-(15)- Ist dein Vater Beethoven?
(Ich hoffe die Hälfte von euch hasst mich nach diesem Kapitel nicht :D )
"Verdammte Scheiße! Mach den weg, mach den weg, mach den weg!", kreische ich hysterisch, als würde eine Spinne an meinem Bein kleben, während ich krampfhaft versuche nicht durchzudrehen, oder in irgend etwas herein zufahren.
Nebenbei vergewaltige ich noch die Hupe, in der Hoffnung der Typ verschwindet dadurch von unserem Armaturenbrett. Tut er aber nicht.
"Wie soll ich den denn weg machen, du Trulla? Seh' ich aus wie n' Zauberer?", schreit er ebenso aufgebracht zurück. Nialls Hände krallen sich am Türgriff fest, während er den Typen, der mitten in unserem Fahrzeug liegt, mit geweiteten Augen anstarrt.
Aber das war's dann auch: er starrt ihn nur an.
"Niall!", rufe ich panisch und lenke aus Reflexe nach rechts. Ich hoffe einfach mal, dass rechts von uns keine Autos sind.
"I never hit so hard in love!", singt der Typ weiter. Und nicht gerade leise, nein.
Er singt, als würde sein Leben davon abhängen. Nebenbei erwähnt hat er eigentlich eine richtig kraftvolle Stimme, der man bestimmt gerne zuhören würde.
Nur ich nicht. Zumindest überhaupt nicht in dieser Situation.
Überfordert schüttele ich nur den Kopf und schlage kurzerhand eine weitere Vollbremsung ein. Dieses Mal aber so stark, dass es den Mann mit Wucht gegen die Frontscheibe haut. So stark, dass die Scheibe von Nialls geliebtem Auto sogar springt.
Der Typ stöhnt auf und fasst sich völlig am Ende durch die Haare, während ich einfach nur unter Schock das Auto verlasse und mich daneben auf den Boden setze. Zumindest hat er aufgehört zu singen.
Mir egal, ob mich gerade jemand sehen kann.
Was war das denn bitte gerade?
Zitternd versuche ich mich wieder zu sammeln. Ich rede mir ein, dass ich das gerade einfach nur geträumt haben muss, aber ein Blick in das Fahrzeuginnere sagt mir, dass alles pure Realität ist.
Kann mich mal einer Zwicken?
Zumindest nach dieser Aktion sollte ich sicher sein, dass Autos und ich niemals wundervolle Momente teilen werden.
Autos sind wie One Direction: sie bringen mir nur Ärger und Herzinfarkte.
Es fühlt sich an, als würde ich keine Luft mehr kriegen.
"Alles Paletti, Püppchen?", höre ich, wahrscheinlich, den Typen sagen, denn Nialls Stimme war das nicht.
Träge murmele ich nur ein Mhm zurück, wobei ich mich gleichzeitig mehr von dem Auto entferne. Jedoch ist mir der Verkehr links bewusst. Meine Ausweichmöglichkeiten sind also begrenzt.
"Emma?", höre ich nun Niall.
"Ja, hier", piepse ich zurück.
"Püppchen, das war aber 'ne gewaltige Bremsung. Hut ab, so gut hat mich nicht mal meine Ex-Frau abgebremst, als ich ihr an die Wäsche wollte!"
Ich raffe mich wieder auf die Beine, wobei ich dennoch ein paar Mal kräftig durchatmen muss.
Sammele dich, Johnson.
"Das freut mich ja riesig, aber warum um Himmels Willen sind Sie in unser Auto gesprungen?", fahre ich ihn säuerlich an.
Der Mann ist gerade dabei, sich aufzurichten. Ich sehe, dass Niall ebenfalls ausgestiegen ist. Nach dem Aufprall ist der Typ auf den Fahrersitz gekrabbelt. Und dort hat er nichts besseres zu tun, als sich verwirrt durch die Haare zu fahren und mich grinsend anzuglotzen.
Er ist ganz bleich im Gesicht. Also Niall, nicht der Penner.
Wirklich, der Ire sieht so aus, als muss er sich gleich übergeben.
"Wrecking Ball ist eben der absolute Shit! Da konnte ich unmöglich widerstehen!", antwortet er mir lässig. Für ihn scheint das keine große Sache zu sein.
Überraschung, für mich ist es das aber.
„Dann hör' das Lied gefälligst in einem Café oder einer öffentlichen Toilette-"
„Was regst n' du dich so auf, Püppchen?", redet er mir dazwischen, aber ich ignoriere ihn gekonnt.
„Aber spring gefälligst nicht wie ein behinderter Psycho in das Auto rein!"
„Da ist aber jemand auf hundertachtzig", kichert er vor sich hin.
Erst jetzt kommt mir seine Alkoholfahne entgegen.
War ja klar, dass er nicht ganz bei Verstand ist.
„Ich hätte einen scheiß Unfall bauen können!", schimpfe ich aufgebracht weiter. Jetzt, nachdem der erste Schock erst einmal überwunden ist, kommt die Wut in einer riesigen Flut in mich geströmt.
„Weißt du eigentlich wie viel dieses drecks Auto wert ist? Nein? Ich auch nicht! Aber ich kann dir auf alle Fälle versichern, dass es teurer ist, als mein komplettes Leben!"
„Püppchen ist in Rage", gluckst er nur aus.
„Es reicht!", brülle ich und lehne mich kurzerhand wieder etwas ins Auto und greife nach dem Handgelenk des Penners.
„Emma-", stammelt Niall von der anderen Seite des Wagens.
„Raus hier!", sage ich strikt und ziehe den Mann mit voller Kraft vom Sitz, sodass er aus dem Auto fällt.
„Ey Ey Ey! Püppchen hat n' ganz harten Griff. Ich kann auch ganz hart sein", lacht er. Als sein Hintern den Boden berührt hört er allerdings auf zu lachen, da ihn die Umstände der Situation gerade bewusst werden. Vermute ich.
„Ich sollte dich anzeigen!", murmele ich zu mir selbst und reibe meine Hände gegeneinander, um den Schmutz abzuschütteln.
Ich weiß, dass es harsch ist, aber der Mann stinkt wirklich. Und sauber sieht er auch nicht gerade aus.
Insgesamt jagt er mir eine wahnsinnige Angst ein.
Dieser Typ ist einfach durch unser Fenster gesprungen.
„Du hast ihn einfach aus dem Auto gezogen", erkennt Niall, der nun neben mir steht und den Typen weiterhin anstarrt.
„Scharf erkannt, Sherlock", antworte ich bissig.
„Er ist einfach durch unser Autofenster gesprungen", erinnert er mich stammelnd.
„Raff dich Niall. Mit Stresssituationen kannst du ja nicht so gut umgehen", erkenne ich.
Niall schüttelt widersprechend den Kopf und verschränkt die Arme vor seiner Brust.
„Stimmt doch gar nicht. Ich .. habe mich einfach nur etwas mehr erschrocken."
„Du sahst da wie versteinert", korrigiere ich ihn.
„Das war nur ganz kurz!", brüstet er sich entgegen meiner Behauptung.
„Ach ja?", frage ich weniger überzeugt. „Das eine Mal mit dem Schaf war also auch nur ganz kurz?"
Er winkt genervt ab. „Was machen wir jetzt mit ihm?"
„Was sollen wir mit ihm machen? Wir steigen ein, fahren weiter und verdrängen das Geschehnis in die hinterste Ecke unseres Bewusstseins. Ganz einfach."
„Er hat meine Frontscheibe geschrottet!", stellt er klar und zeigt untermalend auf die zersprungene Scheibe.
„Und was willst du jetzt machen? Ihn anzeigen?"
„Äh, ja?"
„Niall", atme ich aus und stelle mich hin wie er. „Er ist ein Obdachloser. Wie viel ist diese Scheibe wert?"
„Eine Menge! Vermutlich fünfzigtausend oder so!", schätzt er.
„Fünfzigtausend?", stoße ich aus.
„Ja ... das ist eben ein teures Auto."
„Und du denkst er kann das zahlen? Geschweige denn sich einen Anwalt leisten?", frage ich ihn.
Keine Ahnung, warum ich diesen Typen auf einmal verteidige, aber die Sache ist klar.
Würde Niall ihn zur Rechenschaft ziehen, wäre der Typ, der ohnehin schon nichts mehr hat, noch tiefer am Boden.
„Das Püppchen hat leider recht", seufzt der Penner.
„Hör' auf sie so zu nennen!", fährt Niall ihn nur genervt an. „Okay, okay. Ich sehe schon. Ich bin ein millionenschwerer Popstar. Ich will trotzdem keine fünfzigtausend Dollar ausgeben für eine Scheibe, die normalerweise noch in bester Qualität sein würde, wäre Mister Wrecking Ball nicht in unser Auto gesprungen."
„Niall", sage ich nur.
Er sieht mich an. Eine Weile sieht er mich nur stumm an, während der Penner auf dem Boden mit seiner Zunge schnalzt.
Schließlich gibt er sich geschlagen. Niall atmet aus und sinkt etwas in sich zusammen. Außerdem schüttelt er seinen Kopf, als würde er selbst nicht glauben, dass er einknickt.
„Okay, okay."
Ich schenke ihm ein kleines Lächeln.
Dieser Typ ist krank. (Der Penner.) Aber ihn anzuzeigen und ihm alles zu nehmen, wäre noch viel kranker.
„Aber du schuldest mir etwas dafür!", sagt er dann auf einmal grinsend.
„Wieso schulde ich dir was dafür?", frage ich ihn überrascht.
Unschuldig zieht er seine Schultern hoch und blickt mich scheinheilig an. „Es ist deine Bitte an mich. Dann habe ich doch auch eine an dich, oder?"
Skeptisch ziehe ich eine Augenbraue nach oben und schaue ihn abwartend an.
„Und was schulde ich dir?", frage ich.
Er grinst mich nur breit an. „Sage ich dir nicht."
„Was? Das ergibt überhaupt keinen Sinn."
„Na ja, ich sage es dir noch nicht", verbessert er sich.
„Du sagst es mir noch nicht?", wiederhole ich fragend.
„Korrekt."
„Warum?"
„Weil ich meinen Gefallen noch nicht einlösen will."
Ich starre ihn nur ungläubig an, während er mich grinsend zurück anstarrt.
„Was auch immer", murmele ich nur, während ich mich wieder ins Auto setze, in der Hoffnung endlich an diesem dummen Studio anzukommen.
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„Sogar die Beatles haben hier schon ihre Platten aufgenommen", erzählt Niall, als wir den gepflasterten Weg zum Eingang hinlaufen.
„Wirklich?", frage ich beeindruckt nach. Der Gedanke daran, dass jemand so großes ebenfalls schon einmal hier war, lässt mein Herz aus irgendeinem Grund schneller schlagen.
„Nein", erdrosselt er mein Hoffnungsgefühl.
Ich starre ihn böse an, während ich neben ihm laufe. „Dein Ernst?"
„Sorry", lacht er nur unschuldig und holt den Schlüssel für die Türe aus seiner Hosentasche. „Aber ich glaube Charlie Puth hat hier sein zweites Album aufgenommen."
„Wow", meine ich weniger beeindruckt und warte, bis er die Türe aufgeschlossen hat.
„Nach dir."
„Danke", antworte ich und trete in das dunkle Studio ein. Na ja, es ist dunkel, bis Niall den Lichtschalter drückt und das Licht angeht.
Wenn man das Studio betritt kommt man erst nur in einen kleinen Eingangbereich, in dem man, wie in den meisten Eingangsbereichen, seine Jacken und Taschen ablegen kann. Niall läuft direkt zu der nächsten Türe. Dahinter verbirgt sich der Raum mit den Mischpulten, an dem die Aufnahmen reguliert und bearbeitet werden. Von dem Raum mit den Mischpulten aus geht eine weitere Türe in einen großen Raum, in dem Haufenweise Instrumente stehen.
Ein riesen Flügel im hinteren Teil des Raumes erweckt sofort meine Aufmerksamkeit. Rechts daneben, an der Wand, hängen eine Menge Auszeichnungen verschiedener Künstler.
„Nicht schlecht", kommentiere ich, als ich mir ein paar davon angesehen habe.
„Unsere hängen auch da. Nicht alle natürlich, aber das ein oder andere", gibt Niall etwas an. Er hat sich auf ein Kachon gesetzt, während er mich dabei beobachtet, wie ich die Platten beobachte.
Ich rolle nur die Augen bei seiner Angeberei und blicke mich weiter um.
Unter den Auszeichnungen sind fünf verschiedene Gitarren aufgestellt. Ziemlich in der Mitte des Raumes steht ein großes Schlagzeug. Und immer wieder, mitten in den Raum verteilt, stehen Mikrofone auf ihren Ständern.
Auf dem Boden liegt ein Webteppich. Die Wände sind mit einer Art Holzplatten bestückt.
Das Studio ist wunderschön.
Außerdem gibt es einen weiteren Raum, in dem die Songs aufgenommen werden.
„Wir haben hier das Musikvideo zu Little Things gedreht", erzählt er lächelnd. „Und aufgenommen, natürlich."
„Das war eines der Einzigen Lieder, die ich noch mochte."
„Ed Sheeran hat es ja auch für uns geschrieben."
Ich grinse ihm entgegen. „Das erklärt natürlich dann auch, warum ich es mochte."
Niall lacht auf. „Autsch."
Ich fahre leicht mit meinen Fingerspitzen über das kühle Gehäuse einer E-Gitarre, als ich an ihr vorbei streife.
„Ich hab damals noch 'ne Zahnspange getragen", erinnert er sich.
„Eure Haare sahen damals echt cool aus."
„Nur unsere Haare?", fragt er nach.
Ich ziehe eine Schulter nach oben, antworte ihm aber nichts.
„Ein paar Monate später standen wir vor deiner Haustüre."
„Ihr standet vor meiner Haustüre, ja", erinnere ich mich ebenfalls.
Er lacht vor sich hin, lässt die Augen aber nicht von mir.
„Was ist, wenn uns jemand hier drinnen erwischt? Dürfen wir überhaup thier drinnen sein?"
„Der American Spirit erlaubt uns das schon", antwortet er mir.
„Was hat der denn bitte damit zu tun?"
„Na ja, Work hard. Wir arbeiten eben auch die Nächte durch. Außerdem habe ich den Schlüssel für das Gebäude. Wir sind also schon einmal nicht eingebrochen."
„Wow. Das macht es nicht sonderlich besser."
Niall hievt sich von seinem Kachon auf die Beine auf und steckt die Hände in seine hinteren Hosentaschen.
„Also? Willst du mir jetzt was vorspielen?", fragt er dann nach einer kleinen Weile.
„Oh ja, klar."
In kleineren Schritten laufe ich zu dem Flügel, der einfach nur wunderschön aussieht.
Vorsichtig streiche ich über die Tasten.
„Der muss ein Vermögen wert sein", flüstere ich erkennend.
„Nicht so viel wie mein Auto."
„Wen interessiert dein Auto, wenn man so einen Flügel haben kann?", frage ich einfach, wohl bewusst, dass ich Nialls Ego damit ankratzen werde.
„Oha. Mein Auto ist ebenfalls cool."
„Aber eben niemals so cool wie der Flügel", widerspreche ich ihm wieder und strecke ihm provozierend meine Zunge entgegen.
„Whatever", murmelt er nur.
Ich ziehe den Klavierstuhl etwas zurück, um mich an den Flügel zu setzen.
„Was soll ich denn überhaupt spielen?", frage ich ihn dann. Denn mir fällt nichts ein, das ich spontan aus meinem Ärmel ziehen könnte.
Ich bin nicht gut im improvisieren.
„Mh, na ja. Was kannst du denn alles spielen?", fragt er mich.
„Äh", antworte ich unwissend. „Eigentlich ein paar Sachen, aber ich habe schon so ewig nicht mehr gespielt und es kann sein, dass ich mich tausend Mal verspielen werde, weil ich mich nicht mehr richtig an die Melodie, geschweige denn die richtigen Noten erinnern kann. Und ich weiß nicht, ob sich das dann noch gut anhören wird, weil ich das dann voll verkacke und ich bin mir sicher, dass so ein wunderschönes Instrument es nicht verdient hat, vergewaltigt zu werden, deswegen ...ja. Keine Ahnung."
Niall starrt mich nur verwirrt an. „Bist du fertig?"
„Denke schon", murmele ich.
Er lacht leicht. „Oh Gott, was ist los? Warum bist du denn so nervös?"
„Keine Ahnung", gestehe ich ehrlich.
Eigentlich sollte es mir wirklich egal. Immerhin ist es nur Niall, der eben hören will, wie ich spiele. Es ist ja nicht so, dass er mich direk tauslachen wird, wenn ich eine falsche Taste treffe. Oder doch?
„Beruhige dich", weist er mich zurecht. „Spiel einfach was du fühlst."
„Was ich fühle?", frage ich nach.
„Ja. Was dein Körper dir sagt."
„Na ja, der sagt mir eigentlich nur, dass er dir eine rein hauen will."
Er blinzelt ein paar Mal schneller als normal. „Wieso?"
„Keine Ahnung", meine ich wieder.
Er seufzt, greift meine beiden Arme, um mich fest zu halten, denn ich bin die ganze Zeit auf meinem Stuhl hin und her gerutscht.
„Beruhige dich, du verrücktes Küken!", versucht er es und blickt mich durchdringlich an. „Musik sollte dich nicht so nervös machen. Lass' sie in dich eindringen und dich von ihr erfüllen."
Wir starren uns einen Moment nur still an.
„Okay, ich gebe zu; das klang falsch", fügt er dann hinzu, was ich nur lachend bestätigen kann.
„Okay, okay", sage ich ihm. „Ich fange ja schon an. Ich fange jetzt an zu spielen."
Ich beiße mir auf die Lippe, als ich meine Finger an die Tasten setze, ohne sie allerdings herunterzudrücken. Ich spüre Nialls Blick auf mir, aber dennoch überwinde ich mich nicht, anzufangen.
„Emma-"
„Ich fange jetzt an zu spielen", wiederhole ich nur unterbrechend.
Meine Augen fokussieren die Tasten, während ich in meinem Kopf tausende Lieder durchgehe, die ich spielen könnte.
„Also, ähm-", höre ich Niall vorsichtig anfangen, aber da habe ich schon (endlich) angefangen.
Ich bin ehrlich – es fühlt sich komisch an, nach einer so langen Zeit wieder zu spielen. Und gleichzeitig fühlt es sich so an, als hätte ich nie aufgehört.
Ich bin überrascht, dass es so gut klappt. Dass es mir fast nichts ausmacht, wieder zu spielen.
Klar, das ein oder andere Mal spiele ich falsche Noten, weil ich mich nicht mehr an sie erinnern kann, aber am Ende habe ich das ganze Stück wieder zusammenbekommen. Und es fühlt sich gut an.
Erst als ich den letzten Ton zu Ende gespielt habe, wage ich einen Blick zum Iren, der mich gespannt mustert.
„Bist du irgendwie die Tochter von Mozart? Ist Beethoven dein Vater? Was war das gerade bitte?", stammelt er beeindruckt.
„Ich habe wieder Klavier gespielt", erkenne ich grinsend.
„Ja man", spuckt Niall aus. „Und wie du Klavier gespielt hast! Ich hätte niemals gedacht, dass du so gut spielen kannst!"
„Was soll das denn heißen?"
„Nichts!", sagt er sofort. „Das war der Wahnsinn!", schwärmt er weiter. Er ist sogar aufgestanden und läuft überwältigt im Studio herum. Ich beobachte ihn nur verwirrt bei seinem kleinen Spaziergang.
„Alles okay oder soll ich wieder 'nen Krankenwagen rufen?", frage ich ihn.
„Nein, sollst du nicht. Auch wenn mein Herz kurz vorm zerbersten ist."
„Zerbersten ist ein ekeliges Wort", werfe ich belanglos ein.
„Was hast du da überhaupt für ein Lied gespielt? Das war so schön!"
„Es hat keinen Namen. Ich habe früher gerne Mal ein paar Sachen zusammen komponiert. Und das war so mein Lieblingsstück von allen, die dabei herausgekommen sind."
„Es ist Perfekt!"
„Danke", meine ich ehrlich. „Freut mich, dass es dir gefällt."
„Darauf könnte man echt gut einen Song machen", sagt mir Niall und setzt sich wieder neben mich. „Willst du den Refrain noch einmal spielen?"
Ich blicke ihn fragend an. „Was hast du vor?"
„Ich gebe deinem Song ein Gesicht. Also los, spiel' noch einmal."
„Na gut", meine ich und tue, was er sagt.
Während ich den Hauptteil ein weiteres Mal spiele, summt er neben mir irgendetwas vor sich hin.
„Spiel noch einmal", verlangt er wieder.
Ich seufze. „Ok ayy."
Das dritte Mal hält Niall nicht seine Klappe. Stattdessen probiert er verschiedene Möglichkeiten an Texten und Melodien aus, die zu meiner passen können.
Nebenbei kann ich beobachten, wie Niall den Rhythmus mit seiner Hand auf seinen Oberschenkel klopft.
„Okay, okay!", verkündet er. „Ich habe glaube was!"
„Dann lass mal hören."
„Dafür musst du spielen", sagt er und deutet auf die Tasten.
Ich spiele ein weiteres Mal. Ein viertes Mal auf Aufforderung und bin ehrlich gespannt auf das, was Niall vorzulegen hat.
„But if you like causing up in hotel rooms/and if you like having secret little rendez-vous/If you like to do the things you know that we shouldn't do/Baby I'm perfect."
Ich stocke einen Moment, aber Niall meint nur angebunden, dass ich fortfahren soll, denn er ist noch nicht fertig.
„And if you like midnight driving with the windows down/And if you like going places we can't even pronounce/If you like to to whatever you've been dreaming about/Then Baby you're perfect."
Ich schaue ihn einfach nur staubtrocken an. Ich habe keine Ahnung was ich sagen soll, ob ich überhaupt etwas sagen soll.
Niall lächelt mich nur unschuldig an, spielt, ohne dass ich es bemerkt habe, nun mit meinen Fingern herum, die ich neben mir auf dem Sitz abgestellt habe, und tut, als wäre nichts.
„Gefällt es dir?", fragt er irgendwann in die Stille herein.
Ich nicke einfach nur, ohne es wirklich zu wollen. Aber nein sagen kann ich auch nicht, denn irgendwie finde ich es nicht schlecht, und das verwirrt mich total.
Ich merke nicht, wie Niall mir immer näher kommt.
Er senkt seinen Blick für einen Moment, ehe er mich mit voller Kraft wieder anschaut.
Das Licht von draußen schimmert seitlich in seinen Augen, deren Blick keinen Moment von meinem Gesicht weicht.
Er streckt eine Hand aus, um mir eine Strähne hinter mein Ohr zu stecken. Ich bin nicht in der Lage mich zu bewegen.
„Niall-", flüstere ich stattdessen nur leise, aber er ignoriert es komplett.
Stattdessen überwindet er den verbleibenden Abstand zwischen uns beiden. Er überbrückt ihn schnell. Schneller als ich gucken kann. Denn ehe ich es realisiere, da liegen seine Lippen schon auf meinen.
Ganz sanft, fast nicht spürbar.
Ich höre seinen schnellen Atem leise, nehme seine Nervosität wahr, und kann gleichzeitig meine eigene nicht verstecken.
Es ist falsch, das weiß ich sofort. Aber ich wehre mich nicht dagegen.
Ich spüre, wie sich seine Hand verlangend an meine Wange legt. Seine Lippen drücken sich fester auf meine. Ich kann überhaupt nicht mehr klar denken.
Ich raste innerlich gerade nur aus.
Und obwohl alles in mir dagegen schreit, ziehe ich ihn näher zu mir hin.
Ich spüre wie erschrocken Niall über meine Tat ist, aber er wehrt sich nicht dagegen.
Meine Hände greifen in seine Haare und an seine Wange. Mein Atem geht mittlerweile genauso schnell wie seiner.
Mit seinem Oberkörper lehnt er sich weiter in meine Richtung. Ich spüre seine andere Hand an meiner Taille fest platziert.
Oh mein Gott.
Es durchzuckt mich wie ein Blitz, ehe ich mich schwer atmend von ihm löse und ihn mit riesen Augen anstarre.
Niall, ebenso wie ich, schnauft nach Luft.
„Was war das?", frage ich nur sprachlos.
Obwohlich es nicht erwartet hätte, erkenne ich das Lächeln, dass sich um Nialls Lippen schmückt.
„Ich habe meinen Gefallen eingelöst."
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Letztes Emiall Kapitel, aber dafür hat es Aktion :D
Hast mich bitte nicht dafür! Mein Emmchen muss auch ihren Spaß haben :D
Ich hoffe es hat euch gefallen!
Lasst gerne einen Vote und Kommentar da!
(Auch du, Lena!)
Ily,
Alina xx
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