Lachend schwinge ich mich in die Äste hinauf, lasse den Waldboden unter mir.

Der Wind braust durch die Blätter, pfeift in meinen Ohren.

Wie schön ist die Welt?

Wind, Blätter, Waldgesang.

Die Rinde des Baumes schmiegt sich an meine Finger, ich klettere weiter hinauf, springe von Ast zu Ast.

Immer höher und höher.

Bis ich in der Baumkrone lande und über den ganzen Wald blicken kann.

Das endlose Blau des Himmels  erstreckt sich über den Wipfeln, die sich sanft im Wind wiegen.

Zufrieden lehne ich mich an den Stamm und lasse meinen Blick schweifen.

Allein für diesen Anblick lohnt es sich, zu sein, wer ich bin.

Eine Dryade, ein Baumgeist, auf ewig an den Baum und seinen Wald gebunden.

Die Welt dahinter niemals kennenzulernen, sie niemals zu sehen.

Dennoch lohnt es sich.

Diese Wogen aus Grün zu betrachten, während ich mit der Brise schaukele.

Die klare Luft einzuatmen, während die Vögel zwitschern.

Den Geruch meiner Kiefer aufzunehmen, mit der ich bis ans Ende unser beider Leben verbunden bin.

Um nichts in der Welt würde ich dieses Gefühl aufgeben.

Und niemand kann es mir nehm-

Ein scharfer Laut fährt durch die friedliche Stille, zerbricht diese kostbare Ruhe. Der Vogelgesang verstummt, die Blätter rascheln nicht mehr, sogar der Wind hört auf zu sprechen.

Das einzige, was ich hören kann, sind die Schreie der anderen Baumgeister.

Ich springe auf und jage die verbliebenen Äste hoch, sehe verwirrt zu ihnen, muss mitansehen, wie sie fallen, schreien, springen, fliehen.

Was ist passiert? Warum laufen sie davon?

Auf einmal ertönt ein hässliches, durchdringendes Geräusch tief unter mir. Ohrenbetäubend.

Bevor ich nachsehen kann, was das ist, durchzuckt ein furchtbarer Schmerz meine Beine. Brennend, glühend, verzehrend.

Tränen steigen mir in die Augen.

Was ist das? Was passiert hier?

Ich möchte aufschreien, um Hilfe rufen, flehen, aber ich spüre, dass niemand kommen würde.

Der Wald stirbt.

Die Nadeln meiner Kiefer rascheln ein letztes Mal, ein letztes verzweifeltes Aufbäumen, ein letzter Atemzug, bevor die Welt kippt...