Kapitel 1
Klick. Klack. Klick. Klack.
Ein Geräusch, was nun für eine viel zu lange Zeit mein Begleiter sein wird.
Ich stemmte mich die drei Stufen zu meiner kleinen Veranda hoch, in der Hoffnung nicht laut auf zu stöhnen, das wäre nur gefundenes Fressen für meine Eskorte, mich doch unter ihre Fittiche zunehmen und mich nicht in Ruhe zu lassen.
,,Vielleicht wäre es doch besser, wenn du für einige Wochen wieder nach Hause ziehst", hörte ich schon die besorgte Stimme meine Mutter, welche mich schon die ganze Heimfahrt durch den Rückspiegel besorgt angesehen hatte.
,,Das hier ist mein Zuhause, Mum", gab ich zurück und versuchte meine Haustüre aufzuschließen, was gar nicht so einfach mit Krücken war.
,,Zack, lass mich das machen", schlug Jenn vor und wollte mir gerade die Schlüssel aus der Hand nehmen, jedoch sah ich sie warnend an und sie ließ es.
,,Jetzt lass dir doch helfen. Du benimmst dich wie ein bockiger Junge", warf Jenn mir vor und verschränkte die Arme vor der Brust. Das Schloss klickte und die Tür sprang auf.
,,Ich brauche eure Hilfe nicht. Es ist ein Beinbruch mehr nichts", brummte ich und bahnte mir meinen Weg in mein Haus, dicht gefolgt von der Helikopterfamilie, die mich vor einen Staubkorn beschützen wollten.
,,Ein doppelter Beinbruch", verbesserte mich nun auch mein Bruder Owen, der meine Krankenhaustasche trug.
,,Vielen Dank, Owen. Ohne dich hätte ich es fast vergessen", fauchte ich ihn an, während ich meinen Weg fortsetzte.
Ich lehnte mich an die Wand, damit ich nicht das Gleichgewicht verlor, und zog meine Jacke aus, natürlich wurde ich die ganze Zeit mit Adleraugen gemustert, als suchten sie einen Grund, mich wieder ins Auto zu zerren. Und das würde nun auch die nächsten zwei Monate so gehen, so lange war ich an diese Krücken und an den Gips gefesselt. Zum Kotzen.
Ich weiß, dass sie mir nur helfen wollen, aber ich bin achtundzwanzig also wirklich, ich komme ohne sie zurecht.
,,Brauchst du noch etwas?", meldete sich nun auch mein Vater zu Wort, der sich die ganze Zeit zurück gehalten hatte.
,,Nein, nur Ruhe. Ich bin müde und will einfach nur ins Bett", antwortete ich und machte schon Andeutungen, mich in Richtung Schlafzimmer zubewegen.
,,Vielleicht sollte..."; begann meine Mum, aber sie wurde sofort von Jenn warnend angesehen. Wenigstens eine, die mich gerade versteht. Nach einigen Protesten auf Seiten meiner Mum, verließen sie mein Haus und ich konnte aufatmen. Ruhe.
***
Ich lag in meinem Bett und starrte gegen die Decke. Eigentlich war ich total erschöpft und mein Körper verlangte förmlich nach Schlaf, aber irgendwie bekam ich kein Auge zu.
Schließlich war es gerade mal fünfzehn Uhr...Himmel, was sollte ich nur mit der Zeit anstellen?
Meine freie Zeit investierte ich normalerweise in Sport jeglicher Art, sei es Joggen, Kraftsport oder Lacrosse...und nun? Jetzt lag ich hier herum und konnte nichts tuen als Däumchen drehen.
Das konnten tolle 2 Monate werden. Vielleicht sollte ich wieder anfangen zu lesen? Das hatte ich schon länger nicht mehr gemacht, aber dafür müsste ich aufstehen und dazu fehlte mir gerade jegliche Kraft. Vielleicht sollte ich erstmal einfach nur liegen bleiben, mich in meine Laken wickeln und schlafen, wenn ich denn die Augen zu bekomme.
Die nächsten Tage liefen genau so ab. Ich lag im Bett, starte gegen die Decke, las Bücher, schaute die neusten Serien auf Netflix und langweilte mich zu Tode.
Und so weniger ich mich beschäftigen konnte und so weniger ich mich ablenkte, so näher rückten die Wände, so stickiger wurde die Luft um mich herum.
Wie soll das denn noch die nächsten Wochen funktionieren, wenn mir schon nach drei Tagen die Decke auf den Kopf fiel?
Plötzlich klopfte es an die Tür, innerlich freute ich mich auf Ablenkung, aber ich hatte auch die Befürchtung, dass es meine Familie war, die mir wieder vorwerfen möchte, dass ich ohne sie nicht leben konnte.
,,Es ist offen", rief ich aus dem Wohnzimmer und schnappte nach meinen Krücken, um den Besuch wenigstens entgegen zulaufen.
,,Hey. Ich wollte nur noch mal kurz vorbeischauen", rief mir Lincoln zu, der die Haustür hinter sich schloss und ich aus dem Wohnzimmer humpelte. Er musterte mich und sofort verdüsterte sich seine Miene. Sah ich so schlimm aus?
Ja ich hatte mich nicht rasiert, das war einfach nicht im Bereich des Möglichen. ,,Ava und ich werden die nächste Woche in Seattle sein, da ich dort noch einige Dinge zuklären habe", erklärte Lincoln und deute auf die Tüte, die er in der Hand hielt.
Dann ging er in Richtung meiner Küche und öffnete die Tür. Er wusste ganz genau, wenn er es mir vorgeschlagen hätte, dass ich abgelehnt hätte, weswegen er einfach das tat, was er für richtig hielt.
,,Ava hat dir etwas von unserem Essen zusammen gesammelt. Zack, halt die Luft an", fing er an und merkte sofort, dass ich protestieren wollte.
Wie war dieser Mensch, der gerade mal über ein halbes Jahr hier wohnte, so hoch in meiner Freundschaftsliste gestiegen?
,,Wenn ich dir das Essen nicht vorbeibringe, wäre es verfallen. Also bist du nur ein Mittel zum Zweck, bevor du denkst wir würden dich bemuttern", fuhr er fort und warf mir einen skeptischen Blick zu, als er meine Küche sah.
In den letzten drei Tagen hatten sich da Geschirr und Verpackungen von Fertigessen gesammelt. Als Antwort bekam er nur ein Schulterzucken meinerseits, bevor er den Kühlschrank öffnete und das Essen darin packt.
,,Du solltest dir dringend eine Beschäftigung suchen", stellte Lincoln fest, als er fertig war meinen Kühlschrank zu füllen.
,,Falls du es vergessen hast. Ich wohne im Wald und kann mein rechtes Bein nicht benutzen. Also, was soll ich deiner Meinung nach machen?", fragte ich und würde ich nicht meine Arme auf die Krücken stützen, hätte ich diese jetzt vor meinem Körper verschränkt.
Lincoln steckte seine Hände in die Taschen seines braunen Mantels und musterte mich. ,,Vielleicht würde dir Gesellschaft gut tuen? Du versumpft hier", bekam ich als Antwort und ich verdrehte meine Augen.
Das zum Thema er bemuttert mich nicht. ,,Ich komm super alleine zurecht", brummte ich und machte einen Schritt zurück. Wieso hatte mir diese wenigen Minuten auf den Beinen wieder so viel Kraft geraubt? Was war mit meinem Körper los, dass ich so schnell außer Atem war?
,,Zack...wenn ich aus Seattle wieder zurück bin, machen wir was zusammen", stellte Lincoln klar und ich nickte nur knapp. Dieses Bemuttern ging mir total gegen den Strich von allen. So nett es auch gemeint war, so nervig fand ich es auch. Es war nur ein Beinbruch mehr nicht, keine lebensgefährliche Krankheit.
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Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat^^
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