Den restlichen Tag verbrachte ich auf meinem Zimmer und vergeudete meine Zeit damit, mir meinen Kopf über Max zu zerbrechen, auch wenn dies vollkommen Sinnlos war. Ich wusste nicht mal weshalb ich überhaupt so komisch drauf war. Eigentlich war es doch vollkommen normal, dass man mal mit jemandem schrieb oder keine Zeit hatte sich mit seiner Freundin zu treffen, da man Schule machen musste?

Doch ich konnte nicht anders als nachzudenken und mir unnötig Gedanken zu machen. Von dem vielen Grübeln bekam ich schon Kopfschmerzen, weshalb ich mich irgendwann mühelos in den Schlaf kämpfte.

'
»Also, da du dir - wie ich dich kenne - sicher keine Gedanken über dein Kostüm für den Ball gemacht hast, war ich so frei und hab für uns beide mir Ideen überlegt. Was halt zu jedem von uns passt«, begann meine BFF und verfiel in ihren üblichen Rederausch, während ich neben ihr schweigend auf der Bank saß und die Kinder beobachtete, die über den Schulhof rannten.

Max und seine Freunde hatte ich auch entdeckt wie sie in einem Grüppchen zusammen rum standen,  doch ich hoffte die ganze Zeit, dass er zu mir rüber kommen würde, so wie er es immer gepflegt hatte zu tun.

»Für mein Kostüm hab ich so Ideen wie Rey aus Star Wars oder Katness Everdeen oder so. So coole Charaktere. Und ein Kleid will ich halt eher nicht so anziehen.«
Kurz hielt sie inne um meine Reaktion abzuwarten. Doch ich krunzte nur abneigend auf.
»Aber findest du nicht auch dass zu dir viel besser Mary Poppins, Harley Quinn oder Pippi Langstrumpf passen würde?«, grinste ich und fügte, als ihr Todesblick mich zu zerstören versuchte, noch rasch hinterher: »Und außerdem brauchen wir was originelles, wenn du mich schon zwingen willst da mit hin zu gehen.«

Sie nickte überlegend und kaute auf ihrer Unterlippe herum. 
»Es muss halt auch umsetzbar sein das Kostüm. Aber da fällt uns sicher noch was mega tolles ein. Für dich hatte ich ja auch schon Ideen aber die findest du sicher nicht so gut - aber... ich hab noch was für dich!«
Fragend sah ich ihr zu wie sie in ihrer Jackentsche wühlte, bis sie einen dünnen Streifen herauszog, der in der Herbstsonne golden aufblitzte.
»Deine Eintrittskarte! Für uns beide hab ich gestern eine besorgt«, jubelte sie und klatschte in die Hände.

Ich wollte ihr schon meine Karte abnehmen, doch die schnappte sie mir weg.
»Na na, ich behalte die. Ich kenn dich doch! Am Ende verlierst du die noch um ne Ausrede zu finden nicht zum Ball zu gehen, und bald sind die Karten sicher ausverkauft - da kann ich dann keine Neue besorgen!«
Wo Pippa recht hat hatte sie recht.
Ich hätte die Karte sicher zerschnitten oder weggeworfen.

»Ja da hast du recht. Ähm was waren jetzt deine Ideen für mein Kostüm?«
»Also, da hätten wir einmal Belle aus die Schöne und das Biest, dann Mulan eventuell, Arwen aus Herr der Ringe, Leia Organa, Elizabeth Swann  ... du könntest aber auch ein Tier wie eine Katze darstellen. Würde sicher gut zu dir passen.«
Von ihren Vorschlägen war ich nicht ganz so überzeugt und musterte abwesend den Boden.
»Okay jetzt sag auch mal was. Wir müssen für dich ein Kostüm finden was du auch verkörpern willst. Willst du Kleid oder eher so Hose tragen?«

Mein Kopf zuckte hoch und ich sah Pippa an. »Puuuh ... eher so Kleid. Und die Idee mit der Katze war gut fand ich«, entschied ich mich, mir würde eh nichts besseres einfallen.
»Sehr schön, dann hab ich das perfekte Kleid schon für dich«, schmunzelte sie geheimnisvoll und zwinkerte mir zu. Das hieß nichts Gutes...

»Jetzt brauchst du noch eine Kostümidee«, erinnerte ich.
»Ja hilf du mir doch auch mal. Was würde denn zu mir passen, jetzt aber bitte mal ehrlich!«
Ich betrachtete sie eingehend und da kann mir die Idee!
Und den Charakter hatte sie selber schon vorgeschlagen, bloß halt für mich.
»Spucks schon aus. Ich erkenne doch an deinem Gesicht dass du eine Erleuchtung hattest.«
Grinsend schüttelte ich den Kopf über diese freche Bemerkung.

»Naja die Idee ist eigentlich von dir, aber ich könnte mir die Person gut an dir vorstellen.« Ich ließ beabsichtigt eine Kunstpause und tatsächlich wurde Pippa hibbeliger und hing förmlich an meinen Lippen.
Danach sagte ich nur noch ein Wort: »Mulan.«

Grübelnd verzog sie das Gesicht.
»Also naja, die Gene hätte ich ja bisschen«, murmelte sie mehr zu sich selber als zu mir.
Das mit den Genen stimmte da ihr Großvater Chinese war und man es bei Pippa auch ein wenig sah, aber ihr stand dieses chinesische. Sie sah schon gut aus - was auch erklärt warum sie schon so viele Freunde hatte, sie zieht Jungs wie magisch an. Außer meinen Freund, der findet Pippa ein wenig seltsam.

Apropos mein Freund! Ich sah wieder zu ihm und leider stand er immer noch bei seinen Freunden und hatte nicht einmal zu mir gesehen.
Das stimmte mich ein wenig traurig.
Meine Freundin bemerkte es sofort und legte mir eine Hand auf den Rücken.
»Ich nehme Mulan. Und, warum soll Max eigentlich immer zu dir kommen? Geh du doch auch mal zu ihm!«

Da hatte sie schon recht, aber vor seinen Freunden war es mit ein wenig unangenehm ihn zu küssen und so. Aber ich vermisste ihn. Sehr. Ich sollte wirklich mal was selbst in die Hand nehmen!
»Okay ich geh zu ihm, wenn dir das nichts ausmacht?«, fragte ich.
»Es sind eh nur noch drei Minuten Hofpause. Also los, flieg schon ab. Husch husch jetzt!«

»Jaja bin ja schon weg!« Rasch stand ich auf und lief auf die Sechsergruppe Jungs zu, die etwas abgelegen stand. Im Näherkommen spürte ich schon die Blicke der anderen auf mir, doch diese musste ich einfach versuchen auszublenden.
Tief ein und aus atmen. Die beißen nicht, sprach ich mir selber Mut zu, in der Hoffnung, dass es funktionierte. Tat es nur leider nicht.

»Guck mal wer da kommt«, hörte ich den einen zu Max sagen, woraufhin dieser sich umdrehte und ein kleines Lächeln breitete sich auf seinem vollen Lippen aus.
»Entschuldigt mich.« Damit verließ er die Gruppe Jungs und kam die paar Schritte zu mir rüber die uns nur noch voneinander trennten.
»Ich hab dich vermisst«, schniefte ich, während wir uns fest umarmten.

Dann löste ich mich leicht von ihm und sah zu ihm hoch während Max zu mir runter schaute.
»Ich dich auch«, entgegnete er, beugte seinen Kopf zu einem Kuss hinunter doch hielt jäh inne, als die Schulklingel läutete und alle ins Gebäude hinein strömten.
»Ach komm, machen wir uns nichts aus den Klischees«, schmunzelte er und endlich spürte ich den leichten Druck seiner Lippen auf meinen.

Wie ich dieses Gefühl vermisst hatte!