36.🚫
Jackson
Mir war bewusst, welche große Verantwortung mir Seokjin soeben überlassen hatte. Also musste ich auch dafür sorgen möglichst keine Fehler zu begehen und Ruhe zu bewahren. Denn nach wie vor herrschte dünnes Eis zwischen Jungkook und mir. Wir hatten bisher immerhin keine Zeit gehabt uns unter einander auszusprechen. Vor allem bei den Dingen, die schon zwischen uns wieder fahren sind.
Angespannt legte ich meine Finger auf die Klinke von Jungkooks Zimmer. Ein Klicken kam auf und die Tür war aufgeschlossen. Doch es folgte keine Reaktion. Mit einem leisen Räuspern betrat ich dann unsicher das Zimmer. Ich hoffte so aufmerksam auf mich zu machen. Dies funktionierte dann auch und der abwesende Jungkook, der mit dem Rücken auf dem Bett lag, richtete seinen Oberkörper zu mir. Für einen Moment fasste ich nicht mal, dass es sich dabei um den Boss der Jeon Mafia handeln sollte.
Er hatte nämlich tiefe, schwarze Augenringe, eine blasse Haut und eine schmalere Körperstruktur, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Hinzu trug er noch eine graue Jogginghose, ein schwarzes Tshirt und lauter Verbände um sein Hohlkreuz, als auch beide Beine. Mehr konnte ich auch nicht erkennen, da die Rollladen herunter gefahren waren und die Sonne nur ganz schwach ins Zimmer leuchtete.
" Hallo Jungkook, ich bin's Jackson." Stellte ich mich vor, wobei er sicherlich wusste, wer ich war. Allerdings hielt ich es für notwenig dies nochmal klar zu machen und Respekt gegenüber meinem ehemaligen Feind aufzubringen. Besonders wegen den letzten paar Wochen. Ich trat näher ans Bett heran und reichte ihm höflich, die Hand entgegen.
" Jackson?" Wiederholte er meinen Namen verblüfft und streckte vorsichtig seine Hand aus. Sein Arm war vollständig vernarbt und lila angelaufen. Auch sein Gesicht wirkte fahl und mitgenommen. " Ja, Jackson Wang." Erläuterte ich und zog wieder meine Hand zurück.
Der junge Mann im Bett weitete seine Augen und schien nicht so ganz klar auf die Situation zu kommen. Ich eigentlich genauso, jedoch zeigte ich es nicht äußerlich, weil ich den sowieso schon verirrten Kerl nicht noch mehr einschüchtern wollte. Mir war es schließlich auch neu den Mörder meines Verlobten in mitten die Augen zu schauen. Dabei wirkte Jungkook momentan in seiner Verfassung
alles andere wie ein Mörder. Viel mehr erinnerte er mich an einen verstörten Psychatriepatienten. Seokjin hatte bei seiner Erzählung also nicht übertrieben.
" Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, Jungkook." Erklärte ich mit ruhiger Stimme und setzte mich auf die Bettkante neben ihn. Dieser verstummte mittlerweile komplett und gab keinen Ton mehr von sich. Indessen kullerten Tränen langsam seine Wangen hinab und er versteckte sein Gesicht hinter seinen Händen. " J-jackson, e-es tut mit l-leid ...Ich wollte das n-nicht...i-ich bin so dumm...i-ich..." schluchzte er mit gekrächzter Stimme, während er begann ununterbrochen zu schniffen. Er musste wohl einen Gefühlsausbruch erleiden.
Sofort bekam ich Mitleid und versuchte ihn davon abzuhalten, sich selbst weiterhin runter zu machen. Tröstend legte ich ihm eine Hand um den Rücken und stützte ihn von hinten. Mehrere Tränen tropften dabei auf seine Matratze und er atmete hektisch auf und ab. Er war der Mörder meiner Freunde und ich konnte nicht anders, als ihm zu helfen.
" Es ist alles okay. Ich weiß, dass es dir leid tut. Ich weiß es und ich verzeihe dir." Gestand ich offen und ehrlich, in der Hoffnung er würde würde sich beruhigen. Doch das tat er nicht. " I-ich bereue alles...J-jackson d-du musst mir nicht verzeihen...i-ich habe so viel Schreckliches ge-getan...Ich verdiene es, d-dass ich nicht laufen kann..." weinte er. Irgendwie stellten mich seine Worte in gewisser Weise zu Frieden. Zumindest wusste ich so, dass er den Tod meiner Freunde bereute.
" Jungkook, nein. Niemand verdient es so einen grausamen Unfall zu erleben. Weder du noch Youngjae." Meinte ich und streichelte mit meiner Hand behutsam seine bebende Schulter. Er wirkte wie ein einziges emotionales Bündel. Unmöglich konnte ich jetzt noch ein normales Gespräch mit ihm führen.
" Wie wär's wenn ich morgen nochmal komme und wir reden? Dann hast du dich auch bis dahin beruhigt. Wäre das in Ordnung?" Gab ich meinen Vorschlag öffentlich. Es würde uns beiden bestimmt gut tun. Kurz daraufhin ergatterte ich ein schwaches Nicken von dem Schwarzhaarigen.
Also stand es nun fest. Morgen würden wir reden.
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Felou
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