Kapitel 51
Kian war genervt, eigentlich sogar mehr als das, wenn ich ehrlich war. Es herrschte eine sprichwörtliche Mordsstimmung. Wäre uns wahrscheinlich irgendein anderes Wesen über den Weg gelaufen, hätte Kian sicherlich das arme Wesen umgebracht.
So wie er sich umsah könnte man sogar meinen, er suche geradezu nach jemanden, an dem er seine Laune ablassen konnte. Aber immerhin schien ich ja nicht mehr als Ziel für seine Aggression.
Ich selbst konnte mir die Tränen gerade so noch verkneifen. Alles in mir schrie danach, dass ich weg rennen sollte. Weg rennen und niemals mehr auch nur in die Nähe dieses Ortes kommen.
Dabei kam mir dieser Ort nicht im geringsten bekannt vor. Zugegeben, so viel habe ich bei meiner Flucht von meiner Umgebung nicht mitbekommen.
Mein Ziel war es eben gewesen so schnell wie möglich so weit wie möglich weg zukommen. Doch jetzt kam es mir schon zu Fremd vor. Immerhin liefen Kian und ich schon am X-ten Feld vorbei und an diese konnte ich mich so gar nicht erinnern. Aber das hieß an sich grundsätzlich nicht viel, immerhin konnte ich bei meiner Flucht an einer ganz anderen Stelle lang gekommen sein.
,,Mirco, beruhigt dich mal! Deine Nervosität verschreckt ja jedes Lebewesen in einem Radius von mehreren Kilometern", brach es plötzlich aus Kian heraus.
Ich starrte ihn einen Moment kurz an, sah dann aber schnell wieder fort. Darüberhinaus entschied ich mich zu schweigen. Vermutlich hätte ich ihm sonst an den Kopf geschmissen, dass das wahrscheinlich eher an seiner, als an meiner, Gefühlslage lag und ich auch weniger Nervös wäre, wenn er nicht den Eindruck erwecken würde, jede Lebensform, die sich in dem besagten Radius befand würde unter seiner Laune gleich tot umfallen.
Aber das würde ihm mit an Sicherheit grenzenden Wahrscheinlichkeit nicht passen und seine Laune eher noch schlimmer machen. Und ich wusste ja, dass es wesentlich schlimmer als jetzt sein könnte.
Also biss ich mir lieber selbst auf die Zunge, als einen Wutausbruch von ihm zu riskieren.
Doch von einem Moment auf den nächsten wechselte seine Stimmung total. Plötzlich schien er beste Laune zu haben.
Irritiert sah ich ihn an. Was war denn nun auf einmal passiert? Das passte gerade so gar nicht zu ihm.
Doch lenkte mich ein Knacken im Gebüsch ab. Dann noch eins auf der anderen Seite des ersten Geräusches. Irgendwas war um uns herum, hatte uns womöglich sogar umzingelt...
Werwölfe, es mussten Werwölfe sein, sonst würde Kian nicht so reagieren. Vermutlich waren es sogar auch die Wölfe aus Kians Rudel. Das hieß also, dass wir wohl unser Ziel erreicht hatten.
Ich schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete still, tief durch.
Jetzt war ich halt in der Situation und musste damit leben, irgendwie.
Knacken von Knochen ertönte rund um uns herum und mehrer Männer in Kians Alter traten aus den Büschen, für Werwölfe üblich natürlich nackt und begrüßten Kian überschwänglich.
Ich selbst stand da so etwas über neben und überlegte innerlich ob das eine gute Fluchtmöglichkeit gewesen wäre, wenn sie mich nicht sowieso in wenigen hundert Metern eingeholt hätten.
Ich seufzte leise. Viel anders blieb mir auch nicht über. Groß einmischen in dieser Begrüßung wollte ich mich sicherlich nicht. Je weniger Aufmerksamkeit auf mir lag, umso besser.
Doch da hatte ich wohl nicht mit den Werwölfen gerechnet. Denn gleich nachdem Kian ausführlich begrüßt wurde, wandten sie sich mir zu. Und zu meiner völligen Überforderung begrüßten sie mich genauso überschwänglich wie Kian.
Meine Güte, sie umarmten mich sogar zum Teil, während ich da einfach nur stand. Zum einen waren das eigentlich alle Fremde für mich und zum anderen waren Umarmungen wirklich keine Begrüßung, die ich gewohnt war. Mein Vater war immer ein starker Verfechter davon gewesen, dass man sich mit einem Händeschütteln begrüßt. Umarmungen oder sogar Küsse auf die Wangen waren etwas, was in seinen Augen maximal Frauen machen sollten. Und selbst das nur, wenn sie sich wirklich nahe standen.
Ehrlich gesagt kamen sie mir auch viel zu nah, also im körperlichen Sinne.
Aber davon hielten sie wohl nicht viel.
Aber zumindest konnte ich rein gar keine Aggression ausmachen. Man könnte glatt meinen sie waren ehrlich glücklich mich zu sehen. Doch daran glaubte ich nicht wirklich. Immerhin war ich für alle bis auf Kian hier ja auch ein Fremder. Ich hatte ja auch als Mensch mit keinem von ihnen reden dürfen und wahrscheinlich haben sie das auch gar nicht gewollt.
Das sie jetzt, wo ich auch ein Werwolf war, auf beste Freunde tun wollten, empfand ich mehr als heuchlerisch. Ich war nicht ihr Freund und wollte es auch nicht sein und ich war mir sehr sicher, dass sie diese Show nicht ewig aufrecht erhalten konnten. Kian konnte ja auch nicht die ganze Zeit freundlich bleiben, seit er mich wieder eingeholt hatte. Ich gab dem ganzen hier maximal ein paar Tage und das war auch noch extrem abhängig davon, wie wohl der Alpha hier reagierte, denn wenn ich Kian richtig verstanden hab, fand der es gar nicht toll, dass wir weg waren.
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