Kapitel 4
Panisch kniff ich die Augen zusammen. Ein unkontrollierbares Zittern überkam mich.
Wieso musste dieser Typ ein Interesse an mir haben?
Ich war immerhin alt genug um zu wissen zu was solche Männer in der Lage waren.
Er kam mir noch näher und drückte sich von hinten an meinen Rücken.
Ich fühlte wie er seinen Kopf an meine Wange herunterneigte.
,,Du weißt gar nicht, wie sehr ich gehofft hatte dass wir uns treffen. Auch wenn der Zeitpunkt gerade eigentlich ungelegen ist. Doch das Schicksal wird schon wissen, was es tut."
,,Was?", rutschte es mir verwirrt über die Lippen bevor ich mich selbst stoppen konnte.
,,Wie heißt du?", verlangte er von mir zu wissen, ohne auf meine Verunsicherung und Frage einzugehen.
,,M-Malia", antwortete ich kurz.
,,Malia", sagte er gedehnt: ,,Ich bin Nathan."
Er schien an mir zu riechen.
,,Du hast Angst", merkte er an.
Wäre das hier ein Film den ich sehen würde hätte ich jetzt wohl den Fernseher angeschrienen, dass das doch offensichtlich war. Immerhin war er ein Fremder, der mich und meine Eltern bedrohte und anscheinend als Geiseln hielt.
,,Ihr Menschen seit so interessant. Gerade ihr, da ihr ja ganz anders aufgewachsen seit, als die Menschen die ich erlebt habe. Am ehesten passt es wohl zu den Erzählungen der Gefährtin des Betas meines Vaters. Aber du wirst dich sicherlich so wie sie den Gegebenheiten anpassen. Es ist nun ja nicht so, als ob du da eine Wahl hättest.
,,Bitte", flehte ich leise, gar nicht genau wissend, worum ich gerade flehte.
Das er mich allein ließ. Das er meiner Familie verschonte. Das er mir nicht das antat, was ich vermutete was er vor hatte.
Vielleicht auch alles davon.
,,Es ist vermutlich gerade sehr viel verlangt, aber du wirst schnell feststellen, dass du die einzige Person auf der Welt bist, die keine Angst vor mir haben musst. Immerhin bist du meine Zukunft, wirst die Mutter unserer Welpen und zusammen führen wir unser Rudel in eine glorreiche neue Welt, in der unsereins sich nicht mehr verstecken muss."
Der Typ war wahnsinnig.
Sowas redeten doch sonst nur irgendwelche Psychopathen im Film.
Vor allem machte die hälfte davon keinen Sinn.
Was ich jedoch sehr klar entnehmen konnte war, dass er ,zu meinem Pech, wohl wirklich sexuelle Absichten hatte.
Irgendwie musste ich doch hier weg kommen...
Doch was ist dann mit meinen Eltern?
Ich traute diesen Typen alles zu. Sie würden auch sicherlich ihre Drohungen wahr machen und ihnen etwas an tun.
Und auch wenn der Typ hinter mir was davon laberte, dass ich keine Angst vor ihm haben sollte, war ich mir sicher, dass auch ich nicht ungeschoren davon käme, wenn sie mich erwischen würden.
Ach waren wir mal ehrlich: ich war bei weitem ein viel zu großen Angsthasen um sowas zu machen. Viel zu sehr war ich bemüht allen Regeln zu folgen aus Angst vor den möglichen Folgen. Und gerade jetzt wo es wirklich wahrscheinlich um Leben und Tod ging und nicht um sowas im Vergleich lächerliches wie einen Schulverweis würde ich vermutlich meine Verhaltensweisen nicht einfach ablegen können.
Darüberhinaus zeigte sich eben gerade nun auch, dass meine Reaktion weder Flucht noch Kampf, sondern einfrieren war.
Es frustrierte mich.
Die Situation war einfach eine Katastrophe und ich konnte nichts machen. Jedenfalls nicht was das alles nicht noch schlimmer machen würde.
Am liebsten würde ich aus Frust laut los schreien, doch rollte mir nur eine einzelne Träne über die Wange.
Dies blieb nicht unbemerkt.
Zu meiner großen Verwirrung, mit einer Sanftheit die ich nicht erwartet hatte, strich der Mann hinter mir meine Träne fort.
,,Ich weiß, ihr Menschen habt da kein Verständnis für, aber du bist meine Gefährten. Das fehlende Stück meiner Seele. Wir sind einander bestimmt, auch wenn die Umstände aus deiner Perspektive wohl Furchtbar seien müssen. Und die nächste Zeit wird alles andere als einfach werden. Aber zusammen werden wir zwei es überstehen. Solange du eben alles so tust, wie ich es dir sage."
,,M-Meine F-Familie...", brachte ich es noch stockend hervor.
,,So lange sie sich auch an die Regeln halten sind sie sicher."
Ich öffnete die Augen und sah auf das Bild welches vor mir an der Wand hing.
Ein Bild von der Abschlussfeier meines Bruders.
Der Mann folgte wohl meinem Blick.
,,Dein Bruder?", fragte er leise.
Ich schluckte und nickte etwas unwohl fühlend.
War es so clever ihm diese Information zu geben?
Vermutlich nicht. Aber er hätte es wohl so oder so zeitnah erfahren. Immerhin war hier nicht das einzige Bild, das von meinem Bruder im Haus hing.
,,Wir werden und morgen darum kümmern, dass er in Sicherheitsgewahrsam kommt. Dein Vater wird hier wahrscheinlich die zusätzliche Arbeitskraft gebrauchen können, wenn wir weg müssen. Und die die nach uns hier her kommen werden, werden sicherlich alles mögliche tun, außer deinem Vater zu helfen. Ganz davon abgesehen, dass eure Rinder unsere Nähe nicht mögen. Aber wer kann es ihnen schon übel nehmen. Eingesperrt in einem Stall umringt von den gefährlichsten Raubtieren geht halt einfach der Instinkt mit ihnen durch."
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