3. Kapitel
WOLKE SAH sich um. Vor ihm standen die Schwestern und sahen freundlich zu ihm.
Doch Wolke war da ganz anderer Meinung; er ärgerte sich darüber, dass die Kätzinnen ihn jetzt einfach verstoßen wollten. Ihre Beweggründe dabei waren billige Ausreden, wie "Du musst frei sein" Nein. Ganz sicher nicht. Was erwarteten diese Katzen von ihm?
Wolke war gerade mal sechs Monde, er konnte froh sein, wenn er wenigstens drei Tage da draußen überlebte. Er war ein miserabler Kämpfer und konnte nicht sonderlich gut jagen. Die Erde würde ihm auch keine große Hilfe sein, bis heute hatte er nicht gelernt, wie es ging.
"Du wirst deinen Weg finden", versprach Morgentau. Ja in den Himmel, zu Blüte, dachte Wolke grimmig. Blüte war wie geplant zu den Pelzlosen gekommen und Weide hatte gehört, wie sie gesagt haben, dass Blüte eingeschläfert werden müsse.
Was auch immer das hieß, jedenfalls war Blüte nie wieder aufgewacht. Wolke spürte einen kleinen Stich in seinem Herzen. Er hörte sich die weiteren guten Wünschen mit einem halben Ohr an.
Es war so unfair und uninteressant hier stehen zu müssen. Hasel trat als letzte vor. "Auf wiedersehen, Wolke. Pass auf dich auf", sagte sie zu ihm und stupste seine Nase freundlich an. Wolke erwiderte die Geste. Seine Schwester war ihm hier als einzige Katze wichtig.
Habicht trat vor. "Geh und lebe als Kater!" Geh und stirb, dachte Wolke verächtlich und wunderte sich über seine Denkweise. Wenn er aber so darüber nachdachte, war es ihm jedoch egal, ob seine Mutter nun lebte oder nicht immerhin wäre es auch ihre Schuld, wenn Wolke nicht länger als drei Tage überleben würde.
Abrupt drehte er sich um und stapfte Missmutig aus dem Lager, ohne seinem alten Zuhause noch einen Blick zu würdigen.
Er lief ziellos das Moor entlang, auf der Suche nach irgendetwas.
***
Nach einiger Zeit fand er eine kleine Kuhle, in weiten des Moores. Etwas neben der Kuhle standen ein paar wenige Bäume und Wolke machte sich daran etwas Moos abzukratzten und in der Kuhle zu verteilen.
Müde sank er in den Schlaf...
Ein Knacksen. Wolke schreckte auf. Er sah sich um, entdeckte jedoch nichts. Schon wollte er sich wieder in sein Nest legen als er ein weiteres Geräusch vernahm: Ein Knurren. Ich kann nicht kämpfen..., dachte Wolke ängstlich. Was sollte er jetzt tun? Rennen konnte er nicht, seine Orietierung hatte versagt, kämpfen kam nicht infrage und auf einen Baum klettern konnte er sich hier nicht leisten. Immerhin war in der Nähe der Bäume dieses...irgendwas.
Nun trat dieses Tier aus seiner Deckung - das Mondlicht schimmerte auf den Pelz einer großen Raubkazte. Das Fell war hellbraun und besaß einige dunklere Flecken. Er hatte noch nie etwas von diesem Tier gehört oder gesehen, aber wenn es eine Katze war konnte sie doch sicher Wolkes Sprache verstehen.
"Wa-as bi-bist du?", fragte Wolke zittrig.
Das fremde Wesen sah ihn kurz überrascht an, nahm seine Lauerstellung jedoch flink wieder ein. "Man nennt mich Luchs. Du bist wohl, eine dieser ... Katzen?", die letzten Worte spukte er mit Abscheu aus, so dass Wolke zurückzuckte.
"Oh, du hast Angst", höhnte der Luchs und fletschte die Zähne. "Deinen Tod hast du verdient. Wie jede andere Katze!" Wolke duckte sich. "Was habe ich dir getan?", stotterte er. Der Luchs lachte auf. "Was du mir getan hast? Ihr Katzen seit alle gleich. Alle gleich. Gleich. Gleicher. GLEICH!", fauchte er.
"Ihr habt mich gefoltert, mich blenden wollen und dann habt ihr armen kleinen Katzen doch angefangen rumzujammern, als ich angefangen habe mich gegen diese...diese Bestien zu wehren. Keine von euch verdient das Leben. Mein Wille ist dein Tod!"
Er sprang direkt auf Wolke zu und seine Pfote verfehlte den jungen Kater nur Knapp am Ohr. Blitzschnell fuhr Wolke herum und sprintete los. Sein langes Fell war ihm dabei nicht wirklich behilflich, aber er war schneller als der Luchs.
Nach einiger Zeit verschwand das Tier aus seinem Augenwinkel und erschöpft kam Wolke zum Stehen. Er wollte nur noch in sein Nest, sich ausruhen. Er schüttelte sich einmal, ehe er sich im Morast niederließ.
Der Schlamm durchtränkte sein Fell, aber der Kater musste sich Wohl oder Übel damit abfinden, denn hier herrschte Leere. Morgen würde er hier weg müssen. Weit, weit weg von den Schwestern. Dieses Gebiet verlassen.
Oder aber, er wartete bis die Schwestern diese Gegend verließen. Ja, das wäre sinnvoller als sich auf eine Suche ins ungewisse zu machen und dabei umzukommen. Dann musste er nur nochmal zurück zum alten Lager.
Wobei, dass wiederum eine Herausforderung werden könnte, da Wolkes Orientierungssinn ziemlich kläglich war, in einer Gegend, in der für ihn fast alles gleich aussah.
***
"Wann brechen wir auf?", fragte Habicht Schimmer. Die weiße Kätzin schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht. Dämmers Jungen werden nicht mehr länger als 2 Monde brauchen, um sich zu uns zu gesellen", überlegte sie. Habicht nickte zustimmend.
"Wir sollten einen dieser beiden Monde nutzen um zu gehen", entschied Wolkes Mutter.
"Du bist nicht die Anführerin", gab Schimmer kühl zurück. "Das bin immer noch ich. Aber du hast recht, besser wir gehen, wie wir es immer taten"
Wut machte sich in Wolke breit, als er das alles hörte. Die Sonne stand am höchsten Punkt, er hatte erst gerade, durch Zufall das Lager entdeckt und hier in der Nähe eine Stelle gefunden, die ihm ein guter Schlafplatz war.
"Wir brechen morgen mit den ersten Sonnenstrahlen auf, sag den anderen bescheid", wies Schimmer irgendeine Schwester an. Genau sehen konnte er die Kätzin nicht, aber er ging von Olive aus. Oder Kirsche. Jedenfalls war es nicht wichtig, wer es war, es zählt nur, dass Wolke jetzt wusste, was er machen würde.
Ja, er würde morgen früh hier sein und die Schwestern verfolgen. Die Wut in seinem Bauch rumorte immer noch. Hättet ihr mich nicht verstoßen, wäre ich euch nicht böse. Aber gestern wäre ich fast von einem Luchs getötet wurden!, donnerten seine Gedanken.
Ihm kam die Idee, den Luchs auf die Schwestern zu hetzten, dabei jedoch fragte er sich, wie hoch seine Überlebenschance wäre oder wo der Luchs überhaupt war. Beruhig dich, Wolke, bleib ruhig..., ermahnte er sich.
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