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Kapitel 22, Inner Trauma: wahre Liebe, Seoul, Gangnam-gu, 03.08.2020

Kapitel 22

Inner Trauma: wahre Liebe, Seoul, Gangnam-gu, 03.08.2020

Hallo meine Lieben,

heute ist es endlich so weit und es geht endlich mit Jimin weiter. Sicher hattet ihr jetzt erst einmal genug von Sope, weswegen ich schon einmal für das nächste Kapitel den ersten JiKook Flashback anteaser. *freu*

Jedenfalls ist es jetzt erst einmal in der Zeit, dass Jimin etwas tut, was längst überfällig ist. Wollen wir hoffen, dass es ihm neue Kraft gibt. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch und ich würde mich über Feedback freuen. Viel Spaß beim Lesen.

*sicherheitshalber ein paar Taschentücher bereitstell*

Lg Nick [Hobi]

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Park Jimin:

Jimin erwachte in vollkommener Dunkelheit. Zumindest wirkte es in den ersten Momenten so als er die Augen träge öffnete. Er erkannte nichts um sich herum, aber das musste er auch nicht. Etwas, was so viel wichtiger war, war der Körper, der sich so eng an ihn schmiegte und die Arme, die ihn umfingen. Er spürte die Wärme, das Prickeln eines ruhigen Atems in seinem Nacken und ein Gefühl von Geborgenheit. Eine Mischung aus Sandelholz, Vanille und der verblassenden Note von Jungkooks ganz eigenem Geruch umfing ihn und ganz natürlich schmiegte er sich enger an den warmen Körper heran. Er tastete sich vor, bis er die Hand ergreifen konnte, die auf seinem Bauch ruhte. Es war so gut. Es fühlte sich so gut an. So vertraut und gewohnt. Er war bei ihm. Nach so langer Zeit war er endlich wieder bei ihm. Ihr Bett war nicht länger kalt und verlassen. Er war hier... an ihn geschmiegt... All der Schrecken... der Streit... der Unfall... das Krankenhaus... es war alles nur ein schlimmer Albtraum gewesen. Jungkook war hier. Bei ihm! Er lag nicht im Koma... er zweifelte nicht daran, dass Jimin ihn liebte... er...

"Kookie... ich liebe dich... so sehr..."

Ein dunkles Murren direkt an seinem Ohr ließ die Seifenblase platzen. Auf einmal war alles wieder klar. Der Körper, der sich an ihn schmiegte, war weicher als Jungkooks harte Brust. Die Hand, die auf seinem Bauch lag, eine Spur zu groß und doch schmaler als die seines Geliebten. Und der Geruch... er hätte es sofort an dem Geruch merken müssen. Sandelholz war ein Teil von Taehyung und ihm genauso bekannt wie der leichte Minzeton von Jungkook. Es war klar, dass er sich geborgen fühlte und doch wusch die Erkenntnis alles hinfort.

Jimin presste die Augen zusammen und ein leises unterdrücktes Schluchzen entrann seiner Kehle. Er schluchzte in das Kissen, bemüht darum Taehyung nicht zu wecken. Er brauchte seinen Schlaf. Doch Jimin wusste, dass er es hier nicht mehr aushalten würde. Die Erkenntnis war zu schmerzhaft, der Fall zu tief. Er drückte sein Gesicht noch tiefer in das Kissen und atmete zittrig ein und aus, versuchte mit aller Kraft einen Heulkrampf zu vermeiden. Er war es leid.

Taehyungs Atem kitzelte seinen Nacken und als er so behutsam wie möglich versuchte von ihm wegzurutschen stieß sein Kopf gegen einen harten Gegenstand unter seinem Kissen.

Die Kamera!

Mit einem Arm griff er unter das Kissen und zog sie heraus, wog sie in der Hand und drückte sie fest an sich. Der Schmerz und die Gewissheit, dass Jungkook noch etwas aufgenommen haben musste, nährte die Angst, die sich seit der Befragung der Polizisten in ihm manifestiert hatte. Der Gedanke an einen Suizid. Jimin wollte es nicht glauben, durfte es nicht glauben und doch hatten Jungkooks leere Augen und seine letzten Worte sich so tief in seine Seele und sein Herz hineingebrannt, dass er sie jedes Mal sah und hörte, wenn er die Augen schloss. Und nun hielt er die Kamera in seiner Hand, womöglich der Beweis für diesen grausamen Gedanken.

Eine letzte Botschaft.

Er keuchte erstickt als erneut ein Schwall heißen Schmerzes durch ihn hindurchjagte und seine Finger krallten sich fester in das Gerät. Nein... nein! Jungkook würde so etwas nie tun! Egal wie heftig sie sich gestritten, angeschrien und verletzt hatten. Er hätte sich nie das Leben genommen, erst recht nicht, wenn Jimin selbst mit im Auto saß. Jungkook... sein Jungkook... konnte ihn niemals so hassen, dass er bereit war sie beide in den Tod zu stürzen. Nicht sein goldener Engel... nein... niemals. Und doch... egal wie sehr er es sich auch rausredete und logisch dagegen argumentierte ein Funken an Zweifel blieb.

Ich muss es sehen!

Schoss es ihm durch den Kopf. Nur wenn er es sah, hatte er Gewissheit, die den Schmerz entweder vergrößern und dafür sorgen würde, dass auch er das Tageslicht nicht mehr erblicken würde oder aber etwas bewirkte, was Jimin noch nicht abschätzen konnte. Doch er würde nicht zögern Jungkook zu folgen, sollte es wahr sein. Denn sein eigener Lebenswille hing am seidenen Faden. Ohne Jungkook... Und sei es nur das Wissen, dass er ihn hatte tot sehen wollen, war genug, dass Jimin den Freitod wählen würde. Es waren Gedanken, die er niemals offen kundgeben würde, denn dann würden sie ihn einweisen und wegsperren.

Jimin atmete ein paar Mal tief und rhythmisch durch, um sich ein wenig zu sammeln. Obwohl es komisch anmutete, wurde er nun beinahe ruhig. Es war eine Entscheidung, die er in diesem Moment bewusst für sich traf und deren Ausgang von dieser Kamera abhängig war. Irgendwie war es beruhigend und gab ihm eine beinahe verrückte Sicherheit. Eine, die ihm gerade kein Mensch auf der Welt geben konnte.

Jimin öffnete seine Augen und schob die Kamera behutsam von sich weg. Er musste sich von Taehyung lösen, ohne ihn zu wecken. Er musste sich das, was auch immer auf der Kamera war, allein ansehen. Es war für ihn bestimmt und niemanden anders.

So vorsichtig er konnte, löste er Taehyungs Hand von seinem Bauch und rutschte dann Stück für Stück von ihm weg. Er musste die Zähne zusammenbeißen, da der Schmerz seiner Verletzungen noch immer sehr präsent war und er auf seiner gequetschten Schulter gelegen hatte. Doch langsam schaffte er es sich bis an den Rand des Bettes zu schieben. Vorsichtig setzte er sich auf und fuhr sich leicht über die Stirn. Er schwitzte, obwohl der Raum, wie jedes Zimmer hier, immer eine angenehme Temperatur hatte. Jimin fuhr sich über das Gesicht, ehe er sich zu Taehyung drehte und ihn in der Dunkelheit betrachtete. Inzwischen konnte er besser sehen, hatte sich daran gewöhnt und studierte die feinen Gesichtszüge seines besten Freundes. Er sah entspannt aus... zum ersten Mal seit einer Woche sah er entspannt aus.

Langsam streckte Jimin seine rechte Hand nach ihm aus, strich zärtlich durch sein dunkles Haar. Taehyung war der beste Freund, den er sich jemals hatte wünschen können und es tat ihm unendlich leid wie viel Schmerz er ihm schon zugefügt hatte. Es ging nicht nur um den Unfall und wie er sich ihm gegenüber in der letzten Woche verhalten hatte, sondern auch um die ganzen letzten Monate, die er mit hatte leiden müssen, während Jungkook und er sich immer mehr wehgetan und zerfleischt hatten. Wieso nur waren sie so stur gewesen... so dumm und hatten nicht miteinander geredet. Sie hätten sich retten können... das hier vermeiden... wieder zusammenfinden... ihre Liebe aufblühen lassen. Jimins Sicht verschwamm als die Tränen nun doch kamen und er tonlos aufschluchzte. Seine Hand zitterte nun viel stärker und er löste sie von Taehyungs Kopf.

„Es tut mir leid... es tut mir so unendlich leid... TaeTae...", flüsterte er gebrochen und drehte den Kopf weg. Seine Hand presste er nun an seine Brust. „Ich hab dich so unendlich lieb... dich und die anderen. Ich kann nie wieder gutmachen, was wir getan haben. Kookie und ich... Aber ich kann... ich kann nicht ohne ihn leben. Ich hoffe... ich hoffe, dass ich es nicht tun muss... Aber wenn dann... dann ist es besser so... ich liebe euch." Er beugte sich leicht nach vorn und hauchte Taehyung einen sanften, tränennassen Kuss auf die Wange. Dann riss er sich los, griff nach der Kamera und der Decke, die er aus der Wohnung mitgenommen hatte und stand auf.

Mit zittrigen Schritten durchquerte er den Raum. Er musste nichts sehen, denn er kannte jeden Zentimeter dieser Wohnung. Er griff nach der Türklinke und öffnete sie leise. Dann stoppte er und spähte in den Gang. Es war dunkel und doch wusste man nie wem man auch in der finstersten Nacht hier begegnen konnte. Jimin wusste nicht einmal, wie spät es war. Es konnte 22 Uhr oder drei Uhr morgens sein. Doch er hörte nichts und als er in die Richtung des Wohnbereichs sah, schien auch dieser verlassen.

Jimin blickte noch einmal zurück zum Bett, lächelte leicht als er sah, dass Tsehyung das Kissen umklammert hatte. Er brauchte immer etwas, woran er sich festhalten konnte, wenn er schlief. Ein Stich durchzuckte seine Brust bei dem Gedanken, dass es das letzte Mal sein konnte, dass er ihn sah. So wandte er sich ab und verließ das Zimmer. Der erste Schritt in den Flur war der Schwerste und obwohl alle zu schliefen schienen, spürte er ein Prickeln im Nacken, als würde jederzeit eine Stimme hinter ihm ertönen. Er hüllte sich fest in die Decke und suchte so leise wie möglich den Weg in die Küche.

Es war seltsam sich wie ein Einbrecher durch die Räume zu bewegen, die jahrelang ein Zuhause für ihn gewesen waren. In jeder Ecke schlummerten Erinnerungen und als er an der Tür, die zu seinem und Jungkooks Reich führte, vorbeikam, hielt er kurz inne. Sollte er hinein gehen? Ein letztes Mal? Nein. Er konnte nicht riskieren entdeckt zu werden. Und je länger er hier verweilte, desto riskanter wurde es. Jimin wusste ganz genau wo er hin wollte, wo er sich das Video ansehen würde und wo ihn niemand störte. Und so schlich er weiter, stützte sich stetig an der Wand ab und setzte einen Schritt nach den nächsten. Es kam ihm wie eine Qual vor dabei an jedem Zimmer vorbeizugehen, in dem jeweils einer der Menschen schlummerte, denen er so viel zu verdanken hatte. Die Reue, die ihn auf diesem Weg begleitete, kam zu spät. Sie kam eine Woche und einen Tag zu spät.

Das Licht brannte in Jimins Augen als er die Anlage einschaltete und die Scheinwerfer den Raum fluteten. Er musste sich einen Arm über die Augen legen presste damit die Kamera fester an sich, während seine andere Hand den Halt an der Wand suchte und die schwere Sicherheitstür mit einem Klicken hinter ihm ins Schloss fiel. Erneut war es eine blasse Stille, die ihn umfing. Lediglich sein Atem und dann das langsam einsetzende Rattern der Belüftung durchbrach sie. Er war total erschöpft. Allein der Weg hierher hatte ihn Kräfte gekostet, die er eigentlich nicht besaß. Seine Schulter meldete sich nun unaufhörlich mit einem unangenehmen Pochen, ebenso wie sein Kopf erneut begonnen hatte zu schmerzen. Die Medikamente verloren wohl ihre Wirkung und dennoch hätte es Jimin nicht egaler sein können. Er war da... an dem Ort, der für viele Jahre beinahe mehr Zuhause gewesen war als der Dorm. Der Standort hatte sich über die Jahre mehrfach geändert, doch die Bedeutung war stets dieselbe geblieben.

Er nahm seinen Arm langsam runter, blinzelte gegen das Licht an und sog tief die Luft in sich auf. Es roch sauber und nach frischer Politur und Fensterreiniger. Nicht nach dem gewohnten Geruch von Schweiß und Anstrengung, als sieben junge Männer Stunde um Stunde hier geschwitzt hatten. Der Raum war leer und leise, nicht erfüllt von ihrem Lachen oder Fluchen, mal lustigen Gelächter oder angespannten Diskussionen. Er war still und doch so vertraut.

Jimins Brust zog sich zusammen, als ein Blitz zahlreicher Erinnerungen durch seinen Kopf schoss und er sich dem Moment der Nostalgie hingab. Dabei musste er sich wohl ein wenig zu sehr angespannt haben, denn er zuckte zusammen als ein kurzer scharfer Schmerz durch seine linke Hand fuhr, die er sofort löste und mit einem Klirren fiel das Messer zu Boden, welches er aus der Küche mitgenommen hatte. Es war eines von Jins scharfen japanischen Filetiermessern, die durch Fleisch schnitten wie Butter. Und auch jetzt hatte es seine Schärfe bewiesen, als mit ihm ein paar Blutstropfen zu Boden fielen, die Jimin erst verständnislos anblickte, ehe es ihm dämmerte. Er löste die Hand von der Decke und sah die dünne rote Linie, die sich an seinem Daumen gebildet hatte. Der Schnitt war so dünn, dass er fast nicht sichtbar war und bis auf die paar Tropfen Blut, die daran entlangperlten und dann von seinem Handgelenk fielen, deutete kaum etwas auf ihn hin. Er grinste einen Moment ironisch, denn immerhin sah er seine Theorie nun bestätigt. Das Messer war scharf genug, um das eventuell anstehende schnell zu erledigen und ihm dabei vielleicht nicht einmal große Schmerzen zuzufügen. Immerhin hatte der kleine Vorfall ihn nun aus seiner Melancholie gerissen und ihn wieder ins Hier und Jetzt zurückgeholt.

Mit einer beinahe grimmigen und entschlossenen Miene beugte er sich nach unten, kniff dabei die Lippen fest zusammen und hob das Messer wieder auf, ehe er sich mit stoischer Ruhe ihrem Tanzraum zuwandte und endlich die Tür hinter sich ließ. Seine Füße bewegten sich über das teure Parkett und er glaubte jede Kerbe unter seinen Slippern zu spüren, sie alle zu kennen mit dem Wissen, dass nicht wenige grade in den letzten Monaten dazu gekommen waren. Wie oft hatte er sich seinen Schmerz und seine Wut von der Seele getanzt, war Stunden und manchmal ganze Nächte hier gewesen, wenn sie sich wieder gestritten hatten. Jungkook war immer zuhause geblieben, während Jimin die Flucht angetreten war.

Sein schweres kehliges Seufzen glitt durch den Raum und schien so laut in dieser Leere, dass er nur noch schwerer wurde. Doch er versuchte es nicht zu sehr an sich heranzulassen. Er schritt an der langen Spiegelfront vorbei, ohne ihr einen Blick zu würdigen, bemerkte nur im Augenwinkel wie klein er in diesem übergroßen Hoodie, der nicht ihm, sondern Jungkook gehörte und der Decke wirkte. In der hinteren Ecke ließ er sich nieder, lehnte sich gegen den Spiegel und streckte die Beine von sich. Minutenlang starrte er einfach nur auf die beiden Gegenstände, die auf seinen Oberschenkeln ruhten. Die Kamera und das Messer. Beide so unterschiedlich und doch so sehr miteinander verbunden. Von dem einen hing der andere ab.

Die Decke, die um seine Schultern hing, rutschte leicht hinab, als er das letzte Mal tief durchatmete und dann mit zitternden Fingern nach der Kamera griff. Auf einmal wog sie so viel schwerer in seiner Hand. Wie viele schöne Momente hatte Jungkook mit ihr festgehalten und einige sogar mit ihren Fans geteilt. Egal was Jungkook gefilmt hatte oder wie er hatte jedes Mal einen ganz besonderen Blickwinkel für die Welt gehabt, die Person, die er filmte. Und mit der Musik und den Filtern, mit seiner Schnitttechnik hatte er jedes Video zu einem ganz besonderen Moment gemacht. Er erinnerte sich am Saipan zurück. An den Strand und Jungkook, der ihn rückwärts entlang geschritten war, den Horizont gefilmt und alles um sich herum vergessen hatte. An den Ausdruck in seinen Augen, der sich immer geändert hatte, als würde er jedes Mal, wenn er durch die Linse gesehen hatte, die Welt in vollkommen anderen Farben sehen. Dann dachte er an Tokyo. Ihre kleine Reise... der Höhepunkt ihrer Beziehung, als Jungkook ihm den Antrag gemacht und sie in einem Laden Verlobungsringe ausgesucht hatten. Das Video, welches mit seinem Hochladen schon ein Geständnis gewesen war. Und doch... sie hatten es geleugnet... sich dem Druck der Öffentlichkeit hingegeben und sich selbst und ihre Liebe verleugnet.

Dunkle Flecken zeichneten sich auf dem Stoff der Jogginghose ab und eine Träne landete sogar auf der Klinge des Messers. Er weinte erneut... schon wieder konnte er nicht an sich halten und sich selbst und das, was passiert war beweinen. Er schüttelte den Kopf, rieb sich mit den Ärmeln beinahe harsch über die Augen, doch die Tränen kamen immer wieder nach, wollten nicht enden, genauso wie der Schmerz nicht enden wollte. Zu viele Erinnerungen, zu viele schöne Momente an ihre gemeinsamen Jahre, ihre Liebe und wie sie sich selbst zerstört hatten. Jimin weinte und weinte so lange bis die Tränen endlich aufhörten und beide Ärmel vollkommen nass waren. Vielleicht war es besser, wenn es doch eintrat. Seine größte Angst und er es einfach beendete. Dieses Leiden... diese Vorwürfe... sollte die Welt ihn für einen Feigling halten. Er würde seine Ruhe haben. Und doch... wollte er das sein? Ein feiger Selbstmörder, der die Menschen, die ihn liebten mit genau denselben Schmerzen und Vorwürfen zurücklassen, wie er sie selbst empfand? Jungkook war nicht tot... er lebte und er würde vielleicht auch wieder aufwachen. Und was war, wenn er dann nicht da sein würde, um für ihn da zu sein?

Er war erneut hin - und hergerissen und als er die Hand hob, um sie wieder über seine roten und schmerzenden Augen zu führen, musste er aus Versehen den Powerknopf betätigt haben, denn der Bildschirm leuchtete auf einmal auf. Er zuckte zusammen und starrte auf den kleinen Bildschirm, der nun den Tanzraum und seine Beine zeigte. Und das Messer, welches noch immer auf seinem Oberschenkel lag. Es war so weit... es sollte nun so weit sein... Er musste nur zwei Knöpfe drücken und dann würde er es sehen. Das Video... die Botschaft... oder vielleicht auch gar nichts. Vielleicht war auch nichts auf der Kamera und sie hatte wirklich nur so auf dem Tisch gestanden, weil Jungkook sich etwas angesehen hatte?

Hör auf! Hör auf nach Ausflüchten zu suchen und sieh es dir endlich an!, schrie seine eigene Stimme in seinem Kopf und ohne noch länger zu zögern drückte er auf den Menü-Knopf, der ihn zu den letzten Aufnahmen führte. Und alleine das kleine Bild, welches von dem neusten Video angezeigt wurde, ließ sein Herz höherschlagen und die Sicht verschwimmen.

Er war es... es war sein Jungkook... Jungkook wie er ihn an dem Abend zurückgelassen hatte, als er zu Taemin gegangen war. Er erkannte es sofort. Seine Frisur, das Wenige an Kleidung, was er sehen konnte. Und seine roten Augen. Er hatte geweint.

Jimin schloss die Augen, legte sich erneut den Arm über diese und atmete tief ein und aus. Er hatte es verdient. Er hatte es so sehr verdient ihn so zu sehen. So verloren. Es war die Strafe, der er sich ergeben musste. Und so war der Moment endlich da.

Ein letztes Mal zog er die Decke fester um sich, seine Beine heran, sodass das Messer nun auf den Boden rutschte und hielt sich die Kamera mit zitternden Händen vor das Gesicht. Sein Finger schwebte über der Play-Taste und dann drückte er drauf.

Jungkook sah ihn an. Mit seinen großen und traurigen Augen sah er ihn direkt an und Jimin presste sich eine Hand auf den Mund. Sein angestrengtes Atmen klang so laut in der Stille des Raumes, genauso wie das geräuschvolle Hochziehen der Nase. Er hatte geweint... er hatte so schrecklich viel geweint. Einige Sekunden oder sind es Minuten starrte Jungkook ihn nur an... durch die Kamera hindurch und doch so, als wäre sie nicht da. Als säßen sie sich gegenüber. So viel Schmerz, so viel Leid und doch auch so viel... Liebe?

Jimin biss in den Ärmel des Pullis, um die aufkeimende Agonie nicht herauszulassen. Es tat so weh Jungkook so zu sehen. Allein, zurückgelassen... Wäre er doch nur bei ihm geblieben... hätte er ihn nur in den Arm genommen. Es hätte sie gerettet... er hätte sie beide retten können...

"Es tut mir leid Jimin..."

Die ersten Worte seiner wunderschönen und doch so, vom vielen Weinen und Schreien, heiseren Stimme schlugen ein wie eine Bombe. Jimin riss die Augen auf, starrte Jungkook an. Ganz so, als wäre er wirklich da... würde zu ihm sprechen. Und er bräuchte nur seine Hand ausstrecken, um ihn zu berühren. Er schüttelte so vehement den Kopf, dass auch die Kamera heftig wackelte. Wieso entschuldigte er sich bei ihm?! ER war es doch... Jimin... ER musste sich entschuldigen... niederknien... ihn anflehen ihm zu verzeihen. Nicht Jungkook... nicht sein geliebter Kookie...

"...ich wünschte so sehr, dass es wieder so ist, wie es einmal war..."

Er doch auch. So furchtbar sehr, dass er doch schon daran dachte sich das Leben zu nehmen. Ein Abend... dieser eine verflixte Abend. Er hätte alles geändert... hätte alles ändern können...

„...Wann hat sich all das geändert..."

„Als wir uns und unsere Liebe verraten haben...", murmelte er mit erstickter Stimme. Sie wussten es doch beide... sie wussten, wo es angefangen hatte und doch waren sie zu verbissen, zu verbohrt und zu besorgt um das gewesen, was sie erreicht hatten. Ihre Freunde, die Band, die Fans... der Erfolg. Zu sehr hatte man sie dazu gedrängt sich zu entscheiden. Wenige Tage... viel zu wenig Zeit es wirklich zu überdenken, sich klarzumachen, was es hieß zu leugnen... Und dann das ewige Versteckspiel... das ständige Aufpassen... die fehlende Nähe vor jeder Kamera... die Sehnsucht, die zu Angst und dann zu Paranoia geworden war. Jede Berührung, jeder Blickkontakt in der Öffentlichkeit. Wo könnte sie lauern? Die Gefahr einer Kamera, die sie einfing und sie wieder an den Pranger stellte?

Jimin hatte es so sehr gehasst... es so sehr gehasst ihn nicht anfassen zu können... an sich drücken, ihn umarmen, küssen... gar normal reden... Nichts war wie vorher gewesen... und irgendwann hatte das Gift sich bis in ihre eignen vier Wände gefressen und sie auch dort auseinandergetrieben. Inzwischen weinte er wieder heftig und beinahe hätte er so laut geschrien, dass er das Wichtigste überhört hätte.

„Ich liebe dich so sehr..."

Oh Gott,... er liebte ihn... er liebte ihn immer noch. Das riesige Loch in seinem Herzen, welches bisher mit einer solchen Angst gefüllt gewesen war, füllte sich nun mit etwas anderem. Nämlich dem heilenden Balsam, der sich Liebe nannte. Jimin sackte etwas in sich zusammen und doch kehrte nun ein winziger Funken der Hoffnung in seine Augen zurück.

Jungkook liebte ihn noch immer. Er hatte nicht aufgehört... hasste ihn nicht... wollte sich selbst und ihn nicht töten.

In einer einzigen Bewegung griff Jimin nach dem Messer und schleuderte es mit all der Kraft, die er noch hatte, so weit er konnte von sich weg. Dann fiel er auf die Seite, zog die Beine zu sich heran und hielt die Kamera so nah er konnte an sein Gesicht, um in das seiner einzigen wahren Liebe zu sehen.

"Das ist für dich my only real love..."

Und dann begann Jungkook zu singen und zu spielen. Wo auch immer die Gitarre hergekommen war. Es war nicht wichtig. Alles, was zählte war, dass er ihn noch immer liebte und dass er ausgerechnet jetzt dieses Lied anspielte. Von all den Songs, die er hätte singen können, was es dieser...

It's a beautiful life, I will be by your side

It's a beautiful life, I will stand behind you

Beautiful love

If I'm with you under the sky, breathing itself makes me happy

It's a beautiful life, beautiful day

I will live in your memories

Beautiful life, beautiful day

Stay by my side, beautiful my love

Beautiful your heart

Es brach ihm das Herz genauso, wie es ihn heilte.

Jimin schloss die Augen, ließ nun erneut die Tränen laufen und sich von Jungkooks gebrochener und doch so wunderschönen Stimme in den Schlaf wiegen und in einen Traum, der einer seiner schönsten Erinnerungen darstellte. Der Moment, in dem sie sich ihre Liebe gestanden hatten.

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