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ᛦ × Schleier aus Mondlicht

»Das tun sie nicht!«

Jaana entwichen die Worte mit einem Knurren.

Es dauerte einige Momente, ehe sie realisierte, dass sie ihre Zähne gebleckt hatte und sie ihre Stimme fast gar nicht wieder erkannte, so sehr, wie sie nach einem Donnergrollen klang.

Sofort schloss sie ihren Mund wieder, beschloss, nichts mehr zu sagen, und setzte ihren Weg hinab fort. Die Leiter war kühl unter ihren Fingern und Jaana hatte mit einem Mal Angst, dass sie unter ihr nachgeben würde, so rostig und wacklig, wie sie nun einmal war. Eik hatte gesagt, dass er hier hinaufgekommen war, weil er ein Wolf war und als ein solcher guten Gleichgewichtsinn, feiner Gehör, zähe Gelenke. Doch ihr kam es nicht im Entferntesten so vor. Gut, es war mit ein wenig Klettertalent verbunden, auf das Dach der Schule zu gelangen, doch diese Leiter konnte doch sicherlich jeder emporklettern, der keine Höhenangst hatte. Dessen war sie sich ziemlich sicher.

Sie wollte jetzt nach Hause gehen. Müde, wie sie sich plötzlich fühlte, glaubte sie, einen ganzen Tag durchschlafen zu können, sobald sie ein Bett sah.

Jaana bemerkte, dass Eik lautlos zu ihr aufgeholt hatte und nun neben ihr von der Schule wegging. Einerseits war sie froh, dass sie den Weg im Wald nicht alleine bewältigen musste, aber es störte sie, wie Eik sie gedrängt hatte. Er hatte weiter geredet und nicht aufgehört, nachgebohrt und keine Rücksicht darauf genommen, dass sie heute zu gereizt, zu erschöpft, traurig und noch immer unter den Wunden und dem Angriff der Bestie leidend war.

Jaana stellte fest, dass der Wald ihr nicht so gruselig erschien, dabei war es kurz nach Mitternacht und die Schatten der Bäume streckten unter dem Mondlicht ihre Fangarme nach Jaana aus. Doch es war auch das helle Licht des Mondes, der gleißende Schein, der Jaanas Weg silberhell erleuchtete, der sie sich sicher fühlen ließ.

»Heute ist Vollmond«, stellte Jaana nach einigen Minuten das Offensichtliche fest.

Nicht nur konnte man den Mond als kreisrunde Scheibe am klaren Nachthimmel beobachten, Jaana wusste tatsächlich auch eigentlich immer, wann im Monat der Vollmond war. Sie hatte früher von ihrem Vater ein Monokular geschenkt - als Entschädigung, dass er ohne sie nach Südamerika zu einem Tempel reiste. Und seitdem war Jaana den Sternen verfallen, studierte sie dann und wann von der Lichtung neben ihrem Blockhaus aus. Damit war auch einhergegangen, dass sie den Mond beim Zunehmen sehen konnte und seither stets prüfte, wann Vollmond war. In den Nächten um den Vollmond herum konnte man nämlich die restlichen Sterne weniger gut beobachten - der Mond war zu hell.

»Das ist richtig«, meinte Eik und Jaana konnte hören, dass er leicht amüsiert über ihre Feststellung war.

»Hör auf, dich über mich lustig zu machen«, sagte sie scharf, woraufhin Eik ein schnelles »Tut mir leid« murmelte. Interessant, fand Jaana. Sie stritten nicht und er schien sich zu bemühen, nett zu ihr zu sein, seit die Dinge so waren, wie sie eben nun einmal waren. »Warum spazierst du hier mit mir rum? Müsstest du dich nicht eigentlich verwandeln und im Mondlicht durch den Wald jagen?«

Jaana merkte erst nach einigen Sekunden, dass Eik stehen geblieben war. Mit verschränkten Armen blickte er sie an. »Du bist doch die Tochter eines Forschers. Du müsstest doch am besten wissen, dass Wölfe nicht nur bei Vollmond aktiv sind.«

»Ich weiß, dass Wölfe dann auf Jagd gehen, wenn der Wald hell erleuchtet ist durch den Mond. Und in der Dämmerung natürlich. Da haben sie dann die beste Sicht«, sagte Jaana. »Und gerade bei einem Vollmond ist die Nacht natürlich hell, wie auch die Nächte davor und danach. Also nochmal: Warum jagst du jetzt nicht durch den Wald?«

»Weil ich die Nacht mit dir verbringe«, antwortete Eik und setzte sich wieder in Bewegung, in Richtung Kjartans Hof. Sie hatten schon die Kreuzung hinter sich gelassen, an der Jaana sich normalerweise von Thyra verabschiedete. Lang würde der Weg nach Hause nicht mehr sein. Nicht nach Hause, erinnerte sie sich, der Weg zu Hankos Hof, auf dem sie vorübergehend übernachtete.

»Also steht dir die Verwandlung jederzeit frei?«, hakte Jaana nach. In der Werwolfliteratur hatten die Gestaltwandler meistens kein Entscheidungsrecht, wann sie sich verwandelten und wann nicht. Dann wiederum hatte sie aber sowieso schon vieles in Frage stellen müssen, was sie über Werwölfe zu wissen glaubte, seit jener verhängnisvollen Nacht, als ein Wolf in die Scheune auf Hankos Hof eingebrochen war.

»Ich...«, begann Eik, dann schien er sich seine Worte noch einmal überlegen.

»Denk nicht nach«, sagte Jaana. »Antworte freiheraus.«

»Es wäre jetzt schön für mich, mit meinem Rudel - meiner Familie - durch die Wälder zu jagen. Wir haben jedes Mal eine Menge Spaß. Und ich habe immer ein großes Bedürfnis, den Wind in meinen Haaren zu spüren«, sagte er. »Aber ich weiß auch, dass du sonst alleine gewesen wärst. Und wir lassen das Rudel nicht im Stich, egal, was auch ist oder passiert.«

»Ich bin nicht Teil eures Rudels.«

»Glaubst du das wirklich?«, fragte Eik und blickte sie direkt an. Seine Augen funkelten dunkel in dem Schleier aus Mondlicht, der sie beide umgab.

Jaana hielt seinem Blick noch einige Sekunden stand, dann wandte sie sich ab. Selbst wenn Eik und Eemeeli und Asena nett zu ihr waren, sie würde dennoch immer anders sein. Nirgends ganz zugehörig. Tränen traten ihr in die Augen, ohne dass sie genau wusste, wieso. Vielleicht realisierte sie jetzt, in dieser stillen Vollmondnacht, wie einsam sie eigentlich war, auch wenn sie es die ganze Zeit schon gewesen war, nur hatte sie vorher nicht daran glauben wollen.

Sie setzten ihren Weg zu Hankos Hof fort und Jaana war froh, dass Eik zu verstehen schien, dass sie jetzt nicht mehr reden wollte - nicht über Wölfe und nicht über sonst irgendetwas.

Die Auffahrt zum Hof war in das Licht des Vollmonds getaucht.

»Du gehst nur bis hierhin mit«, sagte Jaana knapp angebunden und wandte sich der Auffahrt zu.

»Dein Vater wird denken, ich halte mein Versprechen nicht«, erwiderte Eik, machte aber keine Anstalten, sich zu bewegen. Er hatte ihrem Vater gesagt, dass er auf sie aufpassen würde. Das war heute Morgen. Heute Morgen, dachte Jaana, sind so viele Sachen noch anders gewesen.

»Ich werde-«

Ein Schuss erklang und Jaana brach mitten im Satz ab. Wer schoss da? Es waren keine Hochsitze in unmittelbarer Nähe und jetzt, da noch Winter war, durfte nicht so viel Wild geschossen werden. Außerdem war es mitten in der Nacht - Jaana hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Mitternacht musste bereits an ihr vorbeigezogen sein.

In diesem Moment ertönten Schritte, leises Schnaufen und ein Fluch. Nur wenige Sekunden später erschienen zwei Silhouetten im Mondlicht, die sich beim Näherkommen als Kjartan und Hanko entpuppten.

Jaana stand da wie festgefroren. Die Wildheit im Blick ihres Vaters jagte ihr Angst ein. »Was machst du hier?«, fragte sie. Ihre Gedanken überschlugen sich. Warum liefen die beiden tief in der Nacht vom Hof? Was passierte gerade in anderen Teilen des Waldes, von dem sie nichts wusste.

»Es hat wieder einen Angriff gegeben.« Sein Blick wurde erst weicher, dann wieder ernst.

»Du bist nicht die Polizei«, brachte sie leise über die Lippen, als sie verstand, warum Hanko und ihr Vater vom Hof gelaufen waren... und wohin sie gerade aufbrechen wollten. »Bleib hier.«

Jaana hasste sich in diesem Moment selbst dafür, dass sie bettelte und flehte und kurz davor war, sich einfach nur in die schützenden Arme ihres Vaters zu werfen, damit er hierblieb. Nicht nur wollte sie nicht alleine bleiben, eine eisige Angst begann sich um ihr Herz zu klammern, dass auch ihr Vater der Bestie zu Opfer fallen würde. Er war immer noch verletzt, er wäre nicht in der Lage, vor der Kreatur wegzulaufen. Falls er das überhaupt tun würde. Er war ein Sjöberg. Er lief nicht weg.

Ihr Vater schien nur eine kurze Sekunde mit sich zu ringen, dann übergab er Hanko das Gewehr, das er zuvor in den Händen gehalten hatte. Ob er es gewesen war, der geschossen hatte, weil er sich daran erinnert hatte, wie der Wolf auf ihn losgegangen war?

»Und du? Eik, richtig?« Jaanas Vater wandte sich an Eik.

»Ja, genau«, erwiderte dieser und Jaana konnte nicht recht sagen, ob das da Freude in seinen Augen war, dass ihr Vater sich an seinen Namen erinnert hatte. »Aber ich kann nicht hier bleiben.«

Sein Blick wanderte kurz zu Jaana und für einen Herzschlag wirkte es so, als wollte er sich entschuldigen, dass er nicht länger bleiben würde.

Ein kurzes Hochsehen in seine Augen und Jaana erkannte den Grund. Sein Bruder war noch dort draußen. Er musste einfach nachsehen, ob es Eemeeli gut ging.

»Kommst du mit mir mit oder gehst du nach Hause?«, wollte Hanko von ihm wissen.

»Ich möchte sehen, ob es meiner Familie gut geht«, erwiderte Eik und wich somit der Frage geschickt aus. Er würde zu der Stelle laufen, an der die Bestie zugeschlagen hatte, aber er würde alleine dorthin laufen und lange vor Hanko dort eintreffen.

Er verabschiedete sich und ging dann zügigen Schrittes vom Hof. Sobald er in die Schatten des Waldes eingetaucht war, würde er anfangen zu rennen, bis die Lärchen wie eine rote Flut an ihm vorbeizogen.

Kjartan wandte sich Jaana zu, legte ihr einen Arm um die Schulter, und gemeinsam gingen sie die Auffahrt entlang.

Ihr Vater wollte das Haus ansteuern, doch Jaana zog ihn zur Scheune, wo noch immer ihre Schlafsäcke auf den Strohballen lagen und der Runenstein stand, das ungelöste Mysterium. Zwar wollte sie nicht an die Winternacht zurückdenken, in der ihr Vater angegriffen worden war, doch jetzt gerade brauchte sie die Nähe des Runensteins.

Der Runenstein hatte Jahrhunderte überdauert, die Farbe kaum verwaschen. Er hatte Generationen von Menschen gesehen, ihnen Geschichten erzählt und sich schützend vor ihnen aufgebaut. Jaana hoffte, ein bisschen von der Ruhe und dem Schutzgefühl zu erhalten, das schon Menschen in ewig vergangenen Zeiten in diesem Stein gesucht hatten.

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