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Noah erwartete die Anrufe schon, die täglich von Carly kamen. Meistens rief sie gegen neun Uhr abends an, wenn sie in ihrem Zimmer war. Jeden Tag redete sie sich bei ihm die Seele von ihrem Leib. Eineinhalb Wochen war Carly nun in Frankreich und lebte sich langsam ein.
"Abend, Noah." Carlys Stimme war munter und Noah hörte sofort raus, dass sie einen guten Tag gehabt hatte.
"Hey, Carly." Noah schaltete auf Videoanruf und ein paar Sekunden später sah er Carly - zwar verschwommen, aber es war definitiv Carly. Sie lag in ihrem Bett und das weiße Kissen verdeckte die Hälfte ihres Gesichts.
"Okay, first of all - meine Zimmernachbarin hört mit." Catherine, ein Mädchen von dem Carly ihm schon mehrere Fotos geschickt hatte - sie war hübsch, mit langen schwarzen Haaren und dunkler Haut - war selten in dem Zimmer, dass sie sich mit Carly teilte. Meistens war sie bei ihrer Freundin - Constantia - die drei Zimmer weiter wohnte. Daher konnte Carly meist ungestört mit ihm reden.
"Aber sie ist sowieso ne Niete in Deutsch, deswegen versteht sie vermutlich kaum etwas." Trotzdem hörte Noah amüsiert dabei zu, wie Carly in den bayrischen Dialekt rutschte. So verstand Catherine sie vermutlich gar nicht mehr.
"So, der Tag war witzig. Wir haben erstens keine Hausaufgaben - glücklicherweise - und Janick hat mich endlich in Ruhe gelassen." Janick war ein Junge, der auch auf das Internat ging - und sie seitdem sie gekommen war damit aufzog, dass sie Deutsche war. Praktisch alle anderen waren Franzosen.
"Das ist cool", antwortete Noah. Er wusste, dass Carly sich nichts aus dem ganzen machte, was Janick sagte - und trotzdem fand er es gut, dass Carly in Ruhe gelassen wurde.
"Und das beste ist..." Carly machte eine Künstlerpause. "... es ist ein Neuer gekommen!" Carly grinste und Noah grinste automatisch mit.
"Und er ist auch Deutscher. Deutsch-Englisch sogar, genau wie ich! Und ich bin nicht mehr die einzige hier, die nicht Französisch ist."
"Wie heißt er?", fragte Noah.
"Artus. Und ich glaub, ich hab endlich jemanden gefunden, mit dem ich mich befreunden kann." Obwohl Carly glücklich wirkte, verspürte Noah ein stechen in seiner Brust. Ein fieses Zeichen von Eifersucht, dass es jetzt einen zweiten Jungen in Carlys Leben gab.
"Aber du wirst meine Nummer eins bleiben", versprach Carly, bevor sie weiter von ihrem Tag sprach.
Noah war ihre Nummer eins.
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