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Moonwalk

Als ich Zuhause ankam, sah ich nur den alten Volvo von meinem Dad. Mein Herz machte einen Sprung. Ich beschleunige meinen Gang und lief die drei Stufen zur Haustür empor. Dad war in der Küche. Ich konnte den Knoblauch riechen.

Hey Dad, was kochst du leckeres", fragte ich ihn und stellte meine Tasche ab.

Er sah lächelnd vom Schneidebrett auf. Sein Lächeln verschwand jedoch umgehend, als er meine Wange sah. Geschockt legte er das Messer nieder.

Lola?! Hast du dich etwa geprügelt?!", entsetzten schwang in seiner Stimme mit.

Prügeln würde ich das nicht nennen. Ich habe eine Backpfeife bekommen und eine ausgeteilt", antwortete ich ihm wahrheitsgemäß.

Er schien mit sich zu Ringen. Ich konnte es an seinen Augen sehen. Mein Dad war für mich ein offenes Buch. Wenn es ihm schlecht ging, sah ich das. Wenn er etwas loswerden wollte, sah ich das. Wenn er log, bemerkte ich es.
Er legte seine Stirn in Falten, suchte nach den richtigen Worten.

Möchtest du darüber reden?", ich wusste augenblicklich, dass er nicht die Backpfeifen Challenge meinte. Doch ich hatte mir fest vorgenommen, ihnen nicht nachzulaufen.

Auch wenn ich es mehr als alles auf der Welt wissen wollte. Ich wollte wissen, über was sie gesprochen hatten. Warum Mom so besorgt war. Was mit mir nicht stimmte. Doch ich wollte auch, dass sie auf mich zukamen.
Also schüttelte ich nur den Kopf. Resigniert atmete er aus.

Da du heute Geburtstag hast, koche ich dein Lieblingsessen. Deine Mutter wird bald Zuhause sein."

Verdammt. Er hielt sein Wort. Aber ich wusste, dass er dies nicht lange durchhalten würde. Grinsend nickte ich ihm zu, schnappte meine Tasche und verschwand in mein Zimmer. Dort schlüpfte ich in meine Jogginghose und sah in den Spiegel. Meine Wange leuchtete dunkelrot. Olivia hatte ordentlich zugelangt. Ich öffne mein Fenster und ließ die frische Frühlingsluft hinein. Die Lasagne duftete bereits herrlich, mein Magen meldete sich grummelnd. Endlich fiel die Tür ins Schloss, Mom war Zuhause. Ich stürmte die Treppen runter und lief in die Küche. Als sie mich sah, blickte sie leicht verwundert drein. Anders als Dad, stellte sie mir keine Frage wegen meiner glühenden Wange. Sie wollte wohl nicht damit konfrontiert werden. Stattdessen nahm sie mich in den Arm und gratuliere mir zum Geburtstag. Auch Dad zog mich nun in seine starken Arme. Danach überreichten sie mir ein Geschenk. Als ich es öffnete, war ich etwas verwirrt.

Es ist eine Smartwatch, damit kannst du nun auch Nachrichten empfangen, lesen und schreiben. Ohne dass du dazu dein Handy benutzen musst. Außerdem hat sie noch weitere tolle Funktionen. Wie Pulsmesser, Stress Warner und Schrittzähler", begeistert zählten sie mir die Funktionen auf.

Danke! Die ist toll!", ich zog sie sofort an und begann sie einzustellen. Mom half mir dabei, während Dad die Lasagne aus dem Ofen nahm.
Als wir den Pulsmesser einrichteten, stockte ihr kurz der Atem. Dad kam mit den Tellern und wir begannen zu essen. Die Lasagne schmeckte köstlich. So wie immer, wenn Dad sie zubereitete. Mom sah wirklich nachdenklich aus. Mein Ruhepuls lag bei einhundertzehn, tatsächlich etwas hoch in meinem Alter. Doch ich hatte die Befürchtung, das dies mit etwas ganz anderem daherging.
Heute war Freitag, endlich Wochenende. Wochenende bedeutete jedoch auch, dass meine Eltern arbeiten mussten. Denn sie besaßen eine Diskothek namens Moonwalk. Ich hoffte darauf, mitgehen zu dürfen. Immerhin war ich nun sechzehn. Doch mom war davon mehr als nicht begeistert. Sie vertröste mich auf „vielleicht morgen Liebling". Also ging ich ins Wohnzimmer und schaltete das Fernsehen ein. Ich sah mir die Simpsons an und überlegte mir, was ich heute noch unternehmen konnte. Schon blöde, wenn man keine sozialen Kontakte hatte. Zu lesen hatte ich keine Lust. Also sah ich erst mal weiter fern. Mom und Dad verabschieden sich gegen halb neun. Es gab noch einiges vorzubereiten. Ich war allein.

Erneut grübelte ich über die vergangen drei Tage nach. Was hatte sich verändert? Und warum? Gab es dafür einen Auslöser? Konnte man dem entgegenwirken? Oder es irgendwie auch hervorrufen? Etwas hatte sich verändert. Ich hatte mich verändert. Mein Körper hatte sich verändert. Ich wusste nicht ob das nun gut oder schlecht war. Jedenfalls fühlte ich mich stärker, mutiger und wacher als zuvor. Mein Handeln heute, würde nicht ohne Konsequenzen bleiben, dessen war ich mir auch bewusst. Doch die Hierarchie musste gebrochen werden. Caleb würde in einem Jahr die Schule verlassen, sein Einfluss gemeinsam mit ihm. Warum also nicht schon jetzt damit beginnen? Für die schwächeren einstehen, schien mir eine gute Sache zu sein...

...Lola. Kleine aufmüpfige Lola. Du machst es mir ganz schön schwer, dich nicht zu mögen. Erneut hatte sie sich mit widersetzt, gleich zweimal an diesem Tag. Sie spielte mit mir, reizte mich bis zu äußersten. Sah mir provokativ in die Augen. Dies hatte sich bisher niemand erlaubt. Doch Sie war anders, neugierig. Ich konnte es in ihren Augen sehen. In ihren unglaublich tiefgründigen, leuchtenden grünen Augen. Sie strahlte eine gewisse Selbstsicherheit aus, wie ich sie lange nicht mehr gesehen hatte. Lola war eine harte Nuss. Die es zu knacken galt. Ich musste mein Gesicht wahren, auch wenn es nur noch ein Jahr war. Olivia war stinksauer. Sie fühlte sich bloßgestellt. Ich konnte es ihr nicht verübeln, immerhin hatte ich ihr verboten Lola nieder zur ringen. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, warum ich das tat. Aber eines wusste ich, mir gefielen die kleinen Sticheleien. Ich war mir durchaus bewusst, dass ich sie aus meinem Kopf verbannen musste. Denn letzte Nacht wurden meine Prioritäten neu gewürfelt. Ich musste die Wölfin finden, deren Geruch so betörend war, dass er mir alle Sinne raubte. Sie bestimmte mein Dasein fortan. Ich musste sie finden, bevor Logan sie finden würde. Denn er war heute gekommen, um sie für sich zu beanspruchen. Doch dies werde ich nicht kampflos zulassen. Sie gehörte mir, ich wollte sie mit jeder Faser meines Körpers.
Erst jedoch musste ich mein Rudel wieder beschwichtigen. Denn die Aktion mit Lola hatte ihnen nicht wirklich gefallen. Ich durfte niemand mehr von ihnen verlieren. Also entschied ich mich dafür, dass wir heute auf die Piste gehen. Ins Moonwalk. Dort gab es ein Séparée, für unseresgleichen. Nur für den Fall, dass sich jemand aus Versehen verwandelte. Die Betreiber, zumindest der Mann war ebenfalls einer von uns. So wurde es mir zumindest mitgeteilt. Ich selbst war noch nie dort. Dank ihm hatten wir nun also die Möglichkeit, ganz wir selbst zu sein. Sehr lange gab es das Moonwalk noch nicht. Dennoch lud ich mein Rudel ein. Als wir dort ankamen, standen bereits zwei Schlangen vor der Tür. In einer von ihnen, erkannte ich mehrere Leute aus Logan's Rudel. An dieser Schlange stellten wir uns an.
Der Laden war unglaublich groß und stilvoll eingerichtet. Die Musik war ebenfalls gut. Olivia war nun nicht mehr ganz so mies gelaunt.

Das war ein toller Einfall von dir Caleb! Hier ist es toll!", schrie sie über die Musik hinweg.

Ja der Laden gefällt mir auch! Wir sollten öfter herkommen, oder Oliv?!", fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits wusste.

Dies war auch der Grund, warum ich es ihr ein einziges Mal durchgehen ließ. Sie fiel mir um den Hals. Als sie jedoch bemerkte, was sie grade getan hatte sah sie angsterfüllt und entschuldigend zu mir auf. Nachdem sie von mir abließ. Ich klopfte ihr auf die Schulter und wandte mich zur Bar. Ich hatte Lust auf ein Bier. Welches ich mir auch bestellte. Der Herr dahinter mit den rötlichen Haaren beäugte mich, während er mir mein Bier reichte.

Entschuldige das ich dich grade so eingehend gemustert habe. Bist du Albert Blair's Sohn?", fragte er freundlich.

Ja genau. Ich bin Caleb. Sie kennen meinen Vater?", gab ich erstaunt zurück.

Die Diskothek gab es doch erst circa ein Jahr? Woher kannte er dann meinen Vater?

Nun, ich bin der Besitzer dieser Diskothek. Meine Frau ist aus dieser Gegend. Wir hatten früher schon einmal hier gewohnt. Ich gehörte zu Albert's Rudel", plauderte er weiter.

Das waren interessante Informationen. Wenn ich ihn mir so ansah, erinnerte er mich ein wenig an jemanden.

Da haben sie uns etwas ganz großes geschaffen. Ein toller Ort für unseresgleichen.
Ihre Frau, gehörte sie keinem Rudel an?", erkundigte ich mich.

Nein, sie ist keine von uns. Allerdings haben wir eine Tochter. Sie geht hier zur Schule. Doch bisher zeigt sie wenig Anzeichen", nachdenklich antwortete er mir und stellte mir eine weitere Flasche Bier hin.

„Wenige Anzeichen, sind ja nicht nichts. Was nicht ist, kann noch werden. Ich nehme sie sehr gerne in meinem Rudel auf", nickte ich ihm zu.

Je mehr mir folgten, umso besser. Erstaunt sah er mich an.

Oh du bist in die Fußstapfen deines alten Herrn getreten. Ich würde mich freuen, wenn sie sich dir anschließen würde. Meine Frau jedoch, möchte dass sie einfach ein ganz normales Mädchen bleibt. Sie hatte damals sehr unter dem Rudel zwang gelitten. Dies war der Grund für unseren Umzug", er klang wehmütig.

Ich konnte es nachvollziehen. Nie könnte ich von hier fort gehen. Es war bestimmt sehr schwer für ihn.

Um so schöner, das sie nun wieder da sind Mr.?", fragte ich.

Anderson, Ronan Anderson. Bestell deinem Vater schöne Grüße von mir", nickte er mir zu und bediente ein Mädchen.

Eine nette Unterhaltung unter Wölfen. Mir fiel ein dass ich ihn nicht nach dem Namen seiner Tochter gefragt hatte. Darauf würde ich Rabu ansetzten. Sie war gut darin. Es war ein ausgelassener Abend, bis Logan kam.

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