Aufgewacht! Oder doch nicht?
POV: Holly
Mittlerweile war es drei Wochen her, seit wir beim Abendessen erfahren hatten, was für nicht-nussige Leute Wing und Carag sind. Seitdem ignorierte ich die beiden und verbrachte meine Freizeit mit Brandon und dem Rest des Wolfrudels. Dieses war ohne Jeffrey und Tikaani ziemlich aufgeschmissen. Cliff setzte sich zwar immer zu uns, wirkte aber so, als wäre er überall aber nicht dort wo er sich gerade befand. Und Miro, der arme, lag in seiner Wolfsgestalt zusammengerollt auf Cliffs Füßen und machte alles mit sich selber fertig. Selbst Bill Brighteye, unser Kampflehrer, Miros Adoptivvater und eigentlicher Chef des Rudels schaffte es nicht, die beiden aufzumuntern. In der ersten Woche hatte er alles versucht, doch als er feststellte, dass nichts klappte, ließ er es bleiben.
Jeden Tag ging ich, wie Carag auch, zu Tikaani und hoffte, dass sie irgendwann wieder aufwachen würde. Und schließlich passierte es: Es war der 14.12., ein Donnerstag, als ich wie gewohnt ins Krankenzimmer ging. Doch diesmal war es anders. Schon als ich erst an der Tür stand, sah ich das Tikaani die Augen offen hatte und an die Decke starrte. Die letzten zwei-drei Schritte rannte ich förmlich zum Krankenbett und schloss Tikaani in meine Arme. Eine kleine Träne lief meine Wangen hinab, da ich so glücklich darüber war, sie endlich wieder in meinen Armen halten zu können. Ein paar Sekunden später lösten wir uns voneinander. Tikaani hatte mittlerweile angefangen zu weinen. Tränen liefen ihre dünnen Wangen hinab. Klar sie hatte die letzten 3 Wochen auch nichts essen können.
"H-Holly?", brachte sie unter ständigen Schluchzen zustande. "Ja?", fragte ich, setzte mich neben sie aufs Bett und legte tröstend einen Arm um sie. Vorsichtig legte Tikaani ihren Kopf auf meine Schulter und schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. Dann fragte sie: "St-st-stimmt es ... das ... das Carag ... Carag und Wing ... das sie sich geküsst haben?" "Ja es stimmt. Es tut mir leid.", antwortete ich und hoffte inständig, dass Carag nicht ins Krankenzimmer kommen würde. Leider passierte genau das, 10 Sekunden nachdem ich diesen Gedanken gefasst hatte: Leise und ohne das wir es bemerkt hatten, war Carag in den Raum gekommen und war an der Tür stehen geblieben. Ich bemerkte ihn als erstes. "Carag?!", stieß ich in einem wütenden Ton hervor. "Was willst du hier?!". "Ich wollte nach Tiki ...". "Nenn m-mich n-nicht so!", unterbrach Tikaani ihn und starrte ihn mit verschwommenden Blick trotzig und mit einer Spur von purem Hass an. "E-e-entschuldigung.", stotterte Carag. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, so von Tikaani angefahren zu werden. Geschah ihm aber recht.
"Was willst du eigentlich hier?", fragte ich mit kalten Gesichtsausdruck. "I-i-ich ... ich w-w-wollte ... n-nur gucken ob ... T-tiki äh Tikaani ... m-mittlerweile a-aufgewacht ist", stotterte er weiter und trat dabei 2 Schritte nach hinten. Offenbar saß ihm Tikaanis Reaktion immernoch in den Knochen. Ich musste zugeben, fast tat mir Carag Leid, wie er da so wie ein Häufchen Elend in der Tür stand und mal hierhin und dorthin guckte. Aber eben auch nur fast! "Schön, jetzt hast du ja gesehen, dass ich aufgewacht bin und es mir gut geht. Jetzt kannst du ja gehen.", sagte Tikaani in einem herrschenden Ton. Dabei stand sie vom Bett auf und ging mit geballter Faust auf Carag zu. Doch im selben Moment brach sie wieder auf den Boden zusammen. Schnell fing Carag sie auf, damit ihr nichts geschah. Streit hin oder her, flink ist Carag noch immer. Vorsichtig legte er Tikaani aufs Bett und deckte sie mit einer Wolldecke aus dem Schrank zu. "Damit sie nicht unterkühlt", sagte er, als er meinen fragenden Blick sah. "Passt du auf sie auf? Ich will nicht, dass sie nochmal zuammenbricht.", fragte er mich und wante sich zum gehen. "Willst du denn nicht hier bleiben?", fragte ich erstaunt. "Nein, ich will nicht, dass sie mein Gesicht sieht wenn sie aufwacht." Carag warf noch einen letzten Blick auf Tikaani und verließ dann das Krankenzimmer. Ganz verdattert und etwas verwirrt darüber, was gerade passiert war, setzte ich mich wieder auf einen Stuhl und sah auf die friedlich schlafende Tikaani hinab.
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