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ᛅ × Die Runen auf dem Stein

»Tut mir leid, Jaana.«

Mit müder Stimme wandte Kjartan Sjöberg sich Jaana zu. Eben noch war er der international berühmte Forscher gewesen, autoritär, charismatisch und Respekt einflößend. Jetzt jedoch zeichneten sich Sorgen auf seinem Gesicht ab, als wäre ihm seine kontrollierte Fassade wie eine zweite Haut weggerissen worden, die enthüllte, was darunter lag. Dieses Mal hielt Jaana aber kein Wolfsfell in den Händen, das noch ein warmes Gefühl von dem Körper darunter ausstrahlte. »Ich kann gerade echt keine Spekulationen über meine mysteriöse Arbeitskollegin gebrauchen. Ich weiß, dass du gerade das nicht wolltest.«

Jaana rang sich ein Lächeln ab. »Ich bin stolz darauf, dass du mein Papa bist. Und wenn es die ganze Welt weiß, dann wissen sie halt genau das.«

Sie wurden abgelenkt von einem lauten Scheppern, das aus dem Inneren der Scheune zu kommen schien. Schnell eilten sie um das Gebäude herum und erkannten, dass das Eingangstor sperrangelweit offen war und zwei Spuren im Schnee in ebenjenes hinein verliefen. Jaana und ihr Vater warfen sich einen kurzen Blick zu, dann betraten sie die Scheune und sahen, was zuvor die Geräusche verursacht hatte.

Da war ein riesiger Autokran, von dem Jaana sich fragte, wie er durch das Eingangstor gepasst hatte, dessen Greifer sich soeben um den Runenstein schloss. Jaana sog scharf die Luft ein, als der Stein angehoben wurde. Ihr Vater, dem es ähnlich zu ergehen schien, hob besorgt seine Hand vor den Mund. Seine Mimik sagte mehr als irgendein Wort es gekonnt hätte.

Der Kran wirkte alt und er schepperte mit jeder Bewegung. Der Runenstein, der nun in der Luft hing, schwang leicht hin und her, was den gesamten Kran zum Ächzen brachte. Wenn der Stein das überleben sollte und nicht plötzlich aus dem Greifer rutschen sollte, würde es mit Sicherheit Kratzspuren geben, die möglicherweise verfälschten, was auf dem Stein geschrieben stand, die ihn nicht mehr so authentisch wirken lassen würden.

Endlos langsam drehte der Kran den Stein, erst einmal einige Meter zur Seite, sodass man auch besser die Rückseite des Steines sehen würde, da diese nun nicht mehr direkt an der Wand liegen würde. Dann senkte der Kran das schwere Objekt hinunter und der Fahrer schien darauf zu achten, dass der Runenstein nun aufrecht stand.

Als der Stein sicher stand und feststand, dass er in dieser Position nicht umkippen würde, streckte sich ein Kopf aus der Fahrerkabine. Hanko winkte ihnen zu. »Hab' mir gedacht, dass ich mir eben einen Kran ausleihe und das selbst mache. Hab' sonst niemanden gefunden, der das machen würde. Und? Was sagt ihr?«, rief er über den Lärm, den der Kran verursachte, hinweg.

»Ich war um ehrlich zu sein nicht sicher, ob du nicht im nächsten Moment deine Scheune mit dem Stein einschlagen würdest«, spottete Kjartan, der, nachdem der Stein wieder sicher an Boden war und der Schock sich gelegt hatte, seine Sprache wiedergefunden hatte.

»Der könnte mal eine Reinigung vertragen«, fügte er dann hinzu, als er näher an den Stein herangetreten war und diesen nun von allen Seiten beäugte. Die Seite, auf der der Stein gelegen hatte, war dunkel vor Dreck und Erde. »Mir gefällt das allerdings deutlich besser als zuvor.«

»Ein schöner Stein«, stimmte auch Jaana zu. Sie sah zu dem Giganten empor. Er überragte sie um etwa zwei Kopflängen und sie war überzeugt, dass sie eine Leiter aufstellen würden müssen, wenn sie etwas an der oberen Seite des Steines näher betrachten wollten. Was allerdings auffiel, waren die Krallenspuren, die sie bereits zuvor an der Seite entdeckt hatten. Die tiefen und flacheren Rillen zogen sich über die Seite der rauen grauen Fläche und ragten dann relativ in der Mitte des Steines über die Runen auf der Vorderseite rüber. Jetzt, da sie endlich den Stein zur Gänze sahen, bemerkte Jaana, dass auf der Seite, auf der der Findling zuvor gelegen hatte, auch noch Kratzspuren waren, hauchdünne Linien, die sich über die Länge des Steines zogen, wellenförmig, dann wieder kreuz und quer durcheinander.

»Ich fange langsam an zu glauben, dass wir mit dem Entschlüsseln hätten warten sollen, bis wir den Stein aufgericht hatten«, murmelte Jaana. Sie hob ihre Hand und legte ihre Finger in die Rillen auf dem Stein. Wie in Trance zog sie dann mit diesen die Linien für ein kurzes Stück nach, dann senkte sie ihn wieder. Jenes Gefühl, welches sie überkommen hatte, als sie den Runenstein zum ersten Mal erblickt hatte, überkam sie wieder. Es war, als könne sie spüren, welche Ereignisse der Stein mitangesehen hatte und als seien seine Erinnerung eine Überflutung aus Angst und Wut und Familie und Gemeinschaft, die über Jaana hinwegrollten.

Mit Tränen in den Augen löste Jaana ihre Finger von dem Stein und wandte sich ab. Sie war überwältigt, wie sehr so ein Stein einem das Gefühl geben konnte, dass man inmitten seiner Vorfahren stand und mit ihnen feierte und litt.

»Eins ist auf jeden Fall klar«, befand ihr Vater, der an ihre Stelle getreten war und nun seinerseits die Rillen auf der Seit des Steins nachfuhr. »Diese Krallenspuren wirken von hier aus nicht länger willkürlich... beinahe so, als sollten sie ein Muster ergeben oder als birgten sie einen tieferen Sinn...«

Hanko war mit dem Autokran ein Stückchen zurückgefahren und hatte den Kran eingefahren. Aus der Scheune hinaus fahren und zurückgeben würde er später noch erledigen können. Jetzt betrachtete auch er sein Werk, offensichtlich zufrieden damit, wie er den Stein platziert hatte. »Wenn du mich fragst, sieht das aus wie Höhlenzeichungen. Natürlich ohne Höhle, aber mit dem selben Hintergedanken: Um zu kommunizieren und um Geschichten festzuhalten, die sonst im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen wären.«

Vor diesem Hintergrund trat Jaana noch einmal an den Stein heran, dieses Mal allerdings, ohne den Stein zu berühren. Erzählten die Linien eine Geschichte, so wie es auch die Runen taten? Dann allerdings fielen ihr vier horizontale Linien auf, von denen sich die zwei links und die zwei rechts jeweils oben zusammenschlossen und zu den jeweiligen anderen neigten. »Der Ginnungagap«, entfuhr es ihr dann, als sie sich erinnerte, wie sie am Montag ebenjenen Berg noch betrachtet hatte.

»Erkennt ihr es?«, fragte sie aufgeregt nach, als weder ihr Vater noch Hanko reagierten. »Hier, das muss der Fluss am Fuße des Ginnungagap sein und das hier ist der kleinere Berg, der sich zu dem Ginnungagap neigt!« Während sie sprach, deutete sie auf die Linien, achtete allerdings darauf, die kühle Oberfläche des Steines nicht zu berühren.

Sobald sie einaml diesen Gedanken hatte, versuchte sie natürlich, in den Linien noch andere Orte zu erkennen, die sie kannte. Enttäuschenderweise erkannte sie keine. Sie fand auch nicht, dass die Linien ansatzweise so aussahen, als sollten sie Wälder oder Flüsse oder Berge darstellen.

Als Jaana einen Blick auf ihren Vater warf, waren seine Augenbrauen zusammengezogen. Er dachte nach. »Vor vielen Jahren habe ich diese eine Höhle am Fuß des Ginnungagap erforscht, sagte er grübelnd vor sich hin. Im Zuge dessen habe ich natürlich auch den Berg selbst eingehend sehen können. Ich wüsste nicht, was dort zu finden ist, falls das hier wirklich eine Karte darstellen soll.«

»Mag sein«, warf Hanko in diesem Moment ein, »aber du wusstest auch damals nicht, dass du nach Runen Ausschau halten solltest. Ich finde, du sollt- ähm, wir sollten auf jeden Fall einen kleinen Ausflug zum Ginnungagap unternehmen und einmal nachsehen.«

Kjartan war sichtlich unentschlossen. »Ich weiß nicht... Uns läuft die Zeit davon«, gab er zu bedenken. Er dachte offensichtlich an die Reporter, die hier am heutigen Tag aufgekreuzt waren und die wieder und wiederkehren würden. Dabei hatte er noch lange nicht das Geheimnis um den Runenstein gelöst.

»Und wenn du damit einen Hinweis verpasst?«, fragte Hanko nach, obwohl er bereits wusste, dass er den Forscher-Freund schon überzeugt hatte. Er konnte nun nicht einmal gegen seine neugierige Natur tun, die ihn tatsächlich zum Ginnungagap zog, am besten so bald wie nur irgend möglich.

»Wann geht's los?«, wollte Jaana wissen, nachdem sie in den Augen ihres Vaters gesehen hatte, wie gerne er einen Hinweis finden wollte. Sie war sich außerdem sicher, dass sie mit ihrer Frage seine letzten Bedenken über Bord geworfen hatte. Sie würde dabei sein. Hanko würde dabei sein. Mehr brauchte es nicht, um Kjartan zu überzeugen. Wenn seine Tochter und sein Kindheitsfreund einen Ausflug machen wollten, um etwas zu erkunden, würde er das für nichts auf der Welt verpassen wollen.

Jaanas Vater warf einen Blick auf das offene Scheunentor. Es war spät geworden. Sie hatten lange dafür gebraucht, das Loch in der Scheunenwand zuzumauern und die Sonne senkte sich langsam zum Horizont hinab. »Wie wäre es mit direkt morgen?«, schlug er vor. »Dann holen wir dich direkt von der Schule ab, Jaana. Wie klingt das?«

»Großartig!«, erwiderte sie, obwohl sie gar nichts hätte sagen brauchen. Das breite Lächeln, welches sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet hatte, sprach wohl Bände.

Die Schule am nächsten Tag würde wie im Flug vergehen, da war Jaana sich sicher, so sehr, wie sie sich darauf freute, den Ginnungagap wieder aus der Nähe zu sehen und womöglich einen Hinweis zu finden.

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