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ᚴ × Lichter des Nordens

»Wir machen einen Ausflug.«

Mit diesen Worten hatte ihr Vater den nächsten Tag eingeleitet. Jaana war in ihrem Bett aufgewacht und hatte sich gefragt, wie sie dorthin gelangt war. Hatte ihr Vater sie ins Bett getragen? Sie war todmüde gewesen. Am Morgen jedoch hatte sie sich überraschend ausgeschlafen gefühlt. Als sie dann ins Wohnzimmer getreten war und sich an den schmalen Esstisch gesetzt hatte, hatte ihr Vater ihr von seiner Idee erzählt. Und Jaana fand diese Idee großartig, zumindest freute sie sich, weil sie wusste, dass sie sich vor zwei Wochen über diese Neuigkeit gefreut hätte. Der Plan war es, in die Berge zu fahren und Jaana begann, sich Hoffnung zu machen, dass sie dort das Unglück, das die Wölfe über sie gebracht hatten, hinter sich zurücklassen konnte. Zumindest für eine kurze, kostbare Weile.

Der Ausflug kam so spontan und unerwartet, dass Jaana ein wenig überfordert war. Was sollte sie nur mitnehmen? Sie hatte ihr Zelt, ihren Schlafsack, Rucksack und was man sonst noch so für kleinen Zelttrip in den Bergen benötigte. Dennoch durchsuchte sie fieberhaft ihre Sachen. Gab es irgendetwas, was sie mitnehmen konnte, das sie vergessen ließ? Ihr die Sorgen und die Angst nahm, die sich tief in ihr Herz gebrannt hatten?

Sie fand nichts, von dem sie glaubte, dass es den gewünschten Effekt erzielte. Dennoch nahm sie zwei Dinge mit, die sie unter normalen Umständen zuhause gelassen hätte. Den Vegvísir, nachdem sie ihn in ihrer Hosentasche ertastete und nach dessen Fund sie zwar das erste Opfer der Bestie entdeckt hatten, doch dessen Finden sie an vergangene Expeditionen mit ihrem Vater erinnert hatte. Den lumineszierenden Stein, der seit Jahren entweder unter ihrem Kissen oder auf dem Nachttisch neben ihrem Bett lag. Er verstrahlte nachts ein schwaches Licht, das Jaanas Fantasie beflügelt und ihr Schlaf beschert hatte, nachdem sie es für eine Weile betrachtet hatte. Sie nahm es immer überall hin mit, wenn sie nicht zuhause schlief. Es war ein Relikt jener unbeschwerten Zeit, die sie ihre Kindheit nannte. Es kam Jaana so vor, als verblasste diese Zeit langsam. Die Zeit, in der sie glücklich war. Die Zeit, bevor die Wölfe kamen.

Es war schon früh am Nachmittag, als sie schließlich aufbrachen.

Hanko blieb auf dem Hof zurück, auch wenn Jaana und Kjartan es ihm ausdrücklich und mehrfach angeboten hatten. Er mochte es lieber im Wald und zuhause und wollte seine Tiere nicht vernachlässigen.

So waren sie zu zweit und unter sich, als sie mit beladenem Pick-Up den Waldweg entlangfuhren. Jaana hatte ihren Kopf gegen die Scheibe gelehnt und die Augen geschlossen. Fest kniff sie sie zu. Sie wollte den Wald nicht sehen und sie wollte auch nicht die Äste der Lärchen gedämpft durch das Autofenster in dem starken Wind rascheln hören, doch gegen Zweiteres konnte sie sich nicht wehren. Dass sie die Bäume allerdings nicht sehen musste, half ihr schon enorm. Sie blieb sie entspannt, während sie den Wald durchquerten und öffnete die Augen erst wieder, als ihr Vater sie an der Schulter antippte und Bescheid sagte, dass sie nun den Wald hinter sich ließen.

Hell strahlte die Sonne auf sie nieder und Jaana hatte das Gefühl, die letzten Reste des Schnees förmlich schmelzen zu sehen. Links von ihnen befanden sich unzählige Wege und dünne Straßen, kleine Häuschen, die mit viel Abstand dort platziert waren und Wiesen, in denen im Sommer wieder bunte Blumen blühen würden. Jetzt sah es dort eher grau aus, da der dreckiggewordene Schnee nahezu alles bedeckte. Jaana ließ ihren Blick zur anderen Seite wandern, dort wo sich das Gebirge neben ihnen erhob.

Es gab nur wenige, andere Wege, um ins Gebirge zu gelangen. Zwischen dem Ginnungagap und seinem benachbarten Berg gab es einen tiefen Einschnitt, doch dort konnte man nur hindurchgelangen, wenn man ein Kletterer mit Übung war. Also blieb nur der Weg um den Ginnungagap und den Fuß des Gebirges herum und dann den langsam ansteigenden Berg hinaufzufahren. Neben ihnen stieg der Boden an, langsam, aber stetig, und bald konnte Jaana schon den kleineren Berg sehen. Die Sicht auf diesen war zuvor vom Ginnugagap und der Höhe des Gebirges verdeckt worden, doch nun, da sie langsam ankamen, hielt sie kurz inne, um das außergewöhnliche, sichelförmige Aussehen des Berges zu betrachten.

Zwischen einem langgezogenen Gebirgskamm und dem Ginnungagap gab es eine weite, geschützte Fläche. Ihr Vater hatte das Auto ein wenig davon entfernt geparkt und sie mussten das letzte Stück dorthin zu Fuß gehen, schwer bepackt mit Unmengen an Rucksäcken.

In der Nähe des Ginnungagap luden sie ihre Sachen ab, um ein Zelt aufzuschlagen. Da hier die Sonne stärker brannte, war ein Großteil des Schnees schon weggeschmolzen und nur die Gräser der Wiese, die sich unter ihm enthüllte, waren noch nass. Allerdings war es auch bitterkalt hier oben. Eisig fegte der Wind um die Gebirgsspitzen und Jaana spürte ihre Nase kalt und rot werden.

»Hey, das haben wir ja schon Ewigkeiten nicht mehr benutzt!«, rief Jaana begeistert, als sie erkannte, dass er das Zelt mitgenommen hatte, durch dessen Decke man den Nachthimmel betrachten konnte. Sie waren lange nicht mehr wildzelten gewesen und noch länger hatten sie das Zelt mit dem durchsichtigen Zeltdach nicht benutzt.

Sie sah ihren Vater vor sich hin grinsen. Als er ihren Blick aufging, biss er die Lippen aufeinander und schlug Heringe in den Boden, als könnte er kein Wässerchen trüben. Während sie das Zelt aufbauten, schwiegen sie, doch Jaana wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Vater etwas zu verheimlich versuchte.

Da war wieder diese Wut, die sie die ganzen letzten Tage schon ein wenig wahrgenommen hatte und die unter ihrer Haut leicht brodelte. Die Ereignisse hatten sie sehr leicht reizbar gemacht, sodass Jaana an sich halten musste, um ihre Contenance zu bewahren.

Jaana räumte gerade stumm ihre Sachen in das Zelt und breitete die Schlafsäcke aus, jeder ihrer Griffe war angespannt und hektisch, als ihr Vater den Kopf in das Zelt streckte.

»Das können wir auch später noch machen. Komm mit«, sagte er und machte hinter Jaana das Zelt zu, sobald sie durch die Öffnung hinausgeschlüpft war. Er führte sie in Richtung des Gebirgskammes und hielt vor diesem an. Dieser ragte gut zwei Dutzend Meter vor ihnen in die Höhe, doch ihr Vater hatte scheinbar gar nicht im Sinn, dort emporzuklettern. Stattdessen lief er über ein wenig Geröll und stieg eine kleine Anhöhe hinauf. Dann befand er sich auf einer Art Plattform, die dort eingebettet im Gebirge war. Jaana zögerte nicht lange, ehe sie ihm folgte.

Es war nicht die bitterlich kalte Gebirgsluft, die ihr den Atem raubte. Es war der Anblick, der sich ihr bot.

Während sie das Zelt aufgebaut hatten, war die Sonne langsam untergegangen und sie streckte jetzt ihre letzten Strahlen über den Horizont.

Es wurde es dunkel und die Zacken der Berge warfen lange Schatten.

Dann erschienen sie.

Jaana schnappte nach Luft. Geisterhaft tanzten die Leuchterscheinungen über den klaren Nachthimmel und zogen eine Spur aus grünem Licht hinter sich her. Nordlichter. Sie waren komplizierte Physik. Sie waren Mythos. Wunder. Traum. Weiter im Süden gab es eine Menge Leute, die davon träumten, einmal in ihrem Leben das Polarlicht, jenes bunte Spektakel am Himmel, sehen zu können. Wenigstens einmal diesen magischen Moment zu erleben.

Der Himmel brannte in grünem Licht, das atemberaubende Naturspektakel leuchtete in all seinen Farben.

Sie hatte schon öfters in ihrem Leben das Polarlicht gesehen, doch das nahm ihr nicht den Wunsch, es immer und immer wieder betrachten zu wollen. Sie lebten so weit im Norden und etwas höher über dem Meeresspiegel als so manche anderen Städte, deswegen gab es hierorts öfter die Gegelgenheit, die Nordlichter anzugucken. Jaana hatte sie sich immer mit ihrem Vater angeguckt, in jeder einzelnen Nacht, in der die Lichter über den Himmel zogen.

»Du hast gewusst, dass man sie heute sehen können würde«, sagte Jaana mit einem Seitenblick auf ihren Vater. Er hatte sich gegen die Felswand gelehnt und die Knie zur Brust gezogen. Sein zufriedener Blick lag nicht etwa auf dem Naturschauspiel, sondern auf ihr.

»Ja...Nein.« Kjartan brach ab, seufzte und setzte noch einmal erneut an. »Dass ich dich mit in die Berge nehmen wollte, habe ich eigentlich schon seit vorgestern geplant. Nach allem, was passiert ist... Ich dachte mir, dass dir eine Auszeit womöglich ganz gut tun würde«, sprach er. »Dass man das Polarlicht heute sehen würde, habe ich erst gestern Abend erfahren. Also war das eher ein glücklicher Zufall.«

Wie gebannt beobachtete Jaana das bunte Lichterspiel, die Antwort ihres Vaters hatte sie zwar erreicht, doch ihre Aufmerksamkeit lag ungebrochen auf den Nordlichtern.

Beinahe schien es ihr, als würden das grüne Licht sich um den Ginnungagap wickeln, zunächst die Zacke als dunkle Silhouette abbilden und dann vollends beleuchten und diesen in geisterhaftem Licht erstrahlen lassen.

Jaana streckte ihren Rücken einmal durch. Es war unangenehm, den Kopf die ganze Zeit in Nacken zu legen und doch war es etwas, das sie in Kauf nahm.

Ihr Vater, der dies bemerkte, stand auf. Jaana protestierte. Sie wollte nicht gehen, nicht jetzt, nicht, wenn das Polarlicht noch seinen Schweif über den Himmel zog. Also blieb sie sitzen, bis ihr Vater die Anhöhe verlassen hatte. Dann blickte sie zu ihm hinunter. »Aber... wie kannst du jetzt schon gehen wollen?«, fragte sie fassungslos und deutete zum Himmel empor.

Ihr Vater lachte leise auf, strahlte sie fröhlich an. »Hast du etwa unser Zelt vergessen?«, wollte er wissen. »Natürlich finde auch ich es hier draußen schöner, keine Frage. Die Temperatur ist jedoch ins Minus gefallen. Im Zelt können wir immer noch in den Himmel gucken.«

Und dann folgte Jaana ihrem Vater, nicht etwa, weil sie sich nun ins Zelt legen wollte und von dort die Lichter am Himmel angucken würde, sondern weil sie wusste, dass sie auf der taubenetzten Wiese und mit Schlafsack und unzähligen, dicken Decken deutlich gemütlicher lag als dort auf der Plattform.

So kam es, dass ihr Vater sich in das Zelt legte, mit dem Kopf nahe bei der Öffnung und Jaana dicht neben ihm im hohen Gras. Sie legte die Hände auf ihren Bauch und es gab ihr so viel Ruhe, als sie gegen ihre Hände atmete, spürte, dass sie noch am Leben war, und die lichterübersäte Luft einatmete, auf dass sie auch in ihr ein Licht namens Hoffnung und Glück entfachte.

Sie konnte nur hoffen, dass es genug Licht war, um die Dunkelheit zu verdrängen.

Mit einem Mal verspürte sie das dringende Bedürfnis, sich ihrem Vater anzuvertrauen. So wie früher. Als die Welt noch in Ordnung war. Sie erinnerte sich an unzählige wachgelegene Nächte, in denen sie in das Arbeitszimmer ihres Vaters gehuscht war. Unter gedimmten Licht und gebeugt über seinen Schreibtisch hatte er noch über seine aktuellen Projekte gebrütet, hatte die Zeit aus den Augen verloren und aufgrund der dicken Vorhänge nicht bemerkt, dass der Tag zur Nacht geworden war. Dann waren sie gemeinsam in die Nacht hinausgetreten, hatten sich auf die Veranda gesetzt und auf den See hinausgeblickt. Sie hatten die Sterne angeguckt, wenn sie sich zeigten, die sanften Kräuselungen des Wassers im See und die Baumwipfel, die bis an die Wolken zu ragen schienen. Und dann hatten sie geschwiegen und sie hatten sich auch unterhalten, über ihre Schule und ihres Vaters Projekte. Über alte Freunde und Geschichten. Und über die Zukunft, die ihnen gemeinsam gehören würde.

Sie öffnete ihren Mund. Schloss ihn wieder. Biss die Lippen aufeinander.

Sie konnte es nicht, so sehr sie es sich wünschte. Ihr Vater konnte ihr helfen, würde ihr helfen. Da war sie sich sicher. Und er würde ihr glauben, wenn sie ihm von der Bestie und den Werwölfen erzählte.

Kein Wort verließ ihre Lippen. Sie wollte nicht, dass ihr Vater da mit reingezogen wurde, wollte nicht, dass er ähnliche Schmerzen wie sie erleiden musste oder von Geheimnissen und Gefahren bestürmt werden.

Beinahe unmerklich ließ sie ihre Hände höher wandern, legte diese ganz leicht auf ihre Brust, auf die Wunden, die diese noch immer zierte.






Wer hat vorletzte Nacht noch die Eta-Aquariiden gesehen? Das vertröstet die Tatsache, dass ich die Nordlichter noch nie gesehen habe, zumindest ein wenig...

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