12. Kapitel
Nach einiger Zeit hatten die drei FeuerClan Katzen das Lager erreicht. Wieselpfote hatte versucht sich den Rückweg genauestens zu merken. Er wollte nicht noch einmal in eine solche Situation kommen. Der goldbraune Pelz des jungen Katers kribbelte vor Unbehagen, während er seiner Mentorin und dem zweiten Anführer durch den Dornentunnel ins Lager folge.
Auf der Lichtung angekommen, eilte Donnerkralle ohne ein Wort zu Amselsterns Bau, welcher sich direkt unter dem Felsbrocken in der Mitte des Lagers befand und auch Himmelblüte lief schweigend davon.
Das schlechte Gewissen nagte an Wieselpfote. Noch nicht mal so lange Schüler und schon mache ich allen nur Schwierigkeiten. Er stieß einen leisen Seufzer aus und blickte sich im Lager um. Zum Glück waren fast alle Krieger und Schüler beim Training oder auf Patrouillen. Das letzte was Wieselpfote jetzt noch wollte waren irgendwelche Fragen oder unnötige Aufmerksamkeit.
Plötzlich blieb sein Blick an Mondjunges hängen. Die Lichtung, die das Lager bildete war fast leer. Nur die schlanke, weiß-grau getupfte Kätzin saß neben ihrer Mutter am Frischbeutehaufen. Im selben Moment traf der Blick ihrer eisblauen Augen seinen. Die Miene der kleinen Kätzin hellte sich schlagartig auf und ehe sich Wieselpfote versehen konnte, kam seine beste Freundin auf ihn zugestürmt.
Eigentlich freute sich Wieselpfote, sie zu sehen. Aber er hatte keine Lust irgendwelche Fragen zu beantworten und Mondjunges würde bestimmt alles wissen wollen.
„Wieselpfote!" mühsam kam die junge Kätzin vor ihm zum Stoppen.
„Was ist genau passiert? Habt ihr die EisClan Krieger fertiggemacht?!" fragte sie aufgeregt, doch während sie diese Worte herunterratterte musterten ihre blauen Augen Wieselpfote besorgt.
Wieselpfote spitze die Ohren. „Woher weißt du, dass da EisClan Krieger waren?" fragte er interessiert.
Er dachte, Himmelblüte wusste nicht, wo er war und hatte Donnerkralle als Suchhilfe mitgenommen.
„Himmelblüte kam ganz besorgt ins Lager und hat erzählt, dass du dich in Schwierigkeiten mit dem EisClan gebracht hast...Donnerkralle wurde von Amselstern mitgeschickt, um dich zu verteidigen, falls es darauf angekommen wäre..." plapperte Mondjunges munter drauf los, doch weiter hörte Wieselpfote ihr nicht zu.
Was, wenn Himmelblüte mich die ganze Zeit beobachtet hat? Doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder. Er wollte nicht schlecht über seine Clangefährten denken, schon gar nicht über seine Mentorin! Außerdem hätte ich sie doch dann riechen müssen, oder?
„Wieselpfote?!" fragte Mondjunges ungeduldig.
„Mhmm...was?" entgegnete er etwas unwirsch.
„Ich habe gefragt, ob EisClan Krieger wirklich so widerlich stinken, wie alle sagen...du weißt schon, so nach Schlamm und Algen..." Mondjunges rümpfte angewidert ihre Nase.
Wieselpfote verdrehte genervt seine dunkelbraunen Augen. Er hatte keine Lust sich über den Geruch des EisClans zu unterhalten, ihn beschäftigten andere Sachen viel mehr.
„Geh doch hin und finde es selbst heraus!" blaffte er und bereute im selben Herzschlag alles, was er gesagt hatte.
Mondjunges Augen weiteten sich und sie wich vorsichtig einen Schritt zurück. „Mondjunges es tut..." setzte Wieselpfote an, wurde jedoch sofort von ihr unterbrochen. „Nein, ich versteh schon." Murmelte sie kühl und ehe sie sich umdrehte und zum Frischbeutehaufen zurücktrottete fügte sie noch verletzt hinzu:
„Heute ist übrigens meine Schülerzeremonie."
Wieselpfote schluckte und sah ihr traurig hinterher. Er hatte sich noch nie mit ihr gestritten und das Schlimmste war, dass er Schuld war. Wütend auf sich selbst lief er geradewegs auf den Schülerbau zu. Doch kurz vor dem Eingang des Schülerbaus blieb er stehen. Etwas in seinem Augenwinkel hatte seine Aufmerksamkeit geweckt.
Himmelblüte saß neben Rosenherz vor dem Kriegerbau. Die graue Kriegerin streckte sich gerade zu Wieselpfotes Mutter vor und schien ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Wieselpfote konnte seinen Blick nicht von den beiden Kätzinnen wenden. Als Himmelblüte sich wieder zurücklehnte bemerkte sie Wieselpfotes Blick und starrte zu ihm herüber. Rosenherz Augen folgten denen ihrer Freundin.
Zum ersten Mal, seit Wieselpfote denken konnte sah ihm seine Mutter in die Augen. Doch ihr Blick sagte nichts über ihre Gefühle aus. Die grünen Augen der roten Kätzin waren hart und eisig auf ihren Sohn gerichtet. Trotzdem versuchte Wieselpfote etwas in ihren Augen zu finden, etwas wie Liebe oder Zuneigung. Doch bevor er überhaupt einen Hauch davon entdecken konnte, war der Blickkontakt schon beendet. Beide Kriegerinnen hatten die Blicke von ihm abgewendet und unterhielten sich weiter.
Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit, doch er versuchte es schnell wieder zu verdrängen. Ich sollte meiner Mentorin und meiner Mutter nicht misstrauen.
Seufzend wollte Wieselpfote durch die Ranken des Schülerbaus schlüpfen, als eine tiefe Stimme seinen Namen rief.
„Wieselpfote!" als er die Stimme des 2. Anführers wahrnahm zuckte er zusammen und drehte sich um. Donnerkralle kam von Amselsterns Bau auf ihn zugesprungen.
„Amselstern möchte dich sprechen." Informierte ihn der breitschultrige Kater und setzte ohne auf eine Antwort zu warten wieder davon.
Wieselpfote nickte ihm hinterher und trabte zu Amselsterns Bau.
Kurz bevor er jedoch durch die felsige Öffnung zur schwarzen Anführerin gehen konnte, musste er einmal tief ein- und ausatmen.
Das letzte Mal hatte er es nicht geschafft in den Bau zu gehen. Er hatte zu sehr Angst davor, dass viele alte Erinnerungen an seinen Vater ihn einholen würden, wenn Sonnensterns Geruch noch im Bau war.
Doch jetzt war der Tod des Anführers schon etwas länger her und Wieselpfote riss sich zusammen, als er eine Pfote vor die andere in den vertrauten Bau setzte.
„Wieselpfote, schön dass du so schnell kommen konntest." Begrüßte ihn die Anführerin freundlich, als er nun endlich im dunklen Bau stand.
Nur vom Eingang der felsigen Höhle sickerte spärliches Licht herein, sodass einige helle Lichtstreifen den sandigen Boden des Baus streiften. Amselstern hatte sich in einen der Lichtstreifen gesetzt, vermutlich damit Wieselpfote sie sehen konnte und nicht nur ihre grünen Augen in der Dunkelheit.
Respektvoll neigte der goldbraune Schüler seinen Kopf vor der Anführerin und war insgeheim sehr froh, dass der ganze Bau nun von dem Geruch der Kätzin ausgefüllt war.
„Setz dich" forderte diese ihn mit einer Schweifbewegung auf. Stumm setzte er sich vor sie. Wieselpfote wusste genau, weshalb er zu ihr bestellt wurde und machte sich schon auf alles gefasst, was er nun von der schwarz-getigerten Kätzin zu hören bekommen würde.
Doch zu seiner Überraschung stelle sie ihm nur eine Frage: „Möchtest du über irgendwas reden?" ihre grünen Augen fixierten Wieselpfote, welcher sie nur verwirrt ansah.
Ich würde so gerne über vieles reden...über den Traum letzte Nacht, weshalb Sonnenstern so schnell starb, obwohl er doch neun Leben hatte! Warum hasst mich Rosenherz? Wieso hat mich Himmelblütes Fährte zum EisClan geführt?
Doch, so dringend Wieselpfote Antworten auf all die Fragen haben wollte und so sehr er jemandem seinen Traum anvertrauen wollte...er wusste, dass Amselstern ihm keine seiner Fragen beantworten konnte und er wollte auch nicht unbedingt mit ihr über seinen Traum reden. Es sollte nicht so rüber kommen, als würde er sich wie etwas Besseres als die anderen Schüler fühlen, nur weil er einen Traum vom SternenClan erhalten hatte.
Daher schüttelte er nur den Kopf.
Amselstern stand auf. „Nun gut, ich nehme an dir ist bewusst in was für eine Gefahr du dich und den ganzen Clan heute gebracht hast." miaute sie nun etwas strenger. Wieselpfote nickte.
Eine Weile sagte niemand der beiden etwas. Amselstern sah nachdenklich gegen die Felswand ihres Baus.
Dann fing sie an hin- und herzulaufen, bis sie schließlich vor ihm stehen blieb. „Du wirst morgen den ganzen Tag im Lager bleiben, dich um die Ältesten und die Königinnen kümmern und den Heilern helfen, so gut du kannst. Währenddessen solltest du dir über das Gedanken machen, was heute passiert ist. Ich möchte nicht noch ein Mal mit dem EisClan Schwierigkeiten bekommen, weil du die Grenze übertrittst."
Wieselpfote blickte auf den Boden und nickte.
„Du kannst heute schon anfangen." Fügte Amselstern ernst hinzu.
„Ja, Amselstern" miaute Wieselpfote höflich und neigte noch einmal respektvoll den Kopf, bevor er wieder aus dem Bau auf die Lichtung des Lagers trat.
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