
Kapitel 27, Die Pressekonferenz: Chaos Part 2, Seoul, Gangnam-gu, 17.08.2020
Kapitel 27
Die Pressekonferenz: Chaos Part 2, Seoul, Gangnam-gu, 17.08.2020
Hallo meine Lieben,
leider müsst ihr noch ein zweites Mal durch das Desaster, aber dieses Mal aus Yoongis und Hobis Sicht. Ich weiß, es ist hart, aber unabdingbar für den weiteren Verlauf. Und auch für die, die die Geschichte hauptsächlich wegen JIKook lesen, müssen sich hier wieder einmal mit Sope vergnügen. Ich hoffe trotzdem, dass es gefällt und lasst gerne Feedback da.
*Kekse und Taschentücher bereitstell*
Lg Nick [Hobi]
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Min Yoongi:
Yoongis Zorn war überwältigend und machte jeden klaren Gedanken schier unmöglich. Als der Shitstorm losging, vergaß er schlichtweg, dass er ein Idol war. Mehr noch eine Person des öffentlichen Lebens und sie sich gerade in einer Liveübertragung befanden. Er sah nur noch schwarz aufgrund der Dreistigkeit dieser Aasgeier, als mehr und mehr Stimmen laut wurden und sie mit Fragen bombardierten, angestachelt von diesem einen Affen, der als erstes seine Manieren vergessen hatte. Die Sensationsgeilheit fraß jeden klaren Menschenverstand auf und spätestens als sie Jimin versuchten als Co-Täter hinzustellen und wieder dieser absolut wahnsinnige Verdacht des Suizids oder versuchten Mordes seitens Jungkooks aufkam, war es mit ihm vorbei. Er war aufgesprungen und ignorierte den Schmerz, der durch sein Bein schoss, als er zu viel Gewicht auf den Schuh lastete, während er losbrüllte und seine Krücke anhob, bereit sie in die Menge von Reportern zu werfen. Doch Sejin kam ihm zuvor und ein harter Ruck von hinten ließ ihn wieder auf den Stuhl sinken.
„Yoongi-yah sei still!", zischte Sejin ihm zu und doch hörte Yoongi das kaum. Er begann sofort sich zu wehren und gegen den Manager anzukämpfen.
„Lass mich los! Sie haben es verdient! Sie sollen sich zum Teufel scheren... Sie... hmpf..." Sejins große Hand legte sich auf seinen Mund und brachte ihn zum Schweigen. Er stand nun vor ihm und blockierte ihn vor den Kameras, die unentwegt klickten.
Der Tumult war losgegangen und die Security hatte sich nun eingeschaltet und versuchte irgendwie das Chaos in den Griff zu kriegen. Yoongi sah kaum noch etwas, als Sejin ihn packte und von dem Podest zurück in den Backstagebereich zerrte. Yoongi konnte nur hinterherstolpern, denn der massive Schuh machte es schwer zu laufen. Kaum waren sie dort angekommen verlor er endgültig den Boden unter den Füssen, denn Sejin hob ihn kurzerhand hoch und trug... fucking trug... ihn weg von dem Geschehen und in irgendeinen Backstageraum hinein.
„Lass mich runter, verdammt nochmal!", schrie Yoongi nun ungehemmt gegen den Manager an, der ihn erst auf die Couch setzte und nach seinen Schultern griff.
„Yoongi bitte... komm runter. Ich weiß, dass du wütend bist. Das sind wir alle, aber du musst dich beruhigen. Bitte!" Sejin war der Stress anzusehen und doch gab Yoongi darauf gerade in etwa so viel wie auf eine Kakerlake, die er unter seinen Schuhen zerstampfen wollte.
„Drauf geschissen, Sejin-hyung! Diese Aasgeier... sie haben ihm Mord vorgeworfen! MORD! Jungkookie würde nie... er würde nie..."
„Ich weiß. Verdammt Yoongi-yah ich weiß. Natürlich würde er das nie. Wir alle wissen das... aber..."
„Wage es nicht! Wage es dir und ergreife Partei für diese seelenlosen Monster!", schrie Yoongi nun zurück und schubste ihren Manager einfach von sich. Und dann griff er nach seiner Krücke und fegte in einem Ruck sämtliche Gegenstände vom Tisch, die er erreichen konnte, ehe er auch die Krücke ruckartig von sich warf und nur das Scheppern hörte, mit der sie auf den Boden aufschlug.
Und damit schien der Bann an Zurückhaltung gebrochen zu sein. Yoongi wusste nicht, wie er es schaffte aufzustehen und stehenzubleiben und doch tat er es und mehr noch, begann er durch den Raum zu humpeln und loszuschreien. Er schien wie von Sinnen, als er nach einem Stuhl griff und ihn durch den Raum stieß, bis er an der anderen Wand landete. Selbst Sejin schien nun verdammt unsicher zu sein und zog sich zurück. Yoongis Wut kannte keine Grenzen und so fiel ihm alles, was er in die Hände bekam zum Opfer. Einige Gläser, ein paar Styling Produkte, ja selbst eine Vase landete klirrend an einer Wand.
Zwei Hände legten sich erneut auf seine Schultern und in seinem blinden Zorn konnte Yoongi einfach nicht anders und schlug nach der Person, die es wagte, ihn jetzt zu stören. Es klatschte unglaublich laut und ein Zischen erklang, eindeutig ein Laut des Schmerzes. Doch Yoongi erkannte nicht einmal, wer ihn festhielt, sondern wollte nur diese Hände loswerden.
„Lass mich los! Ich schwöre lass mich los oder du bekommst meine geballte Faust ab!", schrie er und hatte eben jene schon erhoben, als etwas vollkommen Unerwartetes ihn zum Schweigen brachte.
Lippen... es war ein paar Lippen, welches sich mit so viel Druck auf seine legte, dass er nicht einmal reagieren konnte. Es traf ihn so unvorbereitet, dass er mitten in der Bewegung erstarrte und einfach nur mit aufgerissenen Augen in ein Gesicht starren konnte, was erst nach und nach die Konturen von Hoseok annahm. Was zur...
Yoongi riss sich los, stolperte beinahe nach hinten und wäre vielleicht gefallen, hätte Hoseok ihn nicht gehalten. Hoseok, dessen Wange auffällig rot war und bereits eine leichte Schwellung aufzeigte. Hoseok, den er geschlagen hatte.
„Gott Hobi ich... ich wollte nicht..." Alles fiel in sich zusammen. Einfach alles und er wusste einfach gar nichts mehr.
Jung Hoseok:
Hoseok hatte gedacht, dass ihre a Cappella Version die Herzen der hier Anwesenden geschmolzen hätte, hatte gedacht, dass ihr Tränen ein Zeichen dafür waren, dass es ihnen wirklich schlecht ging, doch am Ende wurde er eines Besseren belehrt. Es war diese eine Frage, die sie alle aus dem Konzept und ihrer einstudierten Blase riss und dass, obwohl sie alle gewusst hatten, was für Hyänen diese Menschen sein konnten. Sie wurden davor gewarnt, darauf vorbereitet und trainiert, doch niemand hatte ihnen gezeigt, wie man mit all dem Schmerz umging, der einen begann zu überrollen, wenn es Ernst wurde. Wenn das Worstcase Szenario eintraf und alles unter einem wegbrach. Genauso fühlte er sich gerade und die Panikattacke überrollte ihn mit solch einer Wucht, dass er nicht in der Lage dazu war sich zu bewegen.
Erst als einer von dem Staffteam versuchte ihn aus seiner Starre zu lösen, bekam er mit, dass er unaufhörlich weinte, sein Körper wie verrückt zitterte und er Jimins Hand fast zerquetschte. Jimin - schoss es ihm augenblicklich durch den Kopf, den er ruckartig zu diesem drehte und erst jetzt begriff, welch ein Tumult ausgebrochen war und Yoongi regelrecht von Sejin abgeführt wurde. Verdammt! Was war hier nur los?
"Bitte Hoseok-ah, Jimin-ah kommt mit...", schien der Angestellte bereits des Öfteren gesagt zu haben, weswegen Hoseok sich endlich aufraffte, den weinenden Jimin auf seine Arme nahm und mit ihm den Raum verließ. Er funktionierte ferngesteuert, anders konnte man es nicht nennen und so lud er Jimin bei Taehyung und seinem Manager ab, die sich besser um ihn kümmern konnten. Ihm selbst fehlte die Kraft dafür, auch wenn er nicht glaubte, dass einer der anderen mehr davon besaß. Obwohl. Namjoon war stark - sein Blick fiel auf diesen, bevor er den Raum verließ und dem Geschrei folgte. Yoongi. Er war ganz allein mit Sejin und das bereitete ihm gerade viel mehr Sorge, denn er wusste, wie schlecht es ihm wirklich ging.
Schnell fuhr er sich über sein Gesicht, wischte die Tränen hinfort, die jedoch nicht versiegen wollten, weswegen er es aufgab und sich Zutritt zu dem Raum verschaffte, jedoch in der Bewegung stockte, als er sah, wie Yoongi das Zimmer regelrecht auseinandernahm. Er fluchte, schrie, schlug und trat um sich und verlor sich damit völlig in seiner Wut. Es war grauenvoll, vor allem, weil er die Verzweiflung regelrecht spüren konnte. Das, was er für Jungkook empfinden musste, entlud sich gerade und es war nicht aufzuhalten. Niemand würde ihn aufhalten können, auch nicht Hoseok, egal wie sehr es sich wünschte.
Fest presste er sich eine Hand über den Mund und versuchte die aufkommenden Schluchzer zu unterdrücken, während er weiter dabei zusah, wie Sejin versuchte Yoongi irgendwie zu beruhigen. Es war zwecklos. Selbst als mehrere Staffmembers versuchten ihn zu packen, schaffte er es sich loszureißen, sie wegzustoßen und sie dabei anzuschreien. Sie waren machtlos, überfordert und nicht dazu ausgebildet solche Situationen zu händeln, auch wenn sie ihr Bestes gaben. Immerzu waren die Mitglieder ihres Teams da, standen ihnen bei und sprachen ihnen gut zu, gaben ihnen Mut, doch heute - heute war alles anders.
Tief atmete er durch, wischte sich noch einmal über das verheulte Gesicht und zog die Nase hoch, bevor er mit gezielten Schritten auf seinen Freund zu trat und mutig nach seinen Schultern griff. Er wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als er mehr als unsanft von ihm ins Gesicht geschlagen wurde. Schmerzerfüllt zischte er auf, aber er sah nicht ein ihn loszulassen. Stattdessen krallte er seine Finger noch fester in seine Schultern und folgte einer Intuition, einem inneren Wunsch, den er schon so lange hegte und der völlig absurd war, aber vielleicht. Er überlegte nicht länger, sondern drückte sich mit solch einer Wucht gegen Yoongi, dass ihre Münder hart aufeinandertrafen, dass es schon wehtat. Es war ihm egal. Hoseok erhöhte den Druck auf seine Lippen sogar noch und zeitgleich presste er seine Augen so fest zusammen, als hätte er Angst vor der Reaktion. Er hielt sie sogar noch geschlossen, als er weggedrückt wurde, nur den Griff um Yoongis Schultern löste er nicht. Er wurde noch fester und als sich Yoongi begann bei ihm zu entschuldigen und zu realisieren, öffnete er auch kurz wieder seine Augen, bevor er sie wieder schloss und Yoongi fest an sich drückte. Seine Arme schlangen sich um ihn, krallten sich an ihm fest, so als würde er glauben zu ertrinken, wenn er ihn jetzt losließ. Das konnte er nicht. Er brauchte diese Umarmung, diesen Halt und er beteten inständig, dass dieser Kuss - diese Rettungsaktion - nichts zwischen ihnen verändert hatte. Alles andere war egal, nur ihre Beziehung zueinander nicht. Hoseok braucht ihn wie die Luft zum Atmen.
"Ist schon gut... es ist gut. Ich bin bei dir... ich werde dich nicht loslassen, dich nicht alleinlassen", schluchzte er verzweifelt, drückte ihn noch enger an sich und versuchte irgendwie das Gefühl von Halt nicht zu verlieren, indem er immer wieder nachgriff.
Min Yoongi:
Yoongi selbst war so in seinem Wahn gefangen, dass er nicht einmal wirklich mitbekam, wie neben Sejin noch drei weitere Staffmember in den Raum traten und erst einmal von der Wucht des Ausbruches seiner Gefühle zurückgeworfen wurden. Niemals, niemals zuvor hatten sie ihn so gesehen. Jeder, der an dem Ereignis heute beteiligt war, gehörte zu ihrem engsten Kreis an langjährigen Mitarbeitern. Alles Menschen, die sie so lange kannten und vertrauen. Menschen, die über Yoongis manchmal recht zügelloses Temperament Bescheid wussten und doch niemals geglaubt hatten, dass er so in sich zusammenbrechen würde, dass er wie ein wildes Tier agierte, frei von jedem klaren Gedanken und nur erfüllt von rauen, überflutenden Gefühlen, die er einfach nicht mehr in sich halten konnte. So waren die Versuche, die sie unternahmen, ihn zu beruhigen eher wenig beherzter Natur. Keiner von ihnen wagte es Yoongi ernsthaft zu greifen und es zu riskieren ihn zu verletzen. Niemand hatte sie je auf so einen Vorfall vorbereitet oder instruiert, wie sie handeln sollten.
Daher war es für Yoongi nicht schwer sich aus ihren Griffen zu befreien, weiter um sich zu schlagen und dabei zwei zu treffen. Das brachte auch Sejin endlich zum Verstummen, der absolut fassungslos an der Seite stand und immer weiter auf Yoongi eingeredet hatte in der Hoffnung ihn zu erreichen. Doch jetzt konnte auch er einfach nur starren und dabei zu sehen wie Yoongi seinen verletzten Fuß mehr belastete als er sollte und schließlich nach der Vase griff, die in einem lauten Klirren an der nächsten Wand zerbrach und alle anderen im Raum unglaublich erschrocken zusammenzucken ließ.
Alle nur einen nicht. Den einen, der das Leid nicht mehr ertrug und nun den Mut fasste, den die anderen nicht besessen hatten. Hoseoks Griff war fest und unnachgiebig und in seiner Wut schlug Yoongi zu. Der Widerstand von Hoseoks Wange, das laute Klatschen und das Zischen hallten durch den Raum, sorgten jedoch nicht dafür, dass Yoongi sich beruhigte. Nein... es war eine ganz andere Handlung, die mit einem Mal eine beinahe tödliche Stille in den Raum brachte, die nur von dem hastigen Einatmen mehrerer Personen kurzzeitig unterbrochen wurde.
Yoongi spürte die Lippen auf seinen, den Druck, den sie aufbauten und der endlich zu ihm durchdrang. Er riss die Augen auf und sah sich mit Hoseok konfrontiert. Hoseok küsste ihn. Er küsste ihn?! Yoongi riss sich los, stolperte fast, wurde aber wieder an Hoseok gepresst und endlich war der Schleier aus Ohnmacht, Wut und Hilflosigkeit gebannt. Yoongi wurde mit Hoseoks lädierter Wange konfrontiert und dem Chaos um sie herum, zählte aber noch nicht alles zusammen. Tränen traten in seine Augen und er begann zu stammeln. Er hatte Hoseok geschlagen... Hoseok... ihren Sonnenschein. Er...
Sie sahen sich in die Augen. Für einen kurzen Moment trafen ihre Blicke sich und schon wurde er noch enger an Hoseok gedrückt, krallte seine Hände genau in seinen Rücken, wie Hoseok es bei ihm tat. Er vergrub sein Gesicht in dem Oberteil des anderen, nun nichts mehr als ein zitternder Haufen Elend, jedweder Energie beraubt. Und genauso erging es Hoseok. Sie klammerten sich wie zwei Ertrinkende aneinander, unfähig klar zu denken. Yoongi wollte nicht einmal mehr denken. Weil er wusste, dass er es nicht packen würde.
Hoseoks leise Worte drangen nur schwer zu ihm vor und Yoongi würde Zeit brauchen, um überhaupt zu verstehen, was passiert war und was dieser Kuss zu bedeuten hatte. Er konnte es gerade nicht greifen und wahrscheinlich musste er das auch nicht. Er konnte nicht einmal wirklich auf seine Worte reagieren, weil er nicht wusste, was er dazu sagen sollte und weil seine Kehle auf einmal von einem riesigen Kloss verschlossen war.
Jung Hoseok:
Die Wärme, die er sich so sehnlichst erhoffte, blieb aus und riss ein riesiges Loch in seine Brust. Was hatte er erwartet? Hatte er geglaubt, dass sich irgendetwas ändern würde? War der Wunsch so groß gewesen? Oder war er einfach nur völlig überfordert und hatte einen Fehler begangen? Hoseok konnte es nicht sagen und er war gerade auch nicht dazu in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Es war vielmehr so, als würde er in ein Loch ohne Boden fallen.
Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als er von Yoongi gedrückt wurde und somit dazu gezwungen war von ihm abzulassen. Er tat es und ließ sich zu der Couch dirigieren, auf der er sich einfach fallen ließ und seine Finger in seine Hose krallte. Er spürte, wie sich jemand neben ihm sinken ließ, weswegen er kurz zu der Person schielte, die sich als Yoongi herausstellte, aber auch er schien nicht wirklich anwesend zu sein und mit der Situation überfordert. Sie waren es alle.
"Was ist hier passiert?", drang wenig später Bang-nims Stimme an Hoseoks Ohr, weswegen er aufsah und seinem besorgten Blick begegnete. Genauso wie Namjoons, der reichlich fertig aussah.
"Wo sind alle hin?", fügte der Mann seiner Frage noch hinzu, wobei mir erst jetzt auffiel, dass kein einziges Mitglied ihres Staffteams noch anwesend war. Zumindest nicht in diesem völlig verwüsteten Raum.
"Yoongi-yah ist, gelinde gesagt, völlig ausgerastet und hat keinen an sich herangelassen. Ich habe sie fortgeschickt, nachdem Hoseok-ah es geschafft hat ihn, na ja, irgendwie zu beruhigen."
"Wie?"
Sejin stockte, fuhr sich durch sein wirres Haar und man merkte ihm deutlich an, dass ihm die Situation unheimlich unangenehm war. Wer könnte es ihm auch verübeln, schließlich hatte so etwas sie überhaupt in diese brenzliche Situation gebracht.
"Ich habe ihn geküsst - oder zumindest so etwas in der Art."
"Du hast was?"
"Ihn geküsst, um ihn damit aus dem Konzept zu bringen. Es hat nichts bedeutet. Es war nur ein Mittel zum Zweck. Hat super funktioniert", lachte Hoseok unbeholfen, kratzte sich dabei am Hinterkopf und hielt seinen Blick gesenkt. Er überspielte seine Gefühle, weil er wusste, dass sie keine Chance hatten und er ihre Freundschaft nicht auf Spiel setzen wollte. Niemals. Sope war das Beste, was es gab, außer natürlich BTS. Schnell befeuchtete er sich seine Lippen und sah zu Namjoon auf, der seine Hand auf seine Schulter gelegt hatte und diese sanft drückte. Als sich ihre Blicke trafen, wusste Hoseok, dass er ihm nicht glaubte, aber das spielte keine Rolle. Yoongi würde es glauben, genauso wie Bang-nim, der sich nun räusperte, Yoongi auf die Schulter klopfte und dann zu Sejin sah.
"Und die Angestellten? Haben sie es mitbekommen?"
"Ja, aber ich habe ihnen klargemacht, dass das nicht nach außen dringen darf. Sie haben einen Vertrag unterschrieben, aber ich kann dir nachher die Namen geben." Sie nickten sich zu und damit war das Thema durch, zumindest schien es so.
"Wie geht es Jimin-ah?", fragte Hoseok, doch bei einem Blick in ihre Gesichter, war Hoseok klar, dass er die Antwort nicht wirklich wissen wollte, weswegen er abwinkte und sich stattdessen Yoongi zuwandte. Er nahm dessen Hand in seine und sah ihn mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen an.
"Wollen wir Jungkook-ah besuchen? Er würde sich sicher freuen, hm?", schlug Hoseok vor, während seine Finger etwas unbeholfen über die seinen glitten. Er wollte nicht länger über das Geschehene nachdenken, denn vermutlich würde sie das die nächsten Tage und Wochen beschäftigen - zumindest die Presse würde es durch den Wolf drehen und ihnen das Leben noch mehr zur Hölle machen. Auf jeden Fall wollte Hoseok Yoongi jetzt unter gar keinen Umständen alleinlassen, weswegen er seine eigenen Bedürfnisse ganz weit nach hintenanstellte.
Min Yoongi:
Den Halt und die Wärme, die Hoseok bei ihm suchte, konnte Yoongi ihm nicht geben. Das Verständnis und die Hoffnung, die vielleicht die wirklichen Treiber hinter diesem Kuss gewesen waren, der Yoongi endlich aus dem blinden Zorn herausriss und ihn erstmals der Situation um ihn herum gewahr werden ließen, hatte er nicht. Er konnte nur starren und versuchen zu verarbeiten und hatte dabei keinerlei Chance näher auf den Kuss einzugehen. Er sah nur Hoseoks rote Wange, das Chaos um ihn herum und die Umarmung, die ihn festhielt. Für einen Moment war es einfach nur still. In seinem Kopf, um sie herum und alles was es gab waren Hoseok und er und wie sie einander festklammerten.
Doch die Welle kam schnell und riss ihn mit aller Kraft mit sich. Die Pressekonferenz, die Aasgeier der Presse, Vorwürfe und Anschuldigungen, sein blinder Zorn und jetzt Ohnmacht und Fassungslosigkeit. Er fühlte sich seltsam orientierungslos, stolperte mehr mit als zu laufen, als Sejin sie aus der Umarmung zog und zu dem Sofa dirigierte. Hatte er hier nicht schon einmal gesessen? Gerade eben? Dunkel malte sich dieses Bild vor seinem inneren Auge ab, genauso dass der Raum eben noch anders ausgesehen hatte. Jetzt umgab sie ein Chaos von herumliegenden Gegenständen, wild verteiltes Papier und sogar Scherben und ein umgeworfener Stuhl. War er das gewesen? Er war so benommen und doch sah er dann seine Krücke inmitten des Chaos und als wäre das das Signal für sein Gehirn gewesen, jagte ein pochender Schmerz, ausgehend von seinem Fuß bis in seinen Kopf. Er zischte und war geneigt sich zu seinem Fuß vorzubeugen, doch die nur allzu bekannte Stimme ihres Bosses ließ ihn mitten in der Bewegung innehalten.
Bang-nim. Fuck... diese Stimme würde er unter tausenden erkennen. Yoongi richtete sich wieder auf und senkte dennoch den Kopf und schielte nur kurz in die Richtung der Stimme. Als er das Gesicht seines Bosses und darüber hinaus einen sehr erschöpfen Namjoon mit verräterisch roten Augen und verschmierten Make-up erblickte, sah er sofort wieder zu Boden und drückte ganz automatisch Hoseoks Hand, die neben ihm ruhte. Er fühlte sich auf einmal furchtbar elend und wenn er nur gekonnt hätte, hätte er sich am liebsten in Luft aufgelöst. Er kniff die Augen zusammen, konzentrierte sich jetzt vollkommen auf den auf einmal sehr willkommener Schmerz in seinem Bein und ließ die anderen reden.
Yoongi wusste, dass er großen Mist gebaut hatte und das war noch milde ausgedrückt. Jetzt wo sein Kopf sich geklärt hatte und er wieder klardenken konnte, wurde ihm bewusst, was sein Ausbruch für Folgen haben würde. Weitere negative Schlagzeilen, weiteres Feuer in diesem elenden Kessel voller Sodom und Gomorra, mehr Futter für diese Aasgeier. Und doch fühlte er sie immer noch. Die kochende Wut, die in ihm brodelte und ihn nicht bereuen ließ, was er getan hatte. Auch in diesem Zimmer nicht. Doch eines bereute er abgrundtief.
Als Hoseok sprach und erneut für ihn Partei ergriff und diesen Kuss zugab. Es schnürte ihm die Kehle zu und er drückte noch fester die Hand seines Freundes. Der Kuss... der mehr gewesen war, als Hoseok zugab. Der Moment wo er ihn nicht nur hatte aus seiner Wut reißen wollen, sondern zugleich auch verzweifelt nach Halt und Hoffnung gesucht hatte. Und was hatte Yoongi getan? Er hatte ihn abgewiesen, sogar von sich gedrückt, nur um dann das egozentrische Arschloch zu sein, was er in den vergangenen Wochen schon gewesen war und Hoseok als seine Sicherheitsboje zu benutzen und sich an ihm festzuhalten. Hoseok hätte ihn gebraucht... sie alle hätten es und doch hatte er nur an sich gedacht. An sich und seinen eigenen Schmerz und die Wut es nicht verhindert zu haben.
Erneut schwammen die Tränen heiß auf seiner Wasserlinie und drückten gegen seine Lider. Doch er ließ nicht zu, dass sie fielen, denn er hatte es nicht verdient zu weinen. Er sollte Hoseoks Position einnehmen und für das Rechenschaft tragen, was er getan hatte. Er sollte für ihn da sein, nicht umgekehrt. Jetzt würde er sich womöglich erklären müssen. Wegen dem Kuss und Gefühlen, die dahintersteckten. Gefühle, die auch Yoongi kannte und sie doch schon so elendig lange versteckt hielt. Ging es Hoseok genauso? War das der wirkliche Grund hinter diesem Kuss? Yoongi wusste es nicht. Er konnte nur mutmaßen und hoffen, dass er sich irrte. Denn er war es nicht wert. Er war diesen Gefühlen nicht wert. Ja er schaffte es doch nicht einmal jetzt ein Wort zu sprechen und überließ es anderen zu urteilen und zu schlichten. Er war zu feige den Kopf zu heben und sich zu stellen. Feigling... er war ein verdammter Feigling.
Er war wieder einmal zu tief in seinen Gedanken versunken, sodass er erst bemerkte, dass Hoseok nun mit ihm sprach, als er seinerseits seine Hand drückte. Yoongi hob blinzelnd den Kopf und sah in das lächelnde Gesicht seines Freundes, der ihn erwartungsvoll ansah. Er verzog selbst leicht das Gesicht, denn er fragte sich wie Hoseok immer noch so lächeln und ihn so sanft ansehen konnte. Er sollte wütend sein, verletzt und...
„Ich denke, dass ist eine gute Idee, Hoseok-ah. Yoongi muss sowieso untersucht werden. Sejin-sshi begleitest du die beiden bitte?", durchbrach Bang-nims Stimme die Stille und nun sah Yoongi erstmals zu ihm. Er begegnete dem Blick seines Bosses, der nun auch ihn ansah, während Sejin zustimmte. Bang-nim nickte, ließ Yoongi jedoch nicht los. Ein Seufzen glitt über seine Lippen und er kam nun auf ihn zu. Yoongi zuckte erneut zusammen als die schwere Hand des Mannes sich auf seine Schulter senkte.
„Wir reden morgen über das, was heute passiert ist. Jetzt ist wichtig, dass du Ruhe bekommst, okay?" Seine Stimme klang seltsam sanft. Als würde er mit einem Kind sprechen oder sich nicht sicher sein, ob Yoongi ihm folgen konnte. Sorge war in seinem Gesicht zu sehen. Warum war er nun so väterlichen? Auch er hätte jedes Recht Yoongi in der Luft zu zerreißen und doch tat er es nicht. Hätte er mehr Kraft gehabt, wäre er vielleicht wieder ausgerastet. Weil er hasste es so behandelt zu werden. So mitleidig und behutsam. Aber gerade konnte er sich dagegen nicht wehren und so nickte er nur.
„Ja... in Ordnung", murmelte er.
Bang-nim nickte nur, selbst wenn er vielleicht mehr erwartet hatte. Nun Yoongi war sich sicher, dass das richtige Donnerwetter morgen folgen würde. Doch das war morgen. Für heute wollte er nur noch hier weg und die Aussicht Jungkook zu sehen, gab ihm zumindest etwas Ruhe. Bang-nim klopfte einmal kurz seine Schulter und wandte sich dann Sejin zu.
„Alles klar. Bring die beiden ins Krankenhaus und tu mir bitte den Gefallen und erkundige dich nach Jimin." Jimin?
„Was ist mit Jimin?", fragte nun auch Yoongi, erhielt jedoch nur denselben Blick wie ihn Hoseok vor ihm erhalten hatte. Sejin sah nicht minder verwirrt aus und so war es Namjoon, der mit rauer Stimme antwortete. „Jiminie... wurde ins Krankenhaus gebracht, weil er zusammengebrochen ist. Wir... wir sahen keinen anderen Ausweg." Er ließ den Kopf wieder hängen und es zog sich einiges in Yoongi zusammen. Namjoon sah ebenfalls einfach nur fertig aus. Fuck... sie alle waren fertig.
Bang-nims Seufzen war nun lauter und schwerer als zuvor. „Jungs... ich weiß, dass es schwer ist. Aber versucht für heute Nacht bitte nicht mehr zu viel nachzudenken. Jimin ist in guten Händen. Seokjin und Taehyung sind zusammengefahren und ich werde dich jetzt ebenso nach Hause bringen, Namjoon-ah. Ihr habt viel mitmachen müssen und egal was morgen kommt. Versucht heute irgendwie Ruhe zu finden. Hoseok-ah, danke dass du Yoongi begleitest und du, Yoongi-yah, lässt deinen Fuß untersuchen und bleibst bitte bei den beiden. Sejin wird euch später zurück in den Dorm bringen. Wir reden morgen, okay?"
Sie nickten. Alle drei. Was blieb ihnen auch anderes übrig. Bang-nim gab sich damit zufrieden.
„Gut. Dann komm, Namjoon-ah. Sejin-sshi. Für euch ist auch schon ein Auto bereit. Wir telefonieren später. Bis morgen, Jungs."
Gott das war alles einfach nur so eine Schieße und sie war noch lange nicht vorbei. Ob sie überhaupt jemals wieder einfach nur Musiker sein würden? Yoongi begann bereits daran zu zweifeln.
Jung Hoseok:
Letztendlich hatte Hoseok ganz genau gewusst, dass es keine Hoffnung gab. Nicht für diesen kleinen Gedanken, diesen kleinen Wunsch, auch wenn Yoongi ihm sehr nahestand und sie eine tiefe Freundschaft verband. Es war das, was er bekam, und er sollte sich damit zufriedengeben. Trotzdem ließ es sein Herz höherschlagen, als Yoongi seine Hand umgriff und diese regelrecht missbrauchte. Es gab ihm einen kleinen Schimmer Hoffnung, oder zumindest gab es ihm irgendwie Mut, weswegen er tapfer für sie beide blieb.
Am Ende kam seine Idee sehr gut bei Yoongi an, sowie auch bei den anderen Anwesenden, weswegen schnell entschieden war wie weiter fortgefahren wurde. Die Danksagung nahm Hoseok einfach an, aber sagte nichts mehr dazu. Was auch? Es waren genug Worte gefallen. Genug Tränen waren geflossen und genug Schmerz verteilt. Hoseok konnte nicht mehr und die letzte Kraft, die er noch aufbringen konnte, verwendete er dafür aufrecht stehenzubleiben. Selbst als noch einmal die Sprache auf Jimin kam, mischte er sich nicht ein, da er so etwas Ähnliches schon erwartet hatte. Jimin ging es nicht gut trotz Jungkooks Botschaft. Was bedeutete diese auch schon, wenn Jungkook immer noch nicht wieder bei ihnen war? Eben - nichts. Es raubte ihnen allen die Kraft und Hoseok wusste mittlerweile selbst nicht mehr, wie er es überhaupt schaffte weiterzumachen. Er wollte sich also gar nicht vorstellen wie es in Jimin oder in Yoongi aussah.
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