19.🚫
Jungkook
Der vorgestrige Tag endete nicht mehr so schön für mich. Nachdem ich nämlich spät nachts & besoffen zu Hause angekommen war, nahm mich meine große Schwester persönlich aufgebracht & wütend in Empfang. Ab da hatte sie mich noch vor dem Eingang unseres Hauses abgefangen und ordentlich angeschrien. Beinahe weckte sie bei ihrer Lautstärke die halbe Nachbarschaft und unsere Leute. Darüber hinaus hatte ich über die Tage mehrere Gedächnislücken im Kopf. So erinnerte ich mich beispielsweise nicht mehr, wie ich nach Hause gekommen war oder wie ich ins Bett kam, wusste jedoch noch genau, was auf der Party geschehen war und wie Taehyung mich bewusstlos und völlig fertig auf dem Gras des Hinterhofs aufgefunden hatte.
Jetzt gerade befand ich mich wieder wie üblich auf meinem kleinen Balkon und saß auf einem der edlen Marmorstühle. Ich hatte ein etwas älteres Hemd von mir an und dunkle Jogginghosen. Was die anderen machten oder wo sie waren, wusste ich nicht. Nicht mal von Yoongi oder seinen Kumpels hatte ich nach der Nacht in der Discothek nichts gehört. Genauso wenig von Namjoon, Jin oder Taehyung. Stattdessen wurde ich von Chaerin in meiner eigenen Villa eingesperrt. Sie ließ mich nicht mehr raus, da sie Angst hatte, dass mir etwas zustoßen könnte. Sie hielt mich praktisch gegen meinen Willen gefangen, indem sie ihre Leute vor den Ausgängen unserer Villa platzierte und mir die Schlüssel wegnahm. Dabei war es ihr egal, ob ich erwachsen war oder auch ein Recht hatte rauszugehen. Für sie war nur das wichtigste, dass ich in einem wohlbehaltenen Zustand war, wobei mich Gefangenschaft nur umso mehr zerstörte.
Also machte ich das Einzige, was mir noch übrig blieb. Undzwar auf dem Balkon die Natur & die frische Luft genießen, während ich dabei über mein eigenes Leben nachdachte. Wie schrecklich ich mich früher bekommen hatte oder wie schwach ich war. Das Wetter war die ganze Zeit über stürmisch. Es herrschte stundenlang schon ein kalter Windzug und es regnete dazu noch in Schütten. Nur das kleine, gläserne Dach über mir schützte mich trocken zu bleiben, doch die Kälte von draußen drang bis hin zu meinen Knochen durch. Ich frierte, musste aber dennoch draußen bleiben, weil ich mich als Bestrafung dazu zwang. Niemals hätte ich Taehyung hintergehen dürfen. Niemals hätte ich ihm solche Sorgen bereiten dürfen oder schuld daran sein, dass er nachts wegen mir nochmals aufstehen und in Seoul nach mir suchen musste, während ihn die Kälte quälte. Niemals hätte ich so einen Fehler begehen dürfen. Ich fühlte mich grauenhaft und schuldig.
Wütend über mich selbst rauchte ich meine nächste Kippe. Wenigtens dieses Mittel halt mir noch einigermaßen mich zu beruhigen und zu betäuben. Ich hatte keine Ahnung wie viel Nikotin ich mal wieder zu mir genommen hatte, aber mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass ich süchtig geworden war, wobei mich das nicht sonderlich störte. Allerdings hatten die anderen gewaltig etwas dagegen. Die hatten meine Schachteln sogar versucht zu klauen, aber ich hatte heimlich welche im Bad gebunkert und versteckt. Nichts anderes tat ich nun als stundenlang draußen dem Unwetter dabei zu zu schauen, wie es Chaos anrichtete. Man sah die grauen und faden Wolken hoch am Himmel schweben, während unten in der Landschaft das farblose Grass hin und her wehte. Die kahlen Bäume wirkten so leer und das Festland trüb. Auch meine Haare wurden vom Wind zur Seite geweht, sodass meine Stirn frei stand und ich klare Sicht von dem traurigen Bild vor mir bekam. Alles sah so unendlich traurig und verloren aus. Auch mein eigener Körper, den die Fenster des Balkons reflektieren. Jedoch war mir mein eigens Aussehen völlig egal mittlerweile, weswegen ich es mied die Fenster zu betrachten.
Viel lieber starrte ich versessen nach draußen und könnte mich selbst dafür verfluchen so ein tristes Leben zu führen und in meinen eigenen vier Wänden gefangen zu sein. Alles flog nur so dahin. Ob es Blätter, Äste oder die Zeit war. Alles würde irgendwann verschwinden ohne jegliche Spur von Erinnerungen. Selbst mich würde man irgendwann nach meinem Tod vergessen, weil alles vergänglich ist. So als hätte ich nie gelebt. So als würde jetzt alles was ich tun würde keinen Zweck mehr haben, weil ich sowieso momentan nicht wirklich lebte oder es konnte. Es war so als hätte man mir jegliche Kraft zum Leben mit einem Mal ausgesaugt und nun nur noch mein leerer Körper ohne Seele auf der Erde vor sich hin vegetierte.
Ich hatte außerdem keine Lust mehr. Weder mich für irgendwas anzustrengen, mich zu bewegen, noch den Starken zu spielen, der ich nicht war. Frustriert klapperte ich mit den Zähnen. Ich hatte meine Beine überschlagen um meinem Körper so etwas mehr Wärme zu gewährleisten, aber es brachte nichts. Zu dem besaß ich auch keine Motivation mehr. Ich wollte morgens ohne die Hilfe der anderen nicht mehr aus dem Bett steigen, geschweige den lachen oder essen. Nichts mehr weiter bis auf ewig in meinem Bett schlafen. So konnte ich in Frieden für mich sein und meine Gedanken, die mir Tag für Tag um den Kopf kreisten ausschalten. Ich hatte schließlich keinen Grund mehr überhaupt glücklich zu sein, wenn ich nicht mal als erwachsener Mann Freiheiten besaß oder lächeln konnte.
Ich überlegte deshalb oft nach Möglichkeiten fröhlich zu werden, etwas gutes zu unternehmen oder meinem Leben noch irgendeinen wirklichen Sinn zu verpassen, als bloß tatenlos auf dem Balkon zu verharren und zu verrotten. Doch wie aus dem Nichts kam mir dann plötzlich eine erfrischende Idee in den Kopf. Zuerst nahm ich sie für unmöglich und lächerlich wahr, jedoch sah ich nach längerem Überlegen einen Sinn dahinter.
Voller neuem Elan und Überzeugung drückte ich die glühenden Reste der Zigarette in meiner Hand im Aschenbecher aus und ließ den Stummel dann dort liegen,
bevor ich zu meiner Hosentasche griff, wo sich mein neues Handy befand. Mit einer leichten Bewegung zückte ich das Gerät hervor. Wegen dem Regen perlten Tropfen auf das Display, doch dies ignorierte ich. Ich begann voller Aufregung an zu grinsen. So ging ich auf einen Chat, um
einer ganz bestimmten Kontakt zu schreiben. Ich hoffte, dass es klappen würde.
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Felou
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