#03•Der Mann•
Ich war zu verblüfft um etwas zu sagen. Mein Vater hatte doch von einem Brief gesprochen, und nicht von einem Mann der mir hier jetzt eine Rede halten würde.
"Und die lautet?"
Etwas verwirrt sah er mich an.
"Die Nachricht." meinte ich nur.
"Ach so natürlich. Du bist hiermit herzlich eingeladen, am alljährlichen Neulingstreffen teilzunehmen. Ich glaube nicht das du es weißt, aber in dieser Hinsicht bist du sehr besonders. Du bist das erste Mädchen, das das Gen trägt, weswegen du gebissen wurdest."
Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass ich überrascht reagieren würde.
Das hätte ich vielleicht auch, wenn es mir neu gewesen wäre.
Jetzt in diesem Moment war ich wirklich froh, dass mein Vater diesen Brief geschrieben hatte.
So war ich wenigstens nicht komplett unvorbereitet.
Verwundert sah er mich an, als er feststellen musste, dass ich es -gegen seine Erwartungen- schon wusste.
Schätzchen, du darfst ihm nichts von uns verraten, das ist dir klar oder?
Ja das ist mir klar. Antwortete ich Elzbeth genervt.
Er würde dich mit großer Wahrscheinlichkeit sowieso für verrückt halten. Wiedereinmal mischte sich Friedrich ein.
Insgeheim -ich wusste inzwischen wie man bestimmte Gedanken vor Elzbeth und Friedrich verbergen konnte- dachte ich, dass ich das vermutlich sowieso war.
Werwölfe und Geister?
Was kam als Nächstes?
Vampire und Elfen.
Zwergen und Kobolde.
Oder vielleicht gleich ein paar Drachen?
Ein kleiner Teil meiner Selbst, wusste dass das alles real war.
Okay, das mit den Drachen war wahrscheinlich nur eine dumme Fantasie, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass ich mit dem anderen Teil vielleicht gar nicht so falsch lag.
Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen, als mir der Postbote -mein neuer Spitzname für ihn- eine förmliche Einladung in die Hand drückte.
Auf ihr stand genauer Zeitpunkt und Ort des Treffens.
"Deine Familie kann dich gern begleiten."
"Und wie soll ich ihnen erklären, dass sich dort nur Jungs befinden?"
Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
Er lieferte mir eine sinnvolle Erklärung die ich ihnen auftischen konnte.
Und genau das tat ich 10 Minuten nachdem der Postbote gegangen war mit einem ziemlich schlechten Gewissen.
Ich konnte nicht die Wahrheit sagen.
Sie würden mich für komplett durchgeknallt halten.
Also erzählte ich ihnen, dass der Typ von einem Internat kam, welches mich beobachtet hatte und mir nun ein Stipendium anbot.
Und das wir zu einem Art "Neulingstreffen" eingeladen worden waren.
Wobei ich nach kurzem, absichtlichem Zögern -um den Zweien vorzutäuschen, dass mir das Ganze nicht gefiel- 'gestand', dass dort nur Jungs sein würden, da die Treffen normalerweise getrennt stattfanden, aber das Treffen der Mädchen schon gewesen war und ich somit noch ein Jahr warten müsste.
Natürlich gefiel mir das Ganze wirklich nicht sonderlich gut, aber meine Entscheidung hatte ich schon längst gefällt.
Ich kam nicht dazu, näher darauf einzugehen, da Lana mich mit Fragen löcherte.
Warum hielten sie die Treffen getrennt? -Es waren so viele Leute, dass es sinnvoller war es aufzuteilen.
Warum trennten sie nach Geschlecht und nicht in zwei gleich große Gruppen? -Weil auch die meisten Kurse nach Geschlecht getrennt waren.
Wenn sie die Treffen immer getrennt abhielten, warum durfte sie dann an diesem teilnehmen? -Weil sie sonst, wie gesagt, ein Jahr hätte warten müssen.
Warum hätte sie dann ein Jahr warten müssen und wäre nicht einfach so aufgenommen worden? -Weil das Treffen sowas wie eine Anmeldung und somit Pflicht war, wenn man ein Stipendium wollte oder wie in ihren Fall angeboten bekam.
Lana hatte noch mehr Fragen und ich versuchte sie zu beantworten, aber irgendwann hatte ich für die Fragerei keinen Nerv mehr.
"Ich werde auf jeden Fall hingehen. Die Frage ist, ob ich allein oder in Begleitung gehe?" Ich formulierte den Satz absichtlich wie eine Frage.
Lana nickte und sah mir unverwant (?) in die Augen.
"Wenn du das willst natürlich. Du solltest dir eine solche Chance nicht entgehen lassen."
Dankbar blickte ich sie an.
Auch Aleska nickte.
Sie war alt genug, dass sie verstand, um was es ging.
Ich drückte meiner kleinen Schwester einen Kuss auf den Schopf und blickte nochmals auf den Umschlag.
Vorsicht öffnete und las ich die Einladung und bemerkte leicht geschockt, dass das Treffen in knappen vierundzwanzig Stunden anstand.
Morgen um 11:00.
Sehr früh, aber das konnte ich nicht ändern.
Ich machte Lana auf das Datum und die Uhrzeit aufmerksam und bat sie unserem Chauffeur Bescheid zu geben. Ich kritzelte schnell die angegebene Adresse auf einen Zettel und gab ihn unserem 'Kindermädchen'.
Ich fand das Ganze mit dem Chauffeur eigentlich total unnötig, aber Lana hatte keinen Führerschein und ich war noch nicht alt genug.
Deshalb ging es nicht anders.
Sie sagte, dass sie sich darum kümmerte und ich wusste, dass sie das tun würde.
Auf sie war verlass. Im Gegensatz zu einer andern Person in dieser Familie.
Aber an sie wollte ich jetzt wirklich nicht denken, also verdrängte ich den Gedanken an meine Mutter so gut es ging.
Ich schaute auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits zwei Uhr war.
"Habt ihr schon zu Mittag gegessen?"
Die Beiden schütteln den Kopf.
"Ist noch im Ofen. Mr. Wer-auch-immer hat uns aufgehalten."
Es gab wie jedes Jahr zu meinem Geburtstag Krustenbraten.
Yummy.
Daran konnte ich mich einfach nicht sattessen.
Also setzen wir drei uns eine viertel Stunde später an den großen Esstisch und machten uns über das Essen her.
Der Tisch war viel zu groß für meine Familie. Nur drei der acht Stühle waren besetzt.
Wenn ihr euch jetzt wundert: Wieso drei? Ganz einfach. Für mich war meine Mutter schon lange gestorben.
Sie hat mir ja nicht mal gratuliert.
Weder letztes noch vorletztes noch vorvorletztes noch ...
Und deshalb wusste, dass sie sich auch heute nicht blicken lassen würde.
Sie würde auch nicht anrufen, dazu war sie zu 'beschäftigt'.
Aber ehrlich gesagt war mir das auch lieber.
Nur für Aleska tat es mir Leid.
Auch wenn sie es nicht anders kannte, sollte sie nicht mit einer solchen Mutter aufwachsen.
Nachdem wir Lana beim Aufräumen geholfen hatten kuschelten wie uns mit ein paar Decken und heißer Schokolade auf die Couch und legten irgendeinen Film ein.
Ich bekam nicht wirklich mit um was es ging, denn mir schwirrten zu viele Gedanken im Kopf herum.
Die wichtigste Frage aber war:
Heute war der 26. Dezember. Auf der Karte stand das das neue Schuljahr am 01.01 losgehen würde.
Was machte das bitte für einen Sinn?
Nachdem ich mir zwei Filme lang über diese und andere Fragen den Kopf zerbrach, bemerkte ich das Leska eingeschlafen war.
Also hob ich sie vorsichtig hoch sagte Gute Nacht zu Lana und brachte sie ins Bett.
Sie hatte schon ihren Schlafanzug an, den sie nach dem ersten Film angezogen hatte und so legte ich sie nur behutsam in ihr Bett und deckte sie zu.
Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn, flüsterte leise ein 'Gute Nacht' und schlich mich auf Samtpfoten aus ihrem Zimmer und betrat Sekunden später meines.
Ich zog mich um, schminkte mich ab und putzte mir meine Zähne, bevor ich mich in mein Bett kuschelte und sofort einschlief.
***
Heyy Leute♡
So neues Kapitel :)
Hoffe es gefällt euch ^^
Votes, Kommentare und Privatnachrichten immer erwünscht ;)
Wir haben die 100 - Marke geknackt :D Jaii ♡
Ich finde es toll, dass sich bis jetzt 111 (Schnapszahl^^) Leute die Zeit genommen haben, die Geschichte zu lesen :)
Danke :*
♥♡Stay as you are♡♥
Sunset2103
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro