4. He's Back
Samstag
Endlich war Wochenende ... und ich musste arbeiten. Keine schöne Kombination. Aber wer Geld brauch, muss auch arbeiten. Also machte ich mich fertig und auf dem Weg zum Cafe Rouge. Mein Haar habe ich zu einem Zopf gebunden und meine Kleidung bestand aus einem schwarzen Rock und einem weißen Oberteil. Dazu trug ich schwarze Ballerinas. Auf der Arbeit wurde ich bereits von Celina erwartet, die die Stühle von den Tischen runternahm.
" Da bist du ja endlich. Habe schon gedacht, ich müsse alles alleine machen ".
" Ich bin wirklich enttäuscht, dass du so über mich denkst, meine Liebe ".
Schnell legte ich mir meine Schürze um und half Celina bei den Vorbereitungen. Kaum war das Schild umgedreht auf Geöffnet, strömten die ersten Gäste hinein. Die meisten wollten sich vor der Arbeit noch einen Kaffee abholen. Es gab aber auch Senioren, die einfach nur ihr Leben mit Kaffee und Kuchen genießen wollen. Jap, es gab tatsächlich Leute, die um 9 Uhr Kuchen essen wollen. Natürlich bot unser Cafe auch Brötchen an, aber für die Senioren hielten wir schon Kuchen bereit. Es war schon ein komisches Cafe, wo ich die meiste Zeit verbrachte.
Celina und ich, die im Moment die einzigen Kellnerinnen im Cafe sind, liefen von einem Tisch zum Nächsten, um freundlich die Bestellung aufzunehmen und das Essen hinzubringen. Unser Schichtwechsel beginnt erst um 14 Uhr. Jedes Mal, wenn ich einen Blick auf die Uhr warf, konnte ich nur genervt brummen. Aber die Arbeit lenkte mich auch von dem ganzen privaten Stress ab. Es gab kaum eine freie Sekunde, wo ich an Personen zurückdenke, die mich in meinem Leben komplett durcheinander gebracht haben. Doch wusste ich nicht, dass dies heute anders sein wird.
" Dani, ist der Tisch 2 frei?".
" Ja, wieso?".
" Der wurde für gleich reserviert. Die Gäste könnten jeden Moment eintrudeln ".
" Alles klar. Ich geh nochmal mit dem Lappen drüber ".
Schnell schnappte ich mir ein sauberes Reinigungstuch und ging zu dem Tisch nahe des Fensters. Es verschaffte mir ebenfalls einen Blick rauszuschauen. Die Sonne strahlte auf die Straßen hinab und junge Mädchen liefen in ihren hellen Sommerkleidern rum. Entweder alleine oder mit Freunden. Aus der Menge konnte ich jemanden erkennen mit schulterlangen, orangen Haaren. Als diese Person sich dem Cafe näherte, erkannte ich Jane. Und neben ihr ging ein Mann, der mir ziemlich bekannt vorkam. Er hatte einen dunkeln Hut auf und einen kleinen Schnauzbart, der ihm irgendwie überhaupt nicht stand.
Ich entfernte mich vom Fenster und schnellte zu Celina hin, die gerade eine Bestellung entgegengenommen hatte. Ich stoß sie grob in die Seite, um sie auf das Pärchen aufmerksam zu machen, welches gerade in das Cafe eintrat. Doch Celina wusste nicht wirklich, auf was ich hinaus wollte und steuerte auf das Pärchen zu. Jane warf mir einen entschuldigen Blick rüber, während ich nur mit verkreuzten Armen dastand.
" Sie haben bestimmt den Tisch am Fenster reserviert, stimmts?".
" Das ist richtig, Madam. Dürfen wir uns schon setzten?".
" Natürlich. Schön, dass sie sich in unserem Cafe niederlassen. Haben sie schon einen Wunsch, was das Getränk anbedarf?".
" Was möchtest du denn, luv?".
Die Stimme des Mannes kam mir ziemlich bekannt vor. Ich konnte da nur an eine Person denken. Doch ich war mir wiederum nicht so sicher. Bevor Jane antworten konnte, packte ich Celina am Arm.
" Entschuldigen Sie uns kurz ".
Ich schob Celina richtung Personaltoilette. Diese schaute mich mit einem überraschenden und gleichzeitig genervten Blick an.
" Was sollte das denn? Siehst du nicht, dass ich arbeite?".
" Das ist meine Freundin Jane. Mit ihrem Freund!".
" Ach, das ist Jane? Hübsch".
" Jaa, hübsch. Nur komisch, dass der Typ mir sehr bekannt vorkommt ".
Celina öffnete die Tür einen Spalt. Man hatte eine gute Sicht auf das Pärchen, dass sich anscheinend prächtig amüsierte. Janes Gegenüber hatte seinen Hut abgenommen und seine dunkelbraunen Haare kamen zum Vorschein. Jetzt kam mir dieser Typ noch bekannter vor als vorher. Ich konnte nur nicht seinen Namen sagen.
" Ist das etwa jemand von deiner verlorenden Liebe?".
" Ich... weiß es nicht "
" Lass uns doch einfach nach seinem Namen fragen ".
" Und wie willst du das bitte anstellen?".
Celina verließ die Toilette und strich ihre Schürze zurecht, als sie zum Tisch zurückging. Ich beobachtete alles von meiner Position aus. Es sah ganz danach aus, als ob Jane nach mir Ausschau hielt. Jedoch ohne Erfolg. Ich sah zu, wie Jane die Bestellung aufnahm und zurück an die Theke ging. Als ich mir sicher war, dass Jane und ihr Freund in einem Gespräch verwickelt waren, verließ ich mein Versteck und ging zu Jane an die Theke.
" Und?".
" Er hat mir nur seinen Nachnamen verraten. McLanders. Hieß dein Freund so?".
".. Nein, aber so ähnlich .. ".
" Dann mach dir keine Sorgen. Du kannst die Bestellung an den Tisch bringen. Da hinten sind schon wieder neue Gäste ".
Sie reichte mir das Tablett mit den Kuchensorten und zwei Kaffees. Mit einem letzten Atemzug machte ich mich auf dem Weg zu den beiden Turteltäubchen, die anscheinend viel zu lachen hatten. Ich räusperte mich leicht genervt, um deren Aufmerksamkeit zu erhalten. Jane wurde bei meinem Auftauchen rot wie eine Tomate.
" So, hier wäre einmal die zwei Erdbeerstücke und zwei Kaffees. Guten Appetit ".
" Danke, Miss ..".
" Lange, Dani Lange ".
Die Augen des Mannes weiteten sich bei meinem Namen. Er fasste sich jedoch wieder und sprach nochmal ein Danke aus, bevor ich deren Tisch verließ und meine Aufmerksamkeit anderen Gästen widmete.
Ich war froh, als die Uhr endlich 14 Uhr schlug und ich meine Schürze weghängen konnte. Celina erging es nicht anders. Ihr lief wortwörtlich der Schweiß von der Stirn hinunter. Mit ihrer Schürze fuhr sie sich einmal drüber, bevor sie diese neben meine hing. Das Cafe ist noch voller geworden als vorher, aber inzwischen war unser Schichtwechsel eingetroffen. Jetzt konnten Celina und ich in Ruhe Feierabend machen.
" Hey, hast du Lust auf einen Mädchenabend?".
" Inwiefern?".
" Heute im Cavern Club tretet eine grandiose Band auf. Die müssen wir uns anschauen ".
" Ich weiß nicht, ob mir unbedingt nach Feiern ist, Celina ".
" Jetzt sei nicht spießig. Du musst auch mal aus deinem Loch rauskommen ".
Am Ende nickte ich schließlich. Celina hatte recht. Ich muss einfach mal rauskommen. Und der Cavern war eine ideale Lösung dafür. Mein Blick glitt noch einmal über alle Gäste. Jane und ihr Freund waren immer noch da. Ich wusste, dass Jane versuchte mich auszublenden. Aber tief in ihrem Inneren hatte sie ein schlechtes Gewissen. Obwohl es gar keinen Grund dafür gibt. Schließlich war es ihr Freund und nicht meiner. Und ich kannte diesen Typen gar nicht ... oder?
" Ich hole dich dann um 19 Uhr ab, okay?".
" Ehm .. klar ".
" Okay, dann bis später".
Celina verließ bereits das Cafe, während ich meine Tasche schulterte. Ich sagte noch Tschüß zu meinen Kollegen, bevor ich durch die Tür ins Freie ging. Der Blick von Janes Freund blieb mir dabei nicht verborgen. Ich machte mir am Ende sowieso Gedanken über seinen erschrockenen Gesichtsausdruck, als ich meinen Namen gesagt hatte. War der etwa so schlimm?
" Hey, Miss Lange. Warte Sie bitte!".
Überrascht drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Es war Janes Date, der mir hinterherlief. Ich stellte mich in eine Ecke, etwas abseits von den Menschen. Schweratmend kam der Mann vor mir zum Stehen. Warum kann ich diesen Mann nicht richtig zuordnen? Ich weiß doch, dass ich ihn irgendwoher kenne.
" Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?".
" Ehm .. Ja, Mister ".
" Wo kommen sie ursprünglich her?".
Ich schaute den Mann leicht verwirrt an. Dieser fuchtelte mit seinen Händen etwas am Bart herum. Dieser Schnauzbart sah total unecht aus in meinen Augen. Mein Gegenüber sah wohl die Unsicherheit in mir.
" Ehm ... Ihr Name scheint mir nicht aus englischem Hause zu kommen ".
" Meine Familie kommt aus Hamburg, Deutschland. Ich bin wieder nach England gezogen ".
" Wieder?".
" Naja, als Teenie bin ich mit meinen Eltern das erste Mal nach Liverpool gezogen. Dann haben sie sich getrennt und ich bin mit meiner Mum nach Hamburg zurückgekehrt ".
Der Mann war kurz ruhig. Seine Augen studierten meine. Sie waren groß und dunkel und auf seinem oberen Wimpernkranz zeichneten sich viele dunkle Wimpern. Immer mehr bekam ich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend. Die Welt stand um uns herum komplett still.
" Dani ...".
Meine Augen weiteten sich. Jetzt wusste ich, warum mir der Mann so sehr bekannt vorkam. Jemand aus meiner Vergangenheit hat sich in mein Leben eingeschlichen. Ein Jemand, dem ich am Liebsten nie wieder begegnen möchte.
Bevor ich etwas sagen konnte, wurden wir von Janes schriller Stimme unterbrochen. Sie rief nach einem Paul. Dies gab mir nochmal die Bestätigung, wen ich vor mir stehen hab. Kopfschüttelnd wich ich nach hinten aus. Janes Stimme kam immer näher. Paul wollte etwas sagen, doch ich drehte mich auf einen Schlag um und rannte den ganzen Weg zu mir nach Hause. Ich konnte es nicht glauben, und ich wollte es nicht wahrhaben.
Meine beste Freundin ging mit meiner Liebe aus. Die Liebe, die mir versprochen hat wiederzukommen ... und mich niemals zu vergessen.
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