Kapitel 26, Die Pressekonferenz: Chaos Part 1, Seoul, Gangnam-gu, 17.08.2020
Kapitel 26
Die Pressekonferenz: Chaos Part 1, Seoul, Gangnam-gu, 17.08.2020
Hallo meine Lieben,
heute geht es weiter mit einem kleinen Sprung. Wie der Titel schon vermuten lässt, geht es jetzt um den ersten richtigen öffentlichen Auftritt der Jungs. Wir haben versucht die Szene so realistisch wie möglich darzustellen, aber am Ende, haben wir so etwas natürlich nie selbst miterlebt und vieles entspringt unserer Fantasie. Wir hoffen, es gefällt euch trotzdem und es ist nachvollziehbar dargestellt. Viel Spaß mit dem Kapitel.
*Kekse und Taschentücher bereitstell*
Lg Nick [Hobi]
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Kim Namjoon:
Im Nachhinein betrachtet wünschte er sich, dass er die Zeichen hätte besser deuten und einschreiten können. Zu sagen, dass diese Pressekonferenz ein Desaster gewesen war, wäre eine Untertreibung gewesen. Es war eine Vollkatastrophe, mehr noch ein unglaubliches Drama, mit dessen Folgen Namjoon sich nun konfrontiert sah und wieder einmal nicht wusste, wie er wirklich reagieren sollte. Jimin hing weinend und schluchzend in Taehyungs Armen und jeder Versuch ihn zu beruhigen scheiterte. Yoongi und Hoseok befanden sich in einem anderen Raum und doch glaubte er Yoongi selbst durch die Wand noch herumschreien zu hören. Sejin war bei ihnen und das war wohl auch ganz gut so. Er war es auch gewesen, der gerade noch so hatte verhindern können, dass Yoongis Krücke in die Wand aus Kameras flog. Namjoon spürte deutlich wie die Verzweiflung an ihm nagte und er am liebsten einfach nur die Hände vor dem Gesicht zusammenschlagen wollte, sich klein machen.
Es hatte so gut angefangen, selbst wenn Anspannung und nervöse Erwartung den ganzen Raum erfüllt hatte. Das leise Murmeln und Raunen der Reporter, Internet-Journalisten und Zeitungsschreiber hatte sich schlagartig in Stille gewandelt, als sie die Bühne betraten. Ihre Mienen waren ernst und niemand reagierte auf das einsetzende Blitzlichtgewitter der Kameras. Kein Winken, kein Lächeln, wie es sonst der Fall war. Sie hatten sich vorgestellt und Namjoon dann die ersten Worte gesprochen. Den Grund für diese Pressekonferenz genannt und noch bevor erste Fragen aufkommen konnten, klar gemacht, dass sie sich zuerst ihren Fans zuwenden würden. Es war ein recht spontaner Einfall gewesen und er war von Hoseok gekommen. Erst vor ein paar Tagen hatte er seine Idee geäußert und nach anfänglichem Zögern hatten sie ihr zugestimmt. Und so sangen sie a Cappella und nur für ihre Army „We are bulletproof – the eternal". Jin und Taehyung übernahmen dabei Jungkooks Parts und selbst Jimin brauchte Hilfe von Jin, denn es fiel ihm unglaublich schwer mehr als einen krächzenden Ton herauszubringen.
Es war eine unglaublich schöne Geste, die sie hier darbrachten und obwohl jeder von ihnen Probleme hatte und ein paar Tränen flossen, war Namjoon im Nachhinein sehr froh darum, denn ihre Fans sollten sehen, wie viel sie ihnen bedeuteten. Nach der kleinen Showeinlage herrschte Schweigen, denn selbst die Pressevertreter hatte es die Sprache verschlagen. Nach und nach war vereinzelt Applaus aufgekommen und Namjoon hatte auch ein paar Tränen bemerkt. Und so schwer es auch war danach fortzufahren, fand er seine Sprache wieder. Er gab der Presse ein Update zu Jungkooks Gesundheitszustand und musste dann schweren Herzens offenbaren, das nicht nur die nächste Tour nicht stattfinden, sondern bis auf Weiteres alle Gruppenaktivitäten eingestellt werden würden. Sie gingen in eine unbestimmte Pause, mussten selbst verarbeiten, was passiert war und er bat um Verständnis in dieser schweren Zeit.
Nun bis dahin war alles nach Plan verlaufen und sie alle und besonders Jimin hatten Stärke bewiesen. Der letzte Teil hatte eine kurze Fragerunde sein sollen und Namjoon hatte so sehr gehofft, dass die kleine Performance genug Mitgefühl geweckt hatte und jeder sich an die vorgebenden Richtlinien halten würde. Aber wie so oft galt Mitgefühl und Respekt wenig in so einer prekären Situation. Für ein paar Fragen war alles gut gelaufen und dann hatte irgendein Idiot von der Klatschpresse das Feuer entfacht.
„War es Selbstmord?!", hatte jemand aus den hinteren Reihen reingebrüllt und damit Jin vollkommen aus dem Konzept gebracht, der gerade eine andere Frage beantwortet hatte. Sie alle waren zu Salzsäulen erstarrt und niemand hatte reagiert. Keiner der anwesenden Sicherheitsleuten, keiner von ihnen, kein Manager. Es war unerwartet gekommen und die entstandene Pause gab einem anderen die Chance dazwischen zu plärren.
„War Jungkook-sshi depressiv?"
„Jimin-sshi... Sie waren mit im Auto! Sagen Sie etwas dazu!"
Und dann brach das Chaos los. Immer mehr der Anwesenden vergaßen ihre Manieren in der Gier nach einer Sensation. Das Blitzlichtgewitter ging wieder los und immer mehr Stimmen wurden laut, riefen durcheinander, attackierten sie mit Fragen, die nicht zugelassen waren. Dann schritt die Security endlich zur Tat und doch war die Meute zu aufgeheizt. Vorwürfe wurden laut.
Einer schrie: „Mörder! Ein Familienvater wurde getötet!"
Der nächste: „Jimin-sshi! Sie waren ein Paar, oder? Wollte er Sie töten? Wollten Sie sich gemeinsam umbringen?"
Und dann reichte es Yoongi. Er schrie auf und hatte die Krücke schon erhoben, um sie zu werfen, während er nur brüllte, dass sie endlich ihre verdammten Fressen halten sollten und Sejin griff zu, hielt ihn zurück und schickte sie dann aus dem Raum. Die Übertragung war bereits abgebrochen worden. Immer noch tobten die Kameras und die Securitys rangelten mit ein paar der Presseleuten. Namjoon hatte es die Sprache verschlagen und wie paralysiert ließ er sich einfach mitschleppen von einem anderen Sicherheitsmann. Vor sich sah er dann Hoseok, der Jimin auf den Armen trug. Fuck... Jimin... er hatte nicht eine Sekunde auf ihn geachtet. Und jetzt weinte er bitterlich und hatte beide Hände fest in seine eigenen Haare gekrallt.
Hinter sich hörte er wie Yoongi weiter herumzeterte und sich gegen Sejin wehrte, der auf ihn einredete. Jin war kreidebleich neben ihm und Taehyung konnte er gar nicht sehen. Verdammt! Verdammt was für eine Scheiße! Gott er verfluchte diese verdammten Hyänen, die nichts auf die Gefühle anderer gaben und nur den dicken Profit witterten. Namjoon wollte auf etwas einschlagen und doch konnte er nichts tun. Er war der Leader und doch so verdammt hilflos.
So fühlte er sich auch noch 20 Minuten später, als sie längst wieder in ihrem Umkleideraum waren und einfach nur warten konnten, bis die Lage sich beruhigt hatte. Er sollte jetzt eine Lösung haben, Worte sprechen, den anderen Mut machen, dass sie das hinkriegen würden. Aber das konnte er nicht. Er konnte es schlichtweg nicht.
Kim Taehyung:
Taehyung schloss seine Augen, atmete tief durch und versuchte sich zur Ruhe zu zwingen, was nicht einfach war, weil sein Gemüt ebenfalls aufgewühlt war. Die Presskonferenz war ein Desaster gewesen und sein Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals. Seine Hände zitterten, während der Kloß in seinem Hals bereist zu einem Geschwür angeschwollen war. Die Tränen drückten schwer und am liebsten würde er ihnen freien Lauf lassen, doch er konnte nicht. Er musste stark sein - für ihn. Für das Häufchen Elend in seinen Armen, welches seit geschlagenen zwanzig Minuten wie Espenlaub zitterte und heulte wie ein Schlosshund.
Taehyung hatte nicht gedacht, dass sich Jimins Zustand noch verschlechtern konnte, doch die Welt hatte ihm gezeigt, dass er sich geirrt hatte. Es war noch viel schlimmer geworden und selbst Minseok, der seitdem sie den Raum betreten hatten versuchte auf ihn einzureden, schaffte es nicht an ihn heranzukommen. Es war zum Verrückt werden und letztendlich hatten sie sich dazu entschieden Jimin ein starkes Beruhigungsmittel zu geben. Der Sanitäter hatte Jimin bereits durchgescheckt und war gerade dabei alles für die Injektion vorzubereiten. Minseok versuchte währenddessen weiter beruhigend auf ihn einzureden, während Taehyung ihn hielt, weil Jimin ihn nicht losließ. Es brach ihm das Herz. Sie alle waren mit ihrem Latein am Ende.
Taehyung sah auf, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte, die ihn kräftig drückte. Eigentlich hätte er nicht aufsehen müssen, um zu wissen, wer ihm da Halt geben wollte, trotzdem sah er zu Jin hoch, der ihm daraufhin zunickte. Taehyung erwiderte die Geste, zog Jimin noch etwas fester an sich und sah zu dem Arzt, der endlich die Spritze ansetzte und ihm das Zeug verabreichte. Es würde fast sofort wirken und das spürte er. Jimins Körper erschlaffte nur wenig später und sank kraftlos gegen ihn. Seine Augen fielen zu und seine Atmung wurde ruhiger.
"Vielleicht sollten wir ihn lieber ins Krankenhaus bringen. Er braucht Hilfe", murmelte Jin nachdenklich, woraufhin Tae leicht nickte, seine Arme jedoch enger um Jimin zog. Er wollte ihn nicht loslassen. Er brauchte ihn doch.
"Vermutlich hast du recht." Minseoks Blick glitt zu Bang-nim, der ebenfalls bei ihnen war und mit Namjoon geredet hatte.
"Leiten Sie dafür alles in die Wege, Minseok-ah. Wir sind alle mit der Situation überfordert und wir können euch nicht noch mehr aufhalsen. Ihr solltet die Zeit nutzen um euch um euch zu kümmern", sagte Bang-nim und löste dabei einen Gedanken in Taehyung aus, der ihn schwer schlucken ließ. Er ahnte, dass der Zeitpunkt gekommen war, wo sie nicht länger gemeinsam im Dorm verbleiben sollten... mussten... durften... Sie würden alle ihren eigenen Weg gehen müssen, um mit all dem klarzukommen. Schwer schluckte Taehyung.
"Bang-nim?"
"Taehyung-ah. Ihr könnt das machen, was ihr denkt, dass es das Beste für euch ist. Sprecht miteinander und überlegt, was ihr machen möchtet. Ich werde euch versuchen jeden Wunsch zu ermöglichen", entgegnete er und ließ Taehyung erleichtert aufatmen. Trotzdem wusste er, dass Jimin letztendlich keine Wahl hatte. Er würde mindestens ein paar Tage in die Psychiatrische müssen.
Erneut atmete er tief durch und überwand sich dazu Jimin loszulassen und ihn somit in die Obhut der Ärzte zu geben, die ihn vorsichtig auf die mitgebrachte Trage legten. Auf dieser wurde er fixiert und anschließend aus dem Gebäude gebracht - natürlich mit einer Menge Sicherheitsleuten. Taehyung hatte ihnen nachgesehen und sich letztendlich erschöpft in den Sessel sinken lassen. Er hatte geglaubt, dass das Schlimmste vorbei war, aber warum war es dann immer noch unglaublich schwer.
"Ich will nach Hause", murmelte Taehyung und nach einer kurzen Absprache, saßen Jin und er in einen der abgedunkelten schwarzen Vans, die sie zurück zum Dorm brachten. Namjoon würde sich um Hoseok und Yoongi kümmern, während Jin und er sich entspannen sollten. Der war gut. Wie sollte er sich entspannen bei den Gedanken, die seinen Kopf drohten zu sprengen. Letztendlich lehnte er sich gegen Jins breite Schulter, der daraufhin einen Arm um ihn legte.
"Du hast genug getan, Tae. Lass dich fallen und von mir halten", hauchte Jin beruhigend und während er sprach, spürte Tae deutlich Jins Finger über seine Schulter kreisen. Es beruhigte ihn und er fand ein wenig Frieden als er seine Augen schloss.
Kim Namjoon:
Es brach Namjoons Herz und er musste seine Augen fest zusammendrücken, um nun nicht doch zu weinen. Doch mitansehen zu müssen, wie Jimin die Beruhigungsspritze bekam und dann auf eine Trage geladen wurde, um ins Krankenhaus gebracht zu werden, fühlte sich einfach so falsch an. Er hatte nicht einmal ein Mitspracherecht gehabt. Aber er sah die Notwendigkeit darin, sah wie fertig Taehyung war und auch Jin und er konnte nur erahnen, wie Hoseok und Yoongi sich fühlten. Yoongi... die nächste Baustelle, die sie nun hatten. Sein Wutausbruch würde Konsequenzen mit sich führen, weitere negative Schlagzeilen und so sehr er seinen Frust und seine Wut auch nachvollziehen konnte, so war es absolut unnötig gewesen. Doch Yoongis Temperament war seit dem Unfall so unberechenbar geworden, dass er jederzeit explodieren konnte.
Gott er fühlte sich verdammt hilf- und machtlos. Er kam sich vor, als würde nun alles vor seinen Augen zerbrechen. Alles, wofür sie so lange und hart gearbeitet hatten. Das ganze Bild bekam mehr und mehr Risse und es würde nicht mehr viel fehlen und es würde in tausende Splitter zerbrechen. Verdammt... nun spürte er sie doch. Die heißen Tränen.
Hastig wischte er sich über die Augen. Verdammt er musste stark bleiben. Für sie alle. Und doch war es die Hand, die sich auf seine Schulter legte, der Blick in die Augen des Mannes, der einst vor so vielen Jahren den Traum, der einmal BTS heißen würde, ins Leben gerufen hatte, der sagte, dass es okay war. Dass es okay war, wenn er weinte. Dass auch Namjoon nur ein Mensch war und nicht die ganze Welt auf seinen Schultern tragen musste. Bang-PD schloss ihn das erste Mal seit Jahren fest in die Arme und drückte ihn an seinen Körper. Und so weinte Namjoon stumm um all das Leid, welches sie ertragen mussten und welches kein Ende zu nehmen schien.
Taehyung war mit Jin gegangen und Namjoon war so froh darum. Er selbst konnte sich das noch nicht leisten, denn es gab immer noch ein anderes Thema. So rang er sich dazu durch und schniefte ein letztes Mal, um sich zu sammeln und löste sich dann aus der Umarmung. Es brauchte keine Worte des Dankes. Bang-PD war lange zu einem Ersatzvater geworden, ein Mentor und Lehrer, der sich stets für ihn Zeit genommen hatte, immer dann, wenn es selbst Namjoon zu viel wurde. Jetzt reichte jedoch nur ein stummes Nicken, gepaart mit einem missglückten Lächeln. Bang-PD nickte und drückte noch einmal die Schulter des Leaders.
„Wir gehen diesen Weg gemeinsam, Namjoon-ah. Vergiss das bitte nicht", meinte er mit fester Stimme. Auch ihn ging das Geschehen sichtlich nahe, denn er hatte in den sieben Jungs niemals nur Mittel zum Zweck gesehen, um Geld zu machen, sondern eine große Hoffnung. Der Erfolg, den sie erreicht hatten, hatte jeder seiner kühnsten Vorstellungen übertroffen und doch war es ihm stets um das Wohl seiner Jungs gegangen. Selbst wenn ihm gerade in den letzten Wochen klargeworden war, dass er damals einen so großen Fehler begangen hatte, dessen Folgen sie jetzt hier stehen ließen. Er hätte Jungkook und Jimin niemals vor eine Wahl stellen sollen. Damals war er selbst zu geblendet gewesen, zu bedacht auf das Bild, welches es in der Öffentlichkeit machen würde. Wie oft hatte er sich gewünscht die Zeit zurückzudrehen und alles anders zu machen. Doch dazu war kein Mensch in der Lage, egal wie sehr man es sich auch wünschte. Umso mehr war es nun seine Aufgabe für seine Jungs dazu sein. Allen von ihnen.
„Willst du nach Hause gehen oder schaffst du es noch, dass wir uns gemeinsam um Yoongi kümmern?", fragte er dann und Namjoon wusste, dass er jederzeit hätte gehen können. Doch so war er nicht. Yoongi hatte einen Fehler gemacht und doch war auch er nur von all dem Leid überfordert und machtlos gegen die Fülle an Emotionen, die ihm innewohnten. Er sollte und konnte ihn nicht sich selbst überlassen oder Hoseok diese Verantwortung übertragen. Er war ihr Leader und er kannte Yoongi von ihnen am längsten.
„Es geht schon. Er braucht mich jetzt. Uns", murmelte er und tupfte sich noch einmal die Augen. Das Make-up war nun verschmiert, aber das störte ihn nicht im Geringsten. Bang-PD nickte und klopfte ihm auf die Schultern.
„Dann lass uns zu ihm gehen."
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