Kapitel 50
Es hatte einfach keinen Zweck mit Nathan über diese Sache zu sprechen. Ich konnte meine Sorgen wahrscheinlich besser einer Ziegelsteinmauer erzählen und mehr verständliches Feedback bekommen als so. Nathan verstand einfach nicht, dass ich niemals Teil seiner Welt sein wollte und er mir auch in seiner Fantasie keine Alternative ließ. Ganz egal wie es gelaufen wäre, am Ende würden wir immer ein Paar sein in seiner Vorstellung. Das es in meiner Vorstellung ganz anders war, wollte er nicht hören.
Ich vermutete, dass er eigentlich ganz genau wusste, was ich eigentlich meinte. Dass ich ihn, wenn ich die Wahl gehabt hätte, niemals kennengelernt hätte. Aber es war vermutlich einfach diese Tatsache auszublenden.
Nun die Realität traft ja auch bei weitem eher seiner Wunschvorstellung als meiner. Vielleicht meinte Nathan ja sogar mir einen gefallen damit zu tun, in unserer Unterhaltung gar nicht erst meine Alternative zu berücksichtigen und es so darzustellen, dass es so oder so zu uns als Gefährten gekommen wäre.
Und hier war ich also. In einem ehemaligen Campinghotel für Superreiche, dass nun als Unterkunft für ein Rudel voller Werwölfe herhalten musste. Während aus den Menschen die zuvor hier waren sonst was wurde. Vermutlich waren die meisten von ihnen Tod. Jedenfalls konnte ich es mir gut vorstellen. Rauskaufen konnten die sich aus dieser Situation sicherlich nicht, auch wenn sie es vermutlich versucht hatten.
Nur waren die Werwölfe an sich nicht so wirklich auf Reichtum angewiesen. Sie hatten eben schlicht und ergreifend einfach die Welt erobern können und konnten sich nun alles nehmen was sie wollten. Menschen hatten nun einfach keinen Besitz mehr, wenn ihnen die Werwölfe keinen zugestanden. Ich mein, ich selbst hatte ja auch nichts, konnte maximal die Kleidung die ich am Leib trug, als meins betrachten. Und selbst das konnten mir die Werwölfe wenn sie wollten weg nehmen. Sie könnten mir alles nehmen, inklusive meinem Leben. Vermutlich war ich auch nur noch am Leben, weil ich Nathans Gefährtin war, ansonsten hätte mich sicherlich schon längst ein Werwolf erledigt. Immerhin war ich schon ein paar Mal Werwölfen auf den Schlips getreten.
,,Hast du einen Wunsch zum Essen heute?"
Überrascht sah ich Nathan an. Ich wurde bei sowas ernsthaft gefragt? Das haben die ja noch nie getan...
,,Inwieweit?", harkte ich nach. Da ich nicht wirklich wusste was ich davon nun halten sollte.
,,Nun, sicherlich du hast keine Uneingeschränkte Auswahl und Gemüse und so sind leider gerade für uns nicht zu bekommen. Aber da hast aus dem Lokalen Wildbestand quasi freie Wahl. Hirsch, Wildschwein, Hase oder was auch immer du auch möchtest. Wenn du willst könnten sonst ein paar von meinen Jungs versuchen ob sie im See Fische gefangen kriegen, um dir mal was anderes anbieten zu können."
,,Ich habe da nicht wirklich eine Meinung... Gemüse wäre aber wirklich mal schön, wenn man was in die Richtung arrangieren könnte. Oder mal wieder etwas Obst... Ich krieg sonst sicherlich bald Probleme mit Vitaminmangel oder sogar Skorbut. Das bekamen Menschen früher ja gerne Mal. Das letze Obst hab ich, glaub ich, in dieser verdammten Bunkerzelle bekommen."
,,Oh... Stimmt. Euer Körper ist da ja ein Stück anders wie unserer."
,,Und ich verstehe immer noch nicht wirklich, wie unsere Arten Kompatibel bei diesen ganzen Unterschieden sein können", sagte ich leise, viel mehr zu mir selbst als zu Nathan.
,,Nun, an sich sind wir es ja auch nicht. Ein Werwolf und ein Mensch sind nicht in der Lage Kinder zu bekommen. Also gar keine Kinder, nicht einmal unfruchtbare Nachkommen, wie beim Kreuzen einiger anderer Arten. Deswegen machen wir euch ja zu Werwölfen. Wie das aber im Detail in der Biologie abläuft brauchst du mich ehrlich nicht fragen. So sehr bin ich in der Thematik nicht drin. Ich kenne nur den Ablauf, um einen Menschen in einen Werwolf zu wandeln."
,,Warum verwandelt ihr nicht einfach alle Menschen? Würde das nicht so ziemlich euer 'Menschenproblem' beseitigen?"
Nathan lachte laut aus. ,,So einfach ist das leider nicht. Zum einen können nur Alphas Menschen wandeln und wir unterliegen da schon einigen Regeln. Zum Beispiel dürfen wir nur den menschlichen Gefährten eines Werwolfes wandeln. Genauso wenig würden wir jemanden wandeln, der sich mir Händen und Füßen dagegen wehrt. Das widerspricht unserem Wolf-Sein."
,,Aber wie konnte dann der Junge..."
,,Das ist was anderes." Irritiert sah ich Nathan an. Wie bitte sollte das was anderes sein? Der Junge wollte ganz sicher nicht zu einem Werwolf werden.
Nathan seufzte leise.
,,Der Junge wusste nicht was passiert." ,,Und hat sich dann entsprechend nicht gewährt", schloss ich aus der Aussage meines Gegenübers. Er nickte.
Ich musste schon schlucken. Ich mein, vermutlich hatte er nicht so furchtbar Angst vor diesem Biss gehabt, wie ich Angst habe. Immerhin hat er gar nicht gewusst was bis zu dem Biss passiert. Aber danach muss es ihm wesentlich schlechter gegangen sein. Ohne sich irgendwie auch nur gedanklich damit auseinander setzen zu können, was die da mit einem machten, in einen Werwolf verwandelt zu werden, klang wirklich nach keiner Erfahrung, die ich haben wollte.
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