Sicht: Katie

,,Warum hast du mir das nie erzählt?" fragte ich sie vorwurfsvoll. Sie schaute mich an und lächelte. ,,Weil ich dachte, ihr seid noch nicht bereit dafür. Ich hab mich geirrt. Ihr seid bereit, die Wahrheit zu erfahren. "In dem Moment hörte ich Pfoten, Schritte und ein herzhaftes Gähnen.  ,,Worum geht's?" fragt Noah. ,,Erzähl' ich dir später" schnurrte June. Mein Bruder brummte irgendwas vor sich hin und ging etwas beleidigt wieder in die Höhle. Ein paar Tage später erlaubte June Noah wieder nach draußen zu gehen.  Langsam stakste er auf dem sandigen Boden hin und her. Dann sah er mich an. Und zählte bis drei. Ich verstand sofort, was er meinte. Bei drei rannten wir beide los wie vor dem Unfall.  Es war schön, wieder mit ihm über den Sand zu rennen.  An einem Stein angekommen, sprang Noah auf ihn drauf und hielt Ausschau nach Beute. Ziemlich schnell entdeckte er eine Maus, die unter einer Wurzel hockt. Leise schlich er sich an die Beute heran, sprang und hatte die Maus unter seinen Pfoten. Mit einem Biss tötete er sie. Auch ich hatte in der Zwischenzeit eine Maus zwischen den Zähnen hängen. Wir trugen sie zurück zur Hohle. Unsere Mutter wartete schon auf uns. Ich hatte keine Lust mich mit ihr zu unterhalten und beschloss einen Spaziergang zu machen, während sich Noah fröhlich neben sie fallen ließ und gleich anfing zu quatschen. Noah wusste immer etwas zu erzählen. Das war gut, wenn einem langweilig war. Aber wenn man es eilig hatte, war es doof. Und so streifte ich gedankenverloren, na ja, eigentlich dachte ich daran, was besser schmeckt, Maus oder Zebra, dahin. ,, Also Fliegen schmecken viel besser." hörte ich jemanden sagen. Fliegen?! Arg! Ich schaute mich um, konnte aber niemanden entdecken. Hab ich mir wohl eingebildet, dachte ich. ,,Nein hast du nicht, ich bin doch hier!" sagte die Stimme wieder. Doch auch dieses Mal war niemand da.,,Auf dem Stein, du Dummerchen!"sagte die Stimme etwas genervt, aber auch amüsiert. Ich musste mich dreimal im Kreisdehen, bis ich auf einem kleinen Stein eine Eidechse sah. Verdutzt sah ich sie an. Sie war das einzige Lebewesen weit und breit, außer mir. ,, Ich bin Lena und du?", sagte die Stimme wieder. Krass, die Eidechse kann sprechen! War alles, was mir einfiel. Und auch jetzt sagte die Stimme wieder.,,Natürlich kann ich sprechen, ich bin nämlich eine Wandlerin", sagte sie stolz. Ein was? ,,Eine Wandlerin, genauer gesagt eine Woodwalkerin wie du!" Ein Holzwandler?! Ich bin doch nicht aus Holz. Von dem Moment wusste ich, dass die Eidechse verrückt war. ,, Ja ein Holzwandler, aber Gestaltwandler passt etwas besser"fuhr die Eidechse fort. ,, Und ich bin nicht verrückt!"fügte sie beleidigt hinzu. ,, Also wie heißt du jetzt?"fragte sie schließlich. Katie. ,, Schöner Name" sagte Lena. Was ist eigentlich ein Gestaltwandler? ,,Ein Tier, was sich in einen Menschen verwandeln kann." erklärte Lena. Und ich bin ein Gestaltwandler? ,,Ja, sonst könntest du ja nicht mit mir über Gedankensprache sprechen"erklärte sie. ,,Ist noch, wer aus deiner Familie ein Wandler? "Fragte sie neugierig.  Keine Ahnung, woher soll ich das denn auch wissen, wenn ich nicht mal wusste, dass ich angeblich einer war.,,Sowas kann man spüren. Dann kribbelt es in deinem Bauch. Nimm mich doch mit zu deiner Familie, dann kann ich dir sagen, wer einer ist und wer nicht."schlug Lena vor. Ich zögerte Kurz. Doch dann sengte ich meinen Kopf und sie krabbelte darauf. Dann machte ich mich auf den Weg zurück zur Höhle. Unterwegs erzählte mir Lena von der Clearwater High, einer Schule für Wood und Windwalker. Windwalker sind Tiere, die Fliegen können. Ich merkte, wie gerne Lena auf diese Schule gehen würde, allerdings war sie in den USA und nicht in Afrika. Da fiel mir etwas ein, was meine Mutter mir mal erzählt hat. ,,Ich hab eine Idee" sagte ich. In der zwischen Zeit hatte mir Lena beigebracht, wie man seine Gedanken abschirmt, was ich auch schon relativ gut kann. ,,Echt? Welche denn?" fragte sie neugierig. ,, Wir machen es wie die Vögel, wir fliegen." erzählte ich ihr aufgeregt von meinem Plan. Lena lachte los. ,,Einen fliegenden Löwen, das will ich sehen!" ,,Hahaha, ich meine, wir fliegen mit den riesigen Vögel, mit denen Menschen auch fliegen", erklärte ich ihr. ,, Und wie willst du darein kommen?" fragte Lena skeptisch. ,, Wir verwandeln uns, schließlich können wir das ja" erzählte ich weiter. ,, Ich weiß nicht" sagte Lena. Wir waren bei der Hohle angekommen und ich senkte wieder meinen Kopf. Lena schoss von meinem Kopf, rannte in die Höhle und kam nach ein paar Sekunden wieder raus. ,, Also" begann sie zu erzählen. ,, Die Löwin ist eine Wandlerin, der Löwe nicht." sagte sie triumphierend.,, ob sie wohl weiß, dass sie eine ist?" überlegte Lena. ,, Weiß nicht, fragen wir doch einfach." antwortete ich und stolzierte in die Höhle, dicht gefolgt von einer kleinen schwarz blauen Eidechse. ,,Kann ich kurz mit dir reden?" , fragte ich June, bevor sie mich begrüßen konnte. ,, Klar, warum nicht" antwortete diese ein bisschen verdutzt. Vor der Höhle fragte ich sie dann: ,, wusstest du das wir Gestaltwandler sind?" ,, Woher weißt du das?" fragte diese. ,, Von Lena"antwortete ich und deutete auf die kleine Eidechse neben mir. ,, Sie ist auch eine" fuhr ich fort. ,,Warum hast du es mir denn nicht gesagt? Ich dachte, wir hätten keine Geheimnisse mehr voreinander." fragte ich. ,, Weil es nie wichtig war" antwortete June gelassen. ,,Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Meine Mutter hat mir oft von denen erzählt, ich glaube, sie ist selbst eine" ,, Falls sie noch lebt" fügte sie leise hinzu. Es war wirklich schrecklich, was sie durchmachen musste. Alleine mit mir und Noah in der Wildnis zu leben ist nicht leicht. Aber sie gibt ihr Bestes. ,, Kennen Sie die Clearwater High?" fragte Lena. June lachte kurz auf ,, welcher Wandler kennt die bitte schön nicht?" fragte sie dann. ,, Wir wollen dahin reisen und dann dort zur Schule gehen." sagte Lena. Wieder lachte June ,, wie wollt ihr denn dahin kommen?" fragte sie. ,, Wir fliegen" antwortete ich. ,, Hmm? Theoretisch wäre das möglich, aber so ein Flug ist ziemlich teuer" sagte sie nach kurzem Überlegen. ,, Wie teuer" fragte Lena und ich gleichzeitig. ,, Zu teuer" antwortete June. Geknickt sahen Lena und ich uns an. Wie sollten wir denn jetzt zur Schule kommen?