23 Confessions
Ich zog scharf die Luft ein. Wenn Paul seine Beziehung mit Jane halten will, dann sollte er besser nichts sagen. Ansonsten weiß ich nicht, wie es für uns beide ausgehen soll. Jane wäre am Boden zerstört, würde mir die Schuld geben und alles gehe den Bach runter.
" Nein, nein. Es ... die Luft war nur etwas schlecht darin. Deswegen wurde mir übel. ".
" Klar, Darling. Verstehe ich. Geht es wieder?".
" Ja, wir können wir rein ".
Das war der Zeitpunkt, wo ich am Besten so schnell wie möglich verschwinden sollte. Ich konnte gerade noch um die Ecke huschen, als die Tür weit aufgerissen wurde. Rechtzeitig landete ich noch im Studio, bevor Jane und Paul hinterher kamen. Geschafft von dem Szenario ließ ich mich auf die Couch fallen und trank einen Schluck Cola. Jane klatschte eifrig in die Hände und wollte etwas ankündigen, während Paul mich eingehend betrachtete. Sein Blick machte mich ziemlich nervös, dabei versuchte ich mir nichts anzumerken und ihn einfach nicht zu beachten.
" Leute, ganz kurz. Dani und ich haben euch etwas zu sagen ".
" Haben wir das?".
" Hast du es denn etwa vergessen?".
Sie zog mich von der Couch und legte einen Arm um meine Schulter. Mit einem verwirrten Blick schaute ich in die Runde und überlegte dabei krampfhaft, was sie meinte.
" Wir, also Dani und ich, haben einen großen Auftritt in unserer Schule. Weißt du, Paulie. Das Stück, von dem ich dir berichtet habe. Und in zwei Wochen ist es endlich soweit. Wir würden uns wahnsinnig freuen, wenn ihr kommen würdet ".
' Was heißt denn Wir '. Ich will nicht, dass Paul dort auftaucht. Alle gerne, aber nicht Paul. Dieses Plappermaul Jane. Ich quälte mehr oder weniger ein Grinsen hervor, während Jane neben mir aufgeregt hüpfte und die Jungs mit ihrem Hundeblick trickste. Paul war natürlich der Erste, der nachgab und seine Freundin in den Arm nahm.
" Natürlich kommen wir, luv. Wir wollen euch doch zujubeln am Ende ".
" Danke, Honey ".
Ich drehte genervt die Augen. Hat dieses Turteln zwischen denen endlich mal ein Ende? George kam auf mich zu, nahm mich an die Hand und zog mich in eine ungestörte Ecke des Raumes. Die anderen waren gerade mit sich selbst beschäftigt.
" Hast du einen Plan?".
" Was?".
" Dein Freund ist doch bestimmt auch am Auftritt beteiligt. Wenn Paul davon erfährt, dann ist es endgültig vorbei zwischen euch ".
" Es ist jetzt schon vorbei, George. Schau dir die Beiden doch mal an. Sie sind wunschlos glücklich ".
" Sie vielleicht, Paul nicht ".
" Jetzt diskutier nicht mit mir über sowas. Du weißt, was ich für eine Meinung dazu habe. Und was Tyrek angeht, mach dir da mal keine Gedanken. Paul wird schon die Luft wegbleiben ".
Bevor George darauf eingehen konnte, entfernte ich mich von ihm und gesellte mich zu Ringo und John. Dieser zwinkerte mir zu und legte einen Arm um meine Hüfte. Er beugte sich zu mir runter, nah an meinem Ohr.
" Gibt's bei dem Stück auch bestimmte Szenen?".
" Du bist so ein Idiot, John!".
" Was denn? Das war nur eine ganz simple Frage ".
Ich schlug ihm gegen die Brust, was er nur mit einem Lachen abwimmelte. Wartet ab, Freunde. Wartet ab.
[Zwei Wochen später]
Die zwei Wochen sind für meinen Geschmack viel zu schnell rumgegangen. Wir standen bereits hinter der Bühne und warteten, dass die Gäste zur Ruhe kommen und das Licht ausgeht. Ich wagte einen Blick nach draußen. Mir blieb dabei die Luft weg. Der ganze Raum war voll mit Leuten. Es sah fast so aus, als wäre kein Platz mehr frei. In der vierten Reihe konnte ich die Beatles erkennen, natürlich unerkannt. Sie waren also tatsächlich gekommen. Jane schien dies allerdings auch bemerkt zu haben und quiekte neben mir.
" Sie sind wirklich gekommen. Mein Paulie ist auch dort und kann mich endlich auf der Bühne sehen. Ist das nicht aufregend?".
" Ja, da hast du allerdings recht ".
Dein Paulie? Früher war es meiner. Oh Gott, was denke ich bloß? Es ist keine Eifersucht. Warum sollte ich eifersüchtig sein? Ich hatte einen wundervollen Freund, denn ich später küssen durfte vor allen Augen des Publikums. Und er war viel besser als Paul. Warum konnte ich mich dann nicht etwas für Jane freuen? Irgendetwas stimmte nicht mit mir.
Jane entschuldigte sich kurz und ich stand kurz alleine herum. Das nutzte Tyrek als Gelegenheit, um sich zu mir zu gesellen. Er lächelte mich zaghaft an, was ich erwiderte. Es fiel mir etwas schwer, aber er sollte nichts von meinen Problemen mitbekommen. Wie gesagt - Paul und er sind zwei unterschiedliche Kapitel in meinem Leben.
" Na, schon nervös?".
" Vielleicht. Und du?".
" Mir geht's prächtig. Übrigens, du siehst wundervoll aus ".
" D-danke. Wie war es mit deinem Bruder? Hoffentlich hattet ihr eine schöne Zeit ".
" Er ist immer noch der Alte. Ich habe wirklich gemerkt, wie sehr ich ihn vermisst habe. Schade, dass sein Aufenthalt so kurz war. Er hätte dich gerne nochmal gesehen ".
" Beim nächsten Mal ".
Wir lächelten uns an, als die Lichter ausgingen und der Direktor der Schule ins Scheinwerferlicht trat. Wie üblich hielt er seine Rede, die zum Einschlafen war. Doch für uns war das das Zeichen, dass wir auf Position sollten. Jane und ich hatten unsere erste Szene. Panisch schaute ich mich nach ihr um. Sie kam von der Seite angelaufen, leicht außer Atem.
" Die Jungs ... wünschen ... uns Glück ".
Ich nickte und schaute zu Tyrek, der mir einen Daumen hoch gab und zurück zu den anderen ging. Kate und Anna gaben uns giftige Blicke, drehten ihre Köpfe danach demonstrativ weg. Genervt schüttelte ich den Kopf, zog mein Top zurecht sowie den Rock. Der Direktor beendete seine Rede und das Bühnenlicht ging an. Das war unser Moment. Jane und ich liefen über die Bühne und setzten uns aufs Bett, was aufgestellt wurde. Dann öffnete sich der Vorhang und wir mussten das Publikum ignorieren, dass anfing zu klatschen. Es gab auch einige Jubelrufe, die mit Sicherheit von John stammten. Ich musste mir glatt ein Grinsen verkneifen.
Die bisherigen Szenen verliefen reibungslos. Dann kam der Moment, auf den ich gewartet habe. Der Vorhang ging auf, Tyrek und ich standen uns gegenüber - Arm in Arm. Wir redeten miteinander, ratterten unseren Text runter. Mein Herz klopfte wild, als sein Blick auf meine Lippen fiel. Wir schwiegen und kamen uns näher, bis ich die Augen schloss und anschließend seine Lippen spürte. Ein Raunen ging durch das Publikum und es kamen Pfiffe aus manchen Ecken. Für meinen Geschmack hielt der Kuss nicht lang genug, und Tyrek löste sich wieder von mir. Zu gerne würde ich das Gesicht von Paul sehen. Der Vorhang schloss sich und es wurde geklatscht. Tyrek und ich verließen die Bühne und wurden von Kate und Ryan abgelöst. Jane kam auf uns zu und umarmte mich, danach Tyrek.
" Ihr wart beide unglaublich. Der Kuss wirkte so real ".
" Schauspieler halt ".
Ich zwinkerte Tyrek zu. Wir hatten Jane immer noch nichts gesagt, und sie sollte es auch noch nicht wissen. Tyrek spielte zu meinem Glück auch mit und hielt sich zurück. Dafür verbrachten wir mehr Zeit privat zusammen. Unsere Dates liefen immer gut und ich sehnte mich nach Weihnachten und nach Schottland. Eine ganze Woche nur mit Tyrek.
Das Klatschen des Publikums holte mich aus meinen Gedanken. Die letzten Szenen wurden gespielt und am Ende standen wir alle auf der Bühne und verbeugten uns. Es wurde gepfiffen und gejubelt. Das Meiste kam aus der vierten Reihe von John und George. Ich grinste nur und war froh, es hinter mich gebracht zu haben. Wir verließen die Bühne und versammelten uns mit dem Direktor und Lehrer.
" Ihr wart großartig, Schüler. Das Publikum war begeistert von euch. Heute habt ihr gezeigt, was in euch steckt. Und das solltet ihr in Zukunft weiter so tun ".
Wir nickten alle dankbar und verabschiedeten uns. Ich konnte Tyrek nicht wirklich umarmen, da Jane mich schon nach draußen zog. Ihre Kopf drehte sich aufgeregt hin und her, als würde sie etwas suchen. Ein Quieken bestätigte mir meine Vermutung und sie lief einem verkleideten Paul in die Arme. Enttäuschung machte sich in mir breit. Das habe ich damals auch getan, wenn er von Auftritten kam.
John kam auf mich zu und zog mich dafür in eine Umarmung. Ich schloss die Augen und genoss den kurzen Moment. George sah mich mitleidig an, während Ringo nur vor sich hin grinste. Er selbst hatte nicht die leiseste Ahnung genauso wie John, der sich von mir löste und mir einen Kuss auf die Wange gab.
" Du warst toll ".
" Danke, John ".
Dann umarmten mich Ringo und George. Paul war mit Jane beschäftigt, was mich erneut negativ stimmte. Wir wollten noch etwas essen gehen, doch Jane musste für kleine Mädchen und zog mich hinterher. Eigentlich musste ich nicht, aber zumindest konnte ich so etwas von Paul wegkommen. Ich weiß auch nicht, warum es mich so sehr störte. Während Jane auf Toilette ging, wartete ich draußen und beobachtete die letzten Leute, die das Gebäude verließen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, wurde ich von jemandem am Handgelenk gepackt und in einen Raum gezogen. Als ich gerade losschreien wollte, erkannte ich Paul, der mich wütend und gleichzeitig enttäuscht ansah.
" Wer ist Tyrek? Dein Freund?".
" Was?".
" Du hast mich schon verstanden. War es der, den du geküsst hast?".
" Was redest du da?".
" Man, ich liebe dich, verdammt!".
Er drückte mich gegen die Wand und küsste mich stürmisch. Vor Schreck riss ich die Augen auf und versuchte mich zu wehren. Die Erinnerung in der Abstellkammer spielte sich vor meinen Augen ab, was mich noch mehr in Panik brachte. Paul hatte mein Gesicht in seine Hände genommen und versuchte mich zum Küssen aufzufordern. Keuchend schlug ich gegen seine Brust, bis er von mir abließ. Schützend legte ich meine Arme um meinen Körper. Pauls Blick sah allerdings nicht so aus, als würde er etwas bereuen.
" Was sollte das?!".
" Ich liebe dich, Dani. Keiner kann dich ersetzten, nicht einmal Jane. Ich wäre dazu bereit, mit ihr Schluss zu machen. Du musst nur ein Wort sagen ".
" Paul, hör auf damit. Du bist nicht du selbst ".
" Ist Tyrek dein Freund? ".
" .. Ja ".
" War es der Typ mit dir auf der Bühne?".
" .. Ja ".
" Mir ist bewusst geworden, dass ich dich mit keinem anderen Mann sehen kann. Es treibt mich einfach zur Weißglut. Ich ... kann das nicht mehr. Und ich weiß, dass du es auch nicht kannst ".
" Paul, das hatten wir doch schon alles geklärt .. ".
" Sag mir ins Gesicht, dass du nichts mehr für mich empfindest ".
" Das ist doch Schwachsinn ..".
" Antworte mir!".
" Ja, mein Gott! Ja, ich habe noch Gefühle für dich, okay?! Ich kann es einfach nicht mehr leugnen, ich kann es nicht ".
Mit einem Ruck zog mich Paul an sich und küsste mich erneut, diesmal zärtlich. Ich wusste nicht wieso, aber ich erwiderte. Mir war gerade alles egal und was jeder von uns denken würde. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vertiefte den Kuss. Es wurde zu einer halben Make Out Session. Schnell bemerkte ich, wie ich ihn vermisst habe - einfach alles von ihm.
Schweratmend lösten wir uns voneinander. Unsere Stirnen berührten sich und unsere Augen konnte nicht voneinander ablassen. Endlich konnte ich wieder seine dunklen, großen Augen bewundern. Eine laute Stimme ließ uns allerdings auseinanderfahren.
" Dani! Wo bist du denn?".
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