Kapitel 16
Kian brauchte nicht lange.
In nur wenigen Minuten trat er als Mensch aus den Büschen.
Nackt und ... Nass?
Tatsächlich schien er triefend Nass zu sein, als wenn er in einen Fluss oder einen See gefallen wäre.
Er kam direkt auf mich zu und sammelte mich vom Boden auf.
,,Komm ich bringe dich zurück zum Zelt. Das war wahrscheinlich mehr als genug Aufregung für heute", sagte er zu mir und wandte sich danach nochmal der Werwölfin zu: ,,Vielen Dank Luna, dass sie meinen Gefährten beschützten."
Er neigte kurz seinen Kopf und ging dann mit mir los.
Heimlich schielte ich an ihm vorbei zu der Frau.
Sie schien noch gar nicht so Alt zu sein, wirkte aber irgendwie ... Müde.
Rasch sah ich wieder weg, bevor mich wer erwischen konnte. Auf die Konsequenzen darauf konnte ich wirklich verzichten.
Apropos Konsequenzen ...
Was hatte Kian eigentlich mit diesen Trotteln angefangen, die mich durch die Gegend gejagt hatten.
Unwohl sah ich zu den Umliegenden Büschen und Bäumen.
Musste ich gleich noch einen Angriff fürchten?
,,Mach dir keinen Kopf. Dir wird hier nichts mehr passieren, solange du selbst dich an die Regeln hälst."
Unsicher sah ich ihn an.
Waren Werwölfe wirklich so? Kian hatte das geklärt und die ließen mich nun wirklich in Ruhe?
Bei Menschen musste man Garantiert auch mit einer Racheaktion rechnen. Oder wollte er eigentlich etwas ganz anderes andeuten? Hatte er den Typen vielleicht etwas angetan?
,,Denk nicht über alles so viel nach. Du machst es nur für dich selbst schwerer. Glaub mir einfach wenn ich etwas sage, ich möchte immerhin das beste für uns."
Für uns? Wohl eher für ihn.
Doch würde ich ihm meinen Gedanken sicherlich nicht so einfach sagen.
Man musste das Monster ja nicht zusätzlich reizen.
Doch sollte ich mir langsam wirklich mehr Gedanken machen wie ich hier weg kam.
Denn meine Chancen erschienen mir doch etwas höher wenn ich in einem Zelt war und nicht in einem Raum, der abschließbar war.
Und vielleicht hatte sich Kian mit der Nummer gerade auch einen Bärendienst erwiesen.
Wenn die anderen sich nun fürchten mussten, ärger mit ihm zu kriegen, ließen sie mich wahrscheinlich eher in Ruhe.
Das konnte bei Gelegenheit meine Chance zur Flucht seien.
Aber das durfte ich mir am besten überhaupt nicht anmerken lassen.
Wer wusste schon was Kian tun würde, wenn er den Verdacht hatte, dass ich irgendwas anstellen würde.
,,Alles gut bei dir?", fragte der andere auch schon.
Unsicher sah ich ihn an.
Er schien ziemlich gut abschätzen zu können wenn sich meine Stimmung änderte. Das war schon ziemlich gruselig, wenn man einen Moment länger darüber nachdachte.
,,A-Alles gut. Ich glaub ich könnte etwas zu Trinken gebrauchen."
Er schien skeptisch, schien es mir schlussendlich aber abzunehmen.
,,Gut, ich besorge dir gleich etwas Wasser, wenn wir wieder bei dem Zelt sind."
Gesagt getan.
Kian hatte mich im Zelt zurück gelassen und war auf dem Weg mir Wasser zu holen.
Ich musste das alles gut durchdenken.
Es würde garantiert in den nächsten Tagen eine Gelegenheit geben, wo Kian nicht da war. Wenn die anderen Werwölfe mich auch nun in Ruhe lassen würden, war die Gelegenheit perfekt.
Doch dafür müsste ich zuerst austesten, ob es wirklich so war, dass die anderen mich nun mehr in Ruhe lassen würden.
Wenn ich in der Sache falsch lag, dass die anderen mich nun in Ruhe lassen würde, war ich eher wieder zurück mit einem dann sicherlich sehr angesäuerten Kian.
Das durfte einfach nicht schief gehen oder ich war geliefert.
Kian kam wieder.
,,Hier", sagte er und reichte mir eine Flasche.
Ich nickte kurz und nahm einen großen Schluck Wasser.
Das tat nach dem ganzen Rennen verdammt gut.
Wenn ich Pech hatte würde ich mich wahrscheinlich die nächsten Tage kaum bewegen können, aufgrund des Muskelkarters, der sicherlich im Anmarsch war.
,,Du bist ganz schön erschöpft, was?", fragte Kian und klang dabei belustigt.
,,Na ja, wie es eben einem geht wenn man um sein Leben rennt. Keime Ahnunh was passiert wäre wenn diese Luna später gekommen wäre."
Kian schwieg.
Unsicher sah ich zu ihm.
Er wirkte nachdenklich.
,,Weißt du", fing er dann doch wieder das Reden an, ,,Das größte Problem ist leider, dass sehr, sehr viele Werwölfe ihren zweiten Seelenteil noch nicht gefunden haben. Unser Gefährte ist eben doch etwas einzigartiges für uns. Und die, die diesen eben noch nicht gefunden haben, tuen sich mit der Zeit doch recht schwer ihre Hoffnung beizubehalten. Immerhin warten ein paar von ihnen schon seit Jahrhunderten."
,,Jahrhunderten?", hakte ich nach.
Kian nickte: ,,Wir Werwölfe altern wesentlich langsamer als ihr. 500 Jahre schaffen die meisten Werwölfe locker."
Ungläubig sah ich ihn an.
500 Jahre ...
Hieß das, es gab noch Werwölfe, die sich ans Mittelalter erinnern konnten?
Das war doch absoluter Wahnsinn.
Wie alt war Kian wohl?
,,Ich kann dir deine Frage förmlich im Gesicht ablesen. Keine Sorge, ich bin kein alter Mann, gerade mal 21 Jahre alt. Bis zu dem Alter, geht es auch bei uns relativ normal voran. Nur von nun an geht es wesentlich langsamer voran."
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