Kapitel 1
Ich lag auf einer Wiese. Ich spürte wie mich die Grashalme im Nacken und Gesicht kitzelten. Die Sonne stand hoch oben am Himmel. Es musste Mittagszeit sein.
Ich fragte mich wieso ich das wusste, denn alles andere hatte ich vergessen. Ich wusste nicht wie ich hierher gekommen war. Auch nicht wer ich war. Alles was mich ausgemacht hatte, alles vergessen.
Wieso wusste ich, dass das eine Wiese war, wieso hatte ich das nicht auch vergessen? Es war also keine komplette Amnesie.
Ich starrte in den Himmel.
Er war so blau, ohne auch nur ein kleinstes Anzeichen von Wolken. Dann flog ein Schmetterling vorbei. Seine Flügel waren weiß mit schwarzem Muster, nur an seinen Flügelspitzen war etwas blau und rot - ein Schwalbenschwanz und ich wünschte mir ich könnte auch fliegen.
Dann hörte ich die Schritte. Sie kamen auf mich zu. Ich spürte wie jeder Schritt den Boden vibrieren ließ und da ich auf den Boden lag, auch mich. Irgendwo eine Stimme in mir sagte mir, dass das nur Einbildung sein konnte.
Mein Körper fühlte sich jedoch nicht normal an; ich konnte mich nicht rühren trotzdem war ich vollkommen entspannt, aber wie fühlte ich mich wenn ich mich normal fühlte? In diesem Moment wusste ich es nicht.
Die Person blieb hinter mir stehen. Ein Lufthauch zog über mich hinweg.
Eisblaue Augen schauten auf mich herab. Eisblau, ich erinnerte mich an Kälte. Ein Junge schaute mich ernst an. Seine schwarzen zerstruppelten Haare hingen ihn ins Gesicht. Seine Lippen fingen an sich zu bewegen und formten Wörter, doch ich verstand in leider nicht. Meine Lider wurden auch wieder schwer. Ich schloss wieder die Augen und glitt ins Nichts.
Schließlich kam ich wieder zu Bewusstsein. Ich lag auf einem harten Boden, nicht mehr auf der weichen Wiese.
Ich hörte ein Lachen, aber es klang nicht nett. Es hatte etwas Ironisches. Dazu kam eine Stimme. Sie war tief und redete auf den Lachenden ein. "Ich hab doch auch keine Ahnung. Wir müssen einfach das Beste daraus machen." Die Stimme, die zu der gemeinen Lache gehörte, antwortete: "Wie sollen wir das Beste daraus machen, wenn die meisten von uns noch nicht mal bei Bewusstsein ist."
Ich verstand nicht wovon sie sprachen. Wie hätte ich denn auch, wenn ich doch noch nicht mal meinen eigenen Namen wusste?
Aber mein Körpergefühl war wieder da.
Ich öffnete die Augen und stand auf. Ich spürte jeden einzelnen Muskel. Sie schmerzten, als hätte ich die schlimmste Folter durchlebt, die es gab. Und als ich mich dann umblickte, sah ich, dass die beiden die grad gesprochen hatten, jetzt mich anblickten.
Und es gab noch ein Zeichen, dass mein Körper wieder auf meine Gedanken reagierte. Ich wurde rot wie eine Tomate. Es war mir unangenehm so angestarrt zu werden.
Den einen Jungen erkannte ich wieder. Es war der, der auf mich herab geschaut hatte. Er hatte diese tiefe Stimme. Der andere war mir fremd. Seine blonden kurzen Haare boten einen scharfen Kontrast zu seiner dunklen Haut. Er blitzte mich feindselig mit seinen grünen Augen an. Dann sagte er in einem gehässigen Tonfall: "Ich hab kein Bock auf diese Scheiße!" Dann ging er raus und schmiss die Tür in die Angel.
Ich war in einer Holzhütte. Von draußen viel nur wenig Licht herein. So konnte man die anderen Leute die bewusstlos auf dem Boden lagen nur schwer erkennen.
"Hey, keine Angst. Wir tun dir nichts. Wir sind hier genauso aufgewacht wie du und wissen alle nicht wie wir hierher gekommen sind." Er rang sich ein Lächeln ab.. "Du kannst mich Dean nennen. Das eben...", er deutete auf die Tür die der andere Junge hinter sich zugeschlagen hatte ,"war Tim."
"Ihr wisst also noch eure Namen?"
"Nein, wir haben uns einfach welche ausgesucht. Es ist leichter so, dann wissen wir wenigstens wie wir jemanden ansprechen können. Du kannst auch schon mal darüber nachdenken wie du genannt werden möchtest. Wir sind alle auf der Wiese aufgewacht. Tim und ich waren die ersten. Als ein paar mehr wach waren, haben wir die anderen Bewusstlosen hier rein getragen, da wir nicht wussten ob überhaupt noch jemand vor der Nacht aufwacht. Das wäre auch erstmal alles was es zu wissen gibt. Ich schaue mal nach Tim." Mit diesen Worten ging er auch nach draußen und zog leise die Tür hinter sich zu.
Als ich durch zählte merkte ich das hier drinnen noch 23 Personen lagen und jede Person hatte die gleichen Klamotten an. Ein langärmliges braunes Oberteil und eine weite, schwarze Hose.
Manche der Leute die hier lagen, hatten komische blasse Zeichen im Gesicht. Die Haut war an diesen Stellen einfach heller, doch daraus ergaben sich seltsame Muster. Mit einem Schock stellte ich fest, das ich noch nicht mal wusste, wie ich selbst aussah. Ich schaute auf meine Hände hinunter. Ich war blass, sehr blass. An manchen stellen konnte man deutlich meine Adern erkennen. Ich fasste mir ins Haar und hielt es mir vor's Gesicht. Es war lang und rötlich schimmernd, mit ein paar Wellen.
Jetzt hätte ich gut einen Spiegel oder auch nur eine Schale mit Wasser gebrauchen können, um mir mein Spiegelbild anzusehen.
Doch hier gab es nichts dergleichen.
Einen Stuhl und einen großen Tisch in eine der Ecken gequetscht; mehr hatte die Hütte nicht zu bieten.
Ich ging nach draußen. Hier fühlte ich mich nicht mehr alleine, andere wache Menschen liefen hier rum.
Ein Mädchen hockte zusammengekauert an der Hüttenwand. Ich setzte mich zu ihr. Ich schätzte sie etwas jünger als mich, aber ich wusste noch nicht mal wie alt ich war. Sie schaute mich an.
"Bist du auch grad erst aufgewacht?"
Ich antwortete. "Ja." Sie musste plötzlich aus irgendeinem Grund grinsen. "Du bist ganz anders als ich. Ich habe sie alle genervt, weil ich wissen wollte was hier los ist. Es kam mir so komisch vor das sie alle gesagt haben sie wissen nichts. Das scheint doch auch irgendwie unrealistisch. Irgendjemand muss das ganze hier ja irgendwie eingefädelt haben. Es kann doch nicht einfach ein ganzer Haufen Menschen auf einer Wiese aufwachen ohne einen Hinweis wie sie dahin gekommen sind. Ich verstehe es immer noch nicht. Aber du stellst kaum fragen. Hast du etwa keine? Nein, du hast bestimmt welche, aber wenn ich immer so plappere dann kommt natürlich niemand zu Wort. Es tut mir Leid. Ich rede anscheinend immer sehr viel wenn ich aufgewühlt bin." Sie lachte leise über sich selbst.
Und ich musste auch lachen. Der Redeschwall hatte mich überrascht. Sie hatte Recht ich hatte Fragen, aber einen Teil der Fragen die mich beschäftigten konnte sie sogar beantworten.
"Wie alt schätzt du mich ein?"
Sie schaute mir ins Gesicht und musterte mich.
"Schwer zu sagen. Zwischen 15 und 17 etwa... Wie alt bin ich wohl?"
Jetzt schaute ich sie an.
"14 oder 15"
"Und wie sehe ich aus?", fragte sie interessiert.
"Braune kurze Haare und braune Augen. Und sonst auch ganz nett."
Sie stieß mich in die Seite. "Ganz nett!? Was soll das den heißen? Ich hätte jetzt ein wunderhübsch oder atemberaubend erwartet."
Wir beide lachten. Wenigsten hatte sie noch Sinn für Humor, obwohl wir uns in dieser Lage befanden. Ich war jetzt auch neugierig.
"Wie sehe ich aus?"
Sie lachte. "Rote Haare, blaue Augen, relativ blass, sommersprossig und ganz nett." Ich lächelte.
Sie war mir sympatisch. Anscheinend hatte ich schon eine Freundin gefunden in diesem ganzen Chaos.
Danke, an alle die nach meinem Prolog noch weiter gelesen haben. Ich hoffe euch gefällt das erste Kapitel.
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