Bonuskapitel~2
2022
Lächelnd bewunderte ich den funkelnden Diamanten meines Verlobungsrings. Ich konnte kaum meine Augen von ihm nehmen. Dieser Anblick schien so surreal, und doch war er traumhaft schön, als dass ich mich weiterhin auf meine eigentliche Arbeit konzentrieren konnte.
Momentan verzierte ich nämlich Cupcakes, aber der Ring lenkte mich dabei enorm ab, was mich jedoch überhaupt nicht störte. Er war eben viel interessanter als bunter Zuckerguss, Streuseln und Dekor-Schmetterlingen.
"Schau mal, er glänzt so schön!", seufzte ich glücklich und streckte meine Hand aus, um den Ring nochmals meinem Verlobten zu zeigen. "Du kannst es immer noch nicht ganz glauben, oder?", schmunzelte River, während er meine Hand ergriff.
Ich schüttelte den Kopf. "Dein Heiratsantrag ist ja auch erst zwei Tage her", ich legte meine Hände an seine Hüften und zog ihn enger an mich. Unser kleiner Moment rief die Erinnerungen von jenem Tag hervor. Wohl eines der schönsten Augenblicke meines Lebens.
Es war in der Sternschnuppennacht gewesen. Ich wollte unbedingt die Sterne begutachten, zumal mich die Galaxie- alles, was mit der Astronomie zu tun hatte- schon immer faszinierte.
Demnach überredete ich River dazu, mit mir dieses wundervolle Sternenspiel anzusehen. Hauptsächlich, weil ich gerne Fotos davon hätte.
Also lagen wir auf einer Decke, aßen mit Schokolade überzogene Erdbeeren und tranken Champagner, bis River mich schlicht und einfach fragte, ob ich ihn heiraten möchte. Nichts extravagantes, bloß er und ich mitsamt dem großen Nachthimmel. Der Moment war perfekt gewesen.
"Und ein Tag davor sind wir gemeinsam in eine Wohnung gezogen!", ergänzte ich und verspürte ein wohliges Gefühl, das ich nicht in Worte fassen konnte. "Ich kann's auch nicht realisieren, wie schnell die Zeit vergangen ist", erwiderte River, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn hauchte.
Anschließend deutete er mit einem Kopfnicken wortlos auf meine Cupcakes und lächelte mich süßlich an. Mir war nicht entgangen, wie River, während ich dabei war, sie zu verzieren, ständig sehnsüchtig zu mir und auf das Tablett starrte, bloß weil er eines davon essen wollte.
"Also gut, du darfst kosten und bewerten", beschloss ich lachend, nahm einen Cake und hielt ihm dieses erwartungsvoll hin. River nahm sogleich einen begeisterten Gesichtsausdruck an, was ich mit einem Schmunzeln quittierte. Unglaublich, wie etwas derartig Belangloses ihn so unfassbar glücklich machen konnte.
Zuerst entfernte er das Förmchen, bevor er herzhaft hinein biss. "Göttlich...", sagte er kauend und schloss genüsslich die Augen. Ich wollte mich ebenso davon überzeugen, dass mir die Cupcakes gelungen waren, weswegen ich ihn bat, mir auch einen Bissen zu gewähren.
Wie ich feststellten durfte, übertraf ich wieder einmal mich selbst. Innerlich konnte ich mir ruhig stolz auf die Schulter klopfen. Plötzlich lachte er leise auf, weshalb ich ihn fragend anblickte. River zeigte auf sein Mundwinkel, um mir den Grund zu verdeutlichen, doch ich begriff nicht.
Auf einmal beugte er sich etwas zu mir herunter. Regungslos und ein wenig perplex ließ ich die Berührung seiner weichen Lippen an meinem Mundwinkel über mich ergehen, spürte wie er ganz leicht an dieser Stelle saugte und sah, dass er sich anschließend über die Lippen leckte.
Unsere Blicke trafen sich. Ich konnte mir beim besten Willen nicht erklären, wie dieser Moment blitzschnell mit einem intensiven Augenkontakt geschmückt wurde. Sein Kuss hallte nach, dabei durchfuhr ein aufregendes Kribbeln meinen Körper.
Viel zu spät verstand ich, wieso er mich eben auf dieser reizvollen Art geküsst hatte. Zuckerguss klebte an meinem Mundwinkel. Wie langsam diese Erkenntnis auch kam, umso schneller rückte sie dafür in den Hintergrund. Stattdessen spürte ich seine Finger an meinem Körper.
Quälend langsam fuhren seine Finger über meinen Hals, hinauf zu meinem Kinn, so als wolle er meine bereits erforschten Körperstellen erneut erforschen. Dann strich er mit seinem Daumen über meine Unterlippe, wodurch ich meinen Mund leicht öffnete.
Meine Augen blickten weiterhin zu ihm hinauf, während nun seine Finger meine Wange streichelten. Hinterher schob er mein Haar hinter mein Ohr. Ein überraschter Laut entwich meiner Kehle, als er mich plötzlich hochhob und auf die Kücheninsel setzte.
Fast schon automatisch schlang ich meine Beine um seine Hüften, während ich meine Hände hinter seinem Nacken verschränkte. "Ich muss ehrlich sein, als ich die letzten Wochen mit dem Gedanken gespielt habe, dir einen Antrag zu machen, hatte ich auch meine Zweifel gehabt."
Sofort blickte ich ihn interessiert an, was er bemerkte und somit fortfuhr. "Zuallererst hatte ich natürlich Schiss, dass du ablehnst und mich anschließend auslachst, aber diese Angst hat mir Joshua glücklicherweise genommen", er lachte leise auf, während ich darüber schmunzelte.
Wie sehr wir uns auch liebten, diese Angst hatte er wohl jedes Mal, sobald wir in unserer Beziehung den nächsten wichtigen Schritt machten. Dabei völlig unberechtigt. "Ich dachte mir, dass es vielleicht doch zu früh ist. Oder du dich gar nicht derweise an jemanden binden willst."
"Wenn ich nicht heiraten wollen würde, hättest du das schon frühzeitig bemerkt", erwiderte ich wahrheitsgemäß, worauf er wissend nickte. "Je mehr ich darüber eben nachgedacht habe, desto mehr habe ich mir die unterschiedlichsten Szenarien ausgemalt und wurde unsicherer."
Ich verstand ihn, dem neigte ich auch zu. Wie sicher ich mich auch fühlte, zu viele unnötige Gedanken machten mir das kaputt, verursachten eine nutzlose Nervosität und ließ mich an meiner Entscheidung zweifeln. Er musste sich hierbei wohl viel schlimmer gefühlt haben.
"Aber als ich dir vorhin zugesehen habe, wie du deine Cakes zubereitet, Musik gehört und dabei wunschlos glücklich den Ring bewundert hast, war ich mir sicherer als jemals zuvor. Du bist der Mensch, mit dem ich wahrlich mein ganzes Leben verbringen möchte."
Seine Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht, während mein Herz aufgeregt schlug. "Und du bist der Mensch, mit dem ich mein ganzes Leben verbringen möchte", erwiderte ich, bevor ich diesen besonderen Moment mit einem hingebungsvollen Kuss verschönerte.
"Falls es dich beruhigt, ich hatte genauso Zweifel und Bedenken. Spätestens zehn Minuten nach deinem Antrag", gestand ich und verspürte somit auch eine gewisse Erleichterung. "Vielleicht kommt das daher, weil unsere Eltern uns ein falsches Bild von der Ehe vermittelt haben."
River, der nun auch die andere Haarsträhne hinter mein linkes Ohr schob, hielt mitten in seiner Bewegung inne, schaute wieder in meine Augen und bejahte schließlich zustimmend. "Ich versichere dir jetzt schon, dass ich keine zweite Familie gründen werde."
Ich lachte leise auf. "Und ich werde nicht kilometerweit wegziehen, falls du mich fürchterlich mit deinen Taten aufregen solltest." River grinste schief. "Gut, dass wir das geklärt haben." Es war schön, dass wir inzwischen über alles offen und ehrlich miteinander sprechen konnten.
Auf einmal klingelte das Haustelefon. "Möchtest du rangehen, oder soll ich?", erkundigte ich mich grinsend, obwohl ich mir auch hätte die Frage sparen können. "Nö, geh du. Ich habe gerade absolut keine Nerven für die Leute, die uns zum Einzug gratulieren wollen."
Belustigt aufgrund seiner Antwort sprang ich ab und eilte unverzüglich ins Wohnzimmer. "Falls sie nach dir fragen, sage ich, dass du schläfst!", setzte ich River noch in Kenntnis, bevor ich schließlich abnahm. Fröhlich wurde ich von meiner Mutter begrüßt. "Wie geht es euch?"
"Uns geht's gut, danke!", erwiderte ich ein wenig verpeilt, zumal ich mit ihr überhaupt nicht gerechnet hatte. "Und dir? Was machst du Schönes?", fragte ich anschließend nach. "Alles bestens. Christina ist bei mir. Wir wollten wissen, ob ihr morgen schon etwas vorhabt."
Ich wusste genau, wie bei ihnen der Tag abgelaufen war. Beide mussten heute nicht arbeiten, also gingen sie erstmals gemeinsam in die Innenstadt. Dort sahen sie sich in einigen Läden um, erledigten vielleicht sogar ein paar Einkäufe und gingen schließlich zurück nach Hause.
Nun unterhielten sie sich wieder einmal intensiv über River und mich bei einer Tasse Kaffee, weshalb ihnen der Gedanke kam, uns einfach anzurufen, um zu fragen, ob sie morgen bei uns zum Abendessen vorbeikommen dürfen.
Wie River und ich unschwer feststellten, verstanden sich unsere Mütter auf Anhieb. Wie schön das auch war, es könnte genauso auch nervig werden. Die Beiden mischten sich nämlich gerne mit voller Begeisterung in unsere Angelegenheiten ein.
Jedoch auf dieser süßen, fast schon harmlosen Weise. Beispielsweise bei der Wohnungssuche oder bei dem Kauf unserer Möbel. Wahrscheinlich hatten sie gleich, nachdem wir unsere Verlobung verkündet hatten, einen Hochzeitsplaner besorgt. Zumindest traute ich dies ihnen zu.
Darüber machten sie sich gewiss mehr Gedanken als River und ich, zumal wir wegen dem Umzugsstress und der Uni kaum die Zeit dafür fanden. Nur manchmal merkten Mom und Christina nicht, dass wir in unserer Beziehung unsere eigenen Entscheidungen treffen wollten.
Und sobald wir ihnen höflich sagten, dass wir vieles lieber alleine regeln möchten, kamen sie mit der Mitleidstour an, wodurch wir uns eigentlich völlig unberechtigt schlecht fühlten und ihnen widerwillig doch erlaubten, uns zu 'helfen'. Mütter waren einfach nur unglaublich.
"Nein, ihr könnt uns morgen gerne besuchen kommen", beantwortete ich ihre Frage ein wenig verspätet. Jetzt wo die Einrichtung der Wohnung nahezu komplett war, fand ich es auch viel angenehmer, wenn wir Besuch erwarteten. Die fehlenden Kleinigkeiten fielen sowieso nicht auf.
Mom sagte mir, dass sie am Abend erscheinen würden und wie sehr sich darüber freue, bevor sie auflegte. Gleich nach dem Telefonat ging ich meinen Verlobten suchen, um ihm Bescheid zu geben und entdeckte ihn schließlich im Schlafzimmer.
"Unsere Eltern kommen morgen Abend." River blickte zu mir, ehe er bloß dazu nickte. Er stand vor dem Kleiderschrank und sein Gesichtsausdruck schien überhaupt nicht zufrieden. Auweia, das könnte jetzt für mich ziemlich unschön werden.
"Antoinette, was ist das?", er deutete auf das Möbelstück vor sich. "Ein Kleiderschrank", antwortete ich und setzte ein Lächeln auf. "Schon klar, aber was ist das da drinnen?" River zog mich neben sich, womit ich leider mit meinem chaotischen Kleiderhaufen konfrontiert wurde.
"Kleidung", nuschelte ich. "Sehr schön. Und jetzt beantworte mir bitte folgende Frage", er hielt kurz inne. "Wie kann ein Ordnungsfreak wie du, nur so eine Unordnung hinterlassen?" Er klang beinahe schon entsetzt, derweil er mich verständnislos ansah.
"Ich hasse es eben, Wäsche zu falten. Also lege ich sie einfach hinein", rechtfertigte ich mich unbekümmert. "Oh nein, das ist kein hineinlegen, sondern viel mehr hineinstopfen! Wenn du sie nicht falten willst, kannst du die Sachen wenigstens mit einem Kleiderbügel aufhängen."
Was Kleidung betraf, war River ziemlich pingelig. Es gab keinen Ort, der ordentlicher war als sein Kleiderschrank. Da kannte er nichts, alles musste innendrin aufgeräumt und perfekt sein. Demnach erwartete er dasselbe nun auch von mir, weil wir diesen doofen Schrank teilten.
Nur blöderweise gelang es mir nie, Kleidung schön zu falten. Also entwickelte ich einen großen Hass dafür. Natürlich gab es noch die eben erwähnte Option mit dem Kleiderbügel, doch aus unerklärlichen Gründen fielen meine Kleidungsstücke immer herunter, sobald ich sie aufhing.
"Das sind Sachen, die du vielleicht einmal anhattest", bemerkte er, als er eine Bluse in der Hand hielt, welche ich erst vor einigen Tagen getragen hatte. "Schau doch, wie zerknittert das Teil
jetzt ist! Und ich kenne dich, schon bald wirst du es genau deswegen völlig unnötig in die Wäsche schmeißen."
River seufzte tief und ich merkte, wie er allmählich die Krise bekam. "Aber das ist doch meine Hälfte des Kleiderschranks!", traute ich mich endlich, mich dem zu äußern. "Kann dir doch herzlich egal sein, wie es da drinnen aussieht, solange es nicht deine Unordnung ist."
Er lachte trocken auf. "Ist es aber nicht, weil der Schrank ebenso auch mir gehört. Allein der Gedanke, dass auf der anderen Hälfte ein Durcheinander herrscht, stört mich gewaltig! Also dann, ich lasse dich jetzt alleine. Und wenn ich wieder zurückkomme, ist dieses Problem hoffentlich beseitigt."
Ich engte meine Augen zu Schlitzen und verschränkte die Arme vor der Brust, während River die Schranktür nach links schob, worauf seine Hälfte zum Vorschein kam. Wie nicht anders zu erwarten, war jedes Kleidungsstück entweder ordentlich gefaltet oder aufgehängt. Verdammt, es roch sogar unglaublich gut.
"Hier, falls du eine Vorbildfunktion brauchst!", erklärte er provokativ und grinste verschmitzt, weshalb ich ihm finster entgegen blickte. "Schatz, ich meine es wirklich nur gut. Solch einen Chaos möchte ich nicht noch einmal erleben. Sieh zu, dass sich das ändert!"
Bevor er das Zimmer verließ, lächelte er mir trotzdem noch sanft zu. "Sieh zu, dass sich das ändert!", äffte ich ihn nach, als er endlich fort war und verdrehte genervt die Augen. "Das habe ich gehört!", vernahm ich ihn amüsiert rufen. "Das war reinste Absicht!"
Im nächsten Moment schaute ich überfordert meinen Kleiderhaufen an. Irgendwo hatte River auch Recht. Mit dieser Einstellung machte ich mir nur überflüssige Arbeit. Aus diesem Grund gab ich mir einen Motivationskick und fing an, die Kleidung auszusortieren.
Diesmal war das Chaos nicht sonderlich groß gewesen, weshalb ich innerhalb von zehn Minuten fertig war. Größtenteils meiner Kleidung verstaute ich sorgfältig in den Schrank. Nun ähnelte es ganz nach der Seite meines Verlobten. Bloß wirkte es bei ihm viel schöner, aber was soll's.
Die anderen Sachen wollte ich, wie River bereits ahnte, in den Wäschekorb schmeißen. Sie waren zwar nicht beschmutzt, aber dafür dermaßen zerknittert, dass ich diese Oberteile keinesfalls mehr tragen konnte. Sie mussten später auf jeden Fall nochmal gebügelt werden.
Im Badezimmer warf ich alles in den Wäschekorb und merkte sodann, dass ich unbedingt meine Hände waschen sollte. Sie waren ganz schwitzig, ekelhaft. Demnach ging ich an das Waschbecken, wodurch mir sofort auffiel, dass Rivers Zeug wieder einmal verstreut da lag. Jetzt hatte ich ihn.
Ich rief nach ihm und freute mich bereits auf die kleine Standpauke, die nun ich ihm halten durfte. River verurteilte zwar mich, aber war in anderen Bereichen kein Stückchen besser. "Was gibt's?", erschien der Besagte schließlich und lief fragend auf mich zu.
Vorwurfsvoll deutete ich wie er vorhin auf die Stelle, die mich störte. "Wie oft habe ich dir jetzt gesagt, dass du die Cremetuben schließen und den Deckel der Zahnpasta zudrehen sollst?", sprach ich tadelnd, wodurch sich diesmal River augenblicklich unwohl fühlte. "Zu oft", nuschelte er.
Eifrig nickte ich, zumindest war er sich dies bewusst. "Und wieso machst du das dann nicht?" Er antwortete mir nicht. "River, du solltest endlich mal lernen, Dinge zurück an seinen Platz zu stellen. Dein Rasierer hier zum Beispiel! Der gehört nicht an den Waschbeckenrand."
Eigentlich fand ich mich inzwischen damit ab, dass ich ihm ständig hinterher räumen musste, zumal das eben seine schlechte Angewohnheit war, welche er sich nicht mit Leichtigkeit abgewöhnen konnte. Daher wies ich ihn immer weniger darauf hin und blieb stumm, doch diese Situation belustigte mich momentan enorm.
"Aber das ist doch meine Hälfte des Waschbeckens-", abrupt fiel ich ihm seufzend ins Wort. Er sollte die Nummer erst gar nicht versuchen. "Diese Ausrede zieht nicht, denn hier können wir nicht einfach wie beim Schrank die Unordnung wegschließen. Das sticht stärker heraus!"
Abgesehen davon war das Bad im Gegensatz zu unserem Schlafzimmer ein Raum, den manchmal auch andere Leute betraten, sobald sie uns besuchen kamen. Nur ungern wollte ich, dass sie ein dreckiges, unaufgeräumtes Badezimmer vorfanden, zumal River es nicht schaffte, die Ordnung beizubehalten.
Ich tat meinem Schönling nach, als ich ihm förmlich mit einer Handbewegung meine ordentliche Seite des Beckens präsentierte. "Hier, falls du eine Vorbildfunktion benötigst!" River starrte mich stillschweigend genervt an. Sein Anblick war ziemlich Goldwert.
"Schatz, ich meine das wirklich nur gut!", beteuerte ich, worauf mein Gegenüber die Augen verdrehte. "Ich gehe dann mal meine letzten Cupcakes verzieren. Wenn ich wiederkomme, möchte ich alles aufgeräumt vorfinden. Sieh zu, dass sich das ändert!", ergänzte ich fröhlich und betonte letzteres extra.
Zum Schluss drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und lächelte ihm provokativ süßlich zu, ehe ich aus dem Badezimmer verschwand. Ich bekam noch mit, wie er leise vor sich hin fluchte. "Das habe ich gehört!", rief ich grinsend. Diese Runde endete mit einem klaren Unentschieden.
•°
Am Abend überraschten uns unsere engsten Freunde mit einem Spontanbesuch. Josh und Cece wollten uns eine riesen Neuigkeit mitteilen, die laut ihnen ihr ganzes Leben verändern würde. Dementsprechend warteten River und ich seit mehreren Minuten gespannt auf die Offenbarung.
"Habt ihr euch etwa ein Haustier zugelegt?", riet River aufgeregt, wurde jedoch sofort enttäuscht, als das frisch zusammengekommene Paar zum erneuten Male synchron den Kopf schüttelten. "Babe, ein Haustier verändert nicht dein ganzes Leben", meinte ich lachend.
"Deine Meinung", gab River schnippisch zurück. "Jetzt sagt doch endlich, was Sache ist!", flehte er im nächsten Moment unsere Freunde an, da diese immer noch dicht hielten. "Dass ihr wieder zusammen seid, wissen wir sowieso schon. Das kann es also nicht sein..."
In diesen letzten fünf Jahren hatten die Beiden mehrere Beziehungspausen und eine richtige Trennung. Irgendetwas konnten Josh und Cece nicht miteinander teilen. Sie liebten und hassten sich gleichzeitig, führten Krieg, fielen aber im nächsten Augenblick wieder übereinander her und das Ganze spielte sich von vorne ab.
"Witzig, auf der Fahrt haben wir gewettet, dass Toni diejenige sein würde, die förmlich vor Neugier platzen wird, aber stattdessen bist du es, River. Du bist doch sonst immer der Geduldigere von euch beiden!", entgegnete Joshua amüsiert.
Sofort stimmte ich ihm mit einem Lachen zu, da selbst ich merkte, wie River sich ungewöhnlich neugierig äußerte. Dieser zuckte nur grinsend mit den Schultern. "Wir sagen es euch jetzt. Cece, möchtest du beginnen?", fragend blickte Josh seine Freundin an, welche sogleich bejahte.
"Für das, was wir euch gleich gestehen werden, ist es definitiv noch zu früh und wir fühlen uns keinesfalls bereit, diese gewisse Verantwortung zu tragen, aber wir bereuen auch nichts..." Verliebt lächelnd sah sie zu ihrem Partner, welcher ihre Hand mit seiner verschränkte.
River und ich mussten automatisch bei diesem Anblick lächeln. Es freute uns wahnsinnig, sie wieder so vertraut miteinander zu erleben. Dieses Glück hatten sie auf jeden Fall verdient. "Es ist das Richtige", ergänzte Josh sanftmütig.
Wir durchlöcherten sie förmlich mit erwartungsvollen Blicken, bis sich Cecilia plötzlich mit der freien Hand an ihren Bauch fasste und ich endlich begriff, was sie uns zu sagen versuchten. "Ihr erwartet ein Baby!", rief ich begeistert und sprang von meinem Platz auf.
"Mensch Toni, jetzt hast du ihnen völlig den Moment verdorben! Lass es die Leute doch selbst sagen...", nörgelte River neben mir, da ihn die Erkenntnis erst einen Herzschlag danach traf und er augenblicklich dieselbe Reaktion wie ich zeigte. "Ihr erwartet ein Baby!", wiederholte er.
Freudestrahlend zog ich meinen besten Freund in eine Umarmung und beglückwünschte ihn, währenddessen River dasselbe bei Cecilia tat. "Ich freue mich so für euch, Joshy. Du wirst in einigen Monaten Vater, das ist unfassbar schön!", entfuhr es mir wahrheitsgemäß, derweil ich ihn fest drückte.
"Ich kann's auch noch nicht ganz glauben", erwiderte er schmunzelnd, bevor er zu River schaute. Das war dann mein Stichwort, um nun Cece in meine Arme zu schließen. Heute morgen rechnete ich überhaupt nicht damit, dass dieser Tag solch eine Wendung haben würde.
Wir minimierten zwar wieder die kleine Lücke zwischen uns, aber hielten uns weiterhin an den Händen fest. "Süße, ich werde auf dich aufpassen und dich jederzeit unterstützen. Auf mich kannst du dich immer verlassen", versprach ich ihr wie es sich einer besten Freundin gehörte.
Cecilia nickte wissend und merkte, wie ihr die Tränen kamen. "Och, einmal sagst du etwas süßes und schon muss ich anfangen zu heulen!", beschwerte sie sich leicht lachend, bevor sie mich nochmals umarmte. "Ehrlich, es tut gut zu wissen, dass du und River immer für uns da seid."
"Jap, aber dafür möchte ich Patentante werden", witzelte ich, wodurch auch Joshua und River auflachten. Die Stimmung war herrlich. Ich mochte genau solche Momente mit meinen liebsten Menschen. Wenn sie mich an wundervollen Ereignissen in ihrem Leben teilhaben ließen.
"Josh hat mir erzählt, dass du Cupcakes gebacken hast. Hast du noch welche? Ich bekomme gerade mega Lust auf Süßigkeiten." Ohne weiteres zog ich Cecilia mit in die Küche, als ich sie das sagen hörte und brachte kurz daraufhin die Cakes zum Vorschein.
"Oh, die sehen verdammt lecker aus!", bemerkte sie freudig, bevor sie sich einen der Cakes nahm. "Die schauen nicht nur so aus, sie schmecken auch so!" Ein Hauch von Arroganz lag in meiner Stimme. "Jetzt erzähl du mal!", forderte sie dann kauend, worauf ich sie fragend ansah.
Cece deutete auf meinen wunderschönen Verlobungsring. "Ihr seid doch jetzt verlobt und zusammengezogen!", sagte sie aufgeregt, ehe sie ihren Bissen heruntergeschluckt hatte. "Das hat doch bestimmt eure Liebe und die Romantik erfrischt." Diese Reaktion war zugegeben süß.
"Hm, da ist so viel Romanik zwischen uns, dass ich glatt das Gefühl habe, vor lauter Romantik zu ersticken!", erwiderte ich, dabei die Ironie in den Vordergrund stellend und seufzte hinterher leise auf. "Bitte sag jetzt nicht, es läuft nicht gut zwischen euch!", entfuhr es ihr völlig entgeistert.
Oh, so wollte ich das auf gar keinen Fall herüberbringen. "Quatsch nein, das ist es nicht. Die Situation ist nur ein wenig seltsam, seit wir in diese Wohnung eingezogen sind. Ständig findet er Dinge, die er an mir auszusetzen hat und ich umgekehrt bei ihm genauso. Auch heute."
Erst in diesem Moment wurde mir klar, wie sehr mich das eigentlich belastete. Cecilia schien das auch zu bemerken, weswegen sie ihr Essen zur Seite legte, meine Hände ergriff und mich dann aufmunternd anlächelte. "Süße, das ist wohl normal, weil das alles noch so frisch für euch ist."
Zweifelnd zuckte ich mit den Schultern. "Ihr wart beide die letzten Wochen gestresst, sodass ihr füreinander kaum Zeit nehmen konntet. Zudem müsst ihr euch jetzt beide an das Zusammenleben gewöhnen, das dauert vielleicht ein bisschen. Und solange ihr nichts bereut, ist doch alles gut."
Ihre Worte brachten mich zum Nachdenken und ich merkte, wie sie damit absolut richtig lag. River und ich bereuten zwar keins unserer Entscheidungen, aber vermutlich war da bloß eine gewisse Angst, welche wir beide nicht in Worte fassen konnten. Und plötzlich wusste ich genau, was zu tun war.
•°
Erleichtert, weil der Abwasch endlich fertig war, hängte ich das Geschirrtuch an seinen Platz, warf noch einen letzten Blick auf die nun saubere Küche und ging schließlich ins Wohnzimmer. River saß auf der Couch vor dem Fernseher und schaute sich Sportnachrichten an.
Erschöpft setzte ich mich neben ihn, worauf er sofort seinen Arm um mich legte, damit ich mich gemütlicher an ihn kuschelte. Josh und Cece blieben noch weitere zwei Stunden, bevor sie wieder nach Hause gingen. Die restliche Zeit danach verbrachte ich lediglich mit Aufräumen.
Meine Augen sahen zu ihm hinauf. Gedankenverloren starrte er den Fernseher an, ich bezweifelte, dass er sich tatsächlich auf die Sendung konzentrierte. Irgendetwas sagte mir, dass der Besuch und die Neuigkeit unserer Freunde auch ihn zum Nachdenken angeregt hatten.
"Kannst du glauben, dass unsere engsten Freunde bald ein Kind bekommen werden?", unterbrach ich schließlich die Stille. "Ich kann nicht glauben, dass ich darauf nicht gekommen bin. Dabei hätte ich es ahnen müssen, als Cecilia ihren Lieblingswein abgelehnt hat."
Leise lachte ich auf, wobei River mit mir einstimmte. "Sie haben so glücklich gewirkt, obwohl das alles ungeplant und plötzlich kam", fuhr er nachdenklich fort. "Da stellt man sich wirklich die Frage, warum wir es nicht mit unserer bewusst getroffenen Entscheidung können."
Als ich das sagte, spürte ich Rivers Blick auf mir. "Ich habe dein Gespräch mit Cecilia in der Küche mitbekommen", gestand er leise. Irgendwie überraschte mich dies nicht. "Einfach alles davon entspricht der Wahrheit. Jedes einzelne Wort."
"Denkst du, dass wir uns bloß vor dem fürchten, was danach passieren wird?", wisperte ich. Er antwortete nicht sofort, stattdessen malte er Kreise auf meiner Schulter. "Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich bloß mit dir eng umschlugen auf dieser Couch sitzen möchte."
Unwillkürlich schlich sich ein müdes Lächeln auf meine Lippen. Das tat unfassbar gut zu hören und ermutigte mich, meine nächsten Worte auszusprechen. "Ich verspreche dir, dass ich ab sofort unseren Kleiderschrank immer ordentlich halten werde."
River gab mir einen Kuss auf meinen Haaransatz und neigte seinen Kopf an meinen. "Und ich verspreche dir, dass ich mich besser bemühen werde, nichts mehr an Ort und Stelle liegen zu lassen. Zudem werde ich ab sofort immer den Deckel der Creme und der Zahnpaste zudrehen."
Glücklich setzte ich mich vorsichtig auf, sodass sich unsere Augen trafen. Es war verrückt, aber zum ersten Mal konnte ich mir unser gemeinsames Leben bildlich vorstellen, zumal genau vor mir meine ganze Zukunft lag. Er war es nämlich, die Liebe meines Lebens.
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