"Da dies eure erste Stunde ist, möchte ich mit euch jetzt noch unsere Waveballarena besuchen gehen. Unsere Mannschaft sucht immer neue Mitglieder. Zudem ist Waveball ein sehr beliebter Sport und ihr solltet es euch einmal ansehen." Mit diesen Worten beendete die Lehrerin die Übungseinheit und winkte die Schüler zu sich, damit sie sich sammelten.

Noch etwas angeschlagen von den zahlreichen Zaubern rieb sich Cora seufzend die Hände, während sie mit Kyon zu der Lehrerin ging. So viele Zauber hatte sie nie hintereinander gewirkt. Bisher war es auch nie nötig gewesen, aber daran musste sie sich wohl über kurz oder lang gewöhnen.

Sie brauchte definitiv mehr Übung darin und würde hoffentlich mit der Zeit besser werden.

Als alle angekommen waren, deutete Yuna, dass die Schüler ihr folgen sollten. Dann führte sie die Gruppe durch den Garten und zu einer großen, freien Fläche, die mit Gras bewachsen war. In der Luft befanden sich allerlei verschiedengroße Ringe. Die Waveballer waren jedoch am Boden und hatten scheinbar gerade Besprechung. "Normalerweise ist die Arena das Waveballfeld, doch im Grunde könnt ihr hier überall spielen, solange ihr niemanden in Gefahr bringt", erklärte Yuna mit ruhiger Stimme.

Einige der Spieler blickten auf, als die jüngeren Schüler, unteranderem auch Cora, die Mannschaft passierten, um sich das sprichwörtliche Frischfleisch zu besehen.

Cora erkannte eine junge Frau, die einen Teufelsschwanz und Hörner hatte. Sie schwebte um die Gruppe herum, während sie diese neugierig musterte.

Als diese jedoch eine junge Frau in der Klasse entdeckte sprang sie euphorisch auf und ab und wank ihr energisch zu. "Layla! Huhu, ich bins! Du weißt schon ... Lydia!", lachte diese überschwänglich und strahlte übers ganze Gesicht, als sie versuchte mit der schwarzhaarigen Lycanerin zu reden. Diese seufzte jedoch nur leise und versuchte sich unauffällig hinter dem Riesen zu verstecken.

Cora empfand dieses Verhalten als sehr kindisch. Irgendwie passte es jedoch auch zu Lydia.

"Wo kann man sich einschreiben?", fragte Cora, die es kaum erwarten konnte, endlich Waveball zu spielen.

"Schwarzes Brett. Am Hauptgebäude. Kaum zu verfehlen. Probetraining findet nächste Woche statt", erklang die bruchstückhafte Antwort des silberhaarigen, jungen Mannes, welcher konzentriert auf ein Blatt Papier blickte, um sich etwas aufzuschreiben, bevor er die neongelben Augen zu der Menge hob und sich ein gekünsteltes Lächeln abrang. "Vorkenntnisse sind erwünscht." Auch wenn seine Worte nicht gerade vor Nettigkeit strotzten, so war doch etwas Unverkennbares in seiner Stimme, was direkt unter die Haut ging.

Cora spürte ein sanftes Kribbeln, das sie neugierig machte. Was war das? Was hatte er an sich, dass sie so reagierte? Ob er wohl etwas mit seiner Stimme machte? Vielleicht eine Art Gabe? Jedenfalls fühlte sie sich irgendwie zu ihm hingezogen.

"Ihr könnt jetzt die Möglichkeit nutzen, um euch am Schwarzen Brett einzutragen", erklang Lady Yunas Stimme. "Dafür habt ihr ein paar Minuten mehr Pause."

Cora konnte es kaum erwarten. Sie würde sich sofort einschreiben gehen.

Während die Schüler sich zerstreuten, um sich am Brett einzuschreiben oder die Pause zu genießen, blieb Kyon zurück, womit sie Yunas Aufmerksamkeit erregte. "Kann ich etwas für dich tun?", wollte die Lehrerin wissen, die neugierig klang.

Mit einem leisen Räuspern faltete Kyon die Hände hinter dem Rücken und hob, nach einem tiefen Atemzug, den Blick zu der Lehrerin. "Ich weiß, Ihr seid sicherlich schwer beschäftigt, doch hättet Ihr vielleicht einige Minuten für mich?"

"Natürlich", erwiderte Yuna und Kyon glaubte, dass ihre Lippe leicht zuckte. Allerdings trat das fast schon erwartete Lächeln nicht auf ihr Gesicht. "Für meine Schüler habe ich immer Zeit."

Mit einem dankenden Nicken machte die Bienenkönigin einige wenige Schritt, bis sie vor Yuna stand, um zu ihr aufzublicken. "Ihr seid doch eine Hüterin, nicht wahr? Ich habe noch nie jemanden gesehen, der dem Eis dermaßen mächtig war."

Nur in Yunas Augen konnte man für einen Moment Überraschung erkennen, sonst zeigte sie kaum Regung. "Das ist Fluch und Segen zugleich", antwortete sie mit ruhiger Stimme. "Mein Geburtselement ist Eis und als Kind wurde ich davon ... verschlungen."

Fragend legte Kyon den Kopf schief. "Verschlungen?", wiederholte sie fragend. Zwar hatte das nichts wirklich mit ihrem Anliegen zutun, doch ihre Neugierde war geweckt. Wenn auch nur für den Moment.

"Wenn die Magie in einem zu jungen Körper erwacht und man das Element nicht kontrollieren kann, kann es den Körper verschlingen. Das hat Vor- und Nachteile", erklärte Yuna, die scheinbar keine Probleme mit den Fragen hatte. "Ich beherrsche dadurch das Eis sehr gut, bin aber selbst nach vielen Jahrhunderten Übung nicht sonderlich gut im Feuer und werde es nie wieder sein."

Abwartend blinzelte Kyon ihre Lehrerin an, als würde sie eine Fortführung erwarten. Immerhin war es schon etwas ironisch, dass ihre Lehrerin für Magiekontrolle, darin selbst einst versagt hatte. Ganz zu schweigen davon, dass sie unfähig war das Feuer zu beherrschen.

"Das Element übernimmt den Körper und man ist anfälliger für das Gegenelement", erklärte Yuna weiter, weil sie wohl Kyons Blick verstand. "Eis hat zusätzlich den Nachteil, dass der Körper keinerlei Emotionen zeigen kann. Aber deshalb bist du sicher nicht hier, oder?"

"Aber ... das Gegenelement von Eis ist doch Glas. Oder etwa nicht?", fragte die junge Schülerin nun zweifelnd, als wäre sie sich nicht mehr so sicher, ob Yuna die richtige Ansprechpartnerin war.

"Ja. Allerdings besteht Eis aus Wind und Wasser und deren Gegenelemente sind Erde und Feuer", sagte Yuna ruhig. "Glas beherrsche ich minimal. Feuer ebenfalls nicht und und Erde ist auch nicht meines. Man könnte sagen ich beherrsche es auf dem Stand eines Viertklässlers. Dafür liegt mir nicht nur Eis, sondern auch Wind und Wasser."

Kaum merklich schüttelte Kyon den Kopf. Sonderlich überzeugt war sie nicht, bei dem Gedanken, dass Yuna für ihre Position qualifiziert genug war. Andererseits, sollte es sie selbst nicht groß stören. Sie hatte genug Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten, um zu wissen, dass sie das schon irgendwie schaffen würde. Mit oder ohne Hilfe. "Der Grund wieso ich hier bin ist, dass ich sehr gerne Privatunterricht von Euch erbitten würde. Das Element des Eises ist mir sehr wichtig und daher muss ich so schnell wie möglich lernen es zu perfektionieren."

Yuna nickte. "Was ist dein Geburtselement?", wollte sie wissen, sagte aber nicht, warum es wichtig war.

Einen Augenblick zögerte das junge Mädchen mit ihrer Antwort und schielte zu dem Waveballteam, welches sich nun langsam wieder an einige Aufwärmübungen machte. "Mir wurde gesagt es sei Licht und Wind, Lady Yuna."

"Wind ist sehr gut", sagte sie und nickte scheinbar zufrieden. "Das ist eine wichtige Grundlage." Scheinbar überlegend ließ sie den Blick schweifen, bevor sie zu Kyon sah. "Komm nach dem Unterricht heute in die Arena. Dann können wir die erste Stunde machen", bot sie an.

Erstaunt weitete Kyon die großen Augen, welche nun förmlich zu strahlen schienen. Obwohl es zuvor noch schwierig war, eine Regung in ihrem Gesicht erkennen zu können, so suspekt schien ihre kindliche Freude auf einmal. "Wirklich?"

"Natürlich", antwortete Yuna und ihr Mundwinkel zuckte, als würde sie lächeln. "Du bist herzlich willkommen."

Energisch verneigte sich die Schülerin vor der Lehrerin, um sich kurz darauf wieder zu erheben. "Ich werde Euch mit Sicherheit nicht enttäuschen. Versprochen!"

Sanft legte Yuna ihr eine Hand auf den Kopf und fuhr ihr kurz durch die Haare. "Da bin ich mir sicher", antwortete sie, wobei ihre Stimme freundlicher klang als davor.