3: Das kleine Etwas, oder: Ihr erster Brief
Alice hat ihren ersten Brief an mich nicht mit Worten, sie hat ihn mit ihrem Körper geschrieben, und das, was sie mir durch ihre Gestalt gezeigt hat, konnte ich lesen, als wäre jeder einzelne Buchstabe tief in Stein gemeißelt:
„Ich habe bereits einen Brief geschrieben!"
Ich lese ihn wieder und wieder, wieder und wieder. Ich will, dass er sich mir einprägt, will ihn niemals, niemals vergessen, will ihn vergessen...nimmermehr!
„Aber ich muss sagen, du hast es sehr geschickt gemacht. Ich verstehe selbst nicht mehr, ob ich als Alice oder als Pola schreibe. Alles scheint sich zu mischen, ich kann keine Grenze mehr ziehen."
Bin ich du, oder bist du ich, liebe Alice? Ich glaube, ich habe mich beim Tanzen vermischt mit dir, auf den Tischen, unterm Teelicht, weil der Hase irrlichtert die ganze Zeit. Allzeit bereit! Gedanken sind bang, wir sind daran gewöhnt viel zu lang. Selbst die Sprache vermischt sich. Vorbei! Eins, zwei, drei: Mit unhörbarem Zauberspruch eilen die Helfer herbei.
„Ich würde dich gerne fragen, was dich motiviert hat, mich zur Alice zu machen."
Aber du bist Alice, du bist es schon immer. Warum ich so sicher bin? Ich kenne Alexandra Bohemia, deine Zwillingsschwester, und Magie ist in die Herzen derjenigen geschrieben, die Kinder bleiben, bis wir alle den Weg zurückgefunden haben in das Land, das unsere wirkliche Heimat ist.
„Du musst wissen, dieser Text ist ursprünglich entstanden, als ich (wieder einmal) aufschrieb, was ich fühlte, was in mir passiert. Allerdings bekam ich das Wunderland einfach nicht aus meinem Kopf und so wurde aus Pola Alice. Oder aus Alice Pola? Ich weiß es wirklich nicht mehr. Nun ja, hier ist mein erster Brief, verrückter Hutmacher."
Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, und dein erster Brief wird sicher nicht dein letzter sein; ich kann es in jeder Bewegung deines Körpers, im Schwung deiner Hüften und im Glanz deiner Haare sehen: Dieser Tanz wird sehr lange dauern.
„Wo bin ich hier nur gelandet? Alles erscheint mir fremd. Ich gehöre einfach nicht hierher, ich bin gefangen in der Realität oder zumindest in dem, was ich für die Realität halte. Die Menschen, mit denen ich hier umgeben bin - keiner scheint zu denken wie ich. Sie alle rennen wie besessen umher, Keiner dreht sich um, keiner scheint wahrzunehmen. Ich habe nicht das Gefühl, zu leben. Alles zieht nur an mir vorbei. Zeit scheint nicht mehr zu existieren. Alles, womit ich mich beschäftigen soll, sind Banalitäten, nichts, woran ich mich je erinnern möchte, morgen erinnern werde, nichts, das mir das Gefühl gibt, lebendig zu sein."
Ich kann sehen, wie schnell dein Herz schlägt, wunderbares Wesen. Ich sehe dich an, wie du da liegst am Grunde des tiefen Brunnens, der nur scheinbar Ähnlichkeit mit einem Kaninchenbau hat, und während ich dich ansehe, wird die anfangs nur kleine Zuflucht hier unten größer und größer, bis sie fast einer Halle mit vielen kleinen und größeren Türen gleicht, von denen nur eine für dich bestimmt ist, weil nur eine dich zu mir führen wird, sobald meine Stimme in deinem Verstand verstummt ist. Erst dann wirst du mit dem Herzen sehen, und dein Herz wird dir den richtigen Weg weisen.
„Ich fühle mich weltfremd, als ob ich einfach keine Nische in dieser Ordnung finde, nichts, wo ich hingehöre. Ich bin das Chaos, das kleine Etwas, das sich mehr erhofft, das träumt und sich in seinen Fantasien verliert. Alles ist kurzlebig, das ganze Leben auf dieser Welt nur ein Augenblick, ein Moment, und es ist viel zu intensiv, um es nicht in vollen Zügen auszunutzen.
Was, wenn ich vergesse, wahrzunehmen? Was, wenn ich beginne, nur noch zu sein, nicht mehr zu leben? Was passiert dann? Werde ich dann einer von ihnen?
Oh liebster verrückter Hutmacher, wie gerne wäre ich bei dir, in deiner verrückten Welt, einer Welt, die für mich so voller Bestimmung und Sinn ist. Wo bist du nur, mein Freund? Du fehlst mir."
Während ich deine Gedanken in dieser kleinen und doch so unendlich großen Halle hier unten lese, lächle ich, denn du siehst mich nicht; so kannst du auch keine Angst vor mir haben. Du hast deine Welt schon so lange verlassen, und schon morgen erinnerst du dich nicht. Schon morgen, wenn du hier aufwachst und dich auf die Suche nach der richtigen Tür begibst, wird deine Welt nichts weiter als ein Traum gewesen sein, und das ist deine einzige Chance, hier unten lange genug zu überleben, um die Schönheit des Königreichs begreifen zu lernen, das von ganz tief hier unten bis hoch zu den Sternen reicht. Aber jetzt schlaf! Schlaf, mein Kind, bis die ersten Strahlen der Sonnen dich wecken, die hier unten zu Hause sind.
Modell/Foto ist Alice. Auch alle kursiv geschriebenen Passagen gehören Alice aka pola4friends.
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