3
Erstarrt blieb MJ stehen.
In der Dunkelheit erkannte sie kaum etwas, aber die weiße Narbe an seiner Stirn prägte sich in ihr Gehirn ein. Ein Schlag traf MJ in den Bauch, vor Schmerzen schreiend krümmte sie sich zusammen. Sie sackte auf ihre Knie und rollte sich dann zusammen. Ein Tritt folgte dem Schlag und ein zweiter traf sie am Kinn. Schon gab sie ihr Leben auf, spürte wie sich warmes Blut in ihrem Mund sammelte.
Salzige Tränen vermischten sich mit der roten Flüssigkeit und verteilten sich auf ihr und dem Boden.
"MJ!"
Angestrengt öffnete sie ihre Augenlider und schaute hoch. Té reichte ihr seine Hand, während JJ ihren Angreifer am Hemd festhielt und brutal auf ihn zuschlug. Mit letzter Kraft griff sie nach der Hand und ließ sich hochziehen. "Schnell, schnell! Ins Auto, komm Beeilung!", Té schubste sie in die Richtung. "JJ!", schrie sie. Noch immer dreschte er auf den Mann ein. Die anderen zwei waren verschwunden. Irgendwo in der Nähe leuchteten Scheinwerfer auf, ein Auto startete und fuhr davon. "JJ, komm. Lass ihn doch bitte", rief Pou seinem Freund zu. Der aggressive Zustand verließ Jordans Geist langsam. Der beinahe leblose Körper des Mannes sackte am Baumstamm hinunter und blieb dort regungslos liegen.
Hinter ihnen startete der Motor des alten Wracks. Rasant fuhr der Wagen an sie ran und Lilo zog die Restlichen herein. Noch bevor jemand die Tür schließen konnte, raste Pou mit dem Auto erneut über den alten Waldweg.
"Du hast ihn umgebracht!", schrie Lilo JJ an, "Du hast diesen Mann umgebracht!" Jordan schüttelte seinen Kopf, dann vergrub er sein Gesicht in seinen Händen. "Hab ich nicht!", flüsterte er. "Er ist tod!", wiederholte Lilo sich. "Nein!"
Unregelmäßig und besonders schnell atmete der Junge.
"Ich habe sie nicht umgebracht, nur eine sehr gute Lektion habe ich ihr verpasst", flüsterte er irgendwann. "Eine sie?", das letzte Wort betonte Té, als wäre es Abschaum. Aber wahrscheinlich war sie es auch. "Für mich sah sie aus wie ein Mann. Immerhin habe ich sie gesehen", erwiderte MJ, "Und ihre Tritte waren nicht besonders weich." Bei diesem Gedanken schauderte es Mina. Lilo reichte ihrer Freundin ein Tuch. Unbeholfen wischte sie damit über ihren Mund, fing damit das Blut auf und begutachtete es anschließend. Bei diesem Anblick wurde ihr schlecht, die restliche Farbe wich aus ihrem Gesicht.
"Noch nie Blut gesehen?", fragte Pou mitfühlend und drehte sich zu ihr. "Nicht soviel und nicht meins", wisperte Mina. Eine scharfe Kurve riss MJ und Lilo aus dem Sitz. "Schau lieber auf die Straße, wir kommen hier hinten auch ohne deine schlauen Kommentare klar", knurrte Té, seine schwarzen Haare standen noch immer in alle Richtungen ab und über seinem rechten Auge lag ein neuer Kratzer. "Ich bin wenigstens nicht so dumm, dass ich gegen einen großen Ast renne", erwiderte Pou genervt, drehte sich aber tatsächlich dem Weg zu. Empört schnaubte Té.
"Mina, wir müssen es desinfizieren, es könnte sich entzündet und ich hoffe sehr, dass deine Nase nicht gebrochen ist." Lily beugte sich mit einem neuen, sauberen Tuch vor. "Meine Nase?", wiederholte die Brünette wie ein Papagei. Bisher hatte sie keine Schmerzen dort gespürt, doch jetzt... "Aua!", entfuhr ihr ein leiser Schrei. Ein stechender Schmerz machte sich in der Mitte ihres Gesichts breit.
"Genau!" Lilo beugte sich vor und betastete ihre Nase, äußerst rücksichtslos. "Mensch Lily! Das tut echt weh", klagte Mina.
Selbst JJ säuberte seine Wunden, ganz so glimpflich war auch er nicht davon gekommen. "Lilo gib mir bitte das Desinfektionsmittel", sagte er. Der Rotschopf reichte ihm den Spray.
Lilo... Nicht Lily. "Kenne ich dich überhaupt?", mehr als ein Hauch waren MJs Worte nicht. "Was meinst du?" Lily kniete sich vor Mina und hob ihr Kinn. "Wir sind doch beste Freundinnen." Verzweifelt schüttelte Mina ihren Kopf. "Und wer sind sie? Ich habe nie etwas von ihnen gehört! Du führst ein Doppelleben und ich dachte du wärst einfach Lily. Lily, die mit mir versucht aus diesem Loch zu kommen. Wir wollten zusammen reich werden und uns den Unberührbaren stellen!" Salzige Tränen brannten in ihren Augen, langsam verschwamm ihre Sicht. Wütend wischte sie mit dem zerrupften Ärmel die Tränen weg.
"Du hast uns verheimlicht?!", schnaubte Té entrüstet. Pou trat endlich auf die Bremse, anscheinend waren sie angekommen. "Ich habe euch nie verheimlicht, ich hab ihr von euch erzählt. Nur auf meine Art und Weise...", den letzten Satz hörte man kaum mehr. Anscheinend war diese Situation für Lily mehr als unangenehm.
"Steigt aus", murmelte JJ. "Wo sind wir?", erkundigte MJ sich. Gespannt sah sie aus dem Fenster und erkannte eine Silhuette zwischen den Bäumen, ein Haus.
"Unser Geheimquartier", erklärte Pou und stieg aus dem Auto. Laut krachend fiel die Tür hinter ihm zu.
In dem Moment wurde MJ eine Sache klar: Sie gehörte dazu und es gab keinen Weg mehr zurück.
Die Mörder hatten sie gesehen und sie musste sie schnappen, denn sonst würde sie vielleicht nicht mehr lange überleben.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro