mit der linken Hand. Ich musste mir das Grinsen verkneifen, als ich bemerkte, wie nervös er wurde und schnell verneinte. Seine Reaktion gab mir bloß die Bestätigung, dass er tatsächlich mein Haargummi als Armband benutzte. Das war ja fast schon wie die -mein- Junge- Sache.
"Awww, Baby! Du trägst ein Teil von mir bei dir.", brachte ich begeistert hervor und klatschte wie ein Kleinkind in die Hände. "Du sollst dich darüber nicht lustig machen!", murmelte er peinlich berührt und seufzte. "Mache ich doch gar nicht. Das ist so süß, River!" Wäre er nicht gerade am Autofahren, würde ich in seine Wangen kneifen und in seinem Haar wuscheln, so niedlich sah er in diesem Moment aus.
"Ich schwöre es dir, wenn du gleich nicht aufhörst, nehme ich dieses scheiß Band und schmeiße es aus dem Fenster hinaus!", drohte er mir nun, was mich nur noch breiter zum Grinsen brachte. "Okay, okay! Behalte es bitte an." Da schaute er belustigt zu mir. "Warum? Weil das auf einer ganz komischen Art und Weise zeigt, dass ich dir gehöre?" Ich nickte stolz. "Verdammt richtig!"
Schmunzelnd schüttelte er mit seinem Kopf. "Du bist verrückt, Antoinette."
"Sagte der Junge, der das Haargummi seiner Liebsten am Handgelenk trägt."
Und damit waren all meine Zweifel und Sorgen wie weggeblasen.
●°
Die dröhnende Musik war überall zu hören. Selbst an Stellen, wo es normalerweise ruhiger sein sollte. In diesem Fall der Hintergarten. Auch hier hatte sich eine kleine Menschenmenge angesammelt. Manche von ihnen kannte ich, andere von ihnen hatte ich zuvor noch nie gesehen. So wie ich feststellen durfte, waren hier nämlich nicht nur Leute aus der John Quincy anwesend. Vermutlich hatten diese ihre Freunde eingeladen, worauf diese Leute dann ihre Freunde eingeladen hatten. Kesh war sowieso der Ansicht, dass je mehr Leute auf einer Party waren, desto besser die Stimmung war. Aus diesem Grund glaubte ich nicht, dass ihm das etwas ausmachte.
In diesem Moment kam Keshav auf mich zu. An seinen schwankenden Schritten bemerkte ich, dass er nicht mehr ganz so nüchtern war wie am Anfang. "Amüsierst du dich gut?", fragte er mich leicht lallend. Kichernd nickte ich, worauf er mit meinem Becher anstieß und daraufhin einen kleinen Schluck aus seinem Becher trank. Ich tat ihm gleich und nippte an meiner Cola. "Wo hast du denn River gelassen?", lautete seine nächste Frage. Automatisch lächelte ich wieder, als ich seinen Namen hörte. Dieser Junge war echt unglaublich.
River hatte nämlich wahrhaftig jeden fremden Jungen, der nur in meiner Nähe war, sofort vergrault, indem er mich näher an sich zog, ihnen böse Blicke zuwarf und mich schließlich woandershin brachte. Man könnte glatt meinen, dass jedes männliche Wesen bei mir einen Abstand von drei Schritten nehmen musste. Männer und ihr Beschützerinstinkt.
"Da vorne!", ich zeigte mit meinem Finger in die besagte Richtung. "Er telefoniert gerade." Keshav schüttelte bloß seinen Kopf und seufzte. "River und sein Handy. Seit längerer Zeit bekommt er andauernd Anrufe. Sobald er aber das Telefonat beendet hat, kommt er ziemlich aufgelöst zurück und verabschiedet sich einfach, ohne jegliche Erklärung." Ich runzelte die Stirn. Mein Blick wanderte für einen kurzen Moment zu River, der immer noch am Telefonieren war.
"Und du meinst, dass das an diesen Anrufen liegt?", wollte ich dann von Kesh wissen. Dieser nickte. "Er sucht danach entweder sofort das Weite oder redet kaum mehr. So langsam denke ich wirklich, dass nichts Gutes dahinter steckt. Du solltest ein Auge darauf werfen, Toni. Vielleicht spricht er mit dir darüber. Mir sagt er jedenfalls nichts." Das waren seine letzten Worte gewesen, ehe er weiterging und mich völlig verwirrt zurückgelassen hatte.
Kurz darauf tauchte River neben mir auf, während ich immer noch Keshavs Worte zu verstehen versuchte. "Wir müssen leider die Überraschung auf ein anderes Mal verlegen.", setzte er mich keine Sekunde später bedauernd in Kenntnis. "Und jetzt die Party verlassen.", ergänzte er schnell. Ich behielt das, was mir Kesh vor einigen Minuten gesagt hatte im Hinterkopf und guckte River misstrauisch an. "Etwa wegen deinem geheimnisvollen Anruf?" Er sagte nichts, sondern legte im nächsten Augenblick eine Hand auf meinen Rücken und schob mich in die Richtung des Ausgangs.
"Ich habe dich etwas gefragt!", erinnerte ich ihn mit mehr Nachdruck in meiner Stimme, als wir an seinem Auto ankamen. "Und ich werde dir darauf nicht antworten.", gab er ruhig zurück. "Doch, das wirst du!", entgegnete ich nun etwas lauter. Die Musik war glücklicherweise auf dem Parkplatz nicht mehr zu vernehmen. "Antoinette, steig ein und stell keine Fragen!" Sein Ton duldete keinen Widerspruch.
"Vergiss es! Bevor du mir keine vernünftige Antwort gibst, werde ich nicht in deinen verdammten Wagen steigen!"
River trat einen Schritt auf mich zu, weshalb die Lücke zwischen uns nun kleiner wurde. "Oh verstehe, du willst dich also unbedingt mit mir streiten." Ich funkelte ihn böse an. "Das will ich nicht. Ich will eine Antwort!", erwiderte ich stur. "Und ich werde sie dir nicht geben!", kam es genauso hartnäckig zurück. Unfassbar, wir stritten wirklich wie zwei Kleinkinder.
"Tja, Pech! Ohne mich wirst du aber nicht gehen können, da du mich heil nach Hause bringen musst. Also sag mir, wer dich angerufen hat und wir fahren los." Nicht mein bester Konter. Mir war klar, dass das ziemlich kindisch kam. Jedoch war mir das in diesem Moment ziemlich egal.
Nochmals verneinte er. "Okay, wie du willst!" Mit einer schnellen Handbewegung öffnete ich aggressiv die Autotür und setzte mich auf den Beifahrersitz. Zickig verschränkte ich meine Arme vor der Brust. Ich war so wütend auf ihn, dass ich nicht einmal mehr mit ihm darüber weiter diskutieren wollte. Denn ich hatte meine Antwort bereits bekommen. River vertraute mir einfach nicht.
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Noch einmal ein großes Dankeschön für die 1K! Ich hätte niemals gedacht, dass das so schnell gehen kann. ❤
Ich wünsche euch frohe Weihnachtstage und eine schöne Zeit mit euren Engsten! ~ Lynn 🕊
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