Hortensia
Yoongi PoV
Mit einem Strauß Hortensien und der Freude, die gleich Null ist, laufe ich im eisigen Wind die Straßen von Seoul entlang. Mein Kopf ist gesenkt, um den Menschen, die an mir vorbeilaufen, meine Tränen, die ununterbrochen meinen Wangen hinunterlaufen, nicht zu zeigen. Meine Lippen sind aufeinander gepresst, sodass kein Laut von mir kommt. Ich biege noch um eine Ecke und bin nun da. Vor dem großen Tor eines Friedhofes. Ich atme tief und zittrig aus und es entsteht eine kleine Wolke, die auch schon wieder verschwindet. Mit langsamen und schweren Schritten begebe ich mich zum Grab von meinem kleinen Engel. Als ich davor stehe, breche ich endgültig zusammen und fange an mir die Seele aus dem Leib zu weinen. Nach ein paar Minuten habe ich mich beruhigt und beginne zu reden: H-hallo mein kleiner E-engel, ich habe dir deine Lieblingsblumen m-mitgebracht, Hortensien. Die mochtest du doch so gerne, ich habe sie dir immer mitgebracht, als wir uns getroffen haben, weißt du noch? Ein kleines, raues Lachen entflieht mir. Na klar w-weißt du das n-noch, d-du hast auch immer geschwärmt, dass w-wenn wir alt sind und unseren Enkeln beim S-spielen zusehen, du ein Hortensiengarten a-anbauen willst. Meine Mundwinkel, die eben noch ein bisschen oben waren von der süßen Vorstellung, gehen wieder nach unten, da die Realität mich einholt und regelrecht meine Gedanken zerfrisst, denn das kann ich alles mit ihm nicht mehr machen. Mit gebrochener Stimme rede ich weiter : I-ich w-wünschte, ich k-könnte dich in meinen A-armen halten, dir s-sanfte K-küsse geben und d-dir sagen wie doll ich dich L-liebe. Ich fange noch heftiger an zu weinen, als vorher und lege den Hortensienstrauß auf sein Grab ab. Ich laufe um das Grab herum und setzte mich neben den Stein. Meine heißen Tränen brennen auf meiner kalten Wange. Der Schmerz aber ist nicht so schlimm, wie der Schmerz im meinem Herz und ich kann ihn gut ausblenden. Ich umarme den Stein um mir etwas Halt zu geben.
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Durch sanftes Streicheln auf meinem Kopf werde ich wach und setze mich etwas auf. Die Rückenschmerzen beachte ich erst gar nicht, als ich ihn sehe. Meinen Engel. Meine Augen weiten sich und mein Atem geht schnell. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Hey Yoongi, hast du gut geschlafen? Meine Sicht verschwimmt leicht und mein Herz schlägt schneller, als ich seine Stimme höre. Die Hand, die er auf meinem Kopf hat, nehme ich in meine und nicke gleichzeitig. Das altbekannte Kribbeln, was ich so vermisst habe, spüre ich wieder in meinem Bauch und ich verliere eine Träne aus meinem linken Auge. Er wischt sie mir weg und nimmt mich in den Arm. I-ich h-habe dich v-vermisst, bringe ich dann endlich hervor und kann meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich atme seinen Geruch gut ein und er streichelt weiter meinen Kopf. Ppsssccchht, alles gut, ich bin bei dir und werde es auch immer sein. Das sind übrigens schöne Hortensien, ich liebe sie. Er kichert etwas, was mich auch zum Lächeln bringt und seine sanfte Stimme beruhigt mich wieder. Wir lösen uns etwas und schauen uns in die Augen. Ich liebe dich, sage ich. Ich liebe dich mehr, erwidert er und schon haben wir unsere Lippen verbunden. Es ist ein sanfter Kuss, der mich alles vergessen lässt. Vergessen lässt, dass wir immer noch auf dem kalten Friedhofsboden sitzen oder dass mein Kleiner eigentlich nicht mehr unter uns ist. Als wir uns lösen, halte ich seine Hand, die mir Wärme und Geborgenheit gibt. Ich lehne mich an ihn und verfalle wieder langsam in einen leichten Schlaf.
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Die Kälte weckt mich dieses Mal und mein Körper zittert heftig. Die Sonne ist gerade dabei unterzugehen. Ich rappele mich auf und bemerke, dass ich bis gerade noch den Grabstein umarmt habe. Ich stehe auf und strecke mich. Ein letztes Mal für heute hocke ich mich hin, zum Grabstein gerichtet und streife mit meinen Fingern über den schön verzierten Namen meines kleinen Engels.
Park Jimin
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