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ᚾ × Der Rat eines Lehrers

Noch ehe Jaana sich endgültig entschieden hatte, ob sie es wagte, die Klasse zu betreten oder ob sie einfach umdrehte und zu ihrem Vater zurückkehrte, ging eine Tür auf. Es war die Tür zu ihrem Klassenraum, der noch mehrere Meter von ihr entfernt war. Ihr Englischlehrer war es, der da aus der Tür trat. In seinen Händen hielt er einen kleinen Stapel aus mit Aufgaben bedruckten Blättern. Herr Persson war einige Schritte gegangen, dann blickte er auf, rückte seine Brille zurecht und bemerkte dabei Jaana, die noch im Gang hin- und hergetigert war und nun ertappt hochsah.

»Jaana!«, rief der Lehrer überrascht aus. »Ich habe dich schon im Unterricht vermisst. Ich laufe noch schnell ins Lehrerzimmer, um etwas zu kopieren, du hast nichts Wichtiges verpasst.«

Jaana konnte ihn nur anstarren. Sie wusste, dass er erwartete, dass sie nun das Klassenzimmer betrat und sich an ihren Platz setzte. Ihr Körper machte nicht mit. Ob vor Angst erstarrt oder erschöpft nach allem, was sich in den letzten Tagen so zugetragen hatte, konnte Jaana nicht sagen. Sie war froh, dass ihre Beine sie noch hielten und sie aufrecht stehen konnte.

»Jaana?«, fragte der Lehrer, als sie nicht reagierte oder etwas sagte. »Ist alles in Ordnung bei dir?« Da war ehrliche Sorge in des Lehrers Blick und Jaana erinnerte sich wieder, warum sie den Englischlehrer so gerne mochte.

Die Schülerin merkte, wie ihr Blick sich auf eine unbestimmte Stelle gerichtet hatte und sie blinzelte kurz, als würde das die Erinnerungen an die Geschehnisse beseitigen. »Ich weiß nicht«, murmelte sie wahrheitsgemäß als Antwort. Es sollte alles okay bei ihr sein, sie sollte sich leicht wie eine Feder fühlen und selbst wenn dem nicht so war, es sollte sie nicht derart aus dem Konzept bringen.

»Du weißt hoffentlich, dass du dich mir anvertrauen kannst, wenn du das willst«, sagte Herr Persson und lächelte sie aufmunternd an.

Mit einem dünnen Lächeln nickte Jaana. Sie brauchte niemanden mehr, dem sie sich anvertraute. Die größte Hürde lag hinter ihr. Dieser Illusion wollte sie sich zumindest für einen Moment hingeben, auch wenn ihr natürlich klar war, dass noch Komplikationen entstehen würden. Den Abschluss des Tauschgeschäfts, die gewichtige Entscheidung, die sie hatte treffen müssen, hatte sie jedoch schon hinter sich gebracht.

»Sei nicht zu stolz, um nach Hilfe zu fragen. Das ist manchmal das Einzige und das Mutigste, was wir tun können.«

»Danke«, meinte Jaana. »Es ist nur... Ich glaube, ich brauche ein wenig Zeit und Ruhe, um etwas zu verarbeiten.« Abstand. Das war es, was sie brauchte. Die einengende Schule verlassen und den Gerüchten auszuweichen. Stattdessen lieber durch den Wald spazieren und ihre Gedanken wandern lassen, dieses Mal allerdings, ohne einen der Werwölfe zu treffen. Außerdem benötigte sie ihren Vater mit seinem Elan zurück, Feuer und Flamme für seine neueste Forschung, gesund und nicht geprägt von einem Wolfsangriff.

»Du sollst sie haben, Jaana. Ich stelle dich für den Unterricht heute frei. Und nun entschuldige mich bitte«, sprach Herr Persson und nickte mit dem Kopf in Richtung des Stapels an Arbeitsblättern, den er trug, »der Kopierer ruft und die Klasse wartet.« Mit einem letzten, aufmunternden Blick rauschte er davon und Jaana sah ihm nach, wie er den Gang entlanglief und dann um die Ecke verschwand, den langen Weg zum Lehrerzimmer auf sich nehmend. Dieses war am anderen Ende der Burg gelegen und über viele Treppen zu erreichen, da es sich hoch oben in einem der Burgtürme befand.

Jaana stand noch einige Sekunden in dem kalten Gang, unentschlossen, ob sie nun tatsächlich gehen sollte. Wenn sie jetzt bei ihrem Vater und Hanko aufkreuzte, würden die beiden wissen, dass etwas los war. Jaana schwänzte nicht, nie, und sie würde ihnen nicht erklären können, was mit ihr los war, nicht ohne ihre Leben in Gefahr zu bringen.

Seufzend schlenderte sie durch die Gänge, ohne ein richtiges Ziel vor Augen zu haben. Im ersten Moment genoss sie die Leere, die herrschte und es überfiel sie das Gefühl, sich in einem anderen Jahrzehnt zu befinden, als die Burg noch nicht in eine Schule umgewandelt worden war. Ruhe in den Gängen, Sicherheit durch Wachen und Werwölfe, die nur in Geschichten existierten.

Jaana hatte nicht bemerkt, wie viel Zeit schon vergangen war. Als sie auf die Uhr sah, erschrak sie, dass die Englischstunde nicht mehr lange andauerte und dann Schulschluss sein würde. Hatte sie wirklich so lange noch mit dem Jungen geredet, war sie danach tatsächlich gut eine Stunde lang durch die Gänge geirrt? Da in wenigen Minuten alle Schüler aus ihren Klassenräumen stürzen würden, froh, dass der Dienstag endlich rum war, verließ Jaana das Schulgebäude. Sie hatte nur wenig Lust, gleich in überfüllten Gängen zu stehen. Stattdessen setzte sie sich auf den Tisch einer der Gruppensitzbänke und schlug ihr Englischheft auf ihrem Schoß auf.

Glücklicherweise war das Thema, was sie aktuell behandelten, eine auf mehrere Wochen angesetzte Lerneinheit, sodass Jaana ungefähr wusste, was der Lehrer gerade nur etwa hundert Meter entfernt von ihr unterrichtete. Sie hatten mehrere Aufgabenblätter bekommen und davon nur etwa die Hälfte gemeinsam bearbeitet. Wenn sie jetzt davon ausging, dass das nächste Blatt dran war und sie es bearbeitete, dann hätte sie nichts verpasst, falls der Lehrer wirklich jenes Blatt behandelte. Falls nicht, hatte sie es für einen späteren Zeitpunkt halt schon bearbeitet.

Dann ertönte der finale Gong und Jaana erschrak. Hier draußen auf dem Hof konnte man den Glockenschlag viel lauter hören als in dem Teil der Schule, in dem sich die Räume der höheren Klassenstufen befanden.

Bereits nach kurzer Zeit strömten auch schon die Schüler auf den Hof. Die meisten rannten jedoch schnell vorbei, weil sie den Bus kriegen mussten, beziehungsweise das Schneemobil, das aktuell alternativ im Einsatz war. Bereits nach wenigen Minuten tummelten sich auf dem Hof nur noch vereinzelt ein paar Gruppen, Schüler, die sich noch mit ihren Klassenkameraden und Freunden unterhielten.

Jaana begann langsam damit, ihre Sachen zusammenzupacken und sich ebenfalls auf den Heimweg zu machen, als sie aus den Augenwinkeln Eemeeli bemerkte, der sich in Richtung des Schultors bewegte. Dort wartete jemand und als Jaana für eine Sekunde hinsah, erkannte sie den Jungen, dem sie am vorangegangenen Tag auf dem Schulweg begegnet war. Er lehnte an der Mauer und ließ seinen Blick über die Schüler streifen. Schnellstens senkte Jaana den Kopf und ließ sich ihre Haare wie einen Vorhang vor das Gesicht fallen.

Der Wind wehte mit einem Mal leiser, zumindest kam Jaana das so vor, denn sie konnte Gesprächsfetzen verstehen, die von Eemeeli und dem anderen Jungen an ihr Ohr drangen.

»..., aber das Fell will sie mir zurückgeben, sagte Eemeeli gerade zu dem älteren. »Ist das nicht großartig, Eik?«

»Es ist auf jeden Fall ein Anfang«, antwortete Eik daraufhin und Jaana versuchte, seinen Gesichtsausdruck durch den Vorhang ihrer Haare zu erspähen. Als sie zwischen den dichten, roten Strähnen einen kurzen Blick auf Eik erhaschte, glaubte sie, dass seine Augen für einen kurzen Moment auf ihr ruhten, ehe sie weiter über den Schulhof wanderten. Jaana, deren Hände auf ihrem Rucksack lag, zog den Reißverschluss zu, in der Hoffnung, dass der Junge nicht bemerkt hatte, dass sie lauschte.

»... allerdings bin ich mir noch nicht sicher, ob man Jaana vertrauen kann«, sagte Eik in dem Moment laut, in dem Jaana aufstand, von der Bank sprang, im kalten Schnee landete und den Schulhof überquerte. Es war unweigerlich, dass sie in Richtung der beiden Jungs ging, doch sie würde sie einfach gekonnt ignorieren und den weitestmöglichen Abstand zwischen ihnen wählen. Das Schultor war breit genug, dass ein Auto hindurch passte, doch ihr erschien es viel zu eng, als dass sie genug Abstand halten konnte. Jaana warf keinen Blick auf die Jungs, sie war mit Eiks Aussage beschäftigt. Der Aussage, die er laut ausgesprochen hatte. Er musste ahnen, er musste wissen, dass sie ihnen zugehört hatte. Würde er sie nun im Auge behalten, jeden ihrer Schritte beobachten, warten, bis sie eventuelle falsche Absichten verriet? Jaana befürchtete es. Ihr Herz flatterte in ihrer Brust, als sie nur wenige Meter von den beiden Werwölfen entfernt durch das Tor ging.

Dann trennte die dicke Mauer Jaana von den beiden, aber sie sah sich trotzdem nicht um.

Sie fühlte sich unsicher. Heute hatte sie gesehen, dass die Werwölfe sich in den Alltag eingliederten. Eemeeli ging zur Schule, hatte Freunde, verhielt sich ganz normal. Wie konnte der Junge, den sie heute in der Schule kennengelernt hatte, derselbe sein, der sie auf dem Heimweg von der Schule bedroht hatte, derselbe, der ihren Vater angegriffen hatte? Und, dachte Jaana, wenn Eemeeli sich wie ein Mensch verhielt, wie viele Werwölfe lebten dann unter ihnen, die sich ebenso verhielten, sich unter die Menschen mischten? Jaana war niemand, der sich schnell anderen gegenüber öffnete, doch wenn sie nun jedem zutrauen musste, dass er oder sie ein Werwolf war, konnte sie dann überhaupt noch jemandem trauen, sich jemandem öffnen?

Jaana erinnerte sich an den Rat, denn Herr Persson ihr gegeben hatte. Seine Worte spukten lästig in ihrem Kopf umher, ein ungebetener Gast, der sich dort eingenistet hatte. Nicht zu stolz dafür sein, um Hilfe zu bitten. War es nicht eher Angst, die sie daran hinderte? Angst, dass ihre Welt zusammenbrechen würde, nachdem die Werwölfe in ihr Leben getreten waren, dass es jeden Moment wie ein fragiles Kartenhaus in sich zusammenfallen und nur ein kleines Häufchen Elend hinterlassen würde. Angst, dass, wenn sie die Werwölfe verriet, ihr Vater leiden würde. Jaana wollte sich jemandem anvertrauen, aber wie konnte konnte sie eine derartige Sache einfach so jemandem erzählen und vor allem wem?

Oder war es Neugier, Neuigier auf ein altes Geheimnis und ihr eigenes Rätsel? Jaana konnte es nicht mehr auseinanderhalten. Wo fing Stolz an, wo endete die Angst? Die Grenzen verschwammen, doch eines blieb klar: Jaana konnte sich unmöglich jemandem anvertrauen.

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