22.🚫
Jungkook
Nachdem ich noch einen Moment des Schweigens gebraucht hatte, um nochmal über meinen Plan zu überlegen, fällte ich die Entscheidung ihn durchzuziehen. Mir blieb nämlich sowieso nichts anderes mehr übrig. Es war mein letzter Ausweg noch irgendwie zu leben, weshalb ich nun entschlossener denn je meine schwarze Sporttasche im Dunkeln aufsuchte und diese dann aufmachte. In ihr lagen viele Objekte zum Teil auch Krimskrams, aber der Gegenstand, den ich brauchte, lag direkt wie auf dem Porzellanteller präsentiert ganz oben, sodass ich leichten Zugriff darauf hatte. Ich nahm also das Seil in meine Hand und prüfte erst einmal den Durchschnitt davon, um sicher zu gehen, dass es mein Gesicht auch aushalten würde. Das nächste, was ich tat, war es dann auch das Ende des langen Seils an mehrere Stangen des Geländers fest zu binden.
Danach richtete ich wieder meine Sporttasche zusammen packte alles ein und stülpte sie auf meinen Rücken. Als dann alles bereit stand, macht ich nochmals einen kurzen Check von oben, indem ich nachschaute, ob sich eventuell vielleicht doch Menschen im Außenbereich des Hauses aufhielten, doch zu meinem Glück war da keiner. Froh darüber nahm ich das Seil ganz fest in meine Hände und kletterte vorsichtig samt Tasche auf dem Rücken über das Geländer des Balkons, wodurch ich mich automatisch in Gefahr begab.
Auch wenn die Höhe gerade mal einige Meter betrug, konnte man doch dennoch verletzten, wenn man runter fallen würde, weshalb ich besonders vorsichtig den schmalen Gang bis zu Ende des Geländers entlang balancierte. Dort angekommen verstärkte sich meine Griff um das Seil nochmals und ich fing an den ersten Fuß auf die vertikale Wand des Hauses zu setzten. Mein Gewicht verlagerte sich dadurch mehr auf meine Arme und ich musste mich mit aller Kraft festhalten.
Nach einiger Zeit setzte ich schleunigst auch den zweiten Fuß auf die Wand, wodurch ich nun horizontal auf der Wand meines Hauses stand. Genauso in dieser Position kletterte ich dann die restlichen Meter, die mich nach unten zur Wiese führen würden hinab, als ich aufeinmal von etwas erschreckt wurde.
Genau auf der Höhe, wo ich mich gerade befand lag Cl's Etage und mein Körper befand sich nun direkt neben dem Fenster ihres Schlafzimmers. Ich konnte wenn auch nur ein bisschen vom Augenwinkel aus erkennen, dass sie noch wach war. Der Fernseher in ihrem Zimmer lief noch und sie selbst lief gerade zu ihrem Nachttisch.
Noch hatte sie mich nicht bemerkt, doch die Angst, dass sie es tun würde, bereitete mir solche Sorgen, dass ich mich umso schneller nach unten bewegte. Mit immer mehr aufkommenden Schweiß kletterte ich so schnell es ging das Seil hinab, als plötzlich meine Kraft nicht mehr reichte und meine Hand unwillkürlich das Seil los ließ. Augenblicklich riss mich der Schwung mit und ich fiel samt Tasche hinab, wodurch ich vor Panik laut aufschrie. Ich wedelte noch vergeblich mit Armen und Beinen, wodurch mein Sturz keines Weges verhinderte wurde. Stattdessen landete ich auf den harten Erdboden neben unserem Haus.
Ich kam direkt mit meinem Ellenbogen darauf auf, wodurch dieser anfing auf einmal stark zu Schmerzen. Auch meine Rippen hatte es erwischt, da ich plötzlich einen ziehenden Schmerz an der Seite bermerkte. Ich wollte noch schnell reagieren und aufstehen, musste aber noch für einen Moment sitzen bleiben, weil der Schmerz so unerträglich war.
"Jungkook, bist du das etwa?!" Rief eine weibliche mir allzu bekannte Stimme dann auch von oben zu. Als ich meinen Kopf hob, um nach zu sehen, sah ich Chaerin, welche aufgebracht mit offenem Fenster zu mir hinab auf den Boden sah. Sie hatte ungekämmtes Haar, welches zu einem Dürr geflochten wurde, eine Maske auf dem Gesicht und trug lange, silberne Ohrringe.
Ihr Blick war unbezahlbar, ihre Kinnlade fiel vom Mund und ihre Augen waren weit aufgerissen, als sie mich beobachtete. Besonders als sie mich dann erkannte, fing sie noch lauter an zu schreien. "Du bist nicht ernsthaft vom Balkon gesprungen, du Idiot?!" Krächzte sie außer Kontrolle und sah so aus, als wäre sie kurz davor mir hinterher zu springen, um mir eine zu verpassen. Tränen blitzen in ihren Augenwinkeln auf. "Du kommst jetzt auf der Stelle ins Haus!"
Doch ich dachte nicht daran. Statt auf ihre Befehle zu hören, stand ich so gut es ging, trotz der Gliederschmerzen schnell wieder auf und taumelte benommen zum hinteren Garten unserer Villa, wo ein Wald dahinter war. Während ich dies tat, war Chaerin inzwischen schon völlig am Kochen. "Jungkook, bleib stehen!" Ihre Stimme war so zornig, dass sie ihre Tonlage änderte. Sie war kurz davor auszurasten, bevor sie sich dann vom Fenster riss. Mir wurde sofort klar, was sie vor hatte und dass sie mir hinterher jagen wollte. Doch das musste ich verhindern.
Gegen ihren Willen rannte ich so gut es ging den restlichen Weg zum Garten, wo ich dort auch schon mein Fahrrad, welches ich zuletzt im Sommer benutzt hatte, an einem Baumstamm stehen sah. Es wirkte leicht verstaubt, doch das machte mir nichts aus.
Voller Eile stürzte ich mich auf den Sattel und trat in die Pedale. Ich lenkte in Richtung Wald und fuhr über das nasse Gras und lauter Schlamm. Schleunigst unentdeckt fuhr ich so hastig, dass ich in wenigen Sekunden auch schon den Wald vor Augen hatte. Ich sah die Äste, die Tannenbäume und überall Baumstämme. Es war zwar dunkel, aber das Fahrrad besaß glücklicherweise eine Taschenlampe, die den Weg erleuchtete. Atemlos und fast aus der Puste trat ich immer weiter auf die Pedale. Als ich mich umdrehte, um zu meinem Haus zu blicken, hörte man Geschrei und erblickte gelbe Lichter, die wahrscheinlich von Autos stammten. Es war mehr als eindeutig, dass die hinter mir her waren, was mich dazu veranlagte noch schneller zu fahren. Adrenalin pumpte sich in meine Adern.
So gut es ging, versuchte ich die strahlenden Lichter hinter mir abzuhängen. Immer tiefer und weiter fuhr ich in den Wald rein, bevor ich dann plötzlich ein Auto vor mir stehen sah. Die Lichter waren ausgeschaltet, wodurch ich es im Dunkeln erst bemerkte, als meine eigenen Lampe es angeleuchtet hatte. Sofort bremste ich mit dem Fahrrad noch gerade rechtzeitig ab, bevor ich gegen das Auto knallte.
_____
Felou
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro