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ᛏ × Vegvísir


Mit einem lauten Knall schlug Jaana die Tür des Pick-Ups zu.

Ihr Vater drehte sich zu ihr um, während Hanko, der auf dem Beifahrersitz saß und auf dessen Schoß sich ein übergroßer Rucksack befand, aus dem Fenster sah.

Jaana war sauer und das sah man ihr deutlich an. In den Pausen war sie ständig von irgendwelchen Schülern angesprochen worden, von denen sie die meisten gar nicht kannte, die sie alles mögliche gefragt hatten.

Glücklicherweise waren Thyra und Astrid die meiste Zeit mit ihr in den Gängen unterwegs gewesen, die sie vor dem meisten abgeschirmt hatten. Es war dennoch ein anstrengender Tag für sie gewesen. So anstrengend, dass sie sich eigentlich nicht mehr in der Lage fühlte, jetzt noch durch den Wald zu wandern und ein wenig auf dem Ginnungagap herumzuklettern. Insbesondere am Ende des Schultages war es schlimm geworden. Die Neuigkeiten hatten sich rumgesprochen und so wurden auch jene informiert, die die Zeitung generell nicht lasen oder heute noch nicht gelesen hatten. Dementsprechend groß war der Auflauf auf dem Schulhof gewesen, der Jaana nach ihrer letzten Stunde erwartet hatte. Der Weg über den Hof und zum Ausgang, wo ihr Vater und Hanko warteten, hatte ihr die meiste Kraft geraubt, da sie sich durch eine Masse an Leuten hatte zwängen müssen, die nicht gewillt waren, sie durchzulassen.

»Und?«, fragte ihr Vater, »war es so schlimm wie befürchtet?« Ja! Nein? Sie hatte sich den ganzen Tag unwohl gefühlt und wäre lieber zuhause geblieben und sie hasste es, dass nun jeder auf sie zukam, weil er oder sie etwas von ihrem Vater wollte. Selbst wenn Jaana extrovertiert gewesen wäre, die Tatsache, dass sie ununterbrochen angesprochen wurde von Leuten die sich nocht im Geringsten für sie, Jaana, interessierten und sie nur als Botin herhalten musste, hätte ihr trotzdem jegliche Energie geraubt. Es gab kein schlimmeres Gefühl als die Hoffnung, als man selbst angesehen zu werden, die Illusion zu haben, dass sich jemand für einen als Person interessierte ohne einen Hintergedanken, und dann fühlen, wie ebenjene unter der Macht der Enttäuschung barsten.

Allerdings hatte sie unglaublichen Zuspruch erhalten und es hatte sie trotz der Umstände gefreut, dass es ein paar wenige gegeben hatte, denen es egal war, wer ihr Vater war.

Jaana antwortete nicht. Sie verschränkte die Arme vor ihrer Brust und wandte stur den Blick ab. Durch die dunkle Scheibe hinurch konnte sie noch Schaulustige sehen, die gesehen hatten, in welches Auto Jaana eingestiegen war und nun wohl hofften, dass Kjartan Sjöberg aus einer der Autotüren ausstieg.

»Ich wäre lieber zuhause geblieben«, grummelte Jaana dann doch, nachdem sie erst mit dem Gedanken gespielt hatte, ihrem Vater die kalte Schulter zu zeigen. Sie war sauer und hatte ihn das deutlich spüren lassen wollen.

Ihr Vater streckte einen Arm nach hinten, doch Jaana wich ihm aus. »Irgendwann musst du dich dem stellen, auch wenn ich wünschte, dass es anders wäre. Du kannst ja nicht ewig davor wegrennen.«

»Einen Tag!«, rief sie aufgebracht, »Ich wollte einen einzigen Tag nicht zur Schule, um mich mental darauf vorzubereiten.«

Leise Tränen traten Jaana in die Augen, doch nicht, weil sie zur Schule hatte gehen müssen, sondern weil ihr niemand mal einen Tag freigab. Wann merkt denn endlich jemand, dass ich an meine Grenzen stoße?, rief sie stumm in Gedanken und niemand hörte sie. Noch so eine Woche wie diese vergangene schaffte sie nicht. Der Angriff, der Handel, das Geheimnis, was sie mit sich herumtrug und Geheimnisse, welche gelüftet worden sind. Eine Pause! Eine Pause war es, die sie brauchte.

»Na gut, dann lasst uns mal losfahren«, sagte Hanko und schlug seine Handfläche auf seinem Rucksack nieder, »sonst stürmt die Horde da gleich noch das Auto.«

Jaana richtete ihren Blick wieder aus dem Fenster. Auf dem Schulhof konnte sie immer noch die große Menge an Schülern sehen, doch die vorderen Reihen waren langsam vorgerückt und passierten nun das große Tor. Es stand außer Frage, dass ihr Ziel der Pick-Up war, in den Jaana eingestiegen war und in dem sie Kjartan Sjöberg vermuteten.

Also gab ihr Vater Gas und sie fuhren vom Parkplatz, entfernten sich von der Schule und Jaana bemerkte, dass ihr etwas leichter ums Herz wurde. Als sie dann die dünne gewundene Straße durch den Wald entlangfuhren, fiel die Wut auf ihren Vater von ihr ab und es war, als ließe sie alle Probleme hinter sich.

Der Wald war riesig und obwohl Jaana regelmäßig die Waldwege entlangging, war sie jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie schier endlos die Reihe an Bäumen zu ihren Seiten war.

In dem gefrorenen Fluss, der sich durch den Wald schlängelte und zwischendurch einen Bogen in Richtung Straße machte, war sie im Sommer oft baden gegangen. Dann jedoch, als der Fluss sich wieder abwandte, verließ sie auch diese Erinnerung. Stattdessen lehnte sie sich näher zum Fenster, um den Ginnungagap in seiner vollen Höhe sehen zu können. Er ragte in den Himmel und warf lange Schatten auf den kleineren Berg neben ihm, der sich wie eine Mondsichel gebogen zum Ginnungagap lehnte.

Die Straße durch den Wald führte nicht ganz an den Ginnungagap heran, sie machte vorher eine Kurve, um die Berge zu umgehen. So hielten sie am Straßenrand an. Neben ihnen würde sich noch ein Auto durchzwängen können, doch sie bezweifelten, dass jemand vorbeifahren würde. Aufgrund des Schnees konnten sie leider nicht noch eine Strecke über den Waldboden fahren, sondern nahmen ihr Gepäck an sich und nahmen den Weg zu Fuß auf sich. Jaana, die nur ihren Rucksack trug, eilte voraus, während ihr Vater und Hanko mit mehr Gepäck hinter ihr hergingen und die Schneise benutzten, die sie im Schnee hinterließ. Jaana hätte den beiden auch etwas abgenommen, doch sie hatten darauf bestanden, es selber zu tragen. Des Weiteren war es immer gefährlich, körperlich schwer zu tragen, wenn auf der Seele schon tonnenweise Probleme lasteten. Sie wäre zweifelsohne zusammengebrochen und die Kälte wäre über ihr zusammengeschlagen.

Im Frühling blühten am Fuße des Ginnungagap und auf der langgestreckten Wiese zwischen Bäumen und Berg hellvioletten Blumen. Sie sprossen in den Gesteinsspalten am Fuße des Berges und legten einen Schleier aus Farbe und Leben über die weite Fläche.

Jetzt im Winter jedoch, und ganz besonders in diesem ungewöhnlich kalten Winter waren die Wiesen nicht länger bunt, sondern grau und schneebedeckt. Auf jenen Teilen der Wiese, die näher an dem Ginnungagap gelegen waren als an den Bäumen, ragten verdorrte Büsche aus dem Schnee. Es war ein grauer Ort und Jaana, die diesen Ort zum ersten Mal in diesem farblosen Gewand sah, vermisste zunächst die bunten Blumen. Dann erst war es, als öffnete sie ihre Augen für die Schönheit, die die schneebedeckte Wiese doch bot. Im Sommer war die Luft immer dick und schwül, doch jetzt schien es so, als würden die Geheimnisse des Ginnungagap in der Lage sein, sich über die Wiese bis zu ihnen hin zu tragen.

»Die Höhle von damals ist in die rechte Richtung gelegen. Dazu müssten wir in dem Spalt zwischen den beiden Bergen ein Stück gehen und dann würden wir dort hinkommen. Erinnerst du dich noch?«, fragte Kjartan Sjöberg dann an seine Tochter gewandt, die ihren Kopf in den Nacken gelegt hatte, um zu sehen, wie der Berg bis in den Himmel ragte und die dichte Wolkendecke durchbrach.

»Nur schwach«, erwiderte Jaana, »aber ich denke nicht, dass wir so weit laufen werden müssen«. Als sie ihren Blick langsam wieder gesenkt hatte, waren ihr die unzähligen kleinen Spalten aufgefallen, die sich über die gesamte Oberfläche des Berges zogen. Sie fielen besonders auf, weil der Ginnungagap zu steil war, als dass auf ihm großflächig Schnee liegen bleiben würde und der Schnee deswegen auf dem Weg nach unten in jenen Spalten hängengeblieben war. Hellweiß und mit reinem Schnee, der nicht durch den kleinsten Brocken Erde verunreinigt wurde, stachen sie hervor, waren wie Leuchtfeuer in dunkelster Nacht.

Jaana hatte während der ersten Male, die sie ihren Blick vom Gipfel bis zum Fuß und wieder zurück hatte wandern lassen, die schneebedeckten Spalten zwar bemerkt, ihnen aber keine besondere Bedeutung beigemessen. Dann jedoch hatte sie wieder an den Runenstein gedacht, wie so oft in letzter Zeit und aus ihrem Rucksack die Zeichnung hervorgekramt, die ihr Vater von dem Findling angefertigt hatte und die sie seitdem mit sich herumtrug. Ohne Handschuhe und mit frierenden Fingern hielt sie das Papier vor sich und glich es mit dem Berg ab.

»Die Risse und Spalten sehen ein wenig so aus wie die Linien hier auf dem Blatt«, befand sie dann, nachdem sie ihren Blick zwischen der Zeichnung und dem Berg hin und her hatte wandern lassen. Sie wollte gerade noch ein weiteres Mal kontrollieren, um sich zu vergewissern, dass ihr ihre Augen nicht vielleicht doch ein Streich spielten, da wurde ihr das Blatt schon aus der Hand gerissen.

Jaana blickte zur Seite und erkannte in der Miene ihres Vaters einen Ausdruck der Freude, gemischt mit leicht zusammengekniffenen Augen. Er dachte über irgendetwas nach, doch ehe Jaana ihn dazu befragen konnte, war Hanko schon losgestürmt.

»Na los!«, rief er über die Schulter zurück. »Worauf wartet ihr?« Und so begann er, seine Hände in die Felsspalten zu stecken, die breit genug für diese waren und denn Schnee herauszufegen. Dann tastete er noch einmal hinein, suchend nach Runen an den Wänden oder Gegenständen, die möglicherweise darin verborgen waren.

Jaana nahm die Zeichnung wieder an sich, verstaute sie in ihrem Rucksack und zog sich dann wieder Handschuhe über, allerdings nur die dünnen, durch die hindurch sie noch tasten oder nach etwas greifen konnte. Dann folgte sie ihrem Vater und dessen Freund.

Nun war sie so nah am Ginnungagap wie schon lange nicht mehr. Vor einigen Tagen hatte sie ihn noch aus der Ferne beobachtet, nun stand sie an seinem Fuß und berührte den Berg.

Jaanas Handschuhe wurden schnell nass, doch sie wusste, dass, wenn sie sie ausziehen würde, sie ihre Finger gar nicht mehr spüren würde. Sie tat das, was Hanko ihnen vorgemacht hatte. Der Ginnungagap war nicht allzu breit, von gerade mal fünfzig Metern Länge und Hanko und Kjartan legten ein hohes Tempo vor bei all jenen Spalten, die zwischen der Höhe ihrer Brust lagen und dem Punkt, den sie mit ihren Armen erreichen konnten, wenn sie sich streckten. Jaana, die kleiner war als die beiden, knöpfte sich die untersten vor, doch sie kam deutlich langsamer voran als die anderen beiden, was nicht daran lag, dass sie zu zweit arbeiteten und Jaana nur alleine. Sie hatte es sich auch noch zur Aufgabe gemacht, in den Schnee zu greifen und nach Spalten zu suchen, die von der hohen Schneeschicht verdeckt wurden. Allerdings hatten sie ja noch den ganzen Nachmittag Zeit, dann würde die Sonne untergehen und sie nichts mehr sehen. Jaana und mittlerweile auch ihr Vater glaubten, dass sie hier einen Hinweis finden würden und so war es wahrscheinlich, dass ein Ausflug zum Ginnungagap am morgigen Tag keine Zeitverschwendung sein würde.

Jaanas Hose war durchnässt und ihre Beine kalt. Sie kniete in dem hohen Schnee und war kurz davor, aufzustehen, als sie in einer Spalte etwas ertastete, dass mit Sicherheit nicht Fels des Ginnungagap war.

Da sie keine unnötigen Hoffnungen schüren wollte, wusste sie doch, dass ihren Vater das enttäuschen würde, auch wenn er es nie zeigte, blieb sie erst einmal still und schloss ihre Finger um den Gegenstand. Es stellte sich als eine kleine Herausforderung heraus, den Gegenstand ans Tageslicht zu befördern, da noch ein Band an diesem befestigt war, das sich wahrscheinlich um einen spitzen Fels in jener Spalte geschlungen hatte. Obwohl Jaana zunächst glaubte, dass das Band gerissen war, als sie den Gegenstand hervorzog, war es unversehrt.

Sie öffnete die Finger und betrachtete den Gegenstand, den sie bis eben fest umschlossen hatte, damit er ihr nicht beim Herausziehen aus der Hand fiel und sie danach nach ihm im tiefen Schnee suchen musste.

Da lag eine flache Scheibe in ihrer Handfläche und auf ihr waren dunkle Linien, die von einem Punkt in der Mitte nach außen verliefen. Jaana hatte Kreisrunen wie diese schon oft gesehen und dennoch rannte sie durch den hohen Schnee, so gut es eben ging, zu ihrem Vater.

»Ich lag richtig!«, frohlockte sie, obwohl sie sich noch gar nicht sicher war, ob ihr Fund und der Runenstein zusammengehörten. Sie hielt ihre Hand ihrem Vater hin und dieser ließ daraufhin von der Felsspalte ab und wandte sich der silbernen Scheibe zu.

»Das ist ein Vegvísir«, sagte der Forscher nach nur wenigen Sekunden.

»Allerdings hat er eine sehr ungewöhnlich Form... Lassen wir es für heute gut sein! Daheim können wir uns den mal näher ansehen.«

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