Kapitel 76
Ich hatte ehrlich gesagt damit gerechnet, dass die Luna gleich ins Büro neben ihren eigenen stürmen würde, schließlich war es das Büro des Alphas, doch schlug sie gleich den Weg in Richtung Treppe ein.
Augenscheinlich schien sie jedenfalls genau zu wissen, wo der Alpha sich befand und ich hatte einige Mühe, ihr zu folgen. Besonders auf der Treppe selbst hatte sie ein Tempo drauf, bei dem ich wirklich nicht mithalten konnte.
Doch hatte sie wohl mitbekommen, dass ich nicht hinterher kam und wartete unten, am Fuß der Treppe, auf mich. Jedoch machte sie sich dann, gleich als ich sie erreicht hatte, wieder zügig auf den Weg zu ihrem Ziel.
Alle Werwölfe, denen wir begegneten, sprangen uns aus dem Weg, machten Platz und wer nicht schnell genug war, bekam noch ein böses, jedoch nur kurzes Knurren von der Luna ab.
Wir verließen geradewegs das Rudelhaus und liefen genau auf den Wald, der das Haus mit etwas Abstand umgab, zu.
Kurz bevor wir jedoch die Baumgrenze erreichten, blieb sie abrupt stehen.
Ich schaute sie verwirrt an, doch schien sie auf etwas anderes fokussiert zu sein.
,,MASON! BEWEG GEFÄLLIGST DEINEN ARSCH HIER HER!", brüllte die Luna ohne Ankündigung, in einer unglaublichen Lautstärke, in den Wald hinein. Ich hätte mir am liebsten die Ohren zugehalten, doch war ich dafür nicht schnell genug gewesen und hatte nun ein Klingeln in den Ohren.
Als nach wenigen Sekunden nichts geschah, setzte die Luna zu einem furchterregenden Knurren an. Es war so tief und bedrohlich, dass ich es ihr beim besten Willen nicht zugetraut hätte und ich mich sicherheitshalber einige Schritte weiter von ihr entfernte. Zwar war mir bewusst, dass das Knurren nicht gegen mich gerichtet war, doch wollte ich dieser Werwölfin beim besten Willen gerade nicht in die Quere kommen.
Es dauerte auch nur noch wenige Sekunden bis 3 Werwölfe in ihrer Wolfsform vor uns standen.
Einen von ihnen konnte ich anhand der Fellfarbe und Erscheinung als Tyler zuordnen. Jedenfalls glaubte ich, dass es Tyler war.
Meine Vermutung wurde auch dadurch bestärkt, dass nach einem kurzen, von mir nicht deutbaren Blick zur Luna, dieser Wolf zu mir kam und mich anstupste.
Eigentlich hätte mich das wohl abgelenkt, doch das Knurren der Luna fesselte meinen Verstand zu sehr.
Auch die Szene, die sich gerade vor meinen Augen abspielte, war besonders. Irgendwie unrealistisch.
Vor der Luna, die immer noch wie ein Monster aus der Hölle knurrte, stand ein absolut schwarzer, jedoch von starken Narben gezeichneter Werwolf, der sogar gut einen halben Kopf größer war als Tyler und ich diesen ja eigentlich schon für riesig hielt. Es stand selbst für mich außer Frage, dass da vor der Luna niemand anderes als der Alpha stehen konnte und seine ganze Körperhaltung zeigte schon, dass dieser wenig begeistert war, sich von seiner Gefährtin anknurren zu lassen. ,,Was denkst du dir eigentlich dabei, den einzigen Arzt den die Menschgeborenen aufsuchen mit so einer Nichtigkeit wie einer aufschiebbaren Untersuchung aufzuhalten, wo er doch eigentlich sowieso voll ausgeplant ist?!", herrschte ihn die Luna, zwischen ihrem knurren, an. Der Werwolf mochte wohl entweder das Gesagte und/oder die Art und Weise, wie sie es sagte, nicht, denn er fing an mit den Zähnen zu fletschen.
Wie gebannt beobachtete ich die Situation.
,,Mach dich doch nicht lächerlich, Mason! Wir beide wissen, dass du hier gerade nur eine Show abspielst und du auch weißt, dass ich recht habe. Genauso wie wir beide wissen, dass dein ganzes Drohen und Zähnefletschen nichts zu bedeuten hat. Wir sind schließlich Gefährten! Und du weißt ja doch so viel besser als ich, dass man seinen Gefährten niemals aus Wut heraus verletzen kann, dafür ist das Band zwischen uns einfach zu stark. Und es sei dir mal gesagt: Ich bin froh, dass du bald deinen Posten hier verlierst! Vielleicht fängst du dann mal an, dich wie ein richtiger Gefährte zu verhalten und mich nicht immer von oben herab zu behandeln!"
Nach diesen Worten verwandelte sich die Luna vor unseren Augen in einen Wolf, schnappte einmal bedrohlich in Richtung des Alphas und lief mit erhobenem Haupt Richtung Wald. Übrig bleiben nur der Alpha, der andere Wolf, Tyler, ich und ein paar Fetzen Stoff, die von der Kleidung der Luna stammten.
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