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ᛒ × Blut am Wegesrand

Sie hatten gute zwei Stunden im kalten Schnee gesessen oder gestanden und es wurde langsam dunkel. Die Sonne war aufgrund der dichten Wolkendecke nicht zu sehen, allerdings hätte sie sich den Sonnenuntergang von hier aus sowieso nicht angesehen. So schön es auch aussah, wenn die Sonne den Ginnungagap in leuchtendes Rot tauchte, so dunkel war der Wald und es wurde ziemlich gefährlich, so spät noch die schmale Straße entlangzufahren.

Durchgefroren stiegen sie ins Auto ein und verharrten dort erst einmal für einige Minuten, damit sich die Kälte an ihren Gliedmaßen verflüchtigte.

Jaana hielt den Vegvísir fest umklammert, auch dann noch, als das Gefühl in ihre Finger zurückkehrte. Sie glaubte, dass von dem Objekt eine gewisse Wärme ausgestrahlt wurde.

»Machen wir den Spaß morgen noch einmal?«, wollte Hanko wissen, der sich eine Decke genommen hatte und diese auf dem Beifahrersitz ausgebreitet hatte. Das Auto hatte in der Kälte gestanden und dies merkte man, wenn man sich auf einen der Sitze setzte.

Kjartan Sjöberg, der seine Handschuhe ausgewechselt hatte und mit diesen nun das Lenkrad umklammerte, zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir noch nicht sicher. Zunächst einmal werde ich den Vegvísir untersuchen. Vielleicht hat er etwas mit dem Runenstein zu tun, da bin ich mir aber unsicher. Den ersten Vegvísir gab es erst vor gut zweihundert Jahren. Unser Findling ist jedoch deulich älter...«

Mit einem Mal fand Jaana die silberne Scheibe in ihrer Hand gar nicht mehr so toll. Sie hatte gedacht, dass ihr Fund sie vorantreiben und ihnen neue Erkenntnisse liefern würde. Stattdessen schien es nun wertlos für das, was sie suchten.

»Wir sollten uns beeilen«, meinte Hanko dann, »ich habe Bo gesagt, dass wir bei Sonnenuntergang wieder da sind.« Wie sich herausstellte, hatte Hanko einen seiner langjährigen Freunde eingeweiht und nach Erlaubnis Kjartans ihm von dem Findling sowie der Bedrohung durch die Reporter erzählt. Und die Bedrohung durch die Wölfe, dachte Jaana sich im Stummen, wovon die Erwachsenen leider nichts wussten. Bo sollte in Hankos Abwesenheit auf den Hof aufpassen und auch den Stein wie seinen Augapfel hüten, damit niemand, nicht Reporter, nicht Wolf, dort etwas anrichten würde, was für Kjartan und Jaana das Ende ihreer Forschung bedeuten würde.

Jaana wollte ihrem Vater den Vegvísir nach vorne reichen. »Hier, nimm du.«

Ihr Vater jedoch ergriff nur ihre noch immer kalten Finger und drückte sie wieder über dere silbernen Scheibe zusammen. »Du hast es gefunden, behalte du es!«, sagte er mit einem Lächeln.

»Aber wenn es doch nichts mit dem Runenstein zu tun hat...«, widersprach Jaana. Sie wollte es nicht haben und sich lieber auf den Stein selbst konzentrieren. In ihrem Kopf hatten sich Kopfschmerzen breitgemacht, seit ihr Vater es ihr nach seiner Erstinspektion zurückgegeben hatte und Jaana war zwar nicht abergläubisch, aber sie war sicher, dass diese nachlassen würde, sobald sie die silberne Scheibe aus der Hand gab. »Es passt bestimmt gut zu deiner Sammlung.«

»Ich weiß noch nicht, ob es etwas mit dem Runenstein zu tun hat. Es ist nicht ganz ausgeschlossen, schließlich haben wir es da gefunden, wo uns der Stein hingeführt hat, oder?«

Kjartan erklärte ihr dann die Bedeutung des Vegvísirs, die Jaana bisher nicht gewusst hatte. Runen in dieser Kreisformationen waren heutzutage so üblich, dass ihr Vater bei seinen Projekten kaum einen über den Weg lief. Gemeinhin waren sie als Kompass der Wikinger bekannt, doch Jaana wusste, dass dem nicht so war. Den ersten Vegvísir gab es erst lange nach der Zeit der Wikiniger. »Wer einen Vegvísir trägt, soll weder bei Sturm noch Wind verloren gehen, selbst wenn der vor ihm oder ihr liegende Weg unbekannt ist.«

Er machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach. »Selbst wenn es nichts mit dem Stein zu tun hat, tragen kannst du es trotzdem... Und wenn er dich bei deinen Entscheidungen begleitet, dir womöglich neuen Mut gibt, dann würde mich das sehr freuen«, sprach er, ehe er sich wieder nach vorne wandte und das Auto anließ.

Jaana ließ sich ihren Widerwillen nicht anmerken. Sie hatte es loswerden wollen. Da sie aber auch nicht gewillt war, es noch länger in ihren Händen zu halten noch es sich um den Hals zu legen, verstaute sie es erst einmal übergangsweise in ihrer Hosentasche. Dort würde sie es nicht sehen, nicht anfassen müssen.

Dunkel lag die Straße vor ihnen, Schnee und Matsch säumten sie an beiden Seiten. Zwar war der Abendhimmel noch relativ hell, doch Jaana war froh über die Scheinwerfer, die den schattenumhüllten Weg vor ihnen in ein warmes Licht tauchten.

Jaana ließ ihren Kopf gegen die eiskalte Scheibe sinken. Müdigkeit hatte sich wie der Abend über sie gelegt. Der Tag war lang und anstrengend gewesen und sie konnte es nicht erwarten, sich endlich in das Gästebett auf Hankos Hof zu legen.

Das Mädchen merkte, wie es langsam zu dösen begann und befand es für ziemlich angenehm, die gewundene Straße entlangzufahren und den Wald durch halboffene Augen an sich vorbeiziehen sehen.

Sie hatten gerade die Stelle passiert, wo der Fluss der Straße für eine kurze Strecke Gesellschaft leistete, als Kjartan ruckartig auf die Bremse trat. Jaana, die in ihrem Sitz plötzlich nach vorne geschleudert und hart gegen den Gurt gedrückt, schreckte hoch.

»Alles in Ordnung?«, fragte ihr Vater sie und sie konnte bloß nicken. Der überraschende Halt hatte ihr einen Schreck eingejagt, der sich nun allerdings wieder verflüchtigt hatte. Jetzt musterte sie ihren Vater genau, der seinen Blick auf die Straße vor sich gerichtet hatte. Als Jaana, die zunächst gedacht hatte, dass da ein Tier über die Straße gerannt war, den Gurt löste und sich in dem Auto aufrichtete, erkannte sie, dass der Grund für das plötzliche Anhalten ein anderer war. Von ihrem Platz aus erkannte sie jedoch nicht so viel, wie sie gerne hätte, und als die beiden Erwachsen ausstiegen, verließ auch sie das Auto.

Die drei traten näher an die Menschenansammlung heran. Drei von ihnen waren Polizisten, Jaana sah sie öfter auf den Straßen Patrouille fahren.

Zwei von ihnen kümmerten sich um eine Frau, die ziemlich aufgelöst wirkte, während der dritte sich über die Schneewehe am Rande des Weges beugte. Jaana glaubte, sich übergeben zu müssen, als sie erkannte, was da im Schnee lag. Wer da im Schnee lag. Es war niemand, den sie kannte. Ein Glück! Dennoch fand sie es erschreckend, den Körper des toten Mannes im Schnee liegend zu sehen, während sich Blut um ihn herum ausgebreitet hatte, dunkles Blut, getrocknetes Blut, dass dennoch leuchtend rot aus dem weißen Schnee hervorstach. Hier war jemand kürzlich gestorben und der Geruch von Unheil und Tod hing noch in der Luft.

Der eine Polizist, der zunächst versucht hatte, sie von der Leiche fernzuhalten, hatte aufgegeben, sobald er Kjartan Sjöberg erkannt hatte. Dieser war zwar kein Polizist und somit befugt, aber als Forscher überall respektiert. Früher oder später würden sowieso alle von der Leiche am Wegesrand erfahren und sie störten ja nicht. Nicht so wie die Reporterin, die in einem hellvioletten Schneeanzug herangestapft kam und ihre Kamera auspackte, um einige Fotos zu schießen. »So sieht man sich wieder!«, rief sie an Jaana und ihren Vater gewandt enthusiastisch aus, als sie näherkam. Jaana sah sich um. Wie schaffte Silja Stendihl-Berglund es eigentlich, immer lautlos aufzutauchen? Ein Auto hatte Jaana nicht gehört und auch sah sie kein Fahrzeug auf der Straße oder in Sichtweite herumstehen.

»Sagen Sie, sind Sie Schwerverbrecher oder Opfer des Zufalls?«, fragte sie, als sie den toten Körper des Mannes im Schnee liegen sah. »Alles, was hier gerade Spannendes passiert, hat irgendwie mit euch zu tun.«

Jaana verdrehte ihre Augen. Sie waren zufällig hier entlanggekommen und waren so bei der Erstisnpektion eines Mordes dabei. Was die Reporterin noch als spannend bezeichnete, wusste sie nicht. Von dem Runenstein wusste sie schließlich gar nichts, von dem Angriff des Werwolfes nur wenig und dass Jaana mit Hanko und ihrem Vater sowie einer Menge Utensilien auf der Ladefläche keine Spazierfahrt unternommen hatten, war ihr wahrscheinlich klar. Dennoch konnte sie unmöglich wissen, was die drei wo gemacht und was sie dort gefunden hatte. Sie übertrieb maßlos.

Die Frau hob gerade ihre Kamera an und hatte einige Fotos geschossen, da trat einer der Polizisten auf sie zu und drückte die Kamera am Objektiv herunter.

»Sie dürfen davon keine Fotos machen und vor allem dürfen diese morgen nicht in der Zeitung landen«, sagte der Polizist dann ernst und achtete weiterhin darauf, dass die Frau nicht noch weitere Fotos schoss. »Ich muss Sie leider bitten, zu gehen.«

Silja überlegte für einen Moment, schmollte sichtlich. Jaana hatte gedacht, dass sie nun beleidigt abzog oder zumindest noch heimlich oder im Weggehen versuchte, einige weitere Fotos von dem im Schnee liegenden Mann zu machen oder von den Polizisten und der aufgelösten Frau.

»Nein!«, erwiderte sie resolut und überraschte Jaana damit.

»Das ist ganz sicher ein Mord gewesen und wir werden sicherlich mehr darüber erfahren, wenn die Frau sich uns öffnen möchte«, begann sie und deutete auf die sich im Schnee zusammenkauernde Frau. »Es könnte eine Gefahr für uns alle darstellen und dann werde ich ganz sicher nicht schweigen. Meine Leser... sie verdienen die Wahrheit. Was würden sie wohl davon halten, wenn sie wüssten, dass ihre Helden sie anlügen wollen?«

Sie ließ offen, wen sie mit Helden meinte. Jaana glaubte jedoch, dass es sich sowohl gegen die Polizisten als auch gegen ihren Vater gerichtet hatte.

»Und wie«, schoss Kjartan ruhig zurück, »würden sich Ihre Leser fühlen, wenn sie davon erführen, dass sie möglicherweise alle in Gefahr schweben?« Er trat einen Schritt näher an die Reporterin heran, ein gefroreres Lächeln lag auf seinen Lippen, als er weitersprach. »Denken Sie, dass sie Sie auf den Händen tragen werden, weil Sie diejenige sind, die sie gewarnt hat? Oh nein... Ihre Leser werden Sie dafür verantwortlich machen, dass sie in Sicherheit sind und sie werden sich auf einen Schutz verlassen, den Sie ihnen nicht geben können. Oder liege ich falsch in dieser Annahme?«

»Sie wären überrascht, was ich alles für meine Leser tun kann«, erwiderte die Reporterin.

Jaana und Hanko blickten dem Schlagabtausch zu und Jaana konnte schon erkennen, dass ihr Vater Überhand gewann. Auf seinem Gesicht zeichnete sich eine siegessicherer Ausdruck ab, wie sonst so oft, wenn er gerade eines Rätsels Lösung fand.

»All dies können Sie aber nur garantieren, weil Sie Werner um den Finger gewickelt haben. Damit kann es allerdings so schnell wieder vorbei sein, wenn er zum Beispiel seines Amtes enthoben wird. Oder er der Nächste ist, der stirbt.«

Die Frau trat einen Schritt zurück. Ließ ihre Kamera los, sodass sie nur noch an dem Band um ihren Hals baumelte. Zupfte an ihrem Schneeanzug. Hob dann wieder ihren Blick. »Soll ich das als eine Drohung auffassen?«, fragte sie pikiert. In ihrem Gesicht erkannte man bereits, dass sie alles, was hier vorgefallen war, dem Bürgermeister berichten würde.

»Ganz wie Sie meinen«, meinte der Runologe eisig. Dann starrte er ihr herausfordernd in die Augen.

Stumm führten die beiden das Wortgefecht weiter. Erst, als die Frau langsam zu schluchzen aufhörte, erst, als sich auch die anderen Polizisten zu ihnen hingewandt hatten und offensichtlich jeden Moment eingreifen würden, zog die Reporterin ab. Jaana, die zunächst ihren Blick auf die anderen Polizisten richtete, die über so viel Dreistigkeit nur den Kopf schüttelten und Kjartan Sjöberg einen anerkennenden Blick zuwarfen, schalt sich nur wenige Sekunden später dafür. Sie hatte nicht beobachten können, wo Silja Stendihl-Berglund hingegangen war. Wie ärgerlich! Wo es sie doch derart interessiert hatte, wie die Frau immer auftauchte und verschwand wie Unheil, leise nahend und dann mit voller Wucht... Allerdings war sie sich auch sicher, dass sie der nervigen Reporterin noch weiterhin über den Weg laufen würden und dort würde sie ihre Chancen haben, darauf zu achten und gegebenenfalls etwas zu sabotieren, damit sie in Ruhe gelassen wurden.

»Es wird trotzdem nicht lange dauern, bis es alle Welt erfährt«, sagte Kjartan dann zu einem der Polizisten.

Der Angesprochene nickte, beteuerte dann aber, dass jede Zeit, die sie dazugewannen, gut gebrauchen konnten.

Während sie noch miteinander redeten, wagte Jaana noch einen Blick über die Schneewehe. Der Polizist hatte die Leiche noch nicht zugedeckt und Jaana lief wieder ein eisiger Schauer über den Rücken, als sie die starren Augen und den zu einem stummen Schrei aufgerissenen Mund erblickte.

Dann fiel ihr mit einem Mal etwas auf, obwohl es schon die ganze Zeit dort gelegen haben musste. Einige Meter von dem toten Mann entfernt lag etwas im Schnee, dunkel, aber zu einem Großteil unter dem eisigen Nass verdeckt. Ob sie sich da etwas einbildete und es sich nur um einen vergessenen Gegenstand eines Zeltenden handelte? Oder lag dort, im Schatten der Bäume, ein Fell wie jenes, das sie dem Wolf abgenommen hatte?

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