8. Kapitel
Wieselpfote wurde ganz warm ums Herz und er berührte Mondjunges Wange mit seiner Schnauze. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, eine beste Freundin zu haben, die immer zu einem hält. Ohne noch etwas zu sagen, stand er auf und schüttelte sich die Kälte aus dem Pelz. Mittlerweile war die Sonne schon untergegangen und die kühle Nachtluft kroch langsam ins Lager. Der Blattfall ist nicht mehr weit... dachte Wieselpfote und reckte sein Kinn dem Himmel empor, an welchem in dieser Nacht die Sterne nur so funkelten. Bist du auch da, Sonnenstern? Fragte er sich still und starrte weiter sehnsüchtig in die Sterne. Ich möchte doch nur ein Mal deine Stimme hören...ein Mal noch deine Nähe spüren! jaulte er lautlos in den Himmel. Doch nicht einmal diese Worte konnten beschreiben, wie sehr er seinen Vater vermisste.
Während er zu seinen Kriegerahnen heraufsah, zogen Bilder an seinem inneren Auge vorbei. Bilder und Erinnerungen, an all die unzähligen, schönen Momente mit Sonnenstern. Eine kleine einzelne Träne schummelte sich aus dem Auge des junge Katers und er blinzelte mehrmals, um die restlichen zurückzuhalten.
Erst jetzt bemerkte er durch das leise Knacksen der Sträucher, dass Mondjunges sich wieder leise auf den Weg zur Kinderstube gemacht hatte. Doch er konnte seinen Blick einfach noch nicht von den leuchtenden Lichtern abwenden. Wieselpfotes Blick schweifte rastlos am schwarzen Himmel hin und her. Er suchte ein Zeichen, einen Stern der heller leuchtete, als alle anderen...irgendwas, das ihn beruhigt hätte und wissen ließe, dass der goldene Kater immer noch bei ihm an seiner Seite wäre und hinter ihm stünde. Doch er fand nichts dergleichen.
Wieselpfote wusste nicht, wie lange er mittlerweile schon da stand. Doch irgendwann gab er es auf, den Himmel abzusuchen und wandte seinen Kopf von den Sternen ab. Mit hängenden Schultern tappte er wieder durch das Gestrüpp auf die Lichtung des Lagers. Zügig eilte er auf den Schülerbau zu. Er wollte jetzt einfach nur noch in sein Nest! Doch als er an der Kinderstube vorbeilief blieb er für einige Herzschläge stehen, als er Mondjunges vor Freude quieken hörte. Ein warmes Schnurren drang aus Wieselpfotes Kehle. Buchensprenkel hat ihr bestimmt gerade gesagt, wann sie zur Schülerin ernannt wird! Er konnte sich bildlich vorstellen, wie die eisblauen Augen der kleinen Kätzin nun vor Glück strahlen mussten. Mit kribbelnden Pfoten lief er weiter zum Schülerbau. Bald würde Mondjunges hier auch einziehen! Bei diesem Gedanken schlüpfte er durch die Efeuranken, die den Eingang des Schülerbaus schützten.
Wieselpfote sah sich mit zuckenden Ohren im Inneren des Baues um. Ausgerechnet Nusspfote musste im Nest neben seinem schlafen! Der hellbraune Kater stand vor seinem Moosnest und um ihn herum fast alle Schüler. Schnaubend bahnte sich Wieselpfote einen Weg zu seinem Nest. Er musste gar nicht zuhören, was Nusspfote da erzählte...es war sowieso immer das gleiche. Dieser Kater würde nicht drei Herzschläge überleben, ohne zu erzählen, wie toll er ist und sein Mentor Donnerkralle...oh, Entschuldigung...er ist ja nicht nur sein Mentor! Jetzt ist er auch zweiter Anführer!
Wieselpfote rollte sich leicht verärgert in seinem Nest zusammen und beobachtete die Gruppe, die sich um Nusspfote geschart hatte, aus zusammengekniffenen Augen. Teichpfote stand genau neben dem angebenden Kater und schaute ihn aus ihren großen, tiefblauen Augen bewundernd an und selbst Minzpfote war aus dem Heilerbau herübergekommen.
Aber was Wieselpfote vor allem nicht verstehen konnte war, dass Heidelbeerpfote mit bei den Schülern stand und Nusspfote mindestens genauso beeindruckt ansah, wie Teichpfote.Früher fand sie ihn doch auch immer voll doof... Wieselpfote und seine Schwestern hatten eigentlich nie viel von Nusspfote gehalten. Seine Geschichten wirken zuerst vielleicht wirklich bewundernswert, aber wenn man genauer nachfragt merkt man sehr schnell, dass Nichts dahinter steckt.
Gerade, als Wieselpfote schon beinahe den Schlaf gefunden hatte, spürte er, wie ein Schweif sein Gesicht streifte. Schläfrig öffnete er seine Augen. Im dunklen Bau konnte er Honigpfotes Umrisse wahrnehmen. Sie war jetzt erst hereingekommen und rollte sich in dem anderen Nest neben ihm zusammen. „Tschudligung" nuschelte sie nur müde, als sie bemerkte, ihren Bruder aufgeweckt zu haben. „Hattest du so lange Training?" fragte Wieselpfote verwundert, welcher nun wieder hellwach war.
Doch Honigpfote nickte nur und gähnte. Im hinteren Teil des Baues war immernoch das leise Gemurmel der Schüler zu hören. War Nusspfote denn immer noch nicht fertig mit angeben?! fragte sich Wieselpfote genervt und seufzte resignierend. Honigpfote nickte nur wieder kurz, als würde sie wissen, weshalb Wieselpfote seufzte und verdrehte zustimmend die Augen, bevor sie sie schloss.
Wieselpfote legte seinen Schweif über seine Nase und versuchte wieder einzuschlafen. Leise horchte er auf die leisen und regelmäßigen Atemzüge seiner Schwester und schloss ebenfalls seine Augen.
Kurz bevor er ganz im Schlaf versunken war, fiel ihm noch das bevorstehende Training mit Himmelblüte ein und ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, als ihm bewusst wurde, dass es schon morgen war...
Wieselpfote wurde von warmen Sonnenstrahlen und zwitschernden Vögeln geweckt. Verwirrt schlug er die Augen auf und musste erstmal blinzeln. Er lag nicht mehr in seinem Nest und den Gerüchen nach zu urteilen befand er sich auch nicht auf FeuerClan Territorium. Leicht verwirrt setzte er sich auf und beobachtete seine Umgebung genauer.
Hier ließ nichts darauf schließen, dass der Blattfall näher rückte. Er lag auf einer sonnenbeschienenden Wiese, das Gras war saftig und in den Bäumen rauschte der Wind leise. Alles schien hier so friedlich. Das leise gluckern eines Baches zog Wieselpfotes Aufmerksamkeit auf sich und er erst jetzt bemerkte er, was er für einen Durst hatte!
Er streckte sich noch einmal und lief dann über die Wiese in Richtung Bach. Der Bach war am Ufer von Schilf umsäumt und so musste Wieselpfote erst einmal eine Stelle suchen, wo er unbeschwert trinken konnte. Das kühle Wasser fühlte sich gut auf seiner Zunge an und trotzdem schwirrten ihm viele Fragen durch den Kopf. Wie bin ich hier hergekommen? Warum bin ich hier? Wo ist der Clan? Gerade als er nach Antworten für seine Fragen suchte, raschelte es plötzlich dicht neben ihm im Schilf. Erschrocken sprang er einen Schritt zurück und fuhr vorsichtshalber die Krallen aus, um auf alles Vorbereitet zu sein.
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