24. Endless Problems
Wir sahen uns erschrocken an. Als Janes Stimme erneut zu hören war, drehte ich mich von Paul weg und rannte aus dem Raum. Was war das denn vorhin? Bin ich denn völlig übergeschnappt? Ich mache mit dem Freund meiner besten Freundin rum. Keuchend kam ich vor Jane zum Stehen, die gerade rausgehen wollte.
" Wo warst du denn?".
" War nur kurz beim Direktor ".
" Oh, okay ".
Hoffentlich hat sie nichts gemerkt. Ich könnte es mir nicht verzeihen. Zusammen gingen wir nach draußen, wo die anderen bereits sehnsüchtig auf uns warteten. Alle waren anwesend - ausser Paul.
" Wo ist denn Paulie?".
" Er meinte vorhin, dass er auf Toilette müsse ", sagte George.
" Ich bin schon wieder da! ".
Mit diesen Worten kam Paul aus dem Gebäude und drückte Jane einen Kuss auf die Wange. Seine Augen musterten jedoch mich. Beschämt über die vorherige Situation wendete ich meinen Blick von den beiden ab und starrte verloren in den bereits dunklen Himmel. Schließlich klatschte John in die Hände, was mich zusammenzucken ließ.
" Lasst uns etwas essen gehen. Ich bin am Verhungern ".
Wir nickten uns gegenseitig zu und stiegen ins Auto. Die Fahrt war relativ ruhig, jedoch ziemlich unangenehm. Wir hatten nicht genügend Plätze für 6 Personen. John und Ringo haben vorne Platz genommen, während ich mit George, Paul und Jane die Rückbank teilen musste. Jane saß auf Pauls Schoß und kuschelte sich in seine Halsbeuge. Ich hatte mich von den beiden demonstrativ wegedreht und meinen Kopf auf Georges Schulter abgelegt. Dieser Abend hatte so gut angefangen. Jetzt traute ich mich gar nicht mehr Jane anzusehen. Aber das Schlimmste war - Wie soll ich das Tyrek beichten? Er hatte mich einfach nicht verdient. Hinter seinem Rücken mache ich mit meinem Exfreund rum, für den ich immer noch Gefühle habe. Diese Situation zwischen mir und Paul darf auf keinen Fall nochmal passieren. Das eben war eine einmalige Sache.
Mitten in der Nacht fuhr John mich nach Hause. George musste mich wecken, da ich auf seiner Schulter eingeschlafen war. Die anderen warteten im Auto, während er mich noch zur Haustür brachte. Schlaftrunkend öffnete ich die Tür und bedankte mich bei George mit einer Umarmung. Jane blieb über Nacht bei John und Paul in der WG. Völlig geschafft ließ ich mich ins Bett fallen, zog danach die Schuhe aus. Ich wollte einfach nur schlafen und diesen ganzen Alptraum vergessen. Das durfte niemals wieder geschehen - auch wenn ich Paul immer noch liebe. Aber ich empfand auch etwas für Tyrek. Mist Tyrek!
Ich sprang aus dem Bett und wählte die Nummer von ihm. Anscheinend schien ich ihn aus dem Bett geholt zu haben.
" Hallo?".
" Tyrek, ich bin's ".
" Oh, hey Baby. Warum schläfst du nicht?".
" I-ich wollte nochmal mit dir reden. Es tut mir leid, dass ich mich nicht richtig verabschieden konnte. Aber du kennst Jane ja .. ".
" Ist schon okay. Wollen wir morgen etwas unternehmen? Vielleicht an den Strand?".
" Das klingt super ".
" Ich hole dich dann um 11 Uhr ab. Ich liebe dich ".
"I-i-ich dich auch ".
Zitternd legte ich auf. Warum um Himmels Willen habe ich gestottert? Ich meine das Ich liebe dich ernst. Ich liebe Tyrek wirklich, aber ... Paul. Genervt schüttelte ich den Kopf, vertrieb diese Gedanken und ging zurück ins Bett. Ich will davon nichts mehr hören.
Am nächsten Morgen wachte ich rechtzeitig auf, bevor Tyrek mich abholte. Es blieb noch ein wenig Zeit für eine angenehme Dusche, die meine Muskeln entspannte. Dann schlüpfte ich in meinen hellblauen Rock und zog eine weiße Bluse an - dazu passende Ballerinas. Ich konnte mir noch eine Scheibe Brot reinschieben, bevor es an der Tür klingelte. Ich drückte erst gar nicht den Summer, sondern nahm meine Tasche, schloss ab und rannte durchs Treppenhaus. Draußen schloss Tyrek mich in seine starken Arme und wieder einmal vergaß ich alles um uns herum. Sein Duft vernebelte mir die Sinne und mein Herz fing an zu klopfen. Wir lösten uns und er drückte seine Lippen auf meine. Ich wollte ihn genießen, doch irgendwie fühlte ich mich unwohl. Allerdings ließ ich mir es nicht anmerken und wir gingen schließlich zum Auto und fuhren an den Strand.
Hand in Hand gingen wir am Wasser entlang, sprachen über allmögliche Dinge. Tyrek machte mich schon ganz wahnsinnig über den Schottland Trip. Nach meinem Geschmack sollte es jetzt schon losgehen. Ich schwang unsere Arme hin und her und lachte. Tyrek lächelte nur, zog mich mit einem mal dicht an sich heran. Mein Lachen verstummte sofort und ich konnte nur in seine grünen Augen blicken. Er musterte mich, seine Augen blieben an meinen Lippen hängen. Der Wind fuhr durch unser Haar. Tyrek überbrückte die letzten Zentimeter und küsste mich leidenschaftlich. Natürlich küsste ich zurück. Aber etwas schien den Kuss nicht besonders zu machen. Es sprühten keine Funken - ich fühlte nichts.
Tyrek brach den Kuss und schaute mich besorgt an. Anscheinend war ich so in Gedanken versunken gewesen über den Kuss, dass ich ihn gar nicht mehr erwidert habe.
" Ist alles okay?".
" Ja, warum?".
" Du wirkst so abwesend. Ist irgendwas gestern vorgefallen?".
" Was? Nein, alles okay. Mach dir keine Sorgen, ja ".
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze und löste mich von ihm, damit wir schließlich weitergehen konnten - diesmal schweigend. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Der Kuss mit Paul gestern hat sich so gut angefühlt, obwohl es wiederum total falsch gewesen ist. Er ist schließlich mit Jane zusammen. Aber empfindet etwas für mich. Und ich bin mit Tyrek zusammen, empfinde aber immer noch etwas für ...
" Dani?".
" Ja, Tyrek?".
" Ich liebe dich ".
" ... Ich dich auch ".
Ich zwang mich zu einem Lächeln und schloss meine Augen, als er mich in eine tiefe Umarmung zog. Er machte es mir so schwer. Ich konnte es ihm nicht sagen. Vielleicht wird er es niemals erfahren, schließlich wollte ich beide voneinander trennen. Nur wusste bereits einer von dem anderen Bescheid. Und dieser ist keineswegs glücklich darüber. Tyrek würde gewiss nicht anders reagieren, aber ich wollte ihn nicht verlieren. Er ist zu einem wichtigen Menschen meines Lebens geworden. Und er liebt mich ... sowie ich ihn?
Wir blieben noch etwas am Strand, bevor wir zu Tyrek nach Hause fuhren. Etwas Zeit verbringen kann nicht schaden. Immer hin sind wir zusammen. Als wir ankamen, bereitete Tyrek den Tee vor, während ich es mir im Wohnzimmer gemütlich machte. Er ist so gut zu mir. Und ich habe es am gestrigen Abend komplett vermasselt. Ich musste mit Paul unbedingt drüber sprechen. Vielleicht hat er auch ein schlechtes Gewissen gegenüber Jane. Schließlich ist sie ebenfalls gut zu ihm, auch wenn sie manchmal nervig sein kann.
Tyrek kam mit einem Lächeln zurück und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch. Wir tranken im Schweigen und hingen unseren Gedanken nach, zumindest ich. Bis ich merkte, wie Tyrek seine Hand auf meinen Oberschenkel ablegte. Ich zuckte etwas zusammen bei der überraschenden Berührung, dachte mir aber nichts weiter dabei und nippte erneut an meiner Tasse. Seine Hand streichelte mein Bein entlang, was mir Gänsehaut verschaffte. Er stellte seine Tasse ab, und nahm meine ebenfalls aus den Händen. Ich fühlte mich etwas überfordert bei dieser Situation und schaute meinen Freund fragend an. Er setzte ein schiefes Grinsen auf und strich mit seiner anderen Hand über meine Wange. Meine Augen folgten seinen Bewegungen, bis Tyrek mein Kinn leicht anhob, sodass ich ihm automatisch in die Augen sah. Er kam mir ziemlich nahe, bis wir die selbe Luft einatmeten. Mein Herz klopfte wild - vor Nervosität.
Seine Lippen berührten sanft meine und wir teilten einen zärtlichen Kuss. Ich erwiderte den Kuss vorsichtig, bewegte mich keinen Millimeter. Tyrek beließ es nicht bei einem Kuss. Er wurde forderner, was mich ziemlich nervös machte. Seine Hand wanderte hinauf zu meiner Hüfte, während die Andere meinen Nacken massierte. Leider fühlte ich keine Art von Entspannung. Es fühlte sich falsch an. Ich hatte das komische Gefühl, Paul zu hintergehen - was eigentlich völliger Schwachsinn war. Immerhin haben wir uns gestern geküsst, also habe ich Tyrek hintergangen.
Um Tyrek das Gefühl zu geben, dass ich es mag - was natürlich nicht so ganz stimmte - legte ich meine Hände auf seine Schulter und zog ihn ein Stück zu mir. Ich weiß auch nicht, warum ich das tat. Mit seiner Zunge bat er um Einlass, den ich zwingend gewährte. Zufrieden brummte er und zog mich näher an sich. Ich hatte kein gutes Gefühl bei dieser ganzen Sache - wieso nur? Vorher hätte ich es genossen und jetzt ...?
Während des Kusses knöpfte Tyrek langsam meine Bluse auf. Ich bekam Panik. Zwar war ich keine Jungfrau mehr - was ich Paul zu verdanken habe - aber ich war nicht bereit. Es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Jedoch wehrte ich mich nicht und ließ es über mich ergehen. Als alle Knöpfe offen waren, wanderte Tyrek mit seinen Lippen meinen Hals entlang, hinunter zu meinem Dekolletè. Seine Hände wanderten meine Hüften auf und ab und blieben am Ende des Rocks liegen. Mein Atem ging schwer, doch Tyrek schien nichts davon mitzukriegen. Ich versuchte, etwas wegzurücken. Doch Tyrek rückte das entfernte Stück wieder nach. Es wurde mir alles zuviel.
Als seine Hände sich an meinem Rock zu schaffen machten, drückte ich ihn mit beiden Händen von mir und drehte meinen Kopf weg. Ich konnte Tyreks Blick nicht erkennen, aber er schien sichtlich verwirrt.
" Was hast du?".
" Tyrek, ich ... das geht nicht ".
" Willst du nicht?".
Oh Gott!
" Nein .. also doch. Nur .. es geht alles gerade zu schnell für mich. I-ich kann das noch nicht ".
" Oh .. okay. Tut mir leid, wenn ich zu voreilig war .. ".
Ich nickte und knöpfte mir dabei die Bluse wieder zu. Tyrek räusperte sich und drehte sich weg von mir. Mit Sicherheit habe ich ihn verletzt und eigentlich wollte ich das ganz und gar nicht. Er war so ein lieber Mensch und würde keiner Fliege etwas zu leide tun. Ich ... habe ihn einfach nicht verdient.
" Ich glaube, ich gehe jetzt besser ".
Tyrek antwortete nicht, sein Blick war von mir abgewendet. Ich drehte mich nicht um und verließ das Haus. Tränen stießen in meine Augen, als ich den Weg mit schnellen Schritten entlanglief.
Warum ich?
Ich liebe Tyrek!
Aber ich liebe auch Paul!
Es ist alles so kompliziert!
Ich wusste nicht wohin, und lief orientierungslos durch den nächstgelegenen Park. Mit einem Fuß kickte ich Steine vor mich hin und ließ mich schließlich auf eine Bank nieder. Während meines Gedankenkreises fing ich unbewusst an zu weinen. Ich weinte wirklich nur, wenn mich etwas zutiefst verletzt oder ich einfach in einer Sackgasse feststecke. So sehr war ich mit mir beschäftigt, dass ich die Person vor mir nicht bemerkte. Erst als sie ihre Stimme erhob, wusste ich, wer es war.
" Dani, was ist passiert?".
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