Kapitel 6.1
Kapitel 6
8.Fisch - Frühling auf Yumiya
Cora lief über die Wege, die von der Sonne beschienen wurden und genoss den Anblick der Blumen, während sie sich auf den Weg zu ihrer ersten Schulstunde machte. Sie würde im Freien stattfinden und soweit sie das gelesen hatte, hatten sie mit Lady Yuna Kontrolle. Sie war schon sehr gespannt darauf, was auf sie zukommen würde.
Ihr Blick fiel auf ihre beiden Mitbewohner, die ihr folgten. Kyon, um deren Haare wie immer kleine Lichtpunkte schwirrten oder sich darin niederließen, wirkte unbeeindruckt von der gesamten Situation.
Laya dagegen, ihre andere Mitbewohnerin, schien in Anbetracht der ersten Schulstunde, sehr ausgelassen und ruhig. Beinahe so, als würde sie schon seit Jahren auf die Schule gehen ... oder sie war schlichtweg noch zu verschlafen, um wirklich als anwesend zu gelten. Sonderlich sicher war sich Cora da nicht. Sie hatte noch nicht wirklich mit ihr gesprochen, denn sie schien auch kein wirkliches Interesse an jeglichen Konversationen zu haben. Selbst als Cora sie einmal direkt angesprochen hatte, ob sie mit ihr auf das Frühlingsfest der letzten Woche gehen wollte, hatte Laya sie nur einen Moment schweigend betrachtet, bevor sie wortlos wieder in ihrem Zimmer verschwunden war.
An sich waren ihre beiden Mitbewohner nicht so gesprächig oder sozial, wie Cora es sich gehofft hatte. Trotzdem kam sie bisher gut mit ihnen aus.
"Ich freue mich schon auf Kontrolle. Könnt ihr euch unter dem Fach etwas vorstellen?", fragte sie, um ein Gespräch zu beginnen. Schweigen sagte ihr nicht so zu.
Wieso musste auch gerade sie die Aufgabe der treibenden Konversation übernehmen? Das alles war vollkommen neu für sie und auch wenn sie sich auf diese Chance freute, so stand sie doch seit ihrer Ankunft ununterbrochen unter Strom. Diese ganze Aufregung tat ihr überhaupt nicht gut. Nicht mehr lange und es würde sie nicht mal mehr wundern, wenn ihr das goldene Fell ausfallen würde, was den schlanken Schweif zierte, der unruhig hinter ihr zuckte und zappelte.
"Magiekontrolle. Die Bemächtigung sich den Sternenstaub, jeglicher Zusammensetzung, zunutze zu machen. Darunter fallen sowohl klassenspezifische Besonderheiten, so wie Identifizierung und letztlich die Nutzung. Kurz gesagt also: Die Kontrolle der Magie. Wie das Wort schon sagt", kam es unerwartet trocken von der kindlichen Schülerin zu ihrer linken, welche die Erklärung so runterratterte, als hätte sie sich diesen Leitfaden seit Monaten eingeimpft.
Cora war sich wirklich nicht sicher, ob Kyon ihr einfach nur die Frage beantworten wollte, oder sich über die Einfachheit ihrer Frage lustig machte. So genau konnte sie das bei ihr nie feststellen, so viel hatte sie schon bemerkt.
"Hast du darin schon Erfahrung?", wollte Cora wissen, die nicht gewillt war, das Gespräch zu beenden, nur weil die Antwort nicht so ausgefallen war, wie sie gehofft hatte. Vielleicht kam dennoch ein ordentliches Gespräch zustande.
Ruhigen Schrittes schloss Kyon einen Moment die purpurnen Augen, zu einem kurzen Nicken, während die zahlreichen, leuchtenden Insekten in ihrem Haar umherwuselten. "Natürlich", antwortete sie als wäre es etwas Selbstverständliches. Natürlich hatte Cora selbst auch schon so mit dem ein oder anderen Zauberspruch experimentiert und ihre Fähigkeiten erforscht, doch hatte sie sich unter der richtigen Anleitung auch nie wirklich getraut weiter zu gehen, als gut für sie sein könnte.
"Was hast du alles schon gelernt?", fragte Cora neugierig. Vielleicht würde Kyon so etwas über sich erzählen und sie konnten die Zeit totschlagen, bis es losging. Ankommen würden sie gleich, denn Cora sah bereits die anderen Schüler und konnte sie auch schon hören.
"Diverse Künste rund um die Manipulation des Sternenstaubs, mit Schwerpunkt auf Licht und Blitz, doch werde ich mein Repertoire bald erweitern, nun da mir die Ehre zuteil wurde, meine Ausbildung auf der Yorukage fortzusetzen", erwiderte Kyon monoton und blickte noch immer abwesend geradeaus zu ihren anderen Mitschülern. Es war wirklich so, als würde ihr Kopf in einer anderen Welt existieren, so leer und unverändert ihre Mimik immer blieb. Beinahe so wie eine Puppe. Und doch lag etwas so Selbstverständliches in ihrer kindlichen Mädchenstimme, was keinen Zweifel an ihrer Aussage übrig ließ.
Cora wurde aus ihr einfach nicht schlau. "Nun, dann hoffe ich, dass du mich nicht in unserer ersten Übungsstunde in Grund und Boden stampfst", versuchte Cora zu scherzen, wusste aber nicht, ob Kyon darauf eingehen würde. Sie wollte jedoch auch nicht wirklich mit anderen üben, da sie Kyon und Laya zumindest schon kannte.
Bei den anderen angekommen hielten die drei Mädchen inne. Kyon legte den Kopf leicht schief und blickte zu der größeren Schülerin auf. Zwar war das alles, was einen Wechsel ihrer Stimmung zeigte, doch selbst das schien mittlerweile erstaunlich. "Wieso sollte ich das tun?", fragte sie und schien nicht wirklich Coras Witz zu verstehen.
Hilfesuchend drehte sich die Löwenitari zu Laya, in der Hoffnung sie würde verstehen was sie gemeint hatte, doch diese schien plötzlich wie versteinert und starrte regelrecht in die Menge der jungen Schüler. Cora meinte sowas wie Unglaube und Überraschung in ihrem Blick sehen zu können, doch kannte sie Laya auch nicht so gut, um das wirklich sicher sagen zu können. Und zu fragen was los war, wäre wohl ohnehin verschwendete Energie. Cora wäre nicht einmal mehr verwundert herauszufinden, dass sie eigentlich Taubstumm war.
Sie nahm es so hin und sah sich stattdessen unter den Schülern um. Es war allerdings eine großgewachsene, vollbusige Frau, die ihre Aufmerksamkeit auffing. Ihre schneeweißen Haare wirkten, als wären sie mit Diamanten besetzt und die Haut schimmerte, als wäre sie eingefroren. Zudem schienen ihre Augen zerstoßenem Eis gleichzukommen. Die blauen Lippen ließen sie irgendwie zusätzlich noch erfroren wirken.
Der weiße Mantel, den sie trug, zeichnete sie als ihre Lehrerin aus. Sie wirkte erhaben und irgendwie unpassend. Wie eine Statue, die hier falsch stand.
Einen Augenblick war Cora sogar versucht an ihrem Arm zu kratzen, um zu sehen, ob sie nicht vielleicht wirklich nur eine Eisskulptur war, doch würde diese wohl kaum blinzeln.
Die Augen der Lehrerin schienen suchend über die Schüler zu gleiten. Sie trafen auch Cora, was dafür sorgte, dass sie sich für einen Moment unwohl fühlte. "Da nun alle da sind, fangen wir an. Bitte kommt nacheinander zu mir und holt euch eure Mäntel ab", sagte sie, wobei Cora keinerlei Emotionen in ihrer Stimme oder ihrem Gesicht erkennen konnte.
Kurz blickte sie zu Laya, nur um festzustellen, dass diese sich wohl schon unter die Leute gemischt hatte. Leise seufzend wandte sie sich nach dieser Erkenntnis zu Kyon, nur um festzustellen, dass diese sich mühevoll versuchte auf die Zehenspitzen zu stellen und das Kinn reckte, in dem Versuch etwas zu erkennen, trotz der größeren Schüler vor ihr. Gerade als die ersten Schüler nach vorne gingen, um sich wie gefragt den Mantel abzuholen, legte sich ein großer Schatten über Cora, der sie kurz Schaudern ließ. Irritiert zog sie die Augenbrauen zusammen, während sie sich langsam umdrehte, nur um den Bauch eines scheinbaren Riesen zu betrachten. Wie in Zeitlupe legte sich ihr Kopf langsam in den Nacken, bis sie in stechende, orangene Augen blickte, dessen geschlitzte Pupielle sie entschuldigend anblickte. War das ... etwa auch ein Schüler?
Sie hatte gar nicht gewusst, dass es hier so große Wesen gab.
Das dichte, schwarze Haar, das irgendwie einen violetten Schimmer hatte, stand ihm wunderbar. Es ließ ihn irgendwie verwegen wirken. An sich wirkt er recht normal, auch wenn seine kastanienbraune Haut irgendwie gräulich erschien.
Als er sich durch die Haare fuhr, bemerkte Cora seltsame Hornplatten auf seinen Fingern. Etwas, was sie neugierig machte.
Schielend beobachtete sie die kurzen dunklen Klauen, als er die Hand wieder senkte, als diese den Zeigefinger hob und nach vorne deutete. "Ich finde es ja schmeichelnd, dass du mich so anstarrst, aber ich denke du bist die nächste", erklang die tiefe, doch ruhige Stimme des Riesen, als er ihr nach vorne zur Lehrerin deutete.
Cora wandte sich sofort um, damit er nicht sah, wie sie rot wurde. "Entschuldige", murmelte sie, bevor sie etwas steif auf die Lehrerin zuging. Diese wirkte ruhig, fast schon kalt, während sie wartete. In der Hand ein Bündel gelber Stoff. War das der Schulmantel?
Mit einem entschuldigenden Nicken nahm sie den Mantel entgegen, um diesen kurz zu befühlen, und danach gleich wieder neben Kyon zu verschwinden, damit sie für die folgenden Schüler nicht im Weg stand. Unter anderem auch dem Riesen. Die Bienenkönigin selbst hatte ihren Mantel zwar bereits, blickte diesen jedoch nur abwartend an, als würde sie erwarten, dass er sich ihr selbst anzog.
Cora faltete ihren auf und betrachtete ihn. Er war gelb, was sie irritierte. Ansonsten war er lang und hatte eine Art zusätzlichen Mantel, der den Oberkörper schützte. Auch eine Kapuze und mehrere Taschen gab es. So ganz wurde Cora jedoch nicht schlau daraus.
Kurz hob die Löwenitari eine Augenbraue und schielte an sich hinab zu der schlichten dunkelbraunen Leinenhose und dem dunklen Oberteil was sie trug. Eigentlich versuchte sie stets ihren Kleidungsstil schlicht zu halten, um weniger aufzufallen, doch das würde wohl kaum etwas werden mit diesem Mantel. Auch wenn er zugegeben gut zu ihren Fellfarben passte, was ihre runden Löwenohren auf ihrem Kopf hin und herzucken ließ. Wenigstens irgendwas.
Cora sah sich um und bemerkte, dass die Mäntel der ganzen Klasse gelb waren. So würde sie zumindest in dieser nicht zu sehr auffallen.
Zögerlich zog sie den Mantel an und bemerkte fast sofort, wie leicht er war. Als wäre eigentlich gar nichts da. Zudem wurde ihr auch nicht, wie sie erwartet hatte, warm.
Nachdem sie den Mantel angezogen hatte, blickte sie zu Kyon. "Willst du ihn nicht anziehen?"
Blinzelnd blickte das Mädchen zu Cora auf. "Der ist zum Anziehen?", fragte sie als hätte sie noch nie zuvor einen Mantel gesehen. Andererseits, wenn Cora sich so ihren Aufzug besah, wäre das vielleicht sogar möglich. Sie trug keine richtige Kleidung wie die anderen hier, oder gar Schuhe. Stattdessen trug sie einen dunklen, purpurnen Anzug, welcher ihren kompletten Körper umspannte. Selbst ihre Hände, Füße und ihr Hals waren darin eingeschlossen. Sogar das Material sah sonderbar aus. Doch das wohl Irritierendste war, dass sie bisher keinen Reißverschluss gefunden hatte. Wie sie da wohl überhaupt rein kam? Oder raus?
Cora nickte leicht. "Ja. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe gehört, er wäre eine Art ... Rüstung", sagte sie unsicher. Ob dem wirklich so war, konnte sie jedoch nicht genau sagen.
Fakt war jedoch, dass die Lehrerin sie sicher nicht umsonst ausgeteilt hatte.
"Ich bin Yuna, eure Lehrerin für Kontrolle", stellte sich die weißhaarige Lehrerin schließlich mit lauter Stimme vor, doch sie wirkte nicht, als würde sie schreien. Ihr Blick glitt über die Gruppe. "Bitte zieht euch die Schulmäntel an. Sie werden euch nicht nur als Schüler der Yorukage ausweisen, sondern auch einen Schutz für euch bieten. Auf der Schule sind sie Pflicht", erklärte sie mit einer gewissen Routine. "Sie sind magisch verstärkt und schützen euch vor schiefgelaufenen Zaubern."
Langsam aber sicher zogen sich die Schüler die gelben Mäntel an, wenn auch einige etwas widerwillig dreinblickten. Nuado, ein junger Mann mit weißen Haaren und beeindruckenden türkisblauen Augen, hob die Hand zu einer Frage.
Yuna deutete ihm an, dass er sprechen konnte, indem sie ihre Hand in seine Richtung streckte und nickte.
Der Weißhaarige senkte wieder die Hand und deutete fragend auf seine Brust, wo der Mantel ruhte. "Sind das auch die gleichen, die man in der Stadt anziehen muss? Ich hab öfter mal einige davon in Nyo gesehen."
"Du muss ihn nicht in der Stadt tragen, aber es ist gewünscht", antwortete Yuna mit ruhiger Stimme. "Es öffnet dir einige Türen."
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