4. Niemals eine Aev!
Das schrille Klingeln meines Weckers ertönte und ich schreckte aus einem Albtraum hoch. Alistair hatte mich durch einen dunklen Wald gejagt und ein übel zugerichteter James hatte versucht, seine bösen Taten gut zu reden. Ich schnappte nach Luft, bevor ich wirklich realisierte, dass es nur ein Traum war und schlug dann auf den Wecker. Ich war wach. Mein Herz raste allerdings noch und die Panik war noch nicht ganz verschwunden. Ich hatte um mein Leben gefürchtet. „Was ist bei diesem Abendessen passiert?" fragte mich jetzt Helin, die ausnahmsweise mal mit dem Wecker wach wurde und mich jetzt aus müden Augen besorgt musterte. „Alistair ist ein gewalttätiger Chauvi und die Aev-Alphas sind einfach grausam. Sie misshandeln ihre Rudelmitglieder." fasste ich kurz zusammen und spürte eine einzelne Träne über meine Wange rollen.
Auf Helins Gesicht zeichnete sich dieselbe Bestürzung ab, die ich gestern empfand. Es war schrecklich und ich wollte auf keinen Fall mit Aidan in dieses Rudel. „Wir müssen mit Larissa und Calum reden." verlangte sie sofort und ich nickte langsam. Die Tika-Alphas würden mir helfen können. Zumindest hoffte ich es. Ich sollte sie sprechen, bevor der Unterricht begann. „Ich werde Jace bitten, dich zum Tika-Gästehaus zu begleiten. Er wird dich beschützen." ergänzte meine beste Freundin noch, bevor sie begann, sich für das Frühstück herzurichten. Ich nickte wieder, auch wenn sie es nicht sah und machte mich ebenfalls fertig. Ein Klopfen an der Türe ließ mich jedoch nach kurzer Zeit wieder stoppen. Schnell zog ich mich um und rief, „Wer ist da?", bevor ich zögerlich öffnete. „Ich wollte dich zur Cafeteria begleiten." sagte da mein Gegenüber und starrte auf den Boden.
Ich musste zweimal hinsehen, um ihn als den Aev-Werwolf zu erkennen, der vorgestern neben James gestanden war, als sie mir vor meinem Zimmer aufgelauert hatten. Ich schluckte. „Ähm... Ich brauche noch einen Moment. Möchtest du warten?" bot ich an und öffnete unsicher die Tür einen Spalt breiter. „Ich warte hier, Luna." erwiderte er und wandte seinen Blick in den Gang. Es wirkte fast, als wollte er sicher gehen, dass sich niemand dem Zimmer näherte. Na großartig. Mal wieder eine Wache vor meiner Türe. „Okay." murmelte ich, schloss die Tür wieder und machte mich fertig. „Wer war das?" kam da auch schon Helin mit besorgter Mine aus dem Badezimmer. „Ein Aev. Er will mich zur Cafeteria begleiten." erklärte ich und sie runzelte verwirrt die Stirn, bevor sie mit ihrer Morgenroutine fortfuhr.
Als meine beste Freundin fertig war, gingen wir gemeinsam aus dem Zimmer und unser Wächter folgte uns einfach schweigend, während sie versuchte, ein Gespräch mit mir zu führen. Die Stille seitens des Aev-Werwolfes verunsicherte mich allerdings nach ein paar Schritten, weshalb ich mich an ihn wandte. „Wie heißt du eigentlich?" fragte ich und ein kurzes Lächeln schwebte über sein Gesicht. „Lirim." meinte er und verbeugte sich leicht, was mich peinlich erröten ließ. Nie hatte sich jemand ausgerechnet vor mir verbeugt. „Wieso genau bist du hier? Hat dein Alpha dich geschickt, um Avalon zu beschatten?" kam es nun auch von Helin misstrauisch, bevor sie beschützend einen Arm um mich legte. „Nein. Das Rudel hat beschlossen, sie zu schützen. Wir wollen sie als unsere Luna." erklärte Lirim lächelnd.
Was? Hatte ich gerade richtig gehört. „Verständlich. Avalon ist ja auch mutig und eine wirklich gute Kämpferin. Ich würde euch nur nicht raten, sie je zu wecken. Sie kann richtig giftig werden, wenn sie nicht ausgeschlafen ist." erwiderte Helin mit verschwörerischem Blick und zwinkerte mir grinsend zu. Musste sie sich ständig mit den Aev verbrüdern? „Wenn du meinst." grummelte ich mit einem Augenrollen und lief etwas zügiger. Mittlerweile bekam ich ziemlich großen Hunger. Gestern Abend hatte ich ja nicht wirklich viel gegessen. „Lass ihr Zeit. Sie wird schon erkennen, wie gut sie es als Luna hätte." hörte ich mit meinem verbesserten Gehör Helin flüstern und warf ihr einen sauren Blick zu, bevor ich nochmal beschleunigte. Ich musste unbedingt noch mit unseren Alphas reden.
Kurze Zeit später stand ich in der Cafeteria an und holte mir mein Frühstück, während mein Blick suchend über die anwesenden Tika glitt. Ich musste schnellstmöglich Jace finden und ihn bitten, mich zu unseren Alphas zu begleiten. „Jetzt mach mal nicht so einen Stress. Ich bin sicher, Jace möchte auch erst einen Happen essen, wenn er kommt." meinte Helin augenrollend und schob mich weiter zu unserem Tisch, als ich mein Essen auf dem Tablet hatte. „Ist ja gut. Ich will es nur schnell hinter mich bringen." erwiderte ich ungeduldig, setzte mich aber und begann zu essen. Während Helin sich in die Tischgespräche einbrachte, ließ ich meinen Blick noch ein zweites Mal schweifen. Diesmal war er jedoch wie von meinen Instinkten gesteuert. Da meine Instinkte aber nicht fanden, was sie wollten, kam eine unterdrückte Unruhe in mir auf. Wo war mein Mate? Sein Rudel war größtenteils schon hier.
Da kam ein einstimmiges Knurren von meinen Rudelmitgliedern und mein Blick zu einem anderen Aev-Wolf, der mit erhobenen Händen auf unseren Tisch zulief. „Ich möchte nur kurz mit ihr reden." erklärte James und zeigte vorsichtig in meine Richtung. Natürlich wanderten nun die Blicke meiner Rudelmitglieder fragend an mich. „Na gut. Ich gehe kurz mit ihm." sagte ich ergeben, nahm mein Tablett und sah mich nach einem kleineren freien Tisch um. James war allerdings schneller. „Möchtest du dein Tablett kurz hierlassen? Ich muss dir nur schnell etwas zeigen." meinte er und da er sich gestern für mich eingesetzt hatte, nickte ich nur und ließ das Tablett an meinem Tisch. „Was gibt es denn?" wollte ich wissen und folgte ihm zögern aus der Cafeteria.
Vorsichtig musterte ich James von der Seite. Er schien keine neuen blaue Flecken zu haben und auch die von gestern waren schon fast verblasst. Natürlich wir Werwölfe heilten bei sowas ziemlich schnell. „Ich mache mir Sorgen um Aidan. Ich habe ihn seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Er hat sich mit seinem Vater noch heftig gestritten, nachdem du weg warst." erklärte da der Betaanwärter und sofort übernahm mein Instinkt für einen Moment die Kontrolle. „Wo ist mein Mate?!" knurrte ich und bemühte mich, meine Panik zu unterdrücken. Beruhigend legte James mir eine Hand auf die Schulter und führte mich durch die Gänge, in denen die Zimmer der Jungen lagen. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er in seinem Zimmer ist, aber wenn nicht, brauche ich deine Hilfe, um ihn zu finden. Bitte. Du bist seine Mate. Du würdest ihn immer finden können." Ich nickte daraufhin nur und hatte das Gefühl, unter Strom zu stehen.
Eine starke Unruhe ergriff von mir Besitz und das immer stärker werdende schlechte Gefühl in meiner Magengegend ging eindeutig nicht auf meinen Hunger zurück. Verdammt. Ich musste mich zusammenreißen. Es war nicht gut für mich, wenn ich meinen Instinkten die Führung überließ. Besonders wenn es um Aidan ging. Da blieb allerdings James plötzlich stehen und klopfte an die Tür, neben der wir gestoppt hatten. Sie wurde nicht geöffnet, aber ich hörte ganz sicher ein Geräusch aus dem Zimmer kommen. Ich legte den Kopf schief und lauschte. Ich hörte ein Stöhnen und kurz darauf leises Gekicher. Oh. Blinde Wut stieg in mir hoch. „Das ist Aidans Zimmer?" fragte ich begleitet von wütendem Knurren. Sofort schien James alarmiert und klopfte nochmal eindringlicher. „Ja! Hast du etwas gehört? Geht es Aidan gut?" wollte er wissen und drückte selbst ein Ohr an die Tür, um selbst etwas hören zu können.
„Also, so wie sich das anhört, geht es ihm mehr als gut. Du brauchst mich hier nicht!" fauchte ich und machte auf dem Absatz kehrt. Ich rannte etwas schneller als gewohnt zurück zur Cafeteria. Allerdings blieb ich vor der Tür wie versteinert stehen. Ich sollte erst meine Instinkte unter Kontrolle bekommen. Ich durfte es mir nicht zu nahe gehen lassen. Dann hatte Aidan eben Damenbesuch und amüsierte sich. Das war nicht mein Problem. Ich wollte ihn nicht. Zumindest bemühte ich mich, mir das einzureden. Verdammt! Ich durfte mir von meinen Instinkten keine Gefühle vorgaukeln lassen, die ich eigentlich nicht empfand. Aidan war mir egal! Immer noch leicht wütend stieß ich die Türen auf und hörte selbst wie sie mit einem lauten Knall an die Wand donnerten. Das war mir allerdings egal. Genauso wie die schockierten Blicke der anderen Werwölfe. Ich lief einfach zu meinem Tisch und fing an zu essen. Auf etwas anderes konnte ich mich gerade nicht konzentrieren.
Allerdings war mir jetzt auch schon der Appetit vergangen. „Hey! Was ist los, Lon?" erkundigte sich nach einem Moment Helin und musterte mich besorgt. Das konnte sie sich sparen. Sie war ständig auf seiner Seite und hatte mich gedrängt, ihm eine Chance zu gebe. „Kann Jace mich zu den Alphas bringen?" fragte ich stattdessen und sah besagten Tika-Werwolf auffordernd an. „Klar. Lass uns aber vorher bitte kurz in den Wald gehen. In diesem Zustand solltest du nicht zu ihnen." meinte er da und wechselte einen unsicheren Blick mit seiner Mate. Was war denn jetzt sein Problem? „Du bist total im Luna-Modus." flüsterte er mir dann zu, als er mich langsam an der Schulter zum Ausgang schob. Was? Verwirrt sah ich mich um. Der ganze Saal wirkte wie erstarrte, während alle Blicke auf mir lagen. Verdammt. Das war dann wohl mal ein Bühnenreifer Auftritt gewesen!
Zügig eilte ich mit Jace zum Wald und wandelte mich fast sofort. Ich hörte entfernt ein paar Aev-Gedanken, die ich aber vorerst ausblendete. Stattdessen konzentrierte ich mich auf Jace, der einen Moment mehr benötigte, um sich zu wandeln. Wir können direkt zum Gästehaus, wenn du möchtest, aber ich würde dir empfehlen, dich erst noch etwas zu beruhigen. Willst du mir zeigen, was dich so aufregt?, fragte Jace mich in Gedanken und stupste mich aufmunternd in die Schulter. Aidan hatte Frauenbesuch, aber ist schon okay. Ich habe ihn nie als meinen Mate angenommen. Er soll doch tun, was er nicht lassen kann., erklärte ich, spürte aber selbst, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Diese dummen Instinkte! Jace stupste mich nochmal kurz an, lies meine Aussage zum Glück aber sonst unkommentiert und lief dann mit mir los zum Gästehaus.
Die kühle Waldluft zerzauste mein helles Fell und ich genoss es, die neuerlich enorme Kraft in meinen Muskeln zu nutzen. Ein wohliges Kribbeln rieselte über meinen Körper und ich begann mich endlich wieder zu entspannen. Als wir dann am Gästehaus ankamen, war ich wieder entspannt und konnte klare Gedanken fassen. Ich wandelte mich wieder zurück, während Jace mich nochmal anstupste und dann ein bisschen tiefer in den Wald schlich. Er würde hier draußen auf mich warten. Dafür war ich ihm mehr als dankbar. Ich sollte mich dann auch bei Helin entschuldigen. Sie hatte ihn immerhin für mich entbehrt. Jetzt lief ich allerdings schnell die Stufen zur Haustür hoch und klopfte energisch.
Nur einen Moment später öffnete eine blonde Schönheit die Türe und strahlet mich an. „Avalon! Schön dich zu sehen. Komm doch herein!" bat Larissa, die Luna meines Rudels, mich herein und machte einen Schritt zur Seite. Schnell kam ich ihrer Aufforderung nach und sah etwas schüchtern auf den Boden. Da kam auch schon Calum um die Ecke und lächelte leicht. Seine hellbraunen Locken waren noch leicht nass. Wahrscheinlich kam er gerade aus der Dusche und wollte mit seiner Mate frühstücken. „Guten Morgen, Alphas. Ich wollte eine wichtige Angelegenheit mit euch besprechen." erklärte ich mein Auftauchen und sah besonders Calum bittend an. Er würde bei den Verhandlungen mit Alistair vielleicht noch etwas Respekt erlangen. Zumindest hoffte ich es.
Larissa und ihr Mann wechselten einen ernsten Blick, bevor die Luna seufzte und die Tür hinter mir schloss. „Komm." sagte sie und wir liefen zu dritt in die Küche. Gehorsam setzte ich mich auf einen Stuhl und wartete. Larissa warf mir einen strafenden Blick zu, bevor sie mir einen Teller mit Gebäck vor die Nase stellte. Es war klar, dass sie wollte, dass ich etwas aß. Ich war ihrer Meinung nach schon immer etwas zu dünn. Artig nahm ich mir ein Stück, biss aber noch nicht ab. Erst als sie sich und Calum ebenfalls Teller hinstellte, die bis zum Rand mit Essen gefüllt waren, begann das Gespräch richtig. „Wir können nicht verlangen, dass die Aev ihren zufünftigen Alpha in unser Rudel übergeben. Sie suchen sowieso schon lange nach einem Grund, uns den Krieg zu erklären." fing Calum ernst an und knabberte an einem Streifen gebratenen Speck.
Ich seufzte. „Ja. Deshalb bin ich auch gar nicht hier. Ich wollte euch warnen. Ich habe gestern Alistair kennengelernt. Er verachtet Frauen und ist überaus gewaltbereit. Sein Sohn allerdings auch. Ich... ich möchte Aidan als meinen Mate ablehnen." erklärte ich stockend die Situation. Die Alphas zogen scharf die Luft ein und wechselten erschrocken einen Blick. „Aber er ist dein Mate, Avalon! Willst du denn gar nicht erfahren, wie wundervoll eine solche Verbindung sein kann?" fragte Larissa und musterte mich besorgt. Schnell nahm ich einen Bissen von dem Gebäck, was ihren Blick etwas auf weichte und mir noch kurz Zeit zum Überlegen einer Antwort gab. „Ich will niemals eine Aev sein! Niemals! Und wenn Aidan nicht in unser Rudel kann, gibt es kaum eine andere Möglichkeit, um diese Verbindung zu verwirklichen. Außerdem ist Aidan nicht an mir interessiert." erklärte ich, nachdem ich geschluckt hatte.
Leider klang mein letzter Satz eindeutig ziemlich verbittert. „Wie kommst du darauf? Du bist die für ihn bestimmte Luna, Avalon. Niemand könnte perfekter für ihn sein. Ich wusste schon immer, dass etwas mehr in dir schlummert." erwiderte Larissa und klang ziemlich stolz. Nachdem meine Eltern gestorben waren, hatte sie sich wie eine Mutter um mich gekümmert. Ich sah etwas traurig aus dem Küchenfenster. „Es tut mir leid, euch zu enttäuschen, aber es geht nicht. Ich habe gerade mitbekommen, wie er sich mit einer anderen vergnügt. Ich bin sicher, er braucht mich nicht." erklärte ich bedauernd und knabberte wieder an meinem Gebäckstück. Es war mit Nüssen und Zuckerglasur und schmeckte wirklich gut. Garantiert hatte die Luna der Tika die selbst gebacken.
Der bestürzte Blick, den meine Alphas wechselten, entging mir natürlich nicht. Sie waren wirklich enttäuscht. Allerdings nicht von mir. „Wir hatten gehofft, Aidan würde sich über seinen Vater erheben. Er war unsere Hoffnung für Friedensverhandlungen mit den Aev in der Zukunft." meinte Calum dann und lächelte mich leicht entschuldigend an. Sie hatten Aidan also schon beobachtet, noch bevor er als mein Mate ausgewählt wurde. „Das tut mir... " ein erschreckend lautes Klopfen an der Haustür unterbrach mich in meinem Satz. Verwirrt sah ich über die Schulter. Wer würde denn so gegen die Tür donnern. „Ich bin sofort zurück. Esst ruhig etwas weiter." meinte Larissa und sah besonders mich auffordernd an. Ich lächelte und nahm einen großen Bissen von meinem Gebäck. „Mach dir keine Sorgen, Avalon. Wir finden schon eine Möglichkeit. Deshalb sind wir schließlich persönlich angereist. Du bist wie eine Tochter für Larissa. Sie fühlt sich für dich verantwortlich. Außerdem wollen wir endlich einen dauerhaften Frieden mit den Aev. Unser Handeln muss gut durchdacht sein." flüsterte Calum mir zu.
Der Alpha überließ schon immer viele Dinge seiner Luna. Er wollte es ihr immer recht machen und liebte sie über alles. Das sie noch keine eigenen Kinder hatten nagte an ihnen beiden ziemlich stark. „Danke." murmelte ich und schenkte meinem Alpha ein ehrliches Lächeln. Er wusste einfach, wie er mich beruhigen konnte. Auch erfing an zu essen, während ich meine Ohren spitzte, um herauszufinden, wer an der Tür war. „Bitte." hörte ich da deutlich eine mir nur allzu bekannte Stimme und versteifte sofort. Alarmiert sah Calum zwischen mir und der Tür hin und her. Die Sorge um seine Mate war ihm nur zu deutlich anzusehen. „Na gut, aber halte dich etwas zurück, Junge." erklang jetzt Larissas strenge Stimme, bevor sie mit Aidan in die Küche kam. Sie zwinkerte mir zu und begann dann ihr Frühstück weiter zu essen. Calum lächelte leicht und griff dann nach einer Hand seiner Frau, bevor er ihr einen liebevollen Kuss darauf drückte und selbst weiter aß.
„Hallo, Avalon." sagte er und musterte mich forschend, bevor er einen Schritt auf mich zumachte. „Wie bist du an Jace vorbeigekommen?" grummelte ich nur als Erwiderung und fing mir einen tadelnden Blick von Larissa ein. Eigentlich war ich tatsächlich zu Höflichkeit erzogen worden. „Ich bin stärker als er und er wusste wahrscheinlich, dass es keine gute Idee ist, vor dem Gästehaus deines Rudels einen Kampf zu provozieren. Das würde ein schlechtes Licht auf die sonst so friedfertigen Tika werfen." meinte Aidan und setzte sich nach einem unsicheren Blick zu meinen Alphas neben mich. Sofort rutschte ich etwas von ihm weg, was er als Anlass nahm, mir hinterher zu rutschen. „Was willst du hier, Aidan? Ist dir mit deinem Damenbesuch langweilig geworden?" fragte ich vielleicht etwas zu scharf und aß schnell noch den Rest meines Gebäcks, um nicht noch mehr Unsinn über meine Lippen zu lassen.
Immerhin hatte der Aev-Alphas Sohn den Anstand, zerknirscht weg zu sehen. „Es ist nicht, wie du vielleicht denkst. Ich will nur dich. Sie sollte mir nur mit meinen Verletzungen helfen." versuchte er sich an einer Erklärung, wobei mein Blick sofort prüfend über ihn glitt. Er sah irgendwie ziemlich malträtiert aus. Er hatte lauter blaue Flecke und schmale Risse in der Haut. Mal wieder regte sich Sorge in mir, doch ich rang sie sofort wieder nieder. Ich wollte diese Instinkte nicht! „Deine Ausreden kannst du dir sparen, Aidan. Ich habe euch gehört." knurrte ich und fing einen mitleidigen Blick von Larissa auf. „Ich... Bitte, Avalon. Gib mir eine Chance, mich dir zu beweisen. Ich verspreche, mich zu bessern." stockte der Aev-Alphas Sohn und griff schnell nach meiner Hand.
Ein wohliges Kribbeln ging von seiner Berührung aus, doch das wollte ich nicht spüren. Ich wollte ihm nicht nachgeben. Es konnte sowieso nicht funktionieren. Das hatte ich meinen Alphas gerade so verständlich erklärt. „Es geht nicht, Aidan. Ich bin niemals eine Aev! Ich will auch nie eine werden." versuchte ich es auch ihm näher zu bringen, aber natürlich ließ er sich nicht so einfach überzeugen. „Du hast schon Fähigkeiten einer Aev-Werwölfin. Wenn du aber nicht unter meinem Vater leben willst, verstehe ich das. Ich werde ihn für dich anfechten. Ich kann das Rudel übernehmen. Ich bin schon volljährig!" beteuerte er und ließ meine Alphas erschrocken die Luft einziehen. „Bist du sicher, dass du das riskieren willst, Aidan? Es könnte dich das Leben kosten und damit auch Avalons, solange ihr verbunden seid." gab Calum zu bedenken und schien gespannt auf die Antwort zu warten.
„Das Rudel steht hinter ihr. Ich habe es gestern gesehen. Die anderen haben sich offen gegen einen Befehl meines Vaters gewehrt. Das hat mich wohl wachgerüttelt." erwiderte mein Mate, woraufhin meine Alphas mich überrascht anstarrten. Ich zuckte mit den Schultern und sah verlegen weg. Ich empfand diese Info nicht als besonders relevant. „Aidan. Ich will das nicht. Ich will das alles nicht. Du bist nicht viel besser als dein Vater. Ich habe genau gehört, wie du dich mit einer anderen vergnügt hast, obwohl wir noch verbunden sind. Ich will die Verbindung lösen." schritt ich ein, ballte meine Hände zu Fäusten und sprang vom Stuhl auf. „Ich wollte sie gar nicht! Ich will nur dich. Deshalb haben wir auch aufgehört. Sie hat es bemerkt." meinte Aidan, sprang ebenfalls auf und versuchte, nach meiner Hand zu greifen. Sofort knurrte ich ihn abwehrend an. Ausnahmsweise mit voller Absicht.
Da schritten auch schon meine Alphas ein. „Es reicht. Avalon, das ist ein großer Schritt. Du wirst dir das bitte nochmal durch den Kopf gehen lassen. Und du solltest jetzt gehen, Aidan." meinte Calum und warf uns beiden verärgerte Blicke zu. Da ich mich allerdings im Recht sah grummelte ich nur vor mich hin, bevor ich mich setzte und genervt auf den Tisch starrte. Diese ganze Mate Sache war mir von Anfang an lästig. Aidan blieb noch einen Moment wie erstarrt stehen, bevor er seufzte. „Es tut mir leid. Ich wollte euch nicht belästigen. Ich hoffe, die Verhandlungen mit meinem Vater werden gut verlaufen. Einen schönen Tag noch." verabschiedete er sich förmlich, bevor Larissa ihn zur Tür brachte. „Du darfst ihm keinen Vorwurf daraus machen. Er ist zu dir gekommen. Schon mehrmals, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Ich möchte dir nicht vorschreiben, was du tun sollst, aber es hat schon einen Grund, warum ausgerechnet er dein Mate ist, Avalon. Ihr gehört zueinander." erklärte Calum lächelnd.
Seine Luna kam ihm auch sofort zur Hilfe. Anscheinend war Aidan weg. „Calum hat Recht. Ihr ergänzt euch, glaub mir. Außerdem wird er dich brauchen, um sein Rudel zu führen. Kein Alpha kann ohne eine Luna. Du könntest mit ihm heute Abend mit ihm hier zum Essen kommen und danach unterhaltet ihr euch mal ausgiebig in einem der unzähligen leeren Zimmer hier." schlug Larissa vor. Natürlich war ihr klar, dass ich eine solches Angebot nie ausschlagen würde. Ich würde immer gerne zum Essen kommen. „Na gut. Ich werde ihn einladen, wenn es das ist, was ihr möchtet." knickte ich also sofort ein. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf den Gesichtern meiner Alphas aus. „Wir sind stolz auf dich. Jetzt solltest du aber gehen. Der Unterricht beginnt bald." meinte Calum entspannt und aß sein Frühstück weiter.
Damit war ich dann wohl entlassen, stand auf und verabschiedete mich mit einem Winken. Am Fuß der Treppe zur Haustür stand ein schuldig dreinblickender Werwolf und sah mich traurig an. „Es ist schon okay, dass du Aidan vorbeigelassen hast. Lass uns zum Unterricht gehen." meinte ich zu ihm und lächelte leicht. Jace musste sich wirklich keinen Vorwurf daraus machen. Er nickte mit seinem kräftigen Wolfskopf und hüpfte etwas tiefer in den Wald hinein. Schnell wandelte ich mich auch und trottete hinter ihm her. Natürlich hatte ich aber nicht bedacht, dass Aidan auch noch verwandelt sein könnte und wurde unerwartet heftig von seinen Gedanken getroffen. Was mache ich denn jetzt nur?! Ich kann sie nicht verlieren. Wie konnte ich nur so dumm sein und mit dieser Tussi rumknutschen. Avalon ist viel hübscher und sie würde sicher viel besser küssen... drangen Aidans Gedanken auf mich ein und sofort entwich mir ein Knurren.
Konnte er seine Gedanken nicht für sich behalten? Sonst war er auch immer so verschlossen. Krieg dich wieder ein, Aidan., kam es von mir, obwohl ich meine Gedanken für mich hatte behalten wollen. Sofort stoppte sein Gedankenfluss und er hatte sich wieder verschlossen. Jace neben mir blieb alarmiert stehen und sah sich um. Er hatte wohl eine Veränderung an mir bemerkt. Geh schonmal vor. Ich muss noch was mit Aidan klären., erklärte ich ihm und nach kurzem Zögern lief er tatsächlich weiter. Da spürte ich auch schon die schweren Schritte meines Mate näher kommen und sah in die Richtung, aus welcher mir sein Duft entgegenwehte. Können wir reden?, bat er, sobald er mich mit seinen strahlend blauen Augen entdeckte und kam mit angelegten Ohren auf mich zu. Sein schwarzes Fell war natürlich wieder wunderschön und in meiner Wolfsgestalt spürte ich unsere Mate-Verbindung nur allzu deutlich. Nicht jetzt. Der Unterricht beginnt bald, aber meine Alphas haben uns eingeladen heute Abend mit ihnen zu essen und uns danach in eines der Zimmer zum Reden zurückzuziehen. Kommst du dann?, brachte ich es direkt hinter mich und lief langsam weiter Richtung Hauptgebäude.
Sofort schlug mir die Erleichterung meines Mate entgegen und ich ging etwas zügiger. Er sollte nur nicht glauben, dass ich ihm so leicht nachgab. Natürlich. Ich bin um 17 Uhr bei dir., erwiderte er, bevor ich nickte und losrannte. Ich wollte sicher auch nicht zu spät zum Unterricht kommen. Schnell wandelte ich mich noch im Wald wieder in meine menschliche Form und eilte die Treppen und Gänge zu meinem Klassenzimmer. Dort kam mir dann allerdings ein Mädchen entgegen und rempelte mich voller Absicht an. „Was soll das?!" gab ich knurrend von mir und starrte die Blondine finster an. „Ach, kleine Tika, reg dich bloß nicht so auf. Man hört, du willst deinen Mate loswerden. Ich kann dir versichern, dass das eine gute Entscheidung ist. Ich durfte gestern schon testen, wie er so ist. Also intim. Bei mir wird er viel besser aufgehoben sein als bei dir." meinte die fremde Werwölfin mit einem arroganten Grinsen auf den Lippen und fuhr mit ihrer Zunge einmal darüber.
Ich erkannte sofort, dass sie dem Amber-Rudel angehörte. Die waren häufig recht... überheblich. Allerdings war das anscheinend die Schnepfe, die gestern mit meinem Mate zusammen war, als ich ihn erwischte. Unstillbare Wut stieg in mir auf. „Wie kannst du es wagen?!" knurrte ich und wollte mich auf sie stürzen, doch da hielt mich plötzlich eine Hand zurück. „Mit solchem Abschaum brauchst du dich nicht abgeben, Luna. Sie ist es sicher nicht wert, sich einen Verweis einzuhandeln." meinte der Werwolf, der mich sanft festhielt. Er war eindeutig ein Aev, allerdings kannte ich ihn noch nicht und starrte verwirrt auf seine Hand. „Sie ist noch überhaupt nicht deine Luna, Louis." gab das Mädchen schnippisch von sich, wobei ihre Augen deutlich golden glühten. „Danke. Ich kann für mich selbst reden." sagte ich jedoch zu dem Aev, der anscheinend Louis hieß, und ignorierte die Aussage der Werwölfin.
Meine Wut verstärkte sich noch weiter als sie auf einmal breit grinste. „Wir werden schon sehen. Ich werde Aidan schon noch in mein Bett bekommen und dann wird er ganz mir gehören." meinte die Amber-Wölfin und da war es vorbei. Ohne mein Zutun prang ich in einem Satz auf sie und rang sie zu Boden. „Noch ein Wort über meinen Mate und du wirst nie wieder etwas sagen können!" fauchte ich sie an und krallte mich in ihren Haaren fest. Meine Instinkte hatten die Kontrolle übernommen und ausnahmsweise würde ich sie diesmal nicht unterdrücken. Die Wut beherrschte mich zu sehr. „Verdammt!" nahm ich Louis' Fluchen neben mir wahr, ignorierte es aber geflissentlich. Er würde sicher nicht versuchen, eine wütende Luna von ihrem Vorhaben abzubringen.
Leider kam aber in diesem Moment auch unsere Lehrkraft angerannt. „Was ist denn hier los?!" kreischte sie und kramte in ihrer Tasche. Sie suchte sicher nach dem Beutelchen Baldrian, das alle Lehrkräfte für solche Zwecke mit sich führen mussten. Im Normalfall beruhigte es Werwölfe soweit, dass die Lehrer sie auseinanderbringen konnten. Allerdings galt dies nicht für Alphas. Da ich aber erst die Wandlung zur Luna durchgemacht habe, war ich mir nicht sicher, ob es bei mir überhaupt noch wirken würde. „Das wirkt bei ihr nicht. Ich gehe Aidan holen." vernahm ich Louis' Stimme erneut. Allerdings drangen seine Worte nicht ganz zu mir durch. Mein Blick war fest auf die Amber-Werwölfin gerichtet, die intim mit meinem untreuen Mate war. An meiner Hand ließ ich meinen Zeigefinger sich mit einer Kralle ausstatten, bevor ich damit über die Wange des Mädchens fuhr. Sie schrie und zappelte, doch mein Griff war zu fest. Da tropfte Blut aus der Wange.
„Avalon!" kam es da leicht atemlos von hinter mir. „Du kannst gerne wieder gehen, Aidan, ich habe das im Griff." gab ich gelassen als Antwort und beobachtete, wie das Blut tropfte. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, meine Mate. Du solltest Naomi jetzt gehen lassen und selbst in den Unterricht." erwiderte der Aev-Alphas Sohn und berührte sanft meine Schulter. Er kannte auch noch ihren Namen! Neuerliche Wut durchschoss mich, allerdings zwang Aidans Berührung meine Instinkte zurück. Da realisierte ich, was ich gerade getan hatte. Na, ganz toll! Das würde heute Abend Ärger geben. Mit einem Seufzen stieß ich Naomis Kopf nochmal an den Boden, bevor ich von ihr herunterkletterte und die Lehrerin neben uns erwartungsvoll betrachtete.
Sie schluckte und sah uns vier an. Erst Louis, dann Naomi und mich und zuletzt Aidan. „Naomi du gehst bitte zu einer Krankenschwester. Ihr anderen könnt erstmal in euren Unterricht." meinte sie etwas unsicher und ließ ihren Blick zwischen Aidan und mir schweifen. Die Amber-Werwölfin verschwand mit einem Grummeln ganz schnell und Louis eilte in unser Klassenzimmer. Anscheinend war er in meiner Klasse. „Wir sehen uns heute Abend. Versuch bitte bis dahin keine weiteren Leute mehr anzufallen." flüsterte Aidan mir mit einem Grinsen auf den Lippen zu, bevor er auch wieder ging. „Bilde dir darauf bloß nichts ein!" rief ich ihm noch hinterher, bevor ich Louis in unser Klassenzimmer folgte. Unsere Lehrerin kam kurze Zeit später auch herein und begann ganz ungerührt mit ihrem Unterricht.
Glücklicherweise schaffte ich es, den Rest des Tages ohne weitere Zwischenfälle durchzustehen und sah mich jetzt im Gang nach Helin um, die sich mit mir an meinem Klassenzimmer treffen wollte. „Hallo, Luna." kam es von meiner Seite und ich warf nur einen kurzen Blick auf Lirim, der neben mir stand und sich ebenfalls umsah. „Hallo, Lirim." erwiderte ich und fand auch nach weiteren fünf Minuten meine beste Freundin nicht in dem Gewusel aus Internatsschülern. „Nach wen halten wir denn Ausschau?" fragte der Aev-Werwolf und musterte nun mich. „Helin. Sie wollte sich hier mit mir treffen." erklärte ich und seufzte. Garantiert war sie von ihrem Mate aufgehalten worden und würde sich mal wieder verspäten. „Wenn du möchtest, könnte ich einen der anderen bitten, sie zu finden, Luna." bot Lirim an.
Ich warf ihm einen Blick zu und seufzte. „Nein. Das ist nicht nötig. Sie ist sicher mit ihrem Mate beschäftigt. Da möchte ich sie nicht stören. Ich werde einfach warten." erklärte ich und setzte mich auf die gerade freigewordene Bank neben mir. „Wie du möchtest." erwiderte der Aev ergeben und nickte leicht. Da entschied ich mich, Lirim mal ein wenig auszufragen, wenn er schon abgestellt wurde, um mich zu beschützen. Aus einem anderen Grund war er nämlich sicher nicht hier, denn sein Jahrgang wurde in einem ganz anderen Gang unterrichtet. „Warum hat dein Rudel entschieden, mich zu beschützen?" wollte ich wissen und sah ihn auffordernd an. Sofort setzte er sich ganz gerade und unsicher neben mich. Er hatte wie James braune Haare und hellbraune Augen und auch seine Gesichtszüge ähnelten dem Betaanwärter. Waren sie vielleicht verwandt?
„Nun ja, das Rudel hat gesehen, dass du es verdienst. Du bist sehr herzlich und offen. Außerdem ist James der Meinung, du würdest das Beste aus Aidan herausholen. Das gesamte Rudel wartet schon lange darauf, dass er sich seinem Vater widersetzt und seinen Platz einnimmt. Wir wollen, dass du dann die Frau an seiner Seite bist. Du bist so stark. Wir können es alle spüren." gab Lirim mir die Erklärung und lächelte leicht entschuldigend. „Es tut mir leid, Lirim, aber ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Aidan müsste Alistair im Kampf schlagen, um das Rudel zu übernehmen. Ich denke nicht, dass er das schon kann. Außerdem will ich niemals eine Aev sein. Ich bin eine Tika." erwiderte ich seufzend und starrte nachdenklich auf meine Füße. Ich konnte keine Aev werden. Niemals!
Lirim zuckte mit den Schultern und griff dann nach meiner Hand. „Es ist auch deine Entscheidung, Luna, aber wir brauchen dich. Du kannst das Rudel befreien." meinte er eindringlich, bevor er meine Hand wieder losließ und ebenfalls auf seine Schuhspitzen starrte. „Ich kann nicht." gab ich zu verstehen und stand dann auf. Helin war gerade um eine Ecke gekommen und kam auf mich zu geeilt. Ihre Haare waren ganz zerwühlt und sie strahlte. Eindeutig war sie mit ihrem Mate zusammen. „Hey. Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen. Ich war heute Morgen ein wenig unfair zu dir." sagte ich und sah meine beste Freundin etwas unsicher an. „Ist nicht schlimm. Das war in den letzten Tagen alles etwas viel für dich. Du musst dich nicht entschuldigen." erwiderte sie und hakte sich bei mir unter.
„... Und deshalb bin ich jetzt um 17 Uhr mit Aidan bei unseren Alphas verabredet." endete ich einige Stunden später meine Erzählung Helin gegenüber. Ich hatte schon angefangen, mich fertig zu machen und erzählte ihr wie es zu dieser Situation gekommen war. „Hast du dir denn schon Gedanken gemacht, was genau du mit Aidan besprechen willst?" erkundigte sie sich und flocht nebenbei einen Teil meiner Haare. Natürlich hatte ich meine Frisur wieder ihr überlassen. Ich zuckte als Antwort nur mit den Schultern und betrachtete mich selbst im Spiegel. Es war immer noch komisch in meine nun blauen Augen zu starren. Auch meine Figur hatte sich verändert. Ich war etwas... betonter an manchen Stellen. Anders konnte man es nicht beschreiben. Dennoch erkannte ich meinen Körper wieder. Es war einfach seltsam.
Helin warf mir im Spiegel einen tadelnden Blick zu. „Vielleicht solltest du dir ein paar Themen zum Reden überlegen. Ein wichtiges Thema wäre eure Verbindung. Du solltest dich damit auseinandersetzen." meinte sie und machte dann einen Schritt von mir weg. „Fertig! Du siehst hübsch aus. Deine weißen Strähnen ergänzen die Frisur perfekt und das Blau in deinen Augen ist einfach faszinierend. Es wirkt, als hätte das schon immer so zu dir gehören sollen." meinte sie dann noch und lächelte mich an, wie eine größere Schwester ihre langsam erwachsen werdende Schwester anlächelte. „Danke. Irgendwie fühlt es ich auch so an, als hätte es schon immer so sein sollen." erwiderte ich und zog sie dann fest an mich. Auch wenn sie manchmal nervte, war ich sehr dankbar, dass sie an meiner Seite war.
Sie erwiderte die Umarmung fest. „Ich bin stolz darauf, dich meine beste Freundin nennen zu können." erklärte ich und sie nickte an meiner Schulter, wobei ich sie leise schluchzen hörte. „Versprich mir, dass wir immer Kontakt halten. Egal in welches Rudel du letztendlich musst!" verlangte sie und drückte mich kurz fester, bevor sie sich von mir löste. Verstohlen wischte ich mir auch eine Träne weg, bevor ich sie anlächelte. „Natürlich! Ich meine... ich bin eine Tika und ich will nie eine Aev werden, aber ich werde wahrscheinlich immer die Entscheidung treffen, die besser für das Rudel ist. Und irgendwie... naja, es fühlt sich an, als würde ich auch das Aev-Rudel dabei beachten müssen. Lirim hat mir erzählt, dass sie auf mich zählen." erklärte ich und sah auf den Boden.
Ich hatte lange darüber nachgedacht, doch ich fühlte mich den Aev plötzlich in gewisser Weise verpflichtet. Zwar führte ich das hauptsächlich auf meine Instinkte als die für sie bestimmte Luna zurück, allerdings glaubte ich, dass auch meine wahren Gefühle in diese Richtung gingen. Ich wollte die Ungerechtigkeit Alistairs nicht weiter mitansehen und hatte zum ersten Mal die Chance, tatsächlich etwas ändern zu können. Und wenn ich nur Aidan ein paar Tipps gab. „Du könntest ihre Luna werden. Natürlich fühlst du dich ihnen irgendwie verbunden." erwiderte Helin, bevor wir von einem Klopfen an der Zimmertüre unterbrochen wurden. Schnell wechselten wir einen Blick.
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