"Ich finde es immer noch ehrenlos von deinen Eltern, Lennart und dir nichts zu gesagt zu haben", sagte Noah, während Carly auf einer wackligen Leiter stand und die Bücher, die ganz oben in ihrem Regal standen, in einen Karton packte. 
"Vor allem, einfach so kurz vor dem Umzug." 
"Schon scheiße, ja", murmelte Carly. Die vergangenen zwei Wochen hatten die beiden damit verbracht, alles zu tun, was sie noch machen wollten, aber nun hatte Carlys Mutter Carly dazu gezwungen, zu packen. 
Lennart sah ins Zimmer. "Ey, habt ihr noch nen Karton?" 
"Prinzipiell ja", sagte Carly, reichte ihren vollen Karton Noah und nahm einen neuen entgegen. "Aber ich hab noch ne Menge Bücher, die ich verpacken muss, deshalb..." Lennart verdrehte die Augen, schnappte sich einfach einen Karton und ging wieder raus. "Mich wunderts, woher du das viele Geld für die Dinger hast", murmelte er im Hinaus gehen. 
"Gute Noten und keine teuren Klamotten!", rief Carly ihm hinterher und Noah schloss die Tür wieder hinter Lennart. 
"Nuschelt dein Bruder immer so?", fragte er und begann wieder damit ihre Kleinigkeiten in Tüten zu packen. 
"Seit er neun ist, oder so, ja." Carly zuckte mit den Schultern. "Hab mich dran gewöhnt." Eine Weile arbeiteten sie beide still weiter, bis Noah mit einem Kuvert wedelte. "Was ist da drin?" Carly riss die Augen auf. "Nein, nein - nicht lesen, bitte." Noah runzelte die Stirn. "Wieso nicht?" 
"Weil... ich... ziemlich bescheuert bin", sagte Carly stockend. 
"Du bist alles andere als bescheuert." Noah senkte das Kuvert. "Soll ich das Ding einpacken oder wegwerfen?", fragte er. Carly schwieg eine Weile. "Einpacken", sagte sie dann, beugte sich wieder zum Bücherregal und packte weiter Bücher ein. Klar, sie könnte alles davon wegwerfen - aber dennoch, vielleicht war es besser, sie bei sich zu behalten. Sie wollte nicht, dass irgendjemand jemals sah, was in dem Kuvert war. Sie hatte zu viel Angst vor Kritik. 
"Und die Notizbücher?", fragte Noah und Carly wandte ihren Kopf wieder zu ihm. "Ähm, behalten." Noah packte sie feinsäuberlich neben das Kuvert in den Karton und Carly lächelte. "Danke." Noah sah zu ihr hoch. "Wofür?" 
"Dass du einfach du bist. Und dass du dich entschieden hast, neben mich in den Bus zu sitzen."