Kapitel 10
"Nein, ich werde jetzt keinen Schritt weitergehen!", weigerte ich mich. Demonstrativ verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schaute zur Seite. Vor mir atmete Noah hörbar aus und senkte dabei für einen kurzen Moment seinen Blick. Dann guckte er mich aufmunternd an.
"Du musst dich deiner Angst stellen, Toni! Für deine Schwester.", sprach der Blondschopf schließlich ruhig auf mich ein. Davor hatte er sein Glück um mich umzustimmen versucht, indem er mir alles versuchte schön einzureden. Selbstverständlich scheiterte er daran, weshalb wir immer noch außerhalb der Eisbahn standen. "Ich habe keine Angst!", widersprach ich trotzig. "Hätte ich Angst, wäre ich doch nie mitgekommen! Außerdem habe ich schon meine Schlittschuhe an. Was möchtest du denn noch von mir?"
Noah deutete vorwurfsvoll auf die Eisbahn. "Dass du vielleicht auch deine Schlittschuhe sinnvoll benutzt?" Auf gar keinen Fall. So schnell bekam man mich definitiv nicht auf das Eis. Ich hasste Schlittschuhlaufen wie die Pest.
Nachdem ich mit fünf Jahren mir den Arm gebrochen hatte, saß das Trauma einfach viel zu tief. Ich schwor mir, nie wieder nur einen Fuß auf die Eisbahn zu setzen. Das klappte die Jahre über auch ziemlich gut. Bis ich vor einigen Wochen Kaylee versprochen hatte, dass sie sich aussuchen durfte, wohin Josh und ich mit ihr hingehen würden. Sie liebte im Gegensatz zu mir die Eishalle.
Schnell stellte ich also fest, dass es falsch von mir war, ihr die Entscheidung zu überlassen. Die Moral dieser Geschichte war, dass ich Kaylee niemals Mitte-Herbst fragen sollte, was sie gerne unternehmen wollte. Dementsprechend glitt sie nun mit Joshua zufrieden auf dem Eis. Er liebte Schlittschuhlaufen ebenfalls.
Dies war auch einer der seltenen Leidenschaften, die wir nicht gemeinsam teilten, denn ich verstand nie, was daran toll sein sollte.
Immerhin tat man dort meiner Meinung nach überhaupt nichts produktives. Man bewegte sich auf dem Eis, achtete dabei genaustens darauf, dass man nicht hinfiel und drehte nur Runden. Daran war nichts besonders. Genauso gut konnte ich das mit Rollschuhen auf dem normalen Boden auch. Ich bewunderte und respektierte in diesem Fall also einzig und alleine nur die Eiskunstläufer.
Diesmal schüttelte ich stur meinen Kopf. "Ich passe, danke!" So gut und schnell es mit den Schlittschuhen an meinen Füßen ging, schubste ich Noah sanft zur Seite, damit er mir nicht weiter im Weg stand und wollte auf die Bank zulaufen. Während die drei Chaoten ihren Spaß auf der Eisfläche hatten, könnte ich sie dabei beobachten und gleichzeitig darauf warten, dass dieser Horrortrip endlich vorbei sein würde.
Als Noah nichts mehr dagegen einzuwenden hatte, ich fast an der Sitzbank ankam und mich hinsetzen wollte, stellte sich heraus, dass ich mich zu früh gefreut hatte. Er wollte mich nicht in Ruhe lassen. Plötzlich befand ich mich nämlich in der Luft, riss erschrocken meine Augen auf, während zeitgleich ein schriller Schrei meiner Kehle entwich. "Lass mich los! Ich will nicht!", fing ich sofort an mich zu wehren, zappelte auf seinen Armen wie wild, aber dennoch bedacht, damit ich nicht herunterfiel und funkelte ihn böse an.
Aber keine Chance, er hielt mich nach wie vor fest. Noah der Vollidiot nahm sich auch noch das Recht zu Lachen und schüttelte seinen Kopf. Sicherlich wollte er mich erst dann loslassen, sobald wir auch gemeinsam auf dem Eis standen. Ich würde in diesem Moment nichts lieber tun, als ihm den Kopf abzureißen. Mein Blick sagte vermutlich mehr als tausend Worte, doch der Ältere sah mich nur grinsend an. Er schien mich keinesfalls ernst zu nehmen.
Jetzt verstand ich auch, was Josh damit meinte, dass Noah ziemlich hartnäckig sein konnte. Vorsichtig ließ er mich schließlich runter und ich klammerte mich reflexartig an seinem Arm, aus Angst mein Gleichgewicht zu verlieren. "Beruhige dich, Kleine. Dir passiert nichts! Außerdem bin ich die ganze Zeit über an deiner Seite.", lächelte er mich an und hielt mich mit beiden Händen fest. So gab er mir zumindest das Gefühl von Sicherheit, auch wenn es nur ein bisschen war. Trotzdem war ich mit der Situation überhaupt nicht zufrieden. "Ich will nicht, Noah!", wiederholte ich meine Worte flehend. Nochmals verneinte er, bewegte sich ein kleines Stückchen nach vorne, wobei er mich vorsichtig mit sich mit zog. Mir wurde augenblicklich ganz warm und ich fühlte mich ziemlich unwohl bei der Sache.
"Du willst und du kannst das auch! Es ist ganz einfach, Toni! Wie beim Rollschuhfahren auch, bloß dass es hier rutschiger ist. Schau nicht auf deine Füße, versuch dein Gleichgewicht zu halten und habe keine Angst. Wenn du dich unsicher bewegst, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du fällst.", erklärte Noah.
Keine einzige Sekunde hatte er den Blickkontakt zwischen uns unterbrochen und ich fragte mich, wie er es schaffte, sich so auf dem Eis zu bewegen. Zugegeben ermutigten mich seine Worte auch und ich atmete tief durch. Er hatte recht! Ich konnte das. So schwer war das nicht. Es war wie beim Fotografieren auch. Wenn ich mit zittrigen Händen fotografierte und keinen festen Stand fand, würde das Bild bloß unscharf und wackelig werden. Wenn ich die Balance beim Schlittschuhlaufen verlor, würde ich hinfallen. "Okay.", atmete ich aus. "Du kannst mich loslassen. Ich schaffe das!", verlangte ich.
Ich brauchte nur fest an mich zu glauben und ich würde selbst das Schwierigste meistern.
Noah nickte zufrieden und entfernte sich achtsam von mir. "Lass dich einfach gleiten, der Rest kommt von alleine!" Und das tat ich auch. Ich hörte auf ihn, konzentrierte mich und nahm immer wieder ein wenig Anlauf. Noah bewegte sich im gleichen Tempo neben mir, war jeder Zeit bereit mich aufzufangen.
Ich ließ im nächsten Moment meine Augen durch die Eishalle schweifen und hielt Ausschau nach seinem Bruder und meiner Schwester. Die beiden waren weiter hinten in einer Ecke und schienen sich gut zu amüsieren. An diesen Anblick könnte ich mich wirklich gewöhnen. Ich wusste, dass Kaylee bei Joshua in sicheren Händen war.
"Du kannst es!", hörte ich plötzlich Noah neben mir begeistert sagen. Zuerst verstand ich nicht, worauf er andeutete, doch als ich es begriff freute ich mich sogleich auch. Ohne es zu bemerken wurden meine Schritte gewagter und meine Angst war wie weggeflogen. Mühelos glitt ich nun auf dem Eis und scheute mich nicht mehr davor. Die möglichen Gefahren waren bloß in meinem Kopf. Solange ich mir also nicht allzu viele Gedanken darüber machte, welche schlimmen Dinge geschehen würden, würde mir auch nichts passieren. Das war alles nur reine Kopfsache.
"Wann musst du eigentlich zurück nach Boston?", erkundigte ich mich wenig später neugierig. Noah überlegte kurz, ehe er mit der Antwort herausrückte. "Schätzungsweise habe ich noch um die vier Tage. Danach sind meine Ferien vorbei." Verstehend nickte ich. Seitdem er studierte, sah ich ihn nur noch selten. Eigentlich war es wieder das erste Mal seit langem, dass wir gemeinsam Zeit miteinander verbrachten. Es war nicht vorhergesehen, dass Noah auch mitkommen würde. Aber er war so frei gewesen, weshalb er vorschlug uns zu fahren.
Josh war selbstverständlich nicht zufrieden damit, aber ich war spätestens jetzt Noah dankbar. Ohne ihn hätte ich mich wahrscheinlich nie auf das Eis getraut. Zumindest nicht freiwillig. Joshua hätte mich nicht lange genug dazu anstiften können, da er sich um Kaylee kümmern musste. Immerhin wollte sie mehr Zeit mit ihm verbringen, weshalb sie bloß quengeln würde, damit er endlich mit ihr auf die Eisbahn ging. Das war auch der Sinn hinter diesem kleinen Ausflug. Außerdem hatte ich auch jemanden, mit dem ich mich wiederum unterhalten könnte.
"Und sonst? Gibt es irgendwelche Veränderungen bei dir?", forschte ich nach. Noah lachte kurz und zuckte mit den Schultern. Wir hielten daraufhin am Rand der Bahn an. "Kommt ganz darauf an, was du mit Veränderungen meinst.", erwiderte er belustigt. Ich grinste. "Hast du deine Herzensdame schon gefunden?", wollte ich scherzend wissen und stupste ihn an. Noah wurde ganz verlegen und guckte weg. Mit dieser Reaktion hatte ich zwar nicht gerechnet, aber die Antwort auf meine Frage schien wohl positiv zu sein. Gerade als ich nochmals fragen wollte, schaute mich Noah wieder an und verneinte schnellstens mit den passenden Handbewegungen. "Nein, nein! Es gibt niemanden. Die Frage kam bloß unerwartet."
Prüfend musterte ich ihn. Es war ziemlich untypisch für ihn, dass er schnell nervös wurde. Aber ich wollte nicht weiter nachhaken, also nickte ich. "Die Richtige kommt noch!", sagte ich stattdessen lächelnd.
Wieder guckte ich nach vorne und beobachtete Kaylee. Joshua hielt die Fünfjährige gerade an den Händen und drehte sie. Automatisch schmunzelte ich. "Oder sie ist ganz in der Nähe.", glaubte ich Noah sagen zu hören. Jedoch hatte er nuschelnd gesprochen, weshalb ich mir nicht sicher war, ob er das auch tatsächlich gesagt hatte. "Wie bitte?", entfuhr es mir verwirrt. Er zuckte kaum merklich zusammen, winkte dann aber schnell ab. Eigenartig.
"Da seid ihr lahmen Schnecken ja!", tauchte Josh vor uns auf. Mit seiner rechten Hand hielt er Kaylees Hand. Ich vernahm sie, wegen seiner Bemerkung leise kichern. Der Ältere und ich blickten gleichzeitig zu unseren Geschwistern. "Was für ein erfreulicher Anblick Sie auf dem Eis zu sehen!", wandte sich Josh sofort an mich. Ich verdrehte meine Augen, musste aber grinsen. "Ich sagte doch, dass Noah dich dazu kriegt!", fügte er hinzu. "Auch wenn ich im Endeffekt zu anderen Maßnahmen greifen musste.", merkte dieser an. Josh konnte sich denken, dass Noah mich letztendlich hierher tragen musste. Aus diesem Grund lachte er laut auf.
"Ich habe Hunger!", warf plötzlich Kaylee in die Ruhe. Wir tauschten direkt Blicke untereinander aus, bis ich wieder das Wort ergriff. Auch bei mir machte sich ein kleines Hungergefühl breit und den Brüdern schien es nicht anders zu gehen. "Dann sollten wir jetzt etwas Essen gehen." Einverstanden nickten sie und wir steuerten im nächsten Moment gemeinsam in die Richtung des Ausgangs.
Ungefähr zwei Stunden später, nachdem wir die Eishalle verlassen und in eine Pizzeria gefahren waren, kamen wir wieder zu Hause an. Die Fahrt verlief ruhig und mir fielen hin-und wieder die Augen zu. Kaylee jedoch schlief sofort ein, wodurch Josh sie wohl oder übel nach drinnen tragen musste. Ich öffnete ihm die Haustür und er machte sich mit ihr auf seinen Armen auf den Weg in das Zimmer meiner Schwester. Nun standen Noah und ich draußen auf der Einfahrt.
"Danke, dass du uns heute begleitet hast!" Er lächelte mich an. "Nichts zu danken. Es tat gut eine Auszeit von dem ständigen Lernen zu nehmen." Verständlich, wenn er sowieso den lieben langen Tag lernte, statt sich einmal zu amüsieren. Er war der Meinung, dass er auch später sich genügend vergnügen könnte. Aus diesem Grund investierte er auch mehr Zeit für sein Studium.
Plötzlich bemerkte ich, wie er die Augenbrauen zusammen zog und konzentriert auf meine Haare starrte. "Habe ich da was?", fragte ich unsicher. "Ja- Warte, das habe ich gleich!" Mit diesen Worten hob er seine Hand und näherte sich mir vorsichtig. Als nächstes fasste er mir an meine Haare und fuhr mit der Hand an einer Strähne entlang. Schließlich war ein kleiner Fussel auf seiner Fingerspitze zu sehen. Sofort schnipste er diesen weg und ich bedankte mich erneut bei ihm.
"So, Kaylee liegt in ihrem Bett und wir beiden können nun gehen!", gesellte sich Josh im nächsten Moment zu uns. Noah nickte und ich lächelte meinen besten Freund dankbar an. Daraufhin verabschiedete ich mich von den Brüdern sorgfältig und wartete noch einen Augenblick, bis sie in ihr Auto eingestiegen waren.
Nachdem sie außer Sichtweite waren, begab ich mich nach drinnen. Ich fühlte mich ziemlich erschöpft, weshalb ich mich kurz bei meinen Eltern blicken ließ und anschließend sofort in mein Zimmer ging. Dort angekommen befreite ich mich von meiner Jacke und schmiss mich sogleich auf mein Bett. Nach kurzer Zeit fiel ich auch schon in einen leichten Schlaf.
•°
Es war Montag- die Schulklingel beendete gerade die zweite Stunde. Da wir Geschichte hatten, bedeutete dies, dass River mit mir gemeinsam Unterricht hatte. Eigentlich dachte ich, dass wir noch miteinander reden würden, doch komischerweise hatte er mich weder begrüßt noch angeschaut.
Dieses Mal machte ich mir jedoch keine großen Gedanken darüber, da ich später ganz gewiss auf ihn zugehen würde und auch wusste, dass er mich nicht nochmal auf dieser Weise mied. Zuerst wollte ich aber zu Mrs Harper gehen und nach der Note für die Präsentation fragen. Sie meinte zu uns, dass sie die Noten nämlich erst diese Woche sagen könne. "Sie wollen bestimmt die Note wissen!", verstand meine Lehrerin sofort und griff nach ihrem Notizbuch. Gespannt wartete ich auf ihre Antwort.
Ich war mir ziemlich sicher, dass River und ich gut abgeschnitten hatten. Das Referat war definitiv ein Erfolg gewesen. "Ich habe Ihnen und Mister Adams für das Referat eine B+ gegeben.", offenbarte sie freundlich lächelnd. Mit dieser Note hatte ich auch gerechnet. River und ich wollten eigentlich über mehr vortragen, doch unser Streit hatte dafür gesorgt, dass wir nicht mehr weit kamen. Aber da wir das Wichtigste bereits fertig hatten, war das halb so wild.
Mrs Harper erklärte mir noch schnell, was sie gut fand und was ihrer Meinung nach in der Präsentation gefehlt hatte und ich gab mich einfach mit ihren Worten zufrieden, indem ich verständnisvoll nickte und mich schließlich bedankte. "Es freut mich, dass eure Zusammenarbeit gut gelaufen ist. Etwas anderes habe ich nicht erwartet!" Den Umständen entsprechend, natürlich. Selbstverständlich erzählte ich ihr nichts von unserer Auseinandersetzung und stimmte ihr zu. Danach verabschiedete sie sich von mir, da sie nun woanders unterrichten musste und verließ das Klassenzimmer. Auch ich nahm meine Tasche und ging raus auf den Flur.
Ich vermutete, dass ich nun Politik hatte. Auf dem Weg zum nächsten Klassenraum entdeckte ich glücklicherweise River an seinem Schließfach. In nächster Sekunde lehnte ich mich seitlich an die Schließfächer an. "Wir haben eine B+ bekommen! Ist das nicht klasse?", setzte ich ihn grinsend in Kenntnis. Ich hatte gehofft, dass er sich ebenfalls freuen würde, doch stattdessen würdigte er mir immer noch keines Blickes. "Wahnsinn...", entgegnete er abwesend.
Augenblicklich runzelte ich die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Wenn ja, wüsste ich aber nicht was. Immerhin hatten wir die letzten Tage nicht einmal miteinander gesprochen. "Was ist los?", wollte ich besorgt wissen. River schloss aggressiv sein Schließfach zu, schulterte seine Schultertasche und schaute danach endlich zu mir. "Nichts, Mandoza! Ich muss aber jetzt zum Unterricht.", antwortete er ausweichend.
Die Tatsache, dass er mich wieder bei meinem Nachnamen genannt hatte, machte nur noch mehr deutlich, dass er ein Problem hatte. Ein Problem, welches er nicht aussprechen wollte.
Obwohl ich ihn am Liebsten schütteln wollte, damit er mit den Antworten herausrückte, blieb ich dennoch erstaunlich ruhig.
"Wir sind also wieder beim Nachnamen angekommen?", fragte ich daraufhin ironisch. River schaute mich bloß mit undefinierbarer Miene an und hielt dicht. "Okay, Adams! Wenn du nicht antworten willst- Nur zu! Du kannst aber nicht ewig schweigen. Wenn du auf mich sauer oder dergleichen bist, solltest du es mir schon sagen. Ich habe nämlich absolut keine Ahnung, warum du dich so seltsam aufführst." Mit diesen Worten stützte ich mich ab und führte meinen Weg fort.
Jedoch lief ich mit langsamen Schritten, weil ich immer noch die kleine Hoffnung hatte, dass er doch noch reden würde. Gerade als ich aber dachte, es würde wirklich nichts mehr von ihm kommen, hörte ich seine Schritte hinter mir. "Wann wolltest du mir sagen, dass du einen Freund hast?", platzte es ihm plötzlich heraus.
Mitten in meiner Bewegung hielt ich inne. Ich brauchte zuerst einen Moment um zu verstehen, was der Schönling gerade mir versuchte vorzuwerfen. Verdutzt drehte ich mich schließlich in seine Richtung um. Mittlerweile stand er wieder in meiner Nähe. Ich hatte vieles, aber sicherlich keinen Freund.
"Wie kommst du denn bitteschön darauf?", fragte ich verblüfft. River atmete aus. "Ich habe dich und diesen, mir fremden, Jungen gesehen. Ihr habt wirklich...vertraut miteinander gewirkt."
Wovon sprach er nur? Ich verstand in diesem Moment genauso viel wie in Mathe. Also absolut gar nichts. Angestrengt dachte ich nach, wo er mich mit einem Jungen gesehen haben könnte. Die einzigen Jungs mit denen ich am Wochenende unterwegs war, waren die Davies Brüder. Joshua kannte er ohnehin schon, also konnte er nur Noah meinen.
Mit einem Male wurde mir plötzlich alles klar. River hatte mich mit höchster Wahrscheinlichkeit mit Noah vor der Haustür gesehen. Ich wusste zwar nicht genau, wovon er Zeuge wurde, aber anscheinend bekam er so viel mit, dass er sich komische Dinge zusammengereimt hatte. Jetzt verstand ich auch, warum er sich abwesend verhielt.
"Du bist eifersüchtig!", stellte ich erstaunt fest. Ich musste nun wie dumm und dämlich grinsen. River behielt zwar immer noch seine undurchschaubare Maske auf, doch ich könnte schwören, dass meine Worte in ihm etwas ausgelöst hatten. "Rede doch keinen Unsinn, Mandoza! Sag mir einfach, wer dieser Junge war und wir belassen es dabei." Ich fing an zu lachen. "Und wie du eifersüchtig bist!"
Wenn ich ihm gleich verraten würde, wer Noah war, dann würde später dieses Gespräch River sicherlich noch ziemlich unangenehm werden.
"Also? Stimmt meine Vermutung oder nicht?", forderte er erwartungsvoll nach einer Antwort. Ich kicherte und schüttelte dann mit meinem Kopf. "Nein, River. Du liegst ziemlich daneben mit deiner Vermutung.", fing ich an. "Der Junge, den du gesehen hast, ist die letzte Person, mit der ich etwas anfangen würde!"
Ich machte extra lange Pausen, um ihn ein wenig zu ärgern, da ich bemerkte, wie sehr er sich anspannte und nur darauf wartete, dass ich meinen Satz zu Ende sprach. "Wer ist dieser Typ, Antoinette?" Hach, schön. Da war wieder mein Vorname.
River klang nun gefährlich leise und schien keine Geduld mehr zu haben. Daher wollte ich ihn also nicht länger warten lassen und glücklicherweise konnte ich gerade noch rechtzeitig die Frage beantworten. "Der Bruder meines besten Freundes!"
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