Kapitel 16
Es war Montag und es schneite. Hörte es eigentlich auch mal auf zu schneien?
Manchmal fragte ich mich wirklich, wie man hier nicht zu einen Eiszapfen gefrieren konnte, wenn man länger als zehn Minuten an der frischen Luft war.
Ich betrat die Praxis und wurde mit dem Duft nach Schokolade begrüßt, solch eine Begrüßung würde ich gern öfter haben.
An der Rezeption saß wie immer Ella nur diesmal hielt sie eine große Tasse, an welche sie ihre Hände wärmte.
,,Was habe ich verpasst? Hat jemand Geburtstag?", fragte ich etwas irritiert und beugte mich über den Tresen zu ihr herunter.
,,Oh nein. Viel besser. Helen räumt hier auf", Ella warf mir ein verträumtes Lächeln zu. Bevor ich fragen konnte, wer denn nun schon wieder Helen war, hörte ich Owen schon aus dem Pausenraum.
,,Mum. Du solltest dich nun wirklich hinsetzen. Damit ist nicht zu spaßen", jammerte Owen und Ella kicherte, während sie an ihrer heißen Schokolade nippte.
Ich zog eine Augenbraue hoch und lief in Richtung Pausenraum. Eine Dame, vielleicht Ende fünfzig, stand an unserer kleinen Küche und holte Teller raus.
Sie war einen Kopf kleiner als Owen, jedoch war er ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie hatte die selben hellbraunen Haare und rehbraunen Augen wie ihr Sohn.
,,Lincoln. Hilf mir doch mal", setzte Owen wieder an, der fast schon verzweifelt mitten im Pausenraum stand.
,,Oh, Doktor. Ich hab sie gar nicht reinkommen hören. Wollen sie eine Tasse Kakao? Oder Zimtkuchen?", fragte sie sofort und lächelte mich freundlich an.
Okay, wieso war sie hier? Ich musterte sie kurz und bemerkte, dass sie ihren rechten Fuß kaum belastete und sich auf der Arbeitsplatte abstützen musste.
,,Frau Matthews, vielleicht wäre es schlauer, wenn sie mir ins Behandlungszimmer folgen würden, damit ich mir mal ihren Fuß ansehen kann", sagte ich freundlich und sie schnappte schon nach Luft, um etwas zusagen.
,,Danach werde ich mich natürlich an ihrem wundervollen Zimtkuchen bedienen. Er duftet wirklich köstlich", fügte ich rasch hinzu, was sie wieder zu lächeln brachte.
Ich bot ihr meinen Arm an und danach bekam ich sie nicht mehr zum Schweigen.
Sie erzählte mir, dass sie ihre Bäckerei aufschließen wollte und dabei jedoch in Eile war, war die Nachbarskatze ihr doch heute früh ins Haus gehuscht sei. Da hat sie nicht auf das Eis vor der Türe geachtet. Und so weiter...
Ich nickte und machte ein ,,Oh" und ein ,,Oh nein", da es sich eh wie ein Monolog anhört als das sie auf meine Meinung erpicht war.
Nach nicht einmal fünfzehn Minuten im Behandlungszimmer hatte ich ihre halbe Lebensgeschichte erfahren und musste ihr versichern, dass ich sie irgendwann mal in der Bäckerei besuchen würde.
Ach den Zimtkuchen hatte sie heute früh noch schnell gebacken, weil ihr das mit dem Fuß so unangenehm war und sie schließlich nicht meine Zeit ohne ein Dankeschön in Anspruch nehmen wollte.
Langsam wusste ich Bescheid, woher Owen seine weltoffene Glücksbärchenart hatte. Ich mochte Helen.
,,Vergessen sie nicht sich zu schonen! Der Fuß darf wirklich nicht belastet werden, sonst könnten die Bänder reißen und drei Mal täglich müssen sie die Creme verwenden", sagte ich ihr, als wir das Behandlungszimmer verließen. Gerade als sie wieder Luft schnappen wollte, um zu widersprechen, sah ich sie mit dem typischen ,,Vertrauen sie mir, ich bin Arzt" Blick an und sie lächelte nur.
,,Es tut mir echt leid, aber meine Mum ist etwas...naja über fürsorglich", sagte Owen, als sie gegangen war und ich machte nur eine abwertende Handbewegung.
,,Also ich mag sie", rief uns Ella zu und lächelte. Helen und Ella würden sich vermutlich wirklich blendend verstehen...aber dann hatten Owen und Zach vermutlich wirklich keine ruhige Minute mehr, wenn diese beiden Optimisten aufeinander trafen.
,,Ach übrigens, Lincoln. Das hier war heute früh im Briefkasten", sagte Ella und reichte mir einen Brief aus Seattle. Die Kanzlei meines Vaters? Was wollten die denn?
Doch genau in diesem Moment öffnete sich die Praxistür und Ava betrat den Flur. Ich ließ den Brief in meinem Kittel verschwinden und versuchte mich lässig in den Türrahmen zu lehnen.
,,Ähm ich nehm mir mal ein Stück Zimtkuchen", Ella sprang aus ihrem Bürostuhl auf und ergriff sofort die Flucht.
,,Du könntest auch noch ein Stück vertragen", sie ließ Owen gar keine andere Wahl, sondern schleifte ihn einfach mit sich. Die Tür fiel ins Schloss und dann herrschte Stille. Sogar das Wartezimmer war heute früh leer, als wöllte Woodshill, dass wir ungestört blieben.
,,Wie geht's dir?", fragte sie und sah mich an, während sie etwas nervös an ihrem geflochtenen Zopf umher spielte.
,,Gut und...dir?", ich verschränkte meine Arme vor der Brust, da ich sonst vermutlich auch nervös an irgendetwas herum spielen würde.
Oh fuck, ich fühlte mich gerade wie ein Teenager, der nicht wusste, wie man mit Frauen sprach.
,,Auch gut", antwortete sie und warf mir ein etwas unsicheres Lächeln zu.
,,Ich glaube wir sollten reden...über das von Freitag", begann ich und ihr Lächeln verrutschte. Na bravo Lincoln, das war alles, was du nicht wolltest.
Ich ging ein paar Schritt auf sie zu und griff nach ihrer Hand, die mit ihren blonden Haaren gespielt hatte.
,,Es soll nicht so klingen, als hätte ich es bereut...wirklich nicht. Aber ich muss wirklich mit dir reden. ICh möchte mit offenen Karten spielen", erklärte ich und zog ihre Hand kurz an meine Lippen.
Vielleicht verlor ich somit Avas Interesse an mir, ich meine wer wollte schon jemanden, der jemanden auf dem Gewissen hatte?
Aber vielleicht würde somit unsere Freundschaft nicht kaputt gehen und ich könnte mich jemanden anvertrauen. Und ich wollte nicht den Fehler machen, den gefühlt jeder Kerl aus den billigen Liebesfilmen machte und sein Geheimnis so lange geheim hielt, bis er damit alles zerstörte.
,,Du bist verheiratet. Wusste ich es doch", Ava lachte und ich verzog meine Lippen zu einen schmalen Lächeln. Vermutlich wäre mir dieses Geständnis lieber gewesen...
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Vergiss das ☆ nicht, wenn es dir gefallen hat.
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