-(25)- Warum schickst du mich in die Hölle?
Es kommt mir so vor, als würde der Raum um mich herum in Flammen stehen. Inmitten der grausamen Hitze, die nicht von meinem Körper weichen will, stehe ich. Aber ich renne nicht weg. Ich lasse mich darauf ein.
Ich habe viele Filme gesehen. Ich habe viele Protagonisten verachtet, die so dumm waren, sich auf jemanden einzulassen, der ihnen das komplette Leben zur Hölle gemacht hat. Ich habe diese Personen regelrecht dafür gehasst, so naiv und dumm zu sein - und eigentlich müsste ich mich, rein aus diesem Prinzip, gerade selbst hassen.
Aber nicht einmal der kurze Gedanke daran, der mir klar macht, dass ich zu genau der Person geworden bin, über die ich mich früher immer mit meinen Freundinnen lustig gemacht habe, hindert mich daran aufzuhören.
Jetzt ist nicht früher.
Und früher wusste ich nie, wie es sich genau anfühlte, in so einer Situation zu stecken.
Mit einem Schlag komme ich mit meinem Rücken an der Wand an und spüre keine Sekunde später wieder Harrys Oberkörper an meinem, der sich genauso intensiv hebt und senkt, wie mein eigener. Es vergehen keine fünf Sekunden, da treffen seine Lippen erneut auf meine und fahren dort fort, wo wir vorhin aufgehört haben.
Meine Hände fahren ihm begierig durch die Haare, während es mir schwer fällt überhaupt irgendetwas zu denken. Mein Gehirn scheint selbst nur gaffend zu starren, anstatt mir irgendwelche Befehle zu geben.
Eine Ohrfeige? Ein intensiver Tritt in die Eier? Ein geziehlter Stoß in die Kniekehle? Gegen das Schienbein?
Alles bleibt aus. Ich höre nicht auf. Ich kann es im Moment überhaupt nicht. Ich kann es nicht lassen.
Harry so nah zu sein macht mich verrückt. Und dass ich nicht von ihm lassen kann, in diesem Moment, macht mir einfach nur Angst.
Jedoch ist die Lust überragender.
Ich spüre seine Lippen nicht mehr auf meinen Lippen, stattdessen streift er sanft, aber dennoch begierig, meinen Kiefer entlang, hinunter an meinen Hals, wo er sich einen Moment nur festsaugt.
Ich presse meinen Körper gegen seinen, in der Hoffnung ihm so nur noch näher zu sein, als sowieso schon. Ich glaube es würde nicht einmal ein Blatt zwischen uns passen.
Ich seufze auf, als er den Druck an meinem Hals verstärkt und lasse meinen Kopf etwas sinken. Genießerisch verweile ich einen Moment einfach nur.
Seine Hände, die gerade noch an meiner Taille hafteten, bahnen sich einen Weg zu meinem Rücken und halten mich nun dort fest. Seine sanften Berührungen bringen mich innerlich nur noch mehr auf die Palme.
Von einem Jungen an die Wand gepresst zu werden ist so klischehaft. Aber im Moment juckt mich das einen Scheiß.
Begierig wandern meine Hände von seinen wilden Locken zu seiner Brust, die muskulös unter seinem Shirt zu spüren ist. Mit lustvollem Blick fahre ich seine Taille nun auf und ab, während ich weiterhin seine Küsse an Hals und Dekoltée genieße.
Ich fühle mich lebendig, und gleichzeitig wie gelähmt. Ich kann regelrecht spüren, wie mein Blur in Hochturen durch meinen Körper gepumpt wird, während ich versuche nicht auszurasten.
Tief nach Luft holend atme ich ein, ehe ich meine Hände an das Ende seines Shirts setze und etwas zu happelig daran herum ziehe, nach oben. Es soll weg. Es ist überflüssig.
Harry lacht leicht auf, als er merkt, dass meine Finger sich etwas verhaspeln, und übernimmt den Teil, den ich vermutlich nicht hinbekommen hätte. Mit dem ganzen Alkohol in meinem Blut erst recht nicht.
Es dauert nicht lange und sein Oberteil liegt belanglos auf dem Boden neben uns.
Und ich kann nicht anders, als auf seine nackte Brust zu starren. Selbst im gedämmten Licht, erkenne ich die Umrisse seines Six-Packs und die muskulöse Bauart seiner Brust ziemlich deutlich.
Ich spüre, wie seine Lippen sich zu einem frechen Grinsen verziehen, als er sie wieder an meinen Hals ansetzt.
Ohne Scheu wandert er jedoch ziemlich rasch bis zu meinem Schlüsselbein hinunter. Ich streiche währenddessen überfordert über seine Brust.
"Du hast noch nicht, oder?", erkennt er und fragt mich durch die Küsse hindurch.
Angebunden schüttele ich den Kopf und nehme seinen in die Hände, um ihn wieder dazu zu bringen, mich anzusehen. Bevor er noch etwas sagen kann presse ich meine Lippen wieder auf seine. Und ich küsse ihn erneut mit lauter Verlangen im Blut, das nicht damit aufhört, meinen Körper zu überfallen.
Das Verlangen tut es nicht, aber plötzlich bricht Harry ab und entfernt sich stark schnaufend zwei Schritte nach hinten. Seine dunklen Augen starren mich begierig an, als er schluckt.
Nicht ganz kapierend stehe ich weiterhin an Ort und Stelle und habe keine Ahnung, was er gerade macht.
"Was?", frage ich also verwirrt.
Er beginnt heftig seinen Kopf zu schütteln. "Das ist nicht richtig", spricht er aus.
Ich stoße mich einen Schritt von der Wand auf und gehe wieder etwas auf ihn zu. Während ich laufe ziehe ich mein Shirt etwas nach oben, um ihn vielleicht so vom Gegenteil zu überzeugen. Vielleicht hat die Vernunft nur einen kleinen Moment die Oberhand in ihm gewonnen.
Jedoch wimmelt er ab und drückt mein Shirt schnell wieder nach unten.
"Hör auf damit, Emma. Ich werde nicht weiter gehen", sagt er nun bestimmt und fährt sich einmal durch die verwuschelten Haare.
Ich lege meinen Kopf zur Seite und blicke ihn weiterhin nur fragend an. "Wieso? Weil ich's noch nicht getan habe?"
"Herr Gott, nein!", versichert er mir sofort und kommt wieder näher. Er nimmt mein Gesicht wieder in seine großen Hände, aber mehr passiert auch nicht. "Du bist betrunken und ich habe das zum Teil ausgenutzt. Aber niemals im Leben würdest du, wenn du nüchtern bist, so etwas machen."
"Woher willst du das wissen?", frage ich ihn leise, als ich so langsam verstehe, was er mir sagen will. Ich kann es verstehen, aber ich stimme garantiert nicht mit ihm überein.
"Weil ich dich kenne. Mittlerweile kann ich dich ganz gut einschätzen", meinter nur. Ich höre, wie er sich anstrengen muss, nicht wieder über mich herzufallen.
Jede Faser in meinem Körper sehnt sich nach seiner Nähe. Auf einmal, wie aus dem Nichts.
Ich öffne meinen Mund, will etwas erwidern, allerdings bringe ich kein gescheites Wort heraus.
"Du hast mir gesagt, dass du mir nicht verzeihen kannst. Am Flughafen. Und als du mich vorhin auf der Tanzfläche geküsst hast, da dachte ich wirklich; Hallelujah, das ist meine Chance. Aber es ist falsch. Du bist nicht ganz du, du bist komplett voll. Und ich würde von mir ebenfalls nicht behaupten, dass ich ganz klar im Kopf bin."
Ich starre ihn weiterhin nur an und bekomme mit, wie sich sein Lächeln in ein trauriges Schmunzeln verwandelt. Mit seiner Hand an der Wange, bin ich immer noch zu verwirrt, um etwas zu tun.
"Ich liebe dich. Das weißt du. Aber ich werde nicht mit dir schlafen. Nicht heute. Das wäre nicht richtig."
"Aber-"
"Wärst du gerade nüchtern, würdest du mir hochkant einen Tritt in die Weichteile verpassen."
Erst nach einer langen Stille, in der ich seine Worte noch einmal im Kopf durchgehe, bin ich in der Lage ihm zu antworten. "Vermutlich", stoße ich angebunden aus und versuche meine zitternden Finger unter Kontrolle zu bekommen.
Ich sehe, wie Harry vor mir leicht nickt und mir noch ein kleines Lächeln schenkt, ehe er seine Hände von meinen Wangen entfernt, sich das Shirt wieder anzieht und nach unten geht - zurück in den Klub.
In diesem Moment fühlt es sich so an, als kann ich wieder atmen.
Völlig verwirrt starre ich in die Richtung, in die er gegangen ist, und verfluche mich innerlich selbst.
Ich wollte die jenige sein, die ihm das Herz herausreißt, für all das, was er mir angetan hat.
Aber in diesem Moment kapiere ich, dass er die ganze Zeit schon mein schlagendes, mickigres Herz in seinen Händen gehalten hat.
Und es fühlt sich so an, als wäre er mit seinem Traktor volle Wucht rüber gefahren, so wie er auch schon seine Katze mit diesem auf dem Gewissen hatte.
Vielleicht kann mir seine tote Katze ja ein paar Tips geben.
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Mit hängendem Kopf klingele ich am nächsten Morgen verkatert an der Türe des Mannes, der mich bei sich hier in Los Angeles aufgenommen hat.
Es dauert etwas, bis ich ein paar Schritte im Inneren des Appartements höre. Nicht wunderlich - immerhin ist es erst kurz vor acht.
Als die Türe aufgeht, setze ich mein möglichst unschuldigstes Lächeln auf, das ich gerade parat habe und schenke es Cameron, der mich verschlafen anblickt.
"Ach, lebst du auch noch?", begrüßt mich dieser nur überrascht. Ich nicke stumm und beiße mir auf der Lippe herum, da ich nicht recht weiß, was ich sagen soll. Oder tun. Cameron anscheinend auch nicht. Denn ebenso wie ich, starrt er mich nur stumm an.
"Ja, ich lebe noch", sage ich irgendwann leise und lächele ihn möglichst unschuldig an.
"Ich hab' mir echt Sorgen gemacht. So oft wie du dir hier schon Schwierigkeiten eingeholt hast", antwortet er angebunden im Ton einer besorgten, aber gleichzeitig verärgerten Mutter.
"Ja, tut mir leid."
"Du hast nicht mal ein Handy, auf dem ich dich erreichen könnte. Keine Chance zu wissen, ob du noch lebst oder schon in den nächsten zehn Büschen liegst, weil dich irgendein kranker Psychopat zerstückelt hat."
Klingt nach etwas, das ich hinbekommen könnte.
"Ja, ich besorg mir eins", meine ich und fahre mir den Arm immer wieder entlang.
Cameron beäugt mich auf einmal kritisch.
"Was?", frage ich daraufhin.
Er legt seinen Kopf schief und fokussiert mich beinahe schon mit seinen braunen Augen.
"Wo warst du gestern?", will er forsch wissen.
"Deswegen wollte ich mit dir reden", fange ich an, aber er unterbricht mich durch sein Auflachen.
"Gestern Abend war dir Reden wohl sogar zu viel", lacht dieser nur aus.
Verständnislos starre ich ihn an, bis er mit seinen Fingern auf seinen eigenen Hals deutet. Meine Augen werden groß, als ich realisiere worauf er anspielt. Oh nein, verdammt!
Ohne weiter darauf zu warten von ihm in die Wohnung gelassen zu werden, drücke ich mich an ihm vorbei ins Innere, auf der dringenden Suche nach einem Spiegel. Im Wohnzimmer werde ich sogar fündig und starre entgeistert in mein eigenes Spiegelbild. Mein Hals ist mit lilanen Flecken überdeckt, die mich nur noch mehr daran erinnern, was gestern tatsächlich passiert ist.
"Oh mein Gott", stoße ich aus, und fahre über eine der sensiblen Stellen vorsichtig drüber.
"Ja, da ging es wohl heftig zur Sache", stimmt Cameron mir zu, den ich auf einmal im Spiegel hinter mir stehen sehe. Er hat die Arme vor seiner Brust verkreuzt und schaut mich erwartend an.
"Kann man so sagen", murmele ich vor mich hin und kann es kaum ertragen, ihm in die Augen zu gucken. Dies lässt ihn stutzig werden, denn sein harter Gesichtsausdruck fällt in sich zusammen. Stattdessen macht sich eine Spur der Besorgnis darauf breit.
"Emma, was ist passiert?", fragt er mich nun ernst.
"I-ch habe vermutlich etwas getan, das ich nicht hätte tun sollen", rede ich los. Er starrt mich weiterhin fragend an.
"Ich war gestern mit Niall, Liam und Harry in einem Klub, na ja, und ich habe mir ziemlich die Kante gegeben, und-"
Cameron lacht auf und klatscht begeistert in die Hände. Irritiert stoppe ich mit meiner Erzählung und starre ihn fragend an.
"Was, ehrlich? Du hast dir einen aufgerissen? Hätte ich echt nicht von dir erwartet, Emma."
"Ich habe keine aufgerissen!", stelle ich klar, wobei ich mir selbst nicht sicher bin, ob das stimmt. Ich würde das, was gestern passiert ist jedoch nicht als Aufreißen darstellen.
Er fährt sich übers Gesicht und gähnt ausgiebig. "Was ist es dann gewesen? Wenn man in einen Klub geht, gibt es nicht allzu viele Möglichkeiten."
"Schon", murmele ich und atme tief durch. "Ich habe etwas getan, das ich nicht hätte tun sollen."
"So weit warst du schon", erinnert er mich etwas gelangweilt.
"Dann unterbrich mich eben nicht die ganze Zeit!", fahre ich ihn auf einmal lauter als gewollt an, und fahre mir frustriert durch mein Gesicht. Auch Cameron starrt mich mit großen Augen an, als kann er nicht glauben, dass ich ihn gerade angeschrien habe.
"Wow, okay", meint er nur.
"Ich war komplett zu. Mit Alkohol vollgedröhnt und ich habe nicht klar denken können."
"Das hat Alkohol eben so an sich", mischt er sich wieder in meine Erzählung ein.
"Cameron!", fahre ich ihn bissig an. Entschuldigend hebt er sich die Hände vor die Brust.
"Ich habe Harry geküsst. Und irgendwie ist danach alles ausgeartet und wir sind diesen Gang hoch und haben weiter gemacht."
"Ihr habt miteinander geschlafen?", fragt er mich entsetzt. Klarstellend schüttele ich meinen Kopf.
"Nein! Nein, haben wir nicht. Er hat es unterbrochen."
Cam legt seinen Kopf baff auf seine Handinnenfläche und blickt einen Moment auf den Boden, ehe er mich wieder anschaut.
"Wo liegt dann das Problem?", will er wissen.
"Das Problem", verdeutliche ich ihm, "ist, dass er es unterbrochen hat!"
Camerons Augen werden wieder groß.
"Du hättest es nicht getan", versteht er.
"Ich hätte nicht aufgehört. Ich hätte mit ihm geschlafen."
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Kennt ihr mich noch? Ich bin die komische Kuh, die diese Geschichte völlig vernachlässigt hat.
Aber das liegt hauptsächlich daran, dass ich gerade eine Adventskalender-Geschichte schreibe, bei der ich täglich ein Kapitel poste. Ist auch mit viel Humor, also wenn ihr wollt, würde ich mich freuen euch bei 'Polaroid' ebenfalls zu sehen!
Wie findet ihr das Kapitel? Habt ihr gedacht, dass sie es tun? Sollen sie es tun?
Schreibt mir bitte eine Erörterung mit Thesen dafür und dagegen. Mindestens eine DinA4 Seite lang. Danke.
Ey, Schule macht mich gerade so fertig, das glaubt ihr nicht :D
Ich wünsche euch viel Kraft und Freude in der Vorweihnachtszeit. Genießt sie!
Bis zum nächsten Update!
Ily,
Alina xx
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